widofnir

Schweizer Schwarzpulver

Schweizer Schwarzpulver mit der Bezeichnung "No. 5B, Böllerpulver". Hergestellt wird das Schwarzpulver in der Pulvermühle Aubonne, welche seit 1853 besteht und heute die letzte Pulvermühle ihrer Art in der Schweiz ist. Interessierten kann ich folgende Internetseite empfehlen, dort finden sich auch weitere Informationen zur Geschichte der Pulvermühle Aubonne: http://www.blackpowder.ch/black-powder-mill/history

Schweizer Schwarzpulver
widofnir, 1. Juli 2015
Mathau gefällt das.
    • Bewertung:
      5/5,
      Bilsom
      Danke für die schönen Infos Kollege! Darauf ne gut gekühlte Flasche "Rivella" :joh:
    • widofnir
      Gern geschehen! Na dann, "Proscht!"... :joh:
    • Bewertung:
      5/5,
      NightFlyer
      cool, da werden alte Erinnerungen wach.. :p
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    • Bewertung:
      5/5,
      mondfeuer
      Die verschiedenen Pulversorten der Poudrerie Aubonne sind allesamt von höchster Qualität. Für einige davon wie z B. das relativ feine Jagdschwarzpulver wird hochwertige Rotkohle verwendet, die im Gegensatz zu Schwarzkohle einen niedrigeren Flammpunkt und einen deutlich besseren Arbeitswert hat. Die Umsetzung solcher Schwarzpulversorten ist sehr dynamisch und sauber, im Vergleich mit Sorten mit Schwarzkohle bleiben weniger Rückstände über und die Leistung (Gasdruck) ist insgesamt höher.

      Solche Qualität hat natürlich ihren Preis. Für die kommerzielle Produktion rentiert sich die Sache erst ab größeren Mengen (etliche Zentner) und den damit verbundenen Preisstaffeln, für privaten Gebrauch sind das aber sehr feine Pülverchen für anspruchsvolle Kunden.
    • NightFlyer
      Boris, Du darfst gerne noch mehr über die verschiedenen Kohlesorten erzählen, mich interessiert das sehr! (wenn du magst auch als PN)
    • mondfeuer
      Das ist ein sehr umfangreiches Thema.

      Holzkohle für die Schwarzpulverherstellung muß bestimmte Eigenschaften haben, es kommt eher weiches Holz mit wenig Harz zum Einsatz, das meist durch trockene Destillation verkohlt wird. Im Grunde läuft das so ab, daß das gut getrocknete Holz in einem geschlossenen Gefäß stark erwärmt wird, wodurch es nach und nach verkohlt. Bei diesem Vorgang wird das Lignin im Holz zu Kohle und dabei sehr porös. Es muß stets darauf geachtet werden, daß das Holz nicht verbrennt, dazu ist viel Erfahrung und Geschick notwendig. Der Trick ist, den Sauerstoffgehalt des Brenngefäßes so niedrig zu möglich zu halten, damit das Holz verschwelt.

      Früher wurde Holzkohle von Köhlern im Wald hergestellt, die dazu hohe Meiler nach einer genau ausgeklügelten Methode aufschichteten und über einen langen Zeitraum am Kokeln hielten. Köhler gibt es in unserer Zeit kaum noch, Holzkohle wird daher in industriellen Anlagen hergestellt, wobei verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen. Durch Verkohlung mit heißen Gasen (z. B. Wasserdampf) ist eine sehr genaue Einstellung der Wärmezufuhr möglich, wodurch die Performance des Endprodukts hinreichend genau abgestimmt werden kann. Die bereits erwähnte Rotkohle wird auf diese Weise hergestellt. Dieser Vorgang ist recht komplex und erfordert spezielle Anlagen, um den Wasserdampf überstark auf nahezu 1000 Grad zu erhitzen, hierbei wird mit starkem Druck gearbeitet. Darum ist Rotkohle auch teurer als Schwarzkohle, die auf die herkömmliche Destillationsmethode hergestellt werden kann.

      Für Schwarzpulver geeignet sind Hölzer wie Faulbaum, Esche oder Pappel, auch aus Hanfstengeln ist gute Kohle machbar. Bei der Pulverherstellung wird durch verschiedene Arbeitsgänge dafür gesorgt, daß sich das Kaliumnitrat innig mit der porösen Holzkohle vermischt, das geschieht durch Kollern (Walzen des Rohpulvers mit schweren Rädern) und Pressen, bis eine bestimmte Dichte erreicht ist. Danach werden die gepressten Platten in verschiedenen Graden gemahlen, das reicht von zentimetergroßen Stücken bis zu feinem Mehl.

      Die Schwierigkeit des Verkohlungsprozesses besteht einerseits darin, die ideale Temperatur für das jeweils verwendete Holz, andererseits die Verweildauer des Holzes in der Hitze der Destille zu bestimmen. Je länger es darin bleibt, desto höher wird der Ascheanteil, weil einige flüchtigere Bestandteile des Holzes eben doch verbrennen. Alles über 6% Asche ist für Schwarzpulver weniger gut geeignet, wobei man das aber eigentlich nicht pauschal sagen kann, da es Pulversorten gibt, die Holzkohle mit noch höherem Aschetanteil enthalten. Das ist auch eine Frage der Anwendung, Schwarzpulver war lange Zeit das einzige ernstzunehmende Sprengmittel für zivile und militärische Anwendungen und es wurden eine unüberschaubare Menge an verschiedenen Pulvern für alle möglichen Zwecke hergestellt.

      Für bestimmte Feuerwerkseffekte wie Funkenschweife kommt in der Regel Holzkohle aus härteren Holzarten zum Einsatz, beispielsweise aus Eiche oder Buche. Die Funken sind nicht so hell wie bei den weichen Sorten, aber sehr langlebig.

      Für die wenigen noch verbliebenen großen Pulvermühlen ist die Beschaffung von Holzkohle guter Qualität die größte Herausforderung. Die früher allenthalben verwendete Faulbaumkohle ist kaum mehr erhältlich, der Faulbaum-Busch ist eine Pflanze, die in sumpfigen Gebieten wächst, die heutzutage fast alle unter Naturschutz stehen, zumindest bei uns, sofern sie nicht vor langer Zeit schon trockengelegt wurden. Mit der Qualität der Holzkohle (und des Kaliumnitrats) steht und fällt die Qualität des fertigen Pulvers.

      Etc. :)
    • Bewertung:
      5/5,
      Clef
      Wow! Schaukelstuhl und Pfeife dazu :D

      Dann mal direkt gefragt: Ist das Zeug auf dem Bild als Austoßladung geeignet? Ohne was sagen zu wollen, das Pulver in den Kat 1 Artikeln ist nie heftig genug gewesen für solche Zwecke, wahrscheinlich weil es zu fein war ?
    • widofnir
      Hey Boris, leider kann ich Dir nicht mehr als Danke! sagen... :)

      Einfach grandios!

      @Clef, grundsätzlich ist es so, je feiner das Pulver, desto mehr Abbrandoberfläche ist vorhanden und desto schneller und "heftiger" brennt es ab.

      Das Schwarzpulver auf dem Bild hat eine angegebene Körnung von 1 - 2 mm und ist (meiner Meinung nach) perfekt als Ausstossladung geeignet. Kommt hinzu, dass das Pulver, wie von Boris schon erwähnt, fast rückstandslos verbrennt.

      Der Preis für dieses Schwarzpulver ist dafür auch eher hoch angesiedelt, in der Schweiz zahlt man zwischen 25-30€ pro Kg.
      Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich den Preis hier hinzuschreibe, in der Schweiz ist Schwarzpulver daher für Jedermann (und -frau) ab 18 erwerbbar. :joh:
    • mondfeuer
      widofnir,

      ist mir ein Vergnügen.

      Clef,

      ja, das im Bild gezeigte Böllerpulver kann als Ausstoßladung für diverse Zwecke verwendet werden. Für Bomben wäre es in der vorliegenden Korngröße bis etwa 100mm geeignet, für größere Kaliber würde ich zu gröberem Pulver greifen (geringere Umsetzungsgeschwindigkeit, dafür mehr Schub).

      Mehlpulver brennt lose schneller ab als Kornpulver, verdichtet tritt der umgekehrte Fall ein, hier sorgen die Ecken und Kanten des Korns dafür, daß zwischen ihnen genügend Luft ist, um eine schnelle Durchzündung zu ermöglichen, auch wenn es in verdichteter Form vorliegt. Bei verdichtetem Mehl nimmt die Abbrandgeschwindigkeit dagegen rapide ab. Diesen Effekt macht man sich z. B. in Raketentreibern oder Vorbrennern zunutze.

      Die Sätze in Kat.1-Artikeln sind in der Regel kein reines Schwarzpulver, sondern eben gemengte Sätze, die einen Effekt hervorrufen sollen und sich daher in der Regel nicht so heftig umsetzen wie gutes SP. Für "alternative Zwecke" sind sie ungeeignet.
    • Hanabi
      Ja, über Kohle in der Feuerwerkerei kann man eigentlich unendlich sprechen... Sie ist und bleibt die größte "Sau" in der Pyrotechnik, tatsächlich und im übertragenen Sinn. Funktioniert zB eine Flimmermischung mit einer Holzkohlensorte hervorragend, flimmert es mit einem anderen Holz nicht mal mehr - aber es ist und bleibt doch Holzkohle?? Holzart, Verkohlungsgrad, Aschegehalt, dreht man an einem Parameter, kann das schon Welten ändern.

      Für Infos in's Detail ist übrigens sehr zu empfehlen...

      http://www.fireworksnews.com/Item/B7
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    widofnir
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    1. Juli 2015
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    10
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