CaMa08

Tiger Head Brand China Böller B Pyrotechnik Hamburg LKF

Knallkörper China Böller B BAM-PII-0580 Herst.: LKF Imp.: Pyrotechnik-Hamburg Hier wohl ein sehr frühes, wenn nicht sogar eines der ersten, Päckchen Tiger Head China Böller. Dank dem Vermerk des Vorbesitzers und der historischen BAM Zulassungsliste von CannonCracker (Erstzulassung vom 9.11.1970) lässt sich genau sagen das diese Böller 1971 nach Deutschland importiert wurden. Schaut man in alte Kataloge aus der Zeit, fällt auf das es nur bis zu China Crackern (440) geht, größere Kaliber sucht man meistens vergebens. Im 1973er WecoKatalog sind dann alle Größen bis Kaliber D gelistet, die dort abgebildeten B Böller sehen den gezeigten sehr ähnlich. Wie bereits schonmal geschrieben, unterscheiden sich frühe Chargen Tiger Heads von später hergestellten. Auffällig ist das Frontcover ohne blauen Schriftfeld "Made in China" und die kleine Raute in der die Größe in Zoll angegeben ist. Außerdem ist das Cover bei den B Böllern nicht so breit wie das ganze Päckchen, was m.M.n besser aussieht. Um das Alter schließlich genau eingrenzen zu können, kommt man nicht umhin sich das Backover und nicht zuletzt den einzelnen Böller zu betrachten. Fast alle Tiger Heads aus den 70ern habe ein sehr kleines Backcover, dieses ist aus sehr dünnem Papier, wodurch man selten ohne Probleme alles lesen kann. Was mir bei der Recherche und Vergleichen aufgefallen ist, dass bei sehr alten Böllern (ca. bis Mitte der 70er) der Satz "Abgabe nur in ungeöffneter Originalverpackung erlaubt!" fehlt. Typisch Tiger Head ist auch der Rahmen mit Ornamenten. Mittlerweile bin ich bei 5 verschiedenen Varianten angelangt, die ich alle nach und nach hier zeigen werde. Ich vermute das man anhand diesen das Alter etwas genauer Eingrenzen kann. Der gezeigte Rahmen besteht nur aus doppelten Linien und bildet somit die erste Variante. Er fasst die Gebrauchsanweisung, die Zulassung, das Bruttogewicht, sowie Hersteller und Importeur ein. Unter ihn findet sich noch einmal die Größenangabe in Zoll, sowie diverse chin. Schriftzeichen (würde gerne mal wissen was die bedeuten) und drei dreistellige Ziffern mit einer Sieben im Kreis als Abschluss. Jetzt dürfen Dechiffrierexperten ans Werk gehen, mir ist aufgefallen das man immer eine fünf auf die vorherige Zahl addieren muss um auf die nächste zu kommen, vielleicht ist das ein versteckter Code ;). Wie alle Tiger Heads der frühen 1970er Jahre besitzen auch diese eine extrem Lange (3/4 Böllerlänge) graue Schlaufenlunte, die grün-weiße Banderole mit den jeweils dünnen und dicken Ring am Ende und das charakteristische ockerfarbene Papier. Ein Blick durch das Seidenpapier zeigt die erste Herstellungsvariante. Nachdem die Hülse gerollt wurde, wurde diese auf einen Dorn gestellt der exakt den Innendurchmesser der Böllerhülse hatte und eine kleine Menge grau-schwarz farbener mineralischer Dämmstoff eingefüllt und verdichtet. Erst danach faltete man ein paar Lagen Papier ein und drückte diese mit einem splinttreiberähnlichen Gegestand fest (daher die drei Punkte im Papier). Vorne wurde wieder das übliche Herstellungsverfahren angewendet.

Tiger Head Brand China Böller B Pyrotechnik Hamburg LKF
CaMa08, 31. August 2016
etea138 und CeBee gefällt das.
    • Bewertung:
      5/5,
      Rocket Man
      Super Foto!
      Super Beschreibung!
      Besser geht kaum.

      Weiter so! :)

      VG - Michael
    • Bewertung:
      5/5,
      mondfeuer
      Gute Sache, Markus.

      Das waren schöne Zeiten. Die langen Chinazündschnüre konnte man prima verdrillen. B-Böller waren schon richtig ernstzunehmende Knaller, besonders auch zu Zeiten der Schlaufenzündschnüre, die manchmal sauschnell abbrannten.

      Die verdrehten Zündschnüre waren besser, da sie gleichmäßiger brannten, man mußte nur ein wenig aufpassen, daß sie sich nicht abscherten und das SP darin rausrieselte. Insgesamt war die Blindgängerzahl aufgrund der Papierzündschnüre deutlich höher als heute.

      Das wiederum hat uns Kindern an Neujahr eine Menge schöner Funde beschert, zwischen den Bergen an Papier an diversen Straßenecken fand man fast immer Versager, wo noch reichlich Zündschnur dran war. Früher wurden die Silvestererreste noch nicht so schnell entfernt wie heute, da hatte man etwa zwei oder drei Tage Zeit, sich genüßlich durch den Dreck zu wühlen. :)

      Für den oberen Verschluß kam seinerzeit ein dreiteiliges Krimpwerkzeug zum Einsatz, dessen Stäbe nach dem Einfalten der inneren Wicklungen in den Kopf des Böllers geführt wurden und sich dann durch mechanischen Druck nach unten und aufeinander zu bewegten. Das führt zu charakteristischen "Löchern" bzw. Eindrücken im oberen Verschluß, die man noch bis weit in die 80er hinein bei den Produkten verschiedener Firmen antraf.

      Schade, daß es solche Knaller nie wieder geben wird, da hilft auch kein Oldschool-Projekt. Die Techniken und Kenntnisse sind längst verlorengegangen, das ist ein Problem der Chinesen und ein generelles Problem der Branche insgesamt, die vielfach nur noch von Marketingmanagern und Finanzstrategen dominiert wird. Zumindest gilt das für die großen Player auf dem internationalen Markt, die keine Lust mehr haben, sich mit klassischen Artikeln abzugeben.

      Ein Königreich für eine Zeitmaschine...
      CeBee gefällt das.
    • Bewertung:
      5/5,
      RapidFire
      Von mir auch die volle Punktzahl für diese herrlichen Knaller!

      Die Beschreibung unter dem Bild und auch die Ergänzung von Mondfeuer sind sehr aufschlussreich.
      Freue mich auf weitere Bilder :)

      Vielen Dank dafür und schöne Grüße
    • Bewertung:
      5/5,
      sureshot
      Herrlich, perfekt dargestellt!
    • CaMa08
      Danke an alle für das Lob, ich gebe mir immer größte Mühe nicht immer nur das millionste Böllerbild hochzuladen, sondern dazu noch ein paar Hintergrundinformationen mitzugeben. Schön das so viele das wertschätzen :)

      Vielen Dank Boris für deine Ausführungen, die Erfahrung mit der Schlaufenlunte habe ich in den letzten Jahren auch machen dürfen. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir A Böller aus ca.1975, die Zündverzögerungen von knapp einer Sekunde bis hin zu 4 Sekuden hatten. Wer da nicht auf Zack ist sieht nur noch Schnipsel vor den Augen :D

      Hättest du ein Bild oder eventuell sogar ein Video wo von dir das beschriebene Werkzeug zum Einsatz kommt? So richtig kann ich mir das noch nicht vorstellen. Klingt aber auf jeden Fall plausibel, da die Eindrücke ziemlich symmetrisch sind. Dachte die Chinesen hätten auf einfachere Hilfsmittel zurückgegriffen. In den einen ziemlich alten Video sieht man ja wie mit einer Art Schruppröhre (Drechselwerkzeug) das Ende in rasender Geschwindigkeit zugefaltet wird.

      Und auch im letzten Punkt stimme ich dir komplett zu, wenn das alte Wissen bei den Chinesen vorhanden wäre bräuchte es keine D oder SB II, da reicht ein A oder B Böller nach alter Herstellungsart um auf den gleichen Knall zu kommen. Aber das bleibt wohl Wunschdenken...
      CeBee gefällt das.
    • mondfeuer
      Das Krimpwerkzeug wurde meistens mechanisch gesteuert und war entweder in eine Halterung integriert, die etwa wie eine Standbohrmaschine aussah, oder händisch benutzt. In anderen Fällen wurden Einzelwerkzeuge benutzt, die wie Schraubenzieher mit rundem Kopf aussahen. Diese Technik wurde allerdings nicht von allen Firmen eingesetzt.

      Die Zufaltung der oberen Verdämmung erfolgte manuell mit einer Art Aale, und ja, dieser meist von Frauen ausgeführte Arbeitsgang wurde oft mit rasender Geschwindigkeit gemacht, wie eigentlich alle anderen Arbeitsschritte auch, da im Akkord gearbeitet wurde (und vielfach immer noch wird).

      Es gab mal einen Promo-Film einer chinesischen Fabrik, in der das Werkzeug gezeigt wurde, der auf YouTube zu finden war, den habe ich vor längerer Zeit mal wieder anschauen wollen und lange danach gesucht, aber leider nicht gefunden. Vermutlich ist das damit verbundene Konto nicht mehr aktiv.

      In der Feuerwerksbranche geht viel Wissen verloren, wenn es sich auf nur wenige Köpfe oder gar nur eine einzige Person verteilt und darüber keine Aufzeichnungen existieren. Natürlich könnte man bestimmte Artikel sozusagen zurückentwickeln und neue Techniken ersinnen, um die alte Qualität wieder zu bauen, aber das würde viel Geld kosten, was gerade bei Knallern ( = Massenware) wirtschaftlich nicht mehr stemmbar ist. Die Zeiten, in denen wir 3 bis 5 Mark für ein einziges Päckchen Superböller zahlten, sind halt vorbei, heute zahlt man nur wenig mehr in Euro für einen ganzen Umpack, da ist es nicht verwunderlich, wenn die Qualität leidet.

      Aber die Tonwurst-Geschichte hat nicht nur wirtschaftliche Hintergründe. Vor allem den Feuerwehren und Brandschutzleuten war die heftige Schnippselbildung der alten Böller ein Dorn im Auge, da die an Silvester überall entstehenden Papierberge besonders in trockenen Neujahrsnächten zu Brandherden wurden. Das Lumpenpapier der alten Böller brannte zwar nur schlecht, schwelte dafür aber umso länger, in manchen Müllhaufen konnten sich damals Glutnester bis in den Nachmittag des 1. Januar halten. Dann kam es auch vor, daß in windigen Nächten glimmende Fetzen in offene Kellerfenster oder trockenes Gestrüpp geblasen wurden, mit entsprechenden Folgen. Der Wechsel auf die heute bekannten Tonwürste ging mit einer Mechanisierung der Produktion in China einher, bei der die Hülsen nicht mehr von Hand gerollt und zunehmend komplett geklebt wurden. Die Reduzierung der einstigen langen Pulverseele in den Knallern zu einer kleinen Pulverkammer tat ihr Übriges, die Knaller sicherer, aber halt leider auch deutlich leiser zu machen, zudem schnippselten sie kaum noch. Gut für den Brandschutz, schlecht für Knallerfreunde.

      Bei einer Neuauflage alter Knaller muß man auch bedenken, daß wir mit unseren Schwarzpulver-Papierböllern, die nach Deutschland importiert wurden, praktisch alleine dastanden. In fast allen anderen Ländern kamen Blitzknaller in den Verkauf, bei uns war und ist das nicht erlaubt, also ließe sich ein hochwertiger SP-Knaller kaum anderswo gewinnbringend verkaufen, und die Nachfrage hierzulande nach gutem Knallfeuerwerk ist eben lange nicht mehr so hoch wie noch in den 60ern und 70ern, wo es den Löwenanteil am Umsatz einfuhr.
      CeBee gefällt das.
    Es existieren keine Kommentare, die angezeigt werden könnten.
  • Album:
    Detailbilder alter China Böller
    Hinzugefügt von:
    CaMa08
    Datum:
    31. August 2016
    Aufrufe:
    1.295
    Anzahl der Kommentare:
    6
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden