Historie Artikel über die Feuerwerksfabrik der Gebrüder Pfeiffer

Pyrofriendphilipp · 3. März 2012

Hier ist der besagte Artikel von meinem Schwiegervater (Dr. Walter Müller) über die Gebrüder Pfeiffer aus Halle an der Saale.

Aus der Geschichte der Feuerwerksfabrik Gebr. Pfeiffer in Kröllwitz

Wer heute vor den Häusern mit den Nummern 20 und 21 in der Kröllwitzer Straße im hallischen Ortsteil Kröllwitz steht, ahnt nicht, dass sich auf diesen zwei Grundstücken für mehrere Jahrzehnte eine der ältesten und bekanntesten deutschen Feuerwerksfabriken befand. Nach eigenen Firmenangaben bereits 1836 gegründet, gehörte die Feuerwerksfabrik Gebr. Pfeiffer als Hersteller von Garten- und Höhenfeuerwerken, „Bengal, Beleuchtungen, Wachsfackeln, Salon-Feuerwerkskörper jeder Art“ zu den größten in Deutschland.

Hallische Raketen kamen auf Festen in ganz Deutschland sowie in Holland, Dänemark, Schweden, Norwegen und Österreich zum Einsatz. Unter anderen ist belegt, dass die Feuerwerksfabrik der Gebr. Pfeiffer am 7.7.1891 in Erfurt ein eineinhalbstündiges Großfeuerwerk abbrannte wozu auch die Beleuchtung des Doms gehörte. Dafür flossen damals immerhin stolze 5.000 Reichsmark in die Firmenkasse. Auch bei der Einweihung der Kaiser- bzw. Hohenzollernbrücke 1911 in Köln wurden „mehrere „Raketengirandolen“ gezündet, die von den Gebrüdern Pfeiffer hergestellt worden waren und „von denen jede einzelne 1200 Raketen fasste“,. In den 1920er Jahren kam dann noch die mehrfache pyrotechnische Mitwirkung im neuen Massenmedium Film dazu. Der achtzigjährige Hermann Pfeiffer sen. (15.1.1854-16.1.1934) galt 1934 sogar als der älteste deutsche Feuerwerker und konnte sich erinnern, noch in den zwanziger Jahren u. a. die Blitze für einen Wildwest-Film produziert zu haben. Gedreht worden war der Film tatsächlich aber im Dresdner Zoo. Hauptabsatzgebiet der Firma war aber zweifelsfrei die Provinz Sachsen, dabei vor allem die dortigen zahlreichen Schützenvereine.

Der bisher älteste Nachweis für das Wirken der Firma in Halle findet sich in der Saale-Zeitung vom 9.3.1884. Danach hatte ein über der Stadt beobachteter großer Luftballon für Verwirrungen gesorgt. „Der bekannte Feuerwerkskünstler Hr. G. Pfeiffer in Cröllwitz habe den aus Papier selbst hergestellten Ballon probeweise steigen lassen, um seine Hebekraft zu erproben. Zu letzterem Zwecke seien an dem Ballon pyrotechnische Gegenstände als Gewichte angebracht worden. Der Ballon habe eine Höhe von 12 und einen Umfang von 18 Fuß gehabt“. Bereits ein Jahr später muss jedoch bei Versuchen zumindest ein Teil des Laboratoriums der Pfeiffer`schen Feuerwerksfabrik explodiert sein. Im Halleschen Tageblatt vom 22.6.1886 findet sich nämlich folgender Bericht: „Dem Kunstfeuerwerker Pfeiffer zu Cröllwitz, dessen Laboratoriums im vorigen Jahre in die Luft flog, ist jetzt durch den Bezirks-Ausschuß in Merseburg die Anlage einer Fabrikationsstätte zur Herstellung von Feuerwerkskörpern auf dem Plan Nr. 10 zu Cröllwitz unter zahlreichen Bedingungen genehmigt worden. Die Erfüllung der letzteren wird ihm nicht schwer fallen, da die Anlagestätte isoliert und fern von jedem Verkehr liegt.“ Damit dürfte das Jahr 1886 das eigentliche Gründungsjahr der Feuerwerksfabrik der Gebrüder Pfeiffer in dem damals noch selbständigen Dorf Kröllwitz bei Halle sein. In einem Interview in der Mitteldeutschen Zeitung, Ausgabe Halle vom 22.7. 2006 gab der letzte Firmeninhaber und damals bereits 74jährige Walter Pfeiffer zwar als Gründungsjahr der Firma erst 1896 an, dabei muss es sich jedoch um einen Erinnerungsfehler handeln. Denn die wenigen erhaltenen Quellen zur Anfangsgeschichte der Feuerwerksfirma belegen eindeutig, dass die Firma schon mindestens seit 1884 bzw-1886 in Kröllwitz bestanden hat.

Ursprünglich gegründet wurde die Firma jedoch nicht in Kröllwitz bei Halle sondern schon 1836 in Leipzig. Später wurde dann für einige Zeit die Produktionsstätte nach Naumburg an der Saale verlegt. Für diese Anfangszeit lassen sich jedoch bisher noch keine Quellenbelege erbringen. Sicherlich erfolgte die Firmenverlegung aber jeweils nicht ganz freiwillig, sondern aufgrund von Explosionen in der Kunstfeuerwerkstatt. Diese führten dazu, dass man sich aus Sicherheitsgründen immer wieder neue Produktionsstandorte suchen musste. In Kröllwitz wurde die Firma dann endlich für mehrere Jahrzehnte sesshaft.

Bereits im hallischen Adressbuch von 1898 empfahl sich die Firma als Hersteller aller „Arten Lust-Feuerwerk, Feuerwerke für Gesellschaften und dergl. von den kleinsten bis zu den größten.“ Die damaligen Firmeninhaber und zugleich Grundstücksbesitzer waren die Gebrüder Karl und (Gustav) Hermann in der Brunnenstraße 11 und 12. Im Zusammenhang mit der am 1.4.1900 erfolgten Eingemeindung von Kröllwitz nach Halle musste die Straße in Kröllwitzer Straße umbenannt werden, da es in der Saalestadt bereits die Brunnenstraße (Große und Kleine) gab. Im Jahre 1928 erfolgte aufgrund von zahlreichen Neubauten in der Straße die noch heute gültige Hausnummernvergabe.

Nach dem Tod von Karl Pfeiffer 1910 führte für kurze Zeit (Gustav) Hermann die Firma als Alleininhaber weiter. Jedoch bereits 1913 sind im Adressbuch zwei Firmen – Gust. Herm. Pfeiffer, vorm. Gebrüder Pfeiffer als „älteste Fabrik am Platze. Gegr.1836“ sowie Ernst Pfeiffer & Co. nachgewiesen. Erstere musste wahrscheinlich noch im Ersten Weltkrieg aufgrund von zeitweiligen finanziellen Schwierigkeiten einen Kapitalgeber suchen und fungierte seit 1917 zunächst als Pyrotechnische Fabrik und Sprengstoffhandlung. Nach dem wohl 1920 erfolgten Tod von (Gustav) Hermann und der Übernahme durch seine Kinder Hermann Walter und Johannes sowie Gustav Bock hieß die Firma ab 1921 Pyrotechnische Fabrik Gebr. Pfeiffer & Bock.

Aus Sicherheitsgründen befand sich seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die eigentliche Feuerwerksfabrik der Firma Gebr. Pfeiffer & Bock zunächst im Lettiner Weg 1 (1921), dann in der Schwuchtstraße (1926) und ab 1932 sogar im Mühlweg in Lettin. Dort erfolgte die Produktion auf einem großen Gelände in einzeln stehenden Hütten. Die damaligen Firmeninhaber waren Hermann Pfeiffer jun. und Walter Pfeiffer.

Die Pyrotechnische Fabrik von Ernst Pfeiffer & Co. hatte ihre Produktionsstätte und das Lager schon bereits seit mindestens 1913 in Lettin in der „Nähe d. Restaurant ‚Erholungsheim’ a. d. Heide.“ Seitdem dienten die Grundstücke in Kröllwitz den bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als zwei getrennte Firmen geführten Feuerwerksfabriken daher nur noch als Kontor bzw. kurzzeitig auch als Verkaufsstätte für Feuerwerkskörper sowie Wohnung für die Inhaber.

Bereits seit dem ersten Laternenfest 1928 in Halle war die Firma Gebr. Pfeiffer & Bock für mehrere Jahre für das Feuerwerk zuständig. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm Walter Pfeiffer von 1947 bis 1949 diese Aufgabe als letzter Inhaber der Pyrotechnischen Anstalt Pfeiffer & Bock. Dies belegen entsprechende Hinweise in den Laternenfest-Programmen dieser Jahre. Ab 1950 bis zum Ende der DDR war dafür das Werk Silberhütte der vereinigten volkseigenen Betriebe (VVB) Chemie zuständig. Die Realisierung des Höhenfeuerwerks zum Laternenfest am 19. August 1950 in Halle gehörte übrigens zu den ersten Großaufträgen der nach 1945 zunächst enteigneten und demontierten Feuerwerksfirma in Silberhütte. Erst kurz zuvor war nämlich in Silberhütte die Produktion von Raketenfeuerwerk überhaupt wieder aufgenommen worden.

Mit der Enteignung der Familie Pfeiffer Anfang der fünfziger Jahre endete die Feuerwerksproduktion in der Saalestadt.

Die Bilder dazu findet ihr hier: http://www.feuerwerk-forum.de/album/showgallery.php?cat=3891

Ergänzungen und Korrekturen zur Firmengeschichte – insbesondere zu den Anfängen in Leipzig und Naumburg sowie weitere Belege zu von der Firma gestalteten Feuerwerken bzw. Fotos zur Firmengeschichte- sind im Zusammenhang mit einer perspektivisch geplanten Publikation zur Geschichte der Feuerwerksfabrik der Gebr. Pfeiffer in Kröllwitz erwünscht. Deren Verwendung erfolgt mit der entsprechenden Quellenangabe!

Dr. Walter Müller
E-Mail: [email protected]
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Silberhütte · 24. Januar 2014

Hier habe ich auch noch einen Artikel zu den Gebr. Pfeiffer gefunden.

http://www.mz-web.de/halle-saalekreis/firma-pfeiffer-lieferte-kunstfeuerwerk,20640778,19016916.html

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