Historie Kanonen-Geschichte / Steinbüchsen-Historik

Dieses Thema im Forum "Museum, Firmen, Historie" wurde erstellt von Harry11, 14. Dezember 2008.

  1. Hallo - evtl. kann mir hier jemand weiterhelfen: Als Historiker versuche ich über die ersten Einsätze von Kanonen - hier Steinbüchsen - in Deutschland Informationen zu erhalten. Bisher galt die Burg Tannenberg (im Odenwald bei Seeheim) als erste deutsche Burg, die durch Feuerwaffen zerstört wurde (Juni 1399). Nun ist mir allerdings ein früheres Datum bei der Burg Bommersheim aufgefallen, die im Januar 1382 ebenfalls durch den Einsatz Frankfurter Kanonen komplett zerstört wurde. Im Burggraben dieser Burg bei Oberursel fanden sich einige Kugeln aus Granit.
    Es könnte durchaus noch frühere Einsätze gegeben haben - möchte hier aber einmal nach Informationen fragen, die dieses Stückchen der pyrotechnischen Geschichte näher untersucht haben.
    Es wäre schön, wenn mir hier jemand helfen könnte - evtl. gibt es da bereits militärhistorische Literatur oder sonstige, belegbare Informationen. Auch aus Nürnberg usw. sind Schwarzpulver-Einkäufe im frühen 14. Jahrhundert bekannt - und wie war das mit dem Bertholdus Niger - laut Wikipedia soll er um 1359 (nach anderen Angaben 1353) durch Zufall das Schwarzpulver entdeckt haben. Aber auch die Nachricht vom Auftreten von "Feuerrohren" in Metz (1324) bzw. in Brabant (1311) bzw. Erst- Einsatz primitiver Feuerrohre in Europa 1284 in Forli.
    Kann jemand helfen und hat nähere Infos ? ?
     
  2. Aufklärung

    Lieber D-Böller-Exp, um Dich mal aufzuklären :

    Die Ursprünge von uns Pyrotechnikern liegen in der Kriegsfeuerwerkerei, d.h. die Artilleristen des späten Mittelalters hatten auch die Aufgabe Friedensfeuerwerke durchzuführen, da sie in ihrer Zeit die einzigen waren, die berufsmässig mit Schwarzpulver zu tun hatten. Wer also erforscht, wo zuerst in Deutschland das erste mal Kanonen eingesetzt wurden, kann auch nachvollziehen, wann angefangen wurde Feuerwerke zu veranstalten.

    Und noch mehr Parallelen von Feuerwerk und den ersten Kanonen :

    Die ersten Leuchtkugeln waren wohl Leuchtgeschosse zur Vorfeldbeleuchtung bei Nacht oder zur Signalabgabe.
    Die ersten Böller waren Kanonen die zu Friedensanlässen Salut geschossen haben ( noch heute wird mit Kanonen und ähnlichen Konstruktion geböllert ).
    Die ersten Feuerwerksgeschossse wurden aus Kanonen abgeschossen, noch heute heissen unsere Abschussgeräte Mörser, die beim Militär auch eine Form der Kanone sind.
    Die ersten Raketen waren Kriegsraketen, allerdings bei den Chinesen, in Europa wurden sie erst im 19. Jahrhundert eingesetzt ( bitte um Korrektur wenn ich mich irren sollte ).
    Unsere Schutzpatronin ist die hl. Barbara, die der Artillerie ist.
    Die ersten Feuerwerkskörper wurden von Kriegsfeuerwerkern hergestellt.

    Und noch eins :

    Wir sind ein Feuerwerksforum in dem alle Facetten des Feuerwerk behandelt werden, auch die historischen und da gehören die Kanonen eindeutig dazu.
    Und noch was : Schau mal in welchen Teil des Forums der Artikel hier steht ! ;)

    Frohe Weihnachten und Gruß

    Pyromagic
     
  3. #3 bo2610, 26. Dezember 2008
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 28. Dezember 2008
    [edit: Thread aufgeräumt, Text damit hinfällig]

    @Harry11
    Evtl. findet sich noch jemand der dir Helfen kann, ich denke Pyromartin dürfte da mit seinem geballten Wissen etliche Infos haben.
     
  4. Hallo D-Böller-Experte - es scheint wirklich nicht das richtige Forum hier für Dich zu sein. Wenn man so oberschlau sein möchte, jeden Rat oder Hinweis in den Wind zu schießen und dann noch schreibt: wir sind lleute die sich mit pyrotechnik ausernandersetzen - der scheint sich nicht wirklich mit Feuerwerk auszukennen und will auch nicht von anderen lernen.... !
    Wie schon der gute Pyromagic richtig geschrieben hat - auch Geschichte und Entwicklung des Feuerwerks, will man sich mit einer Sache wirklich auseinander setzen, sind wichtige Aspekte. Ebenso richtig, der Hinweis aufs Militär - so lange sind diese Berufe noch gar nicht getrennt: In Friedenszeiten wurden die Mörser und Kanonen halt anders vom Pyrotechniker befüllt!
    Die ersten "Böller" hatten tödliche Wirkung, sie wurden eingesetzt um Pfeile, eiserne oder steinerne Kugeln gegen die Gegner zu schießen, später kamen noch Schrott-Ladungen, Ketten-Kugeln und explodierende Geschosse dazu. Heute wird diese Technik zur Lust-Feuerwerkerei eingesetzt: in kleinen Bombetten wirken die gleichen Kräfte wie in Kanonen - das Geheimniss ist die Verdämmung des Schwarzpulvers.
    Ich bin also auf den Spuren der frühesten Feuerwerks-Einsätze in Deutschland: die Tanneberg-Büchse eine Handfeuerwaffe liegt im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und gilt als älteste erhaltene Feuerwaffe:
    1849 finden Archäologen bei Grabungen in den Burgruinen in der Zisterne Bruchstücke einer Büchse, einen eisernen Ladestock sowie Reste einer zweiten Büchse. Die Tannenberg-Büchse war sehr einfach aufgebaut, besaß aber schon die gleichen Grundelemente wie ein modernes Gewehr: Lauf und Schaft. Den Lauf bildete eine hinten verschlossene, 27 cm lange Bronze-Röhre mit einfacher Zündöffnung. Der Schaft bestand aus einem Holzstab, der in einer konischen Bohrung an Laufende befestigt war. Eine solche primitive Haltemöglichkeit war zum Zielen nötig, denn bei diesen primitiven Schusswaffen hatte der Schütze alle Hände voll zu tun, um überhaupt einen Schuss aus dem Lauf zu bringen: Eine Hand hielt die Waffe und richtete sie auf das Ziel, während die andere ein glühendes Zündeisen, eine glimmende Lunte oder eine brennende Kohle bereithielt. Das Schaftende klemmte der Schütze unter die Achsel oder setzte es wie ein Armbrust auf Brustmuskel oder Oberarm auf. Schießversuche mit der Tannenberg-Büchse bis ins Detail nachgebauten, eingespannten Waffe und nach zeitgenössischen Rezepten gemixtem Pulver brachten erstaunliche Ergebnisse: auf 25 Meter Entfernung lagen alle Schüsse innerhalb eines Kreises von 14 Zentimetern Durchmesser. Die Kugel im Kaliber von rund 17 Millimetern hinterließ auf zwei Millimeter dickem Blech ein Zentimeter tiefe Dellen.
    Als Frankfurter Bub intressiert mich natürlich der Frankfurter Anteil an der Feuerwerks-Entwicklung:
    bereits 1346 bestellten die Städte Aachen und Frankfurt bei einem unbekannten Handwerksmeister bronzene Handbüchsen. Rechnungen belegen diese ersten Handwaffen.
    Und 1399 belagert der Rheinische Städtebund sowie Truppen des Königs Wenzel, der Erzbischöfe von Mainz und Trier und der Reichsstadt Frankfurt die Burg Tannenberg an der Bergstraße des Raubritters Hartmut von Cronenberg. Frankfurts Beitrag zur Belagerung besteht aus der großen Steinbüchse, die schwere Steinkugeln verschießt. Kein billiges Unternehmen: Für 40 Schuss werden sieben Zentner und 33 Pfund Pulver verbraucht, aber es lohnt sich: Das Raubritternest wird bis auf die Grundmauern zerstört. - wohl von dieser Steinbüchse sind auch in Bommersheim 1382 etliche Kugeln verschossen worden, die im Burggraben gefunden wurden. Ich suche aber nach weiteren frühen Einsätzen von solchen Steinbüchsen - Gut Schuss an Neujahr - Harry
     
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  5. Thread aufgeräumt. Beitragslöschungen dienen nicht dem abstrafen der erstellenden User, sondern der Übersichtlichkeit dieses Threads.
     
    Pyro, PTU und ivhp gefällt das.
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