Historie Feuerwerke im vorigen Jahrhundert

Dieses Thema im Forum "Museum, Firmen, Historie" wurde erstellt von anton, 7. Mai 2014.

  1. #1 anton, 7. Mai 2014
    Zuletzt bearbeitet: 7. Mai 2014
    Auf Anregung unseres @Adnans eröffne ich hier ein neues Thema. Sollte es unpassend eingeordnet sein, bitte verschieben.

    Also kurz (nochmal) zu meiner Geschichte.
    Ich bin im Frühsommer 1967 als noch nicht 15-jähriger Ferialpraktikant und um etwas Taschengeld zu verdienen bei einer Pyrotechnischen Fabrik bzw.dessen Inhaber vorstellig geworden und wurde gnädig aufgenommen. Nach dem Sommer blieb ich trotz anderer Berufsausbildung "so nebenbei" picken, was heissen soll, dass jeder Samstag, viele Sonntage und Feiertage und natürlich auch die Silvester mit "Feuerwerk" und allem Drumherum belegt waren.
    Dies zeigt aber auch, dass ich nie der irre Freak war, sondern in erster Linie Geld verdienen wollte.

    Die Tätigkeiten damals waren 3 Bereiche.

    Die Herstellung von Artikeln für das öst. Bundesheer.

    Die Produktion von Zündlichtern für die Sprengungen beim Bergbau.

    Und die Herstellung von Feuerwerkskörpern, damals überwiegend Raketen in 5 unterschiedlichen Größen, sowohl für den Verkauf als auch für die paar Feuerwerke die wir durchführten und Zylinderbomben und Bombetten, hauptsächlich 25mm bis 150mm, selten Mehrschlagbomben.
    Exoten wie Japanbomben gab´s auch, aber meist nur 150mm und 200mm.
    Daneben noch "Kleinzeug" wie Papierböller, auch für den Einzelhandel.

    Vieles wurde hauptsächlich nach Wien zur Fa. Witte geliefert. Diese Firma machte auch Großfeuerwerke, wo wir öfters auch mithalfen.

    Ja und dann gab es noch den "Technischen Filmdienst Graef " als Kunde und oft "Helfer"
    Unsere paar eigenen Feuerwerke die es in der Zeit wo ich dabei war gab, (1967-1973) waren vielleicht 6-9 im Jahr, aber jedes was besonderes. Keines sah aus wie das Andere. Obwohl der Materialeinsatz oft der gleiche war.
    Es gab:

    25mm Bombettenbatterien zu 20 Schuß in Eisen , natürlich zum selber verbinden und befüllen. Es standen 9 Effekte zur Auswahl. In die gleichen Rohre wurden aber auch je 4/25mm Hülsenstene in 4 möglichen Farben gefüllt.

    Dann gab´s 45mm und 60mm Bombetten in ähnlichen Eisenbatterien aber nur zu 10 Schuß. Sowohl gerade als auch gefächert.
    Und 80mm und 100mm Eisenrohrbatterien zu 6 bzw 5 Mörsern die so schwer waren, dass man sie besser zu zweit trug.

    Raketen wurden bei jedem Feuerwerk in Massen geschossen.
    Es gab, bezeichnet nach Treiberkaliber 14mm, 18mm, 24mm, Bombenraketen mit ebenfalls 24mm Treibern und als besonderes Zuckerl eine sog. Skorpion-Rakete, der Effekt war ähnlich einer Mehrschlag-Seesternbombe nur kleiner.

    Daneben natürlich Wasserfälle, Feuerräder, aufsteigende Kronen, Römische Lichter und fast bei jedem Feuerwerk auch Bengalische Beleuchtung, entweder mit losem Pulver oder mit Zylinderflammen, selten auch mit Magnesiumfackeln. Auch das produzierten wir alles selbst. (Ich saß oft tagellang im Schatten im Freien und stopfte händisch Magnesiumfackeln).

    Die Anreise zu so einem Feuerwerk war schon ein Ereignis für sich. Meist mußten die Kunden die Mörser selber holen. Da kam oft von dem jeweiligen Ort dann die Feuerwehr, viele Feuerwerke machten wir auch für Feuerwehrfeste. Ja und dann kam der "Troß" nach in Form von Feuerwerkern und Helfern. Oft waren wir dann 7oder 8 Leute am Platz. Der Aufbau zog sich, auch bei kleineren Feuerwerkenüber den ganzen Tag. gezündet wurde ausschließlich händisch, nachdem man vorher stundenlang "einteilte". Schließlich gab es ja auch oft 5-6 "Akteure" die jeweils ihren Einsatz hatten.

    Abschließend noch zu den (damaligen) Preisen.
    Ich denke, der Durchschnitt war vielleicht ATS 10.000.-bis 15.000.- in Euro ca 750.- bis 1100.-
    Natürlich gab es auch Feuerwerke die wesentlich mehr kosteten.
    Aber nur zum Vergleich:

    Mein Stundenlohn betrug damals ATS 10.-- was umgerechnet etwa 50 Cent sind.
    Mein wöchentliches Taschengeld, das für damalige Verhältnisse schon großzügig war, betrug ATS 20.--


    Es war insgesamt eine andere Zeit. Feuerwerk hatte damals einen ganz anderen Stellenwert als heute.

    Nachtrag:

    Natürlich wurde auch der Inhalt der div. Bomben und Raketen großteils sogar noch händisch gemacht.
     
    MartinX, stelix, sebi1980 und 25 anderen gefällt das.
  2. Spitzeninformation!
    Danke.

    Das bedeutet dass die Feuerwerke damals (nach heutigem Wert) nicht viel "teurer" waren? In der Auswahl musste man dann wohl mehr Hirnschmalz reinstecken, immerhin gab es nicht die grosse Auswahl? Allerdings selbst machen heisst ja, die Kosten für die Arbeitszeit müssen wohl gering gewesen sein. Gerade wenn ich das über den Personalaufwand lese (6-8 Personen!)... so ein Feuerwerk, mit Profikameras (von damals) gefilmt, würde mich interessieren wie es im Unterschied zu heutigen Feuerwerken aussehen würde.
    Ohne es zu wissen - ich vermute auch nicht schlechter.

    Kannst Du mitteilen wie schnell/auf welche Art sich die Feuerwerkerei mit den Batterie-Verbünden veränderte?

    Die selbst gefertigten Bomben - waren das Zylinderbomben? Habe mal gelesen dass in Europa in den 70ern eher Zylinder hergestellt wurden..

    sehr schöner Beitrag.
     
  3. `ne Menge Fragen...
    Also ich erinnere mich da an die jährliche stattfindenden Feuerwerke zu Feuerwehrfesten u. Ä. Die konnten damals gar nicht mehr als ATS 10 000.- (750.- Euro)gekostet haben -wenn überhaupt. Betrachtet man sich die Eintrittsgelder ATS (5.-- bis 10.-- ( weniger als 1 Euro) von damals oder die Getränkepreise im selben Rahmen, dann war so ein Feuerwerk eh schon Luxus.
    Selbst Anfang der 80er Jahre, also gut 10 Jahre später war ein Feuerwerk für ATS 20.000.- bis 25.000.-- die Regel.
    Natürlich gab´s Ausreißer nach oben, manchmal auch ganz schöne. Bei meiner 2. Firma ab 1974 bekamen wir von einem Kleiderhaus zur Eröffnung einen Auftrag über ATS 100.000.- Ging natürlich total in die Hose, weil ich damals glaubte alles zu können !

    Die Auswahl......die war gleich groß was Farben und Effekte anlangt. Blinker gab´s damals noch nicht, dafür aber mehr Abwechslung und mehr "Experimente" -es gab ja noch kein Gesetz so wie heute. Was wir oft machten, waren Flammenschriften und Figuren - gezündet mit oft gewaltigen Benzinexplosionen. 10-20 Liter Benzin und 1-2 kg Schwarzpulver gingen da oft schon hoch.
    Die Arbeitszeit beim Feuerwerk...das sah man damals eher als Abenteuerurlaub und zum gratis Mittagessen und Abendessen, aber nicht zum Geldverdienen. Spesen bekamen Die ersetzt die mit dem eigenen Auto was mittransportierten. Allerdings hatte mein Meister auch viele "Freunde". Es war damals die Zeit des Aufbruches !

    Da mußte man erst Feuerwerk unter die Leute bringen und schmackhaft machen.

    Geld verdiente man bei der Herstellung -auch nicht viel aber doch.

    Das änderte sich aber im Laufe der Zeit eben mit vermehrten Aufträgen.

    Was noch dazu kam war das Kennenlernen von "wichtigen" Leuten aus der damaligen "High Society" . Man kam herum und "war WER" !! Hab´s erst kürzlich da wo erwähnt. Nach so einem Feuerwerk mußten wir im Bierzelt auf die Bühne und uns beklatschen lassen !!
    Oder man saß nachher mit Filmleuten oder Schauspielern an einem Tisch beim Abendessen in irgend einem altehrwürdigen Pallais - voller Dreck aber angesehen! Fraß Tafelspitz der zäh war und soff teuren Wein weil es gar keinen billigen gab. (Und ging nachher in die Gesindeküche zum "Festmahl")
    Besser ging´s Einem alle Mal bei Bierzeltfesten. Da gab´s Grillhühner und Bratwürstel und noch eine Draufgabe zum mit heim nehmen. Da saß man aber höchstens neben dem Feuerwehrhautmann oder Bürgermeister.

    Das mit den Batterien..die Anfänge waren mühsam. Die ersten Batts. zerfielen schon beim hinsehen, waren total eintönig, meist sehr kurz und explodierten gerne.
    Wirklich gute und brauchbare hab ich erst nach 1990 in Händen gehabt. Klar war das damals der Hit. Plötzlich nur hinstellen -und nacher wegwerfen, nicht reinigen und auswaschen wie unförmige und schwere Eisenbatterien, in die Sonne zum Trocknen und dann wieder ins Regal für´s nächste Mal. Hat aber bald keine Freude mehr gemacht, man hat immer wieder die 3,4 gleichen Effekte gesehen und bald sah ein Feuerwerk aus wie das andere...(Hatten wir das nicht erst??)
    Zu den selbstgefertigten Bomben, wir machten die ausschließlich in Zylinder . In 60, 80, 100, 125 und 150 mm. 200er gabs als Über-trüber-Zuckerl für manche größere Feuerwerke . Ich erinnere mich da an ein etwas Größeres anlässlich eines Ortsjubiläums. 2 Stk. 200er aber nur 1 Rohr . Ich durfte die zünden und nachladen, was früher bei größeren Bomben bei uns oft vorkam.

    Gefilmt wurde damals meiner Erinnerung nach nicht, nicht einmal viele Fotos gibt´s aus der Zeit.Ich hab leider keine.
     
    agent1, sebi1980, Matthias Meyer und 4 anderen gefällt das.
  4. Früher war anscheinend alles bisl lockerer ? Bin in der falschen Zeit geboren:D
     
  5. DAS haben wir damals auch schon gedacht !
     
    Adnan Meschuggi gefällt das.
  6. Um noch einmal zu DEM zurück zu kommen.

    Das stimmt sicher, dass früher Alles ein bissl lockerer war. Hat aber auch Ursachen.

    1.) Gab´s bei uns höchstens zur Krampusszeit bis zum Silvester Feuerwerk zu kaufen und das waren ein paar Piraten - einzeln verkauft, dann Lady-Cracker, mickrige Römer, Amorces Bänder -später auch die Ringe und anfangs noch die Knallkorken für die "Stoppelrevolver".

    2.) Gab´s für Jungen´s wie mir und alle anderen in der Zeit bis 1974 für solche Dinge eher wenig Taschengeld und das Zeug war auch unverhältinsmäßig teuer. 1 Pirat kostete damals 1.- Schilling , mein Taschengeld war 20.- in der Woche, also müßte ich 5 Wochen sparen um mir eine Schachtel Pirat kaufen zu können. Dass es da bei weitem nicht so oft gekracht hat war logisch.

    3.) Und somit sind wir bei "Lockerem" . Viel weniger Consumer-Feuerwerk, höchstens 5,oder 6 Feuerwerke im Jahr in der unmittelbaren Umgebung ( ? 30km -50km ) also wozu sollte sich da der Gesetzgeber über Vorschriften, Verbote etc. den Kopf zerbrechen??

    Das wäre vergleichsweise so, wie wenn es in ganz Österreich vielleicht 500 Autos gäbe. Da bräuchte man auch keine Strassenverkehrsordnung. Die 10 Gebote würde ausreichen!!

    Also muß man sich im Umkehrschluss schon fragen, WARUM es immer schwieriger wird.
    Ich denke, es ist die Masse des Feuerwerkes und die Masse der Blöden !
    Beides nimmt (noch) zu, aber beides will man offensichtlich wieder eindämmen.
     
    PyronautGruzi gefällt das.
  7. Das mit den Idioten stimmt, habe vor ein paar Tagen eine hitzige Diskussion mit meinen kl. Bruder (22j) führen können. Der kennt das Wort SICHERHEIT anscheind nicht bzw. Verantwortliches umgehen mit pyrotechn. Artikel.KB in rohr 5 m abstand und mit der Hand zünden zb. etc etc:mad: Wie er mir das so erzählt hat.:mad:....glaubt mir solche kabeln hats mir schon lange nicht mehr rausghaut.Also gabs gleich mal ne Standpauke die , die halbe Nacht gedauert hat. Hoffe meine Gehirnwäsche hat geholfen.:D
     
    PyronautGruzi, Matthias Meyer und anton gefällt das.
  8. Erschreckend an der ganzen Sache ist das Alter(22) des "kleinen Bruders".

    Mit 22 Jahren ist man in Österreich schon 8 Jahre strafmündig d.h. auch schon langer erwachsen zu sein.
    Da sollten solche Blödheiten eigentlich nicht mehr vorkommen.

    Ist auch ein schönes Beispiel für "Verlässlichkeit".

    siehe:http://www.feuerwerk-forum.de/showthread.php?t=42224

    Ein mehrmaliges Vergehen in diese Richtung und dabei erwischt werden...

    Ich denke, dass dann der allfällige Wunsch mal einen Schein zu erwerben erst mal hinfällig ist.
     
  9. Vergiß nicht, daß heute eigentlich alles sehr teuer ist, wenn man die echten Kosten rechnet und nicht die Sklavenlöhne. Wir leben auf Pump und das könnte uns bald auf den Kopf fallen.

    Nirgendwo ist das so offensichtlich wie bei der Pyrotechnik.

    -helmut
     
  10. DAS bedarf einer näheren Erklärung !!
     
  11. Auf jeden Fall! ???
     
  12. #12 aquataur, 13. August 2014
    Zuletzt bearbeitet: 13. August 2014
    A vóila.

    Als ich jung war (entschuldige Toni) gab es ein paar tolle Raketen von Weco, Nico, Moog und die chinesischen Raketen, die sich optisch von einem Papierböller nur durch das rote Staberl und maximal ein buntes Krepppapier unterschieden.

    Silberhütte und Zink mag es gegeben haben, waren mir aber im Geschäft nicht bekannt.

    Von chinesischer Produktion hat also keiner gesprochen.

    Sehr populär bei uns in AT waren Liebenwein, später mit Schult, noch später mit einem Chinesen. Ich konnte vor einigen Jahren, als es die noch gab, die zerfallenden Produktionsstätten noch besuchen.

    Die Sicherheitsstandards, die Produktvielfalt und die Löhne stiegen, sodaß im Hinblick auf Niedrigstandard- und Lohnländer wie China wahrscheinlich keiner mehr mithalten konnte. Man hat die Experten dorthin geschickt, das Know-How exportiert und einige Jahre mitgehalten. Aber zu welchem Preis.

    Die Chinesen wollen auch leben, leben eh nur wie die Sklaven, treten nach unten (wahrscheinlich die Umwelt).

    Wir sind jetzt in der peinlichen Lage, daß wir ohne die Chinesen nicht mehr können.
    Die Produktionsstätten sind aufgelassen, die letzten Wissenden in Pension oder verstorben. Die Chinesen können jeden Tag den Spieß umdrehen und haben uns in der Hand.

    Nun mag es sein, daß Feuerwerk kein überlebensnotwendiges Produkt ist - total entbehrlich wenn man es genau nimmt.

    Nicht so aber in Bereichen, wo ähnliches gilt: Konsumelektronik, Informationstechnologie und Automobile.

    Wir haben jetzt zwar billige Produkte, aber diejenigen, die vorher in der Produktion gearbeitet haben und jetzt auf der Straße stehen (weil man in China billiger produzieren kann...) können sich das nicht mehr leisten. Irgendjemand hat mal gesagt: "Es wird alles so billig werden, daß wir es uns nicht mehr leisten können...".

    Für mich ist diese Entwicklung vor allem in dem Genre, in das ich ein bißchen Einblick habe (Pyrotechnik) offensichtlich.
    Wenn man es also genau nimmt, den Chinesen den Lohn zahlt, den wir gerne für diesselbe Arbeit hätten, und die Umweltstandards dort einhält, die wir für richtig halten, dann werden die Produkte unerschwinglich teuer. Es ist totaler Selbstbetrug zu glauben, wir sind jetzt billiger dran. Nur wenn man nicht über seien Hinterhof hinausblickt.
    Es mag einer sagen, die Automobilbranche ist automatisiert. Das stimmt, aber wo arbeiten die gekündigten Fachkräfte? Das zumindest ist in China nicht der Fall. Ironischerweise sind dort Maschinen zu teuer.

    -helmut

    späterer Zusatz:

    Ich vergaß die Bekleidungsindustrie. Wenigstens beim Essen halten wir uns ja noch daran, was wir aus den Verunreinigten Staaten vorgesetzt bekommen. Hat schon mal jemand das Zeug gesehen, das die Chinesen gerne essen? [​IMG]
     
    Eistee gefällt das.
  13. Hallo Helmut !

    Ich weis jetzt nicht, wann du genau jung warst, als ich jung war, warst du ganz jung oder......,
    deshalb wären Jahreszahlen zur Orientierung besser.

    Zu meiner Anfangszeit, also 1967 gabs bei uns im Osten Österreichs mal die Fa. Pyropa, etwas weiter im Westen den Pinto, im Süden damals noch die 2 Liebenweins, im nördl Nö. die Fa Vogler als Neuling und aus "D" waren Zink, Nico-Weco, , Silberhütte , Moog, Lünig bzw Hanke bekannt. Vielleicht hab ich jetzt ein paar vergessen.

    Wir, Pyropa hatten ca. 5-7 fix angestellte Mitarbeiterinnen, und je nach Bedarf bei Feuerwerken nochmal so viele nebenberufliche Männer. Ich war von 1967 bis 1973 dabei, mein Freund kam 1968 und blieb bis er leider sehr früh starb. Wir beide aber auch nur als Zweitjob, der allerdings of nochmal 40 Wochenstunden und mehr erforderte.
    1971 began dann eine Fackelerzeugerfirma ebenfalls mit dem Verkauf und Abbrand von Feuerwerken, wo ich von 1974-1998 tätig war. Eine Fa. Graef-techn Filmdienst "krebste" auch noch so sporadisch herum.
    Das wars aber auch schon. Dass es sehr wohl Chinesen gab, die auch produzierten sah man besonders an den Römischen Lichtern und den kleinen 6er Packungen Raketen.
    Großfeuerwerksbomben kamen damals sporadisch eher von Japan und waren sauteuer.
    Alles Andere, eigentlich eher wenig war aus deutscher Produktion.
    Die weitere Entwicklung wäre eigentlich gar nicht notwendig gewesen.
    Der Lebensstandard stieg bei uns in den 70er Jahren derart, dass sich das "bissl Feuerwerk" Jeder auch leisten konnte,wenn es rein öst. bzw. deutsch produziert worden wäre. Ich sehe da eher die Gier des oberen Managements so mancher Großfirma, sich auf Kosten Anderer zu bereichern. Natürlich zogen dann die Anderen mit.

    Wäre aber so nicht notwendig gewesen.
    Kleine Herstellerfirmen, und jetzt kann ich aus Erfahrung aus der Schule plaudern, haben es auch geschafft, vieeeel länger Hersteller zu bleiben. Vogler z. B. , bei dem ich jetzt noch beratend tätig bin, hat es bis 2000 geschafft, sogar Klasse II Raketen, also Massenware selber herzustellen. Erst dann war der Konkurrenzdruck so groß um auszulagern.

    Bombenraketen, große Römer, Bomben und Sterne sowohl gerollt als auch gepresst wurden und werden noch immer gemacht.

    Was sich aber schon ändert - es zeichnet sich ja schon seit geraumer Zeit ab ist, dass sich die Chinesen oder Sonstwer im Fernen Osten auch nicht ewig ausbeuten lassen. Und wenn die Einkäufer zu sehr drücken, schicken die halt wieder Mist so wie vor 30 Jahren, nur diesmal absichtlich -glaube ich fest.

    Die "gelbe Gefahr", diese Ausdruck taucht geschichtlich einige mal auf, zuletzt in den 70 bzw 80er Jahren, als die Fernoststaaten begannen, die wirtsch. Vormachtstellung weltweit anzustreben , dieser "Gefahr" haben wir nicht nur nichts entgegengestellt, nein sie wurde von uns auch noch "gefüttert".

    Noch etwas zu den Preisen damals was "Großfeuerwerke" anlangt.

    Bei uns im Osten gab´s wenig Fremdenverkehr und damit auch wenige Anlässe für Feuerwerke. Nicht so wie z. B. 1974 in Velden/Wörthersee wo es 14 tägig ein Feuerwerk um ATS 50.000.- gab.
    Um Aufträge von ATS 10.000.- wurde schon gestritten unter den paar Firmen. Und Feuerwerke ab ATS 30.000.- gab ´s nur mehr sehr wenige.

    ATS 10.000.-- wären heute ca €720.--
     
  14. Anton,

    als Du noch-nicht-15jähriger-Ferialpraktikant warst, war ich gerade mal vier :).
    Ich spreche also von den Siebzigerjahren, als ich schon im Geschäft stand (damals hatten zu Silvester noch die Lebensmittelgeschäfte Feuerwerkskörper...) und die schönen Dinge bewunderte. Ich kann mich nur an die von mir genannten Namen erinnern.

    Aber stimmt, die Sechserpacks Raketen, eingewickelt in rotes Cellophan, und die Rölis aus demselben Präzisionspapier (die gibts ja heute noch). Ich erinnere mich daran. Und ich habe sie nicht weniger (wahrscheinlich sogar mehr) genossen als heute eine Kiste. In der Tat sind diese Kisten (wie Du IMHO richtig festgestellt hast) total inflationär und bevormundend. Farbgebung und Komposition wie´s irgendwer vorschreibt.

    Später dann sind bessere Böller gekommen, die haben schon nach richtigem Karton ausgesehen und eine gehörige Ladung gehabt. Eine Zeitlang hats dann sogar einen Blitzknallkörper gegeben.

    Großfeuerwerke waren damals in Tirol unbekannt. Hätt ich gewußt:D.
    Aber was hat man damals schon gewußt, wenns nicht in der Zeitung stand.
    Das erinnert mich an meinen Freund Thomas, Gott hab in selig, (hierorts vor seinem Ableben bekannt als Raven) der immer sagte, "wenn Du von den Chinesen was bestellst, brauchst Du einen Mann vor Ort, sonst bekommst Du einen Container voll Ziegelsteine":p.

    Aber wart nur, vielleicht erleben wir es noch, daß man Leute mit Erfahrung noch auf den Knien um Hilfe bittet, wenn diese fragilen Konstrukte, die auf Ausbeutung und weltweitem Transport beruhen, zusammenbrechen.

    Und Sklaverei hat immer zusammenbrechen müssen. Sie widerspricht dem kosmischen Gesetz der Freiheit. Nicht daß das nicht bekannt wäre... Es gibt immer Leute die nur daran denken, wie sie heute einen Haufen Rebak abschieben können.

    Denk mal heute zu Silvester. Wer mit ein paar Raketen aufkreuzt, wird eh schon schief angesehen. Wer was von sich hält, kauft heute vom Russen unter der Autobahnbrücke illegal eine F4 Batterie jenseits der 200 Euro, weißt Du chab ich mir Risiko. Oder einen Satz F2 Cakes von denen jede locker 50 Teuros kostet.

    Also um diese Kohle (umgerechnet) hat damals sich keiner Feuerwerk gekauft. Hätt ich gewußt, ich wär dabei gestanden!


    -helmut
     
  15. Ich beziehe mich jetzt nur mehr zum:

    Zitat:
    (...) das "bissl Feuerwerk"(...)

    das ich oben erwähnt habe, und meinte damit, dass in den 70er und Anfang der 80er der Lebensstandard so hoch war, dass das " bissl Feuerwerk" das man sich kaufte, AUCH unter rein innländischer Produktion leistbar gewesen wäre und es absolut unnotwendig war, sich der "gelben Gefahr" derart auszuliefern.

    Man darf bei dieser ganzen Diskussion auch Eines nicht vergessen...der "gemeine Silvesterzündler" kauft nicht nach Menge der Feuerwerkskörper, sondern nach dem vorgenommenen Ausgaben, die selten erheblich überschritten werden.

    Zur Schilling-Zeit war doch oft das Limit....."Ich habe 5 Hunderter und die gebe ich aus".

    Heute - ich stehe schon längere Zeit nicht mehr im Verkauf, wird das nicht anders sein.
     
  16. Hab Dich schon richtig verstanden.
    Es wird so sein wie Du sagst.

    Ich meine nur, 5 Hunderter damals, das wären 50 Euro heute. Da ist heut nimmer viel los. Eine Packung "großer" Raketen vom Bauhaus (Klo-Rollen mit Schwarzpulver sage ich immer) kosten schon mehr.

    Ich sehe am Acker nur entweder den Familienvater, der mit seinen Jungs den Familienbeutel vom Supermarkt abbrennt, oder den leidenschaftlichen Laienzündler, der ins nahe Ausland fährt und mit dem Kombi voll Zeuch wieder auffährt - sicher weit jenseits der umgerechnet 50 Euro von damals.

    Wir haben den Bezug zum Geld ein bißchen verloren seit den Teuros.

    Vielleicht solltest Du ein Buch schreiben für den Fall, daß wir hier wieder Leute brauchen zum Selberwuzeln. Erfahrung genug hättest Du ja.

    -helmut
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden