Pläne & Erlebnisse Silvester-Feuerwerk damals und heute - eine Gegenüberstellung

Dieses Thema im Forum "Einkaufslisten, Pläne, Shops, Erlebnisse" wurde erstellt von Stoppinchen, 8. Februar 2017.

  1. Als Zeitzeuge finde ich es mal ganz interessant, den Verkauf und Gebrauch von Silvester-Feuerwerk von vor - in diesem Fall - 40 Jahren und heute gegenüber zu stellen.
    Hier soll es auch nicht so sehr um die Effekte gehen, wie schon in einem anderen Beitrag, sondern um das Erleben der Verkaufsangebote, das Einkaufen selbst und das Zünden in der Nacht der Nächte.
    Was war früher schöner, was eher nicht?
    Warum sind wir Älteren ein bißchen wehmütig, wenn wir uns an frühere Zeiten erinnern?
    Was gefällt uns heute besser?
    Dazu habe ich mir mal Gedanken gemacht und meine Eindrücke und Erlebnisse in diesen Beitrag einfließen lassen. Natürlich kann ich nicht für die gesamte Generation 60er/70er Jahre sprechen, auch nicht für Diejenigen, die in der damaligen DDR aufgewachsen sind.
    Aber vielleicht findet sich dazu der eine oder andere Kommentar.

    Ich habe die Zeit um 1977 ausgewählt,weil das einmal eine runde Zahl an Jahren bis heute ist, und außerdem die Zeit war, wo ich in Begleitung meines Opas die ersten eigenen Klasse II - Einkäufe tätigen durfte (es gab Ausnahmen, aber das führt hier zu weit).
    Der typische Verkauf fand in den Einzelhandelsgeschäften wie Schreibwaren-, Tabakwaren und Zeitschriften- oder auch Spielwarenläden sowie Drogerien statt. Daneben gab's aber auch schon Verkauf von Beutel- und Blistersortimenten in Kaufhäusern und Supermärkten. Die Erstgenannten hatten das Feuerwerk üblicher Weise einzeln in Schachteln in den Schubladen eines Verkaufstresens mit Glasfront und Glasabdeckung. An den Eingangstüren und Schaufenstern prangten auffällige Schilder (damals vorgeschrieben) "Achtung Feuerwerk" oder "Feuerwerksverkauf", oft noch mit dem Zusatz "Verkauf vom z.B. "29. bis 31.12". Außerdem mußte ein amtlich wirkendes Schild vorhanden sein mit der ungefähren Aufschrift "Vorsicht, Feuerwerkskörper! Rauchen verboten!"
    Noch heute sind die Eindrücke bei mir präsent, die man erlebte beim Betreten eines solchen Ladens. In Tabak- und Zeitschriftenläden herrschte dieser typische Geruch, verbunden mit der Feuerwerkspräsentation, die ja oft schon im Schaufenster begann.
    Im Laden dann der Tresen, teilweise von Luftschlangen umrahmt, im Hintergrund das Plakat mit der Artikelauswahl, offen auf dem Glastisch eine dicke Vase o.ä. mit einem bunten Strauß Raketen, aus dem man sich selbst (Zugeständnis:)!) seine Auswahl herauszupfen durfte. Und dann natürlich der "heilige Schrein" selbst, mit den unzähligen Schachteln, in denen all die schönen bunten Hülsen und Röhrchen lagen, von denen ich als Jugendlicher nicht immer wußte, "was macht denn das da?" und "wie sieht dies hier aus?". Als nächstes dann die Frage nach dem Preis, der einen manchmal schlucken ließ!
    Damals war das Feuerwerk noch richtig teuer (s. Foto). Z.B. kostete ein Moog Nico zyl. Kanonenschlag d schon mal schlappe 3,50 D-Mark (DM). Gemessen an der damaligen Kaufkraft und den Standarteinkommen könnte das einem heutigen Preis von etwa 5 - 6 Euro entsprechen!:eek:


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    Nachdem man seine Auswahl auf der Glasplatte des Verkaufstresens ausgebreitet hatte, wurde alles in die Kasse getippt und die begehrte Ware in eine Einkaufstüte verfrachtet. Glücklich ist man dann von dannen gezogen und hat zu Hause erst mal alles auf dem Küchentisch ausgebreitet. Das konnte z.B. so ausgesehen haben:
    - 5 Piraten
    - 5 Petarden
    - 5 Luftpfeifer
    - 3 versch. Kanonenschläge zylindrisch
    - 1 großer Kubi (zur "Eröffnung" :))
    - 1 großer Vulkan
    - 1 Handschlange
    - 1 Silbersonne
    - 3 mittlere Raketen

    Das Ganze hat dann ungefähr 35,- bis 40,- DM gekostet!

    Heute weisen oft nur unscheinbare Schilder oder Plakete auf den Feuerwerksverkauf in einem Laden hin, es sei den, der Verkäufer ist geschäftstüchtig und ein Enthusiast.
    Meistens bekommt man das Feuerwerk in geschlossenen Blistern und Beuteln im Wühltisch dargeboten und man bedient sich selbst. Diese typische Verkaufsatmosphäre, die früher herrschte, erlebe ich heute nicht mehr, aber das mag auch am Lebensalter liegen. Grundsätzlich aber hat der Verkauf heute auch noch was Besonderes. Definitiv bekommt man heute deutlich mehr für's Geld. Aber wir wissen auch alle, dass dafür die Qualität oft geschmälert ist. Früher zählte Qualität, heute kommt es auf Quantität an beim Durchschnittsklientel.

    Auch damals wurde vorab schon hier und da geböllert, aber verhaltener. Jedenfalls wuchs die innere Unruhe bis Silvester nahezu stündlich. In der Nacht auf Silvester habe ich meistens vor Aufregung schlecht geschlafen.
    Am Silvestertag hatte man sich dann noch etwas zurückzuhalten: die amtliche Abbrennerlaubnis war damals enger gefasst und galt bei uns lange Zeit erst von 18.00 Uhr am 31. bis 1.00 Uhr am 01.01.! Allerdings hatten die meisten Leute eh nicht so viel, dass es länger gereicht hätte. Entsprechend würde das Fw.-Zünden auch mehr zelebriert und bewußter durchgeführt als das heute oft der Fall ist.
    Heute dagegen ist die Abbrennerlaubnis vielerorts recht weit gehalten, bei uns z.B. vom 31.12. bis zum Abend des 01.01. Welche Uhrzeit an Neujahr gilt, weiß ich allerdings nicht. Das vorzeitige Geböllere hat deutlich zugenommen. Weil vor allem Jugendliche günstig viel China-Knallzeug kaufen können und eine polizeiliche Überwachung kaum möglich ist, geht es pünktlich am 29.12. los. Trotz allen Verständnisses für den Spass, schadet uns aber vielleicht langfristig diese Angewohnheit. Der Gesetzgeber könnte dazu übergehen, die Regeln für's Silvesterfeuerwerk noch weiter zu verschärfen.

    Wie sahen die Feuerwerkskörper früher aus? Zunächst fällt mir die Buntheit ein, die Hülsen waren durchweg mindestens einfarbig, wenn nich bunt gemustert, was dem Zeitgeist entsprach. Auf den einzelnen Gegenständen bzw. Schachteln fehlten noch die ganzen Prüfsymbole, Warnzeichen, sowie VPI- und Grüner Punkt - Logo. Das gab den Artikeln eine gewisse "Harmlosigkeit", man verband damit keine Umgangsgefahr sondern in erster Linie Spass. War schön so, aber dass das heute nicht mehr geht, entspricht auch wieder unserer bis ins Detail regulierten Zeit und dem allgemeinen Sicherheitsverständnis.
    Und dann natürlich die Qualität! Nichts wackelte, bröselte oder ließ sich mit zwei Fingern zusammen drücken. Alles war solide gefertigt. Aber Zündversager gab's da auch schon. Und die Qualität "made in Germany" wollte natürlich bezahlt werden.
    Die Produktnamen waren meistens deutsch und hatten u.a. Bezug zu Planeten (Jupiter-, Merkur-Rakete) oder Militärwaffen (Gewehrschlag, Petarde, Kanonenschlag).
    Dem Wandel der Zeit geschuldet haben die meisten Produkte heute englische Namen, oft in Verbindung mit "Mega, Giga, High Power" usw. Die Aufmachung mit der Grundfarbe Schwarz dominiert, was die Produkte - vorallem Raketen - irgendwie bei allen Herstellern gleich aussehen lässt. Allerdings gibt es vorallem bei Batterie-Feuerwerk oft schon wieder einen entgegen gesetzten Trend.

    Und was bekam man früher zu sehen und zu hören? Kurz und knapp: die Leuchteffekte waren wesentlich dürftiger als heute! Raketen hatten zwar oft einen "gewaltigen" Aufstieg mit dickem Schweif, aber der Auswurf am Himmel doch eher "übersichtlich", aber meist lang stehend. Knall- und Heuleffekte waren dagegen gehaltvoller, in jeder Hinsicht.
    Im Einzelnen betrachtet beschränkten sich Leuchteffekte zu 90 % (Fontänen, Vulkane und Sonnen) auf Gold- und Silber. Rölis waren bunt, aber enthielten max. 8 - 10 Sterne, hatten dafür aber eine schöne Goldfontäne. Kleine Handfontänen (z.B. Kornblumenfontäne u.ä.) enthielten kleine bunte Mikrosterne, was sehr schön aussah.
    Auswurfeffekte zum In-der-Hand-halten waren mickrig, aber das hatte seinerzeit Viele nicht gestört. Feuertöpfe schossen ihre Füllungen nicht so hoch wie heute, sondern sie breiteten sich mehr zur Seite aus, was in jedem Fall schöner aussah.
    Heute trauere ich bestimmten Artikeln immer noch nach, z.B. einem richtig fetten Kanonenschlag mit entsprechendem Bumms. Aber grundsätzlich kann man nicht leugnen, dass die Effektvielfalt in den letzten 10-15 Jahren enorm zugenommen hat. Und durch die Erhöhung vieler Satzgewichte sind besonders die Leucht- und Höheneffekte wirklich beachtlich geworden. Nur bei den Raketen muß man schon genau wissen, was man kauft, da ist auch viel Schrott darunter.
    Knallware ist aufgrund vieler Auflagen eher schwachbrüstig und unspektakulär geworden. Aber evtl. gibt es nun wieder Lichtblicke in Form bestimmter Retro-Chinaböller;).

    Zuletzt noch Tischbomben. Einmal so einen China-Import gezündet, es gab einen lustlosen Plopp, viel Flittermüll und einen unangenehmen Gestank. Da lobe ich mir die guten alten Tischbomben aus deutschen Schmieden...!

    Fazit:

    Effekte und Preise sind für den Silvesterzündler heute um Längen attraktiver als früher!
    Nur das kultige Drumherum, das Ideologische quasi, ist ziemlich auf der Strecke geblieben. Aber das zählt allenfalls nur bei denen, die das Frühere noch kennengelernt haben. Die Jüngeren kennen das nicht mehr und vermissen somit auch nichts. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel;).






    Alte Preise.jpg
     
  2. Sehr gut geschrieben.;)
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    Stoppinchen gefällt das.
  3. Sehr schönes Thema und ein willkommener Thread, der die Langeweile in Bezug auf die Wartezeit zu Silvester 17/18 ein wenig aufweicht :)

    1977 war ich gerade erst 7 Jahre alt und das Angebot an Feuerwerk und Scherzartikeln konnte mich schon damals sehr begeistern. Jungs sind schon immer frühe Zündler gewesen, während sich die Mädels in dem Alter eher für Poesiealben interessiert haben ;) Ich habe es gehasst, wenn ich eins der Alben zugesteckt bekommen habe und es leidlich mit meiner Mutter ausgefüllt habe (Lieblingsblume, Lieblingsessen, etc.) Hat mich 0 interessiert.

    In den nächsten Tagen werde ich auch mal mein Schwarzpulver zu diesem Thema abgeben.

    Hoffentlich wird es weitere interessante Beiträge geben ... haut rein!
     
  4. #4 anton, 8. Februar 2017
    Zuletzt bearbeitet: 8. Februar 2017
    Was in der obigen Aufzählung (bei uns jedenfalls) fehlt, wären ein paar Römische Lichter und ein paar Bodenkreisel.
    Auch finde ich den oben genannten Preis mit DM 35.- bis 40.- für den "Einkauf" entschieden zu hoch.
    Das wären umgerechnet auf öste. Verhältnisse bis ATS 280.-

    Ich war damals schon im Verkauf tätig, aber mehr als überschlagene 160.-bis 190.- hat das bei uns nicht gekostet.

    Beispiel: 1 Pirat ATS 1.-- Ein Luftheuler ATS 1,5 Kanonenschlag zyl. ATS 5.-- Kubi je nach Größe etwa ATS 10.-- und ne Silbersonne ATS 35.--. Vulkane gabs schon für ATS 10.--

    Raketen gab´s auch , lagen im Mittel bei ATS 25.--
    Natürlich gab´s auch wesentlich teurere um über ATS 100.--/Stk. Am besten gingen aber die 6er Packungen wie Glitterous Lights oder Clustering Bees oder wie die alle hießen um ATS 25. -- /Pkg weg.

    Wir hatten sogar welche mit 12 /Pkg um ATS 35.-- oder 12 große Chinesische um ATS 99.--
     
  5. Danke Anton, für Deinen Vergleich aus österreichischer Sicht!
    Nun kenne ich natürlich nicht das übliche Preisniveau in Österreich zu Schilling-Zeiten und wie es von den damaligen deutschen Verhältnissen differierte. Hatte lediglich mal Anfang der 90er Jahre in Schladming / Steiermark einen Sortimentbeutel gekauft, der im Vergleich mit den damals deutschen Preisen deutlich teurer war. Allerdings kam es ja auch immer auf den jeweiligen Händler an. Die hatten da - zumindest hierzulande - noch ihren Spielraum.
    Ich muß dazu unbedingt mal die alten Preislisten von z.B. Moog Nico raussuchen, da stehen auch die empfohlenen Verkaufspreise drin.
    Aber ich glaube schon, dass ich mich recht gut erinnert habe mit meiner Preisangabe. Lass uns das noch mal einzeln rechnen:
    - Piraten od. Schweizer Kracher lagen bei ca 25,- - 30,- Pfennig, macht max. 1,50
    - Petarden kosteten etwa 40 Pfennig pro Stück, also zusammen 2,- Mark
    - Pfeifer (normale Größe) etwa 30 Pfennig, macht 1,50 DM
    - zyl. Kanonis von Kal. B - D etwa 2,00 bis 3,50 DM
    - großer Kubi war für mind. 3,50 Mark zu haben, z.T. auf teurer!
    - großer Vulkan (der kleine auf dem Foto hat ja schon irgendwo mal 4 Mark gekostet), sagen wir 4,50 bis 5,-
    - Handschlange ca 1,20 bis 1,50 DM
    - Silbersonne mindestens 5,- DM
    - drei mittlere Raketen (z.B. MoNico Quodlibet, Diamant und Skorpion) locker mal 4,- DM pro Stück!

    Schon ist man bei ungefähr 35,00 DM. Okay, mit 40 lag ich zu hoch, war aber auch nur aus der Erinnerung heraus geschätzt. Jedenfalls habe ich beim Sammeln schon öfter alte Sachen mit Original-Preisaufkleber in der Hand gehabt, die meine Erinnerungen bestätigten. Und schau doch mal den Preis an auf der Triangel-Sonne = 9,90! Die habe ich selbst noch zu Beginn meiner Raritour-Aktivitäten in den 2000er Jahren gekauft - mit eben dieser Preisauszeichnung. Und ich glaube, die sollte auch immer noch um die 5,- Euro kosten!

    Deswegen, verschätzt euch da mal nicht, die Preise waren höher als heute, definitiv. Aber wie gesagt, da gab's mit Sicherheit auch Unterschiede, je nach Region. Und zwischen 'D' und 'A' mit Sicherheit erst recht! :)
     
  6. Dass die Preise im Allgemeinen früher höher waren als Heute stimmt sicher. Die Firma, wo ich 1974 "einstieg", nachdem ich vorher 5 Jahre "Lehrzeit" hinter mir hatte und ein Jahr pausierte, begann grade zu der Zeit mit Klein und Großfeuerwerk. Natürlich war es notwendig, mit den Preisen "reinzufahren" sonst hätte man nie Was erreicht. Auch war unser Sortiment zu der Zeit im Gegensatz zu heute äußerst mickrig. Allerdings begannen wir bald, direkt von China zu importieren was damals eher ein Lotteriespiel war. Aber wir hatten halt gute Preise. Ich kann mich da erinnern , dass wir mal zig Kartons 3 -Zöller bekamen -allerdings nur in 3 Farben. Mit Denen machte man halt ein ordentliches Finale oder was man halt damals für ein Finale gehalten hat. So war das halt in den 70er Jahren als kleiner Anfänger . Irgendwie ´ne Pionierzeit. Wovon wir auch bald gut "lebten" waren "Musterkisten" die unser deutscher Partner zu hauff von den China-Männern bekamen und 1:1 an uns weitergingen. Sagenhaft was da alles drinnen war. Von kleinem Klasse 1 Zeug bis 300er.
    Es kamen aber auch bald kleine Batterien daher. Fürchterliches Zeug im Gegensatz zu heute."Soiree" z. B. , eine 8 Schüsser mit 8x roten und grünen Sternen. Was war das für ne Arbeitsersparnis zum Bombetten füllen und zum Preis. Die 8 Schuß kosteten so viel wie eine Bombette. Was auch bald aufkam, waren die ersten Blinkraketen. Man darf die Machart hier gar nicht erklären um nicht Nachahmer auf den Plan zu rufen. Waren reine Brandstifter und kamen oft bis am Boden blinkend runter !
     
  7. Damals war alles besser! Wirklich? ??? Ich glaube schon! Man war mit dem was man bekam doch schon sehr
    zu frieden. :)
     
  8. Man kann ja von Dir halten was man will,auch hast Du oft eine direkte (manch einer würde sagen provozierende (; ) Art,aber mit deinen Erzählungen von Früher und deinem Fachwissen bist du definitiv eine Bereicherung fürs Forum,Danke!
    Gilt natürlich generell für die "älteren" Baujahre ;)
    BG
     
  9. Das ist super geschrieben/ beobachtet. Es ist so, habe paar Sekunden mehr auf meiner laufenden Stoppuhr angesammelt, aber kann alles bestätigen.
    in meinen Dörfle war es allerdings so:die ganze Vorwoche hat es den ganzen Tag schon immer ordentlich gerummelt, und zwar ab dem >Zeitpunkt wo der Verkauf losging. Heute ist es im Dörfle, jetzt Städtle erstaunlich ruhig, liegt wahrscheinlich daran dass ich damals als "JungerKnaller" schon recht bald in den Silverstertagen ordentlich aktiv war....ist verjährt.
    Auch die Schaufenster und Auslagen in den Papiergeschäften.. einfach super...

    heute alles lieblos auf Tischen hingeknallt-
    aber wenn ich zu meinem Brunner gehe, da lebt die olle Zeit noch/wieder

    Achjaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
     
  10. 1977 war ich 11 Jahre alt, und zum Glück schon "voll im Geschäft" vor und zu Silvester! ;)
    Insofern kann ich Stoppinchens Beschreibungen voll bestätigen!

    In unserer Kleinstadt gab es z.B. eine Drogerie, da war das genau so: Tresen vorne und oben mit Glas (da lagen unter´m Jahr so unnütze Artikel drin wie Wimperntusche, Lippenstifte, Fliegenfänger, Rasierpinsel etc. etc.).
    ABER vor Silvester, da wurde der sinnlose Kram aus dem Tresen geräumt, und statt dessen kamen die WICHTIGEN und faszinierenden Sachen rein: Chinesische und deutsche Böller bester Qualität, ich erinnere mich z.B. noch an die deutschen Petarden und Schweizer Kracher mit kurzer schwarzer Lunte.
    Und RICHTIG: oben auf dem Tresen stand wirklich so eine Art große Vase, und darin steckte eine ziemliche Auswahl Raketen! Die meisten aus Schachteln stammend, und einzeln in die Vase gesteckt. Manche sogar ohne Schutzkappe, sondern mit offener Lunte.... :)
    In dieser Drogerie habe ich z.B. das erste Mal die "Ofi mit Federball-Teil" dran gesehen und gekauft (bzw. ich wählte aus, und meine Mutter stellte den kaufenden Ü18-Part dar ;-))).

    200 Meter weiter gab es einen Hutladen, der zu Silvester zu einer Kombination aus Hutladen und Pyro-Shop wurde. Soweit ich mich erinnere, verkauften dort gut gelaunte, ältere Damen. Hinter dem Tresen wurden offene Wandregale leergeräumt (also die Hüte temporär beiseite geräumt), und in diese langen Wandregale kamen dann die offenen Raketenschachteln, so dass man den Inhalt liegen sehen konnte.
    Dort gab´s vor allem Moog-Nico, dort habe ich das erste Mal die Saphir-Rakete gesehen - und mein Ü18-Part hat sie für mich gekauft :).
    Ganz oben in einer Regalreihe standen die Leitwerk-Raketen: Mercury und Condor zum Beispiel.

    Und dann das Kaufhaus in der Stadtmitte: dort wurde extra für den Silvesterverkauf ein ..... sagen wir mal .... "quadratisches Carree" aus Tresen aufgebaut: in der Mitte (sozusagen im Innenhof der Tresen) gab es ein paar Quadratmeter Platz: dort tummelten sich mehrere Verkäuferinnen. Und auf den Außenseiten dieses Glas-Tresen-Quadrates tummelten sich die Kunden.
    Comet-Ware gab es dort, bündelweise lagen die Plastik-Olympias, Geisterraketen, Nordlichtraketen, Goldrauschraketen etc. etc. in den Tresen-Abteilungen. Styropor-Comet-Apollo-Leitwerkraketen warteten in offenen Schachteln, die 4 grünen Leitwerkflügel mit einem Gummiband drangeschnallt.....
    Auf Glasplatten standen die schwarzen Comet-Kugelbomben - und die silbernen Vesuve konnten es kaum erwarten, gekauft zu werden... :D
    Auf allen 4 Seiten drängelten sich die Kunden, so dass die Verkäuferinnen im "Innenhof" gar nicht schnell genug hinterher kamen, alle Wünsche entgegenzunehmen: sie mussten die einzelnen Artikel herausnehmen, beiseite - oder in kleine Körbe - legen, und dann alles in die Kasse tippen... War bestimmt ein furchtbarer Stress...:D

    Dann gab es noch den kleinen Laden, wo ein mittel-alter Herr... na ja - aber DAS erzähle ich dann beim nächsten Mal!

    Euer Rocket Man
     
  11. Mein Interesse in Bezug auf Feuerwerk wurde eigentlich durch Pistolen und Gewehre mit Amorces eingeleitet. Das müsste so in den frühen 70er Jahren passiert sein.

    In meinen frühen Kindheitserinnerungen war ich schon immer ein Cowboy und hatte Revolver und Gewehre mit 12er Amorces. Wie könnte ich die Döschen mit den roten Ringen vergessen, die ich immer wie ein Schatz bei mir getragen habe und geknallt haben, wie ein guter alter Miniknaller. Die Ringe haben immer gut in den Ohren geklingelt und wie oft haben wir Cowboy und Indianer gespielt :)

    Als die Cowboy-Zeit so ziemlich vorbei war, Anfang der 80er, habe ich in einem Schreibwarenladen in unserer Straße knapp vor Silvester dann Feuerwerksartikel entdeckt. Schwärmer, Gold-/und Silberregen, Reibkopfknaller, Ladykracher, Rauchbälle und Anderes. Das war ein einschneidendes Erlebnis :)

    Zu Pfennig- und DMark-Preisen habe ich damals mein Taschengeld für Feuerwerk auf den Kopf gehauen, damals hat noch keiner nach einem Altersnachweis gefragt und Knaller gingen in guter Nachbarschaftsfreundschaft der Läden über den Tresen. Mit einer Papiertüte voller Knaller und Effekte sind wir dann stolz bei Anbruch der Dunkelheit durch die Straßen gezogen, während unsere Eltern sich keine Sorgen gemacht haben.

    Warum auch :) Es ist nie etwas passiert ... auch wenn wir Böller mit grauer Lunte so lange nach dem Anzünden in der Hand gehalten haben, bis sie im Bach unter Wasser expodiert sind.

    Tagsüber haben wir unsere Soldaten und Militärfahrzeuge im Sandkasten aufgestellt, gegeneinander positioniert und mit Ladykrachern oder Miniknallern gesprengt.

    Dann kam die Zeit (Mitte der 80er), wo wir uns mittels des 18jährigen Bruders meines Freundes schinkenweise mit Böllern aus dem Havaria-Markt in Köln eingedeckt haben. Es war ein großes Happening, die Schinken zu Hause auszupacken, die Päckchen zu stapeln und für den Abend des 31.12. in unsere Rucksäche zu packen.

    Abends, sobald es dunkel war, ging es dann auf Böllertour ... werde ich niemals vergessen. Auch den jeglichen Unsinn, den wir damals mit den Böllern verun- und veranstaltet haben ;)

    Die nachglimmenden Fetzen der guten alten Feistels habe ich noch immer vor Augen :) und vor allem die Straßen voller glimmendem, wehendem Papier.

    Ach ja, die gute alte Zeit ... jetzt sind aber auch die Jung-Pyros unter uns gefragt ... gibt's diese Art der Erfahrung immer noch?
     
  12. Ach... fast hätte ich´s vergessen:

    @ device:

    Ungefähr zu der Zeit habe ich auch mal ein Poesie-Album von einer Mitschülerin zugesteckt gekriegt....

    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich damals gedacht habe, das Teil heißt "Pussy-Album"! *lach*

    Na ja - obwohl.... würde ja auch ganz gut passen!!! :D

    Ich weiß aber noch, was ich damals reingeschrieben habe:
    "Wenn Menschen Dich kränken,
    steh´ stolz und fest!
    Entschuldige die Hälfte,
    vergiss´ den Rest!"
    Euer Pussy-Album-Man
     
    device_null und CeBee gefällt das.
  13. Ach ja, ist mir gerade noch eingefallen:

    Irgendwie konnte ich damals nichts mit Kanonenschlägen anfangen, da die Bickford-Lunte den Fortschritt des Abbrandes nicht anzeigte. Das war mir damals zu suspekt, da ich meine Böller immer erst (in die Luft oder ins Wasser) geworfen habe, wenn die Lunte kurz vor Kammer abbrannte.

    Daher bin ich noch immer das Kind der Chinese-Fuse und der D-Böller :) Und Dank der Funke D-Böller bin ich seit Silvester 16/17 wieder in meine Kindheit abgetaucht :D
     
  14. Der thread hätte von mir sein können. Ich kann so ziemlich alles was du schreibst bestätigen.

    Bei uns war es ein kleiner Schreibwarenladen im Ort der auch gerne an U18 verkauft hatte ;) Aber davon mal ab war es exakt so so wie von dir beschrieben, die Aufmachung, Produkte unter der Vitrine, der Geruch, das kleine Schaufenster das man von draußen begucken konnte usw.

    Die Preise waren in der Tat gepfeffert wobei ich glaube das es einfach daran lag das die Margen höher waren. Ich wüsste nicht das es in den 70-80er Jahren FWK im Baumarkt oder Discountern gab .. zumindest kann ich mich daran nicht erinnern.

    Ich hatte maximal immer nur eine Tüte an FWK, fast ausschließlich nur aus Knallkram bestehend, aber dennoch war das feeling unbeschreiblich. Ich denke das hat auch einfach mit Kindheitserinnerungen zu tun, man nimmt solche Dinge als Kind/ Jugendlicher deutlich intensiver wahr. Aber die Qualität war deutlich besser, halt keine Ramsch-Massenware.

    Heute muss ich sagen ist dieses feeling bei mir nicht mehr so vorhanden. Freue mich zwar dennoch jedes Jahr auf Silvester werde mich aber deutlich mehr aufs Klassische zündeln konzentrieren. Ich brauch keine große Show mehr schießen, durch das klassische zündeln erhoffe ich mir wieder ein "back to the roots". Deswegen bin ich auch sehr glücklich über die Böller & Heuler von Funke, sie bringen mir ein Stück dieser Kindheitserinnerungen wieder.

    Bei aller Klassiker-Liebe möchte ich die heutigen Batterien und Verbünde dennoch nicht missen. Ist schon toll welche Möglichkeiten man heutzutage als Privatmann hat, da war in den 70/80er Jahren nicht mal im Traum dran zu denken.

    Ob es damals besser oder heute schlechter war/ist vermag ich nicht zu beurteilen, jede Zeit hatte und hat sicher sein ganz eigenes flair und ich bin glücklich das ich die gute alte und jetzige Zeit erleben durfte.

    Von mir aus kann alles so bleiben wie es ist, wenn zu den heutigen Produkten noch die Klassiker von früher hinzukommen um so besser. Und wenn DE sich mehr den EU-Richtlininien angleichen würde, wäre es das Sahnehäubchen auf dem Kuchen.:)
     
  15. Silvester damals

    Vielen Dank für den interessanten und sehr gut geschriebenen Beitrag.
    Da werden Erinnerungen wach.

    In einer Sache muß ich Dir allerdings widersprechen. In den drei Tagen vor Silvester wurde hier bei uns wesentlich mehr geböllert wie heutzutage.
    Unsere Clique hat damals die meisten Böller schon vor Silvester losgelassen.
     
    Stoppinchen gefällt das.
  16. #16 sureshot, 9. Februar 2017
    Zuletzt bearbeitet: 9. Februar 2017
    Sehr schönes Thema Armin!

    Ach ja, das waren noch Zeiten, als es praktisch in jedem Dorf irgendwo Feuerwerk zu kaufen gab. An die Auslagen in Lebensmittel-, Tabak- und Zeitschriftenläden, aber auch in Supermärkten kann ich mich noch gut erinnern, und auch bei uns gab es die obligatorischen Glastresen und Raketenvasen. Das war teilweise noch bis weit in die 90er Jahre so.

    Artikel im Einzelverkauf waren die Regel und nicht die Ausnahme, heutzutage ist dagegen alles abgepackt. Bei uns im Dorf, in dem ich ab meinem 11. Lebensjahr wohnte, gab es einen kleinen Lebensmittelladen, dessen Inhaber sogar die Ladycracker (bei uns Pfenningskracher) sprichwörtlich für einen Pfennig das Stück einzeln aufgedröselt verkaufte, auch an U18, wie alles andere. Leider wurde er wohl irgendwann dabei erwischt, dann gab es dort kein Feuerwerk mehr.

    Die Verkaufszeiten wurden auch oftmals nicht so genau eingehalten, es konnte schon passieren, dass noch Mitte Januar Klasse II Artikel abverkauft wurden, Kleinkram wie Knaller oder Vulkane, was noch zwischen den Klasse I Sachen zu finden war. Oder unterm Ladentisch, wenn man den Händler gut kannte.

    Klasse I war damals kein Saisonartikel wie heute mit Schwerpunkt Halloween, Silvester und Fasching. Man konnte das ganze Jahr Satelliten, Kolibris, Tolle Bienen, Dicke Brummer und anderes Zeug kaufen. Stinkbomben gab es bis ca. Mitte der 80er auch noch, ich kann mich sogar noch an Duft- und gar Tränengasbomben (alles Glasampullen) erinnern.

    Mein erstes eigenes Feuerwerk bekam ich 1978, in Form großer Stanniolpapierknallerbsen, roter und grüner Bengalhölzer, Gold- und Silberregen und 700er Ladycracker, die mir mein Vater aufdröselte. Er selbst hatte damals immer ein paar Böller sowie Pyromunition für die 6 mm EM-GE, meistens Leuchtsterne, Pfeif- und Ratterpatronen, und auch mal nen Vulkan.

    Später bin ich zum Einkaufen mitgegangen, und kann die hohen Preise nur bestätigen. Raketen gingen einzeln bei 1,50 bis 2 DM los, und große Raketen kosteten bis zu 8 DM. Kubische Kanonenschläge waren mit Preisen ab 2,50 bis 4 DM indiskutabel teuer, und selbst zylindrische für Preise ab 1 DM aufwärts waren Luxus. So hielt man sich eher an die Chinaware, die Ende der 70er / Anfang 80er Jahre natürlich von hervorragender Qualität und Wirkung war. Die Päckchen waren einzeln erhältlich, und dass man ganze Schinken davon kaufen kann, habe ich zum ersten Mal Ende der 80er Jahre gesehen.

    Was das Silvesterbudget damals angeht, lag das meistens so um die 30 - 50 DM. Da hat man sich überlegt was man kauft, bekam aber doch ne schöne Tüte Zeug dafür, meistens Chinaknallware, etwas Leuchtzeug und ein paar Raketen, oder eben das günstigere Pistolenfeuerwerk als Höheneffekt. Damit war man auch vollkommen zufrieden, und hatte damit eine tolle Zeit und teils unvergessliche Erlebnisse.

    Heute bestellt man in Onlineshops, und tourt durch die Discounter (die doch mit ihren günstigeren Preisen nicht nur das Silvestergeschäft der "kleinen Läden" unrentabel gemacht haben). Man steht am Ende vor einem Berg an Feuerwerk mit weit bombastischeren und ausgeklügelteren Effekten als das Zeug von damals, das man oft gar nicht mehr alles zu zünden schafft, und fühlt doch eine Mischung aus seltsamer Leere und sogar Stress in sich.

    Es fehlt die Magie der Eindrücke aus Kindheit und Jugend, der Zauber zeitlos schönen Designs und einfacher, aber faszinierender Effektbeschreibungen, die schon im Kopf eines Kindes die Effekte vor dem inneren Auge aufblühen lassen. Man hechelt diesem Zauber und wehmütigem Gefühl hinterher wie ein Kind einem Regenbogen, und erreicht ihn doch nie mehr. Ganz einfach schon deswegen, weil man eben seit Jahrzehnten kein Kind mehr ist, und sich die ganze Wahrnehmung verändert hat. Zudem steht man mit seiner Leidenschaft meistens allein auf weiter Flur, während man früher die Böllerei gemeinsam mit Freunden zelebriert hat.

    Selbst wenn man sich für teures Geld die Originale von früher besorgt hat und diese zündet, was zweifellos viel Spaß macht, es ist einfach nicht mehr so wie damals. Die schönen Treiber- und Schüttraketen verblassen neben Bombenraketen und Batterieverbünden, die Knaller werden von Singleshots und Salutcakes niedergebombt, und der schöne alte Comet Silbervesuv wirkt neben dem tollen 250 g-Bugano einfach nur mickrig.

    Aber ich muss trotzdem sagen, dass mich Sachen wie Funke Böller trotz allem noch immer in tiefster Seele ansprechen. Allein das Tannenwaldlabel zu sehen legt einen Schalter in mir um, ähnlich wie bei manchen Liedern von früher. Oder der Sound von Ratterpatronen, der sich über die Jahre nie verändert hat. Dann geht die Tür ins verlorene Paradies einen winzigen Spalt weit auf. Und das ist doch schon was, oder?

    Grüße

    sureshot
     

  17. Da erhebt sich mal die Frage: "Wann war damals"?

    In den 60er und Anfang der 70er Jahre war nicht Vieles besser.Die Leute waren einfach noch genügsamer sowohl was Kleinfeuerwerk anlangt, als auch Großfeuerwerk. Besser lief es sicher für die vielen Händler. Da wurden Pirat und Baby Raketen noch einzeln verkauft zu Preisen die Jahre später nur mehr Träume waren. Das Pyrotechnikgesetz 1974 war da der erste große Einschnitt. Vieles wurde geregelt das vorher egal war. Besser wurde für den Konsumenten sicher die immer größer werdende Auswahl und der langsame Preisverfall.Die Produkte wurden relativ billiger weil sie immer mehr aus Fernost kamen, wodurch aber auch die Qualität litt.Gute deutsche und auch österreichische Ware gab´s daneben auch ,wir produzierten 5 verschieden große Raketen und einige unterschiedlich große Böller für den Konsumenten in Klasse 2 und 3 abgesehen von einigen Großfeuerwerksartikeln sowie Magnesiumfackeln, Zylinderflammen und techn. Artikel fürs´Bundesheer. Was immer besser und billiger wurden im Laufe der Zeit die Waren aus Fernost.
     
  18. Das ist in der Tat sehr Schade ... viele meiner Freunde & Bekannten können dem FWK nichts (mehr????) abgewinnen. So bin ich was das Silvester-Thema angeht auch ziemlich allein auf weiter Flur .. :( :rolleyes:.

    Das Gute ist, sie akzeptieren es. Ich habe denen gesagt das man in DE halt nur 1x im Jahr FWK zünden darf und das halt an Silvester. Deswegen bleibe ich allen Partys oder sonstigen Feierlichkeiten an diesem Tag fern. (Beispiel: "Wir können ja bei uns feiern, aber ohne FWK") ... WTF ?!? :shocked: ??? :mad: Nee, ohne mich !!

    Auch das war früher mal anders/ besser. Es hat(te) jeder was mitgebracht und dann stand man mehre Stunden mit ein paar "ballerwütigen" draußen und hat es krachen lassen.
    Heute heißt es nach einer 1/4 Stunde: "So das reicht jetzt, mir ist kalt ... lass' uns wieder reingehen ..." Naja ... soll'n se man machen ... ich feier 1000x lieber alleine als mir das Gemäkel irgendwelcher Anti-FWK'ler anzuhören ..

    Ich bin Funke ebenfalls sehr dankbar das sie mir ein Stück meiner früheren Kindheit / Jugend wiedergegeben haben. Leider habe ich die Heuler nicht mehr bekommen, hoffe das es dieses Jahr klappt und freue mich schon auf meine 2.te Zeitreise.:)
     
  19. Ein herrliches Thema :) Danke Armin!

    Meine "Feuerwerksgeschichte" ist sehr vielschichtig, da es in meiner Stadt/Umgebung (Großraum Hannover/Schaumburg) Feuerwerk von nahezu alle großen Firmen zu kaufen gab.
    Spannendste und für mich ungekläre Frage ist, wie ich bereits als kleiner Knirps überhaupt dem Silvesterzauber bedingungslos verfallen konnte, denn meine Eltern kauften nie Feuerwerk! Sie hatten nie etwas dagegen, aber es bestand keinerlei Interesse am Kauf von Silvesterfeuerwerk.
    Anfänglich hatte ich große Angst vor dem Zischen, Knallen und Leuchten doch so im Alter von ca. 6-7 Jahren änderte sich das schlagartig.

    Ca. 1979/1980 muss ich meinen Vater dann überredet haben, erstmals aus einem kleinen Schreibwarenladen neben unserem Stammfriseur, Ladycracker zu kaufen. Im Supermarkt, nur ca. 300 Meter von meinem Elternhaus entfernt, gab es auf großen Tischen ausgebreitet alles von Comet, was das Herz schneller schlagen ließ. Da fragte ich meine Mutter sogar freiwillig, ob ich noch mal was einkaufen gehen sollte, nur um noch mal einen Blick zu erhaschen, oder sogar eines der unerschwinglichen Sortimente (zb die "Große Silvesterparty") kurz in Händen zu halten.
    In der Innenstadt gab es einen Spielwarenladen (machte schon Mitte der 80er dicht), der führte das komplette Depyfag-Sortiment, eine Drogerie sämtliches von Moog-Nico, weitere Läden (eher Supermärkte) Feistel und meine Stammdrogerie Weco! Dort war es wie hier schon mehrfach beschrieben: geschmückte Schaufenster, Attrappentafeln die zum Träumen einluden und Deckenhänger. Shampoos, Lotionen, Klosterfrau & Co. wurden aus dem hinteren Regal verbannt und der vodere Glastresen ordentlich mit Kubis, zyl. Kanonis, Fröschen, Kubis, China-Knallwerk etc. bestückt. Seitlich obendrauf standen zwei große Gläser, in denen die Raketen steckten. Der Drogist hatte hinter diesen immer noch eine große Tafel stehen, auf der die Effekte und Preise standen.
    Ja, die Preise. FW kostet in der Tat was. Eine Tolle Lola zwischen DM 3.50-4.00, ein Gigant Kubi stolze DM 3.50 und ein Päckchen Corsair SII auch um die DM 2.50-2.80. Da dauerte es nicht lange bis mein Vater beim Zusammenstellen des Sortiments auf die Bremse drückte ;).
    In dieser Drogerie wurde übrigens immer schon direkt nach Ladenschluss an Hl. Abend auf Silvester umdekoriert. Noch vor der Krippenfeier in der Kirche fuhr ich dann dort vorbei, bestaunte die Schaufenster und drückte mir an der Ladentür die Nase platt, um einen Blick auf den Tresen und die Raketen zu erhaschen. Einfach himmlisch.

    Tja, in der Tat bringt einem dieses feeling nichts mehr zurück. Heute ist an Silvester selbst alles deutlich massiver, kräftiger, härter - und: kürzer! Kurz raus, Batterie hingestellt und wieder schnell rein.
    Unser eins wirkt da wie ein Exot mit seinen Böller-Traditionsrunden, alten Schüttraketen & Co.
    Ich halte die Fahnen trotzdem hoch.

    @ViSa: ich halte das genau so wie du: Silvester ist MEIN Tag. Partys mit "Anti-Feuwerkern" und dämlichen Prollsprüchen brauche ich nicht. In meiner Verwandtschaft ist das aber lange bekannt. Um 0.00 Uhr guckt man dann immerhin doch gern zu.

    Ps: aus diesen tollen Erfahrungen alter Zeiten resultiert übrigens auch meine Sammelleidenschaft. Ein Stück FW-Geschichte liegt so zum Anschauen in meinem Museumsschränkchen. Und nein, ich will das gar nicht zünden, sondern tatsächlich aufheben und mich immer wieder am Anblick erfreuen und (auch mit Sammlerfreunden) in alten Zeiten schwelgen. Diesen "Anti-Sammlertrend" unter dem Motto, alles müsse verzündet werden, habe ich nie kapiert. Muss doch jeder selbst entscheiden!

    Viele Grüße alter Schule :)

    Pyro-Dan
     
  20. Das mit dem Sammeln ist bei mir auch durch die schönen Erlebnisse aus der Kindheit entstanden. Viele Raketen z. B. kannte ich nicht aus eigener Erfahrung, sondern nur vom Raketensammeln am 1.1. in aller Frühe.

    So um 2005, nachdem die Leidenschaft bei mir fast schon etwas eingeschlafen war, habe ich diverse Onlineshops mit altem Feuerwerk entdeckt, und in Folge das Forum. Da wurde mir klar, was schon alles nicht mehr hergestellt wurde. Da begann ich mit dem Sammeln und Anlegen eines Handvorrats meiner Lieblingsteile, und entdeckte auch vieles neu, das es damals bei uns nicht so gab.

    Einen festen Grundstock meiner Sammlung werde ich auch nie zünden. Damit verbinde ich einfach zu viele Erinnerungen.
     
    adi gefällt das.
  21. Einfach toll, wieviele Leute hier in kurzer Zeit ihre eigenen Erinnerungen und Erlebnisse, teils wunderbar geschrieben, erzählt haben! An dieser Stelle einfach mal vielen Dank dafür! Da waren auch Dinge angesprochen worden, die ich entweder vergessen oder sogar gar nicht erlebt habe. Da ich jetzt nicht alle betreffenden Zeilen zitieren möchte (würde zu viel Text werden! :)), schreibe ich einfach mal locker unten drunter, was mir dazu noch einfällt.

    Da war z.B. von Genügsamkeit die Rede. Ja das stimmt wohl. Die Stundenlöhne waren noch nicht so pralle, Lebensmittel und Alltagsgüter waren noch teuer und entsprechend wurde bei Vergnügungsausgaben etwas genauer hingeschaut. Und natürlich kannte man auch nichts Anderes, also wurde das gekauft, was es gab.

    Dann die "Vortage-Böllerei". Da glaube ich fest, dass da auch die jeweilige Wohngegend eine große Rolle gespielt hat. Wir wohnten in einer Neubausiedlung, in der der Anteil Jugendlicher ziemlich überschaubar war. Und wenn man sich zum Böllern vorab draußen getroffen hat, hatte man viel zu viel Schiß, erwischt zu werden, schließlich kannten einen ja viele Nachbarn. Deshalb sind wir dann mal ein paar Schritte raus in die umliegenden Felder gegangen und haben da gezündelt!

    Kindheitseindrücke. Oja, das spricht mir aus der Seele! Ich bin ebenfalls überzeugt, dass die Eindrücke aus Kinder- und Jugendzeit besonders einprägsam waren bzw. sind. Warum sonst stellen sich bei vielen Menschen schon im Kinder- und Jugendalter die Weichen für's Leben? Ob es nun Musiktalente sind oder Sportasse, die früh angefangen haben, oder auch handwerklich Begabte und eben Feuerwerksfetischisten. Da ist definitiv was dran.

    Beim Verkauf wurde es nicht immer so genau genommen und Klasse 1 gab's das ganze Jahr. Stimmt hundert Pro! Bei uns gab's einen Zeitschriften- und Tabakwarenladen, der das ganze Jahr (!!!) Klasse 2 - Zeug im Verkaufstisch liegen hatte! Und als wäre das nicht schon ungewöhnlich genug gewesen (wieso ist das niemals beanstandet worden???), als ca 13 - 14 Jähriger bin ich zum ersten Mal dort gewesen und bekam alles verkauft was ich haben wollte bzw. bezahlen konnte! Nur keine Raketen, soviel weiß ich noch.
    Und auch anderswo gab es das ganze Jahr Klasse 1. An einem Kiosk habe ich mich nach der Schule regelmäßig mit Satelliten, Knallerbsen, Blitzwatte und diversen Scherzartikeln eingedeckt. War schon toll!

    Back to the roots. Interessant, dass sich auch diese Einstellung bei Vielen wieder durchsetzt! Ich hatte als junger Erwachsener erst mal alles daran gesetzt, Feuerwerk als "Schau-Feuerwerk" aufzumotzen. Was da alles ging oder nicht ging, lasse ich an dieser Stelle mal diskret unter den Tisch fallen;). Fakt ist aber, dass in den letzten Jahren mit immer unübersichtlicherer Produktvielfalt bei mir der Trend wieder zum Genußzündeln von Einzeleffekten geht. Wie einige von euch auch schon gesagt haben: ganz klar, es ist unglaublich faszinierend, was heute schon alles geht und dass man sich mit Batterien, Single-Shots oder gigantischen Vulkanen ein beeindruckendes Systemfeuerwerk schaffen kann. Aber damit verbunden sind Stress und Zeitaufwand im Vorfeld und immer die bange Sorge ums Wetter.
    Das klassische Zündeln gewinnt auch bei mir wieder die Oberhand.

    Deshalb freue auch ich mich darüber, dass es wieder Retro-Artikel gibt, wie z.B. die Funke-Böller! Dafür zahle ich auch gerne mehr, denn es müssen ja (für mich) keine Riesenmengen mehr sein. Hoffentlich setzt sich dieser Trend noch fort - auch bei Leuchteffekten usw.!

    Und zum Abschluss das leidige Thema der mangelnden Gleichgesinnten! Ich glaube, da kann jeder ein Lied von singen! Ein Patentrezept habe ich leider auch nicht. Aber zum Glück gibt es ja auch noch Jüngere unter uns, die den Pyrovirus in sich tragen. Und nicht jeder muß in der Silvesternacht gleich zwei Zentner Chinaböller verzündeln, es gibt auch welche mit höherem Anspruch - Gott sei Dank!
    Ansonsten habe ich auch jedem Nicht-Zündler ("Pyro-Muggle":)) erklärt, dass das mein Hobby ist, das ich nur an eben diesem einen Tag im Jahr ausleben kann. Wenn sie das fressen, ist's gut, wenn nicht, ihr Problem!:D
     
  22. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich da nicht ganz in DIE Reihe passe.
    Bei mir war der Wunsch nie so groß, mit dem Zeug zu "spielen". Allerdings hatte ich die Möglichkeit, schon mit 14J +9M als Ferialjob in so eine Erzeugerfirma einzutreten - ich blieb dann bis heute in der Brache "hängen" - wo man ganz schnell lernte, dass es da absolut nix zum Spielen gab. Natürlich war es "geil" wenn man bei Großfeuerwerken dabei war oder bei Versuchen mal was anzünden durfte. Da spielte sich das Ganze aber gleich in anderen Dimensionen ab. Man lernte aber auch schnell, Verantwortung für einen Selber und die Anderen zu übernehmen. EIN Beispiel fällt mir da immer wieder ein.Ich war damals sicher noch nicht 18 Jahre - Gesetz gab´s noch kein´s, als wir in der Nachbarortschaft ein großes Jubiläumsfeuerwerk hatten. Es muß 1969 gewesen sein. Elektrische Zündung gab´s bei uns auch noch nicht, dafür jede Menge "Akteure" die zündeten. Mein Teil war nur aus einem 200er Rohr im vorgegebenem Zeitpunkt durch nachladen 2 Stk. Bomben abzuschießen. Schon vorher im Betrieb wurde das besprochen und auch das Material festgelegt. Ich nahm "meine" 2 / 200er und verlud sie ins Auto Am Abbrenner dann..die 1.ins Rohr und beim Feuerwerk gezündet. Nachgeladen und dann... nach dem Abziehen der Schutzkappe, grade mal 1cm Zündschnur. Ich habe das vorher nicht kontrolliert....und nachher nicht angezündet. So lernte uns der Meister "Verantwortung". Und das blieb haften. Nicht nur nie gespielt sondern in 50 Jahren auch kein verschuldeter Unfall !
     
  23. Hallo Anton,

    berichtige mich, wenn ich daneben liegen sollte, aber ich denke der große Unterschied zwischen dir und "uns" ist einfach der, dass du das ganze eher professionell betrachtest. Sozusagen als Fachmann der Branche. Wie du ja selbst schreibst: " ich blieb dann bis heute in der Brache "hängen", - während unsereins nicht aus der Branche kommt und einfach vom Zauber der kurzen Silvesterzeit gefangen genommen wurde. Die Sichtweise auf das (Silvester-) Feuerwerk ist damit bei "uns" wohl eine viel emotionalere als bei dir.

    Das ist alles komplett wertfrei gemeint!! :)

    Gruß
    Pyro-Dan
     
    adi und Stoppinchen gefällt das.
  24. Ja, da hat der Daniel wohl recht und ich bin ebenfalls sicher, dass er das ganz sachlich und wertfrei meint.
    Ich habe hier ja schon des Öfteren Kommentare von Forianern gelesen, die professionell und evtl. sogar hauptberuflich mit Pyrotechnik aller Art zu tun haben. Die äußerten sich ähnlich wie der Anton. "Mein" Profi-Pyro hier vor Ort (macht es als Bestandteil seines Hauptgeschäftes) sagt das Gleiche. Auch er kann nichts damit anfangen, anhand von gesammelten Werken in Erinnerungen zu schwelgen.
    Ich denke, als Professioneller hat man da eine gänzlich andere Einstellung. Man sieht nichts Ideelles in den Gegenständen und ihrer Anwendung, man sieht es als Job an mit besonderem Anspruch an Verantwortung und Sicherheitsbewußtsein.

    Ich glaube auch, dass die Liebhaberei bei uns in erster Linie auf die damaligen Umstände zurückgehen. Nämlich dem kultigen Erleben des Feuerwerkverkaufs, der überaus optisch ansprechenden Aufmachung der Artikel der Klassen 1 u. 2 und den ersten Erlebnissen beim Zünden in der Silvesternacht. Ich wage sogar zu behaupten, dass das heutige Consumer-Feuerwerk mit seiner semi-professionellen Optik und gefühlt 100 verschiedenen Sicherheitshinweisen und Warnsymbolen bei mir jetzt keine Liebhaberei mehr aufkommen lassen würde. Das ist einfach nur noch Massenzündware, ausschließlich zum Verbrauch.

    Also liebe Profi-Pyros, ich verstehe eure Einstellung und Ansichten recht gut, auch speziell die Argumente, die Anton beigetragen hat. Wir bewegen uns da einfach auf zwei verschiedenen Ebenen - der ideellen und der rationalen, sachlichen. Ich finde, damit kann man doch gut leben, oder? :)
     
    adi und Pyro-Dan gefällt das.
  25. (Fortsetzung.... ;-)

    Dann gab es noch den kleinen Laden, wo ein mittel-alter Herr die schönsten VÖGEL hatte: natürlich aus Schachteln heraus verkaufte er begeistert die rot aufsteigenden Schmetterlinge, die großen Albatrosse, die kleinen UFOs mit ihrem Gold-Silber-Wechsel. Alle natürlich noch mit grauer Lunte! ... "Ja, gerne! Dann noch 3 von den Schmetterlingen..... 5 UFOs..... Darf es sonst noch etwas sein?".... Ich höre seine Stimme immer noch durch Zeit und Raum hinweg erklingen.... Ist ja auch erst 40 Jahre "Zeit" und 100 km "Raum" von hier aus entfernt... ;)

    Ein Sport-Artikel-Laden in unserem Städtchen hatte Depyfag-Artikel. Und dort entdeckte ich dann tatsächlich - gefüllt - etwas, was ich schon ein Jahr früher am Neujahrsmorgen - ausgebrannt - in einem Busch gefunden hatte: Die Goldwirbel-Rakete "mit Goldsternen, Goldschwärmern und Schlußknall"! Weiter oben hier hat´s schon jemand geschrieben: SO EINE Effektbeschreibung MUSS doch das Kopfkino einen Salto schlagen lassen! :D
    Auch die Zweistufen-Rakete "Super-Nova" hatte der Laden - ein paar Minuten später hatten DIE eine weniger davon, und ich dafür auch eine! :)
    Ebenfalls gab es hier den kleinen "Vulkanausbruch" von Depyfag - ich hatte ihn nur EINMAL damals, und trotzdem ist er mir mit seiner ungewöhnlichen Form sehr intensiv im Gedächtnis geblieben.... Das Teil hat mich damals so sehr fasziniert (also schon im nicht gezündeten Zustand meine ich) - ich glaube meine Mama hat sich damals dann doch gefragt, ob mit dem Jungen wohl alles in Ordnung ist.... :D

    Nicht im Kreisstädtchen, sondern direkt in unserem Dorf gab es natürlich auch einen SPAR-Laden, der Feuerwerk verkaufte. Die hatten allerdings nicht das "große Kaliber".... hier gab es maximal die Moog-Nico-Kobold-Raketen und z.B. die Leitwerk-Mondrakete von Moog-Nico. Und Raudis von Moog-Nico. Ich bekam EINE Kobold-Rakete, wollte aber gerne von jeder Farbe eine haben. Mhh.... Mutter blieb dieses Mal aber unerwartet hart: keine einzige weitere! Nur die eine! Ich war sauer....:)

    (Fortsetzung folgt - im nächsten Teil lernen wir den Bahnhofs-Drogisten und auch "Zigarren-Arnold" kennen.... ;))

    Euer Rocket Man
     
    #Nyttårsaften1977#, adi, ferl und 2 anderen gefällt das.
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