Museum Würgung bei alten Kanonenschlägen - wie gemacht?

Dieses Thema im Forum "Museum, Firmen, Historie" wurde erstellt von Feuerwerkskiste, 6. Feb. 2011.

  1. Hallo,

    ich frage mich schon seit langem, wie wohl damals die schönen Würgungen bei den alten Kanonenschlägen gemacht wurden. Wurden die Hülsen mit einer speziellen Maschine oder einer Zange oder einem Draht gewürgt? Wie muss man sich das Procedere vorstellen?

    vor allem ist es oft zu beobachten, dass die Würgungen teilweise sehr eng, teilweise sehr breit sind. Zum Beispiel beim Feistel Donnerschlag:

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    Oben ist die Würgung relativ kurz gehalten, unten fällt sie breiter aus.

    Dann bei den schönen alten Kanonis von Lünig oder Depyfag:

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    Wer weiterhelfen kann bzw. mir das Werkeug bildlich zeigen kann, dem sei gedankt.
     
  2. früher mit einer handwürgemaschine die wie der verschluß eines fotoapparates ausschaute, aus metalllamellen war und mit einem hebel verengt wurde wobei man gleichzeitig die hülsen drehte.
     
    Mathau gefällt das.
  3. Hallo!

    Mit einer Würgemaschine, entweder manuell oder elektrisch betrieben. Funktioniert auch heute noch

    tschüß
    Alex
     
  4. #4 Bilsom, 6. Feb. 2011
    Zuletzt bearbeitet: 6. Feb. 2011
    ganz früher......

    ....wurden die Hülsen ja im noch feuchten Zustand mit einer Schnur bzw. einem Strick gewürgt! Diese Würgung wurde dann noch mit einer Schnur fixiert so das sich, etwa durch trocknung, der Durchmesser des nach der Würgung verbliebenen Loches, welches ja z.B., als Raketendüse diente, nicht veränderte.
    Dann gabs auch noch eine Version einer einfachen Würgemaschine für den angehenden Lustfeuerwerker. Hier im Buch von Max Sandmann (Weimar 1890) beschrieben:
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  5. Der klassische Weg ist die Würgeschlinge. Eine sehr reißfeste Schnur von 3 - 5 mm Dicke und etwa 2 m Länge wird an der Wand, besser einem Stützbalken befestigt. An das andere Ende wird ein kräftiger Knüppel mittig als Reitholz gebunden. Man führt die Schnur zwischen den Beinen durch und stellt sich so vor die Wand/Balken, daß man halb stehend und halb auf dem Reitholz sitzend die Schnur durch Gewichtsverlagerung straff ziehen kann. Die Schnur wird nun naß gemacht und mit reichlich Kernseife geschmiert und in einer Schlinge um die Hülse gelegt und langsam straff gezogen. Dabei wird die Hülse gedreht. Am besten gelingt die Würgung wenn man von beiden Seiten ein Holz in die Hülse steckt, so daß die Rille zum Schluß zwischen den beiden Hölzern liegt. Danach wird die Würgung mit einem Feuerwerkerknoten abgebunden damit sie nicht wieder aufgeht. Bei dicken Hülsen wird die Würgestelle vorher auch angefeuchtet.
    Auch wenn ich normalerweise nicht zum Basteln aufrufe, dieser Arbeit sollte man sich durchaus mal unterziehen. Wenn man sich dann vorstellt wieviel tausend Mal so ein früherer Feuerwerker würgen mußte, sieht man den gemeinen Böller danach mit ganz anderen Augen an...
    meint Raini
     
  6. ...würde ich beide für unseren allseitsbeliebten Feuerwerkerknoten halten.....;)

    meint Raini
     
  7. den linken vielleicht aber den rechten??????????
     
  8. Ich hab schon ein paar Einzelstücke davon gemacht....
    Nimm einfach einen Schnürsenkel und leg ihn wie abgebildet um einen Besenstiel. Mal ziehst Du ein Ende nach oben und mal lässt Du beide Enden nach unten hängen. ;)
    meint Raini
     
  9. Ich hab da noch was aus "Die moderne Kunstfeuerwerkerei - Eine Anleitung für Dilettanten" von Dr. Karl Gerlingsheim, aus dem Jahre 1913.
    Sorry für die schlechte Qualität - Bücher scannen ist immer eine Qual mit dem Scanner hier ;)


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    Das Bild der Maschine spar ich mir; sieht im Prinzip so aus wie die von Bilsom.
     
    Lostboy und Akiko gefällt das.
  10. Dieser Knoten ist bei Feuerwehrlern und Seglern als "Mastwurf" bekannt. Dass der auch im Feuerwerksbereich genutzt wurde, wusste ich nicht.
     
  11. Möglich dass es mehrere feuerwerksknoten gibt .ich hab den so gelernt:

    1 ein schlag aber 2x durchziehen

    2 daraus eine 8 bilden und


    3 die 2 - 8er schlingen obereinander legen und dann zuziehen.

    hält bombenfest schnürt die stoppine nicht zu sehr ein sodass das papier reissen könnte und geht nie wieder auf.

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    3.JPG
     
    Akiko gefällt das.
  12. @raketentoni
    Auch diese einfache Fotos wären sehr gut für unser Wiki geeignet...
     
  13. @raketentoni1

    Das ist nur ein Knoten, verschiedene Ansichten!
    Bekannt aus der Seefahrt als Webleinstek oder Mastwurf
     
  14. Fragen zur Verbesserung der Würgungen

    Ich spiele mal den Grabräuber. :blintzel:
    Da ich zur Zeit selber ein neues Hobby gefunden habe, in dem ich alte Kanonenschläge nachbaue, ich aber nicht zufrieden mit meinen Würgungen bin, wollte ich mal fragen, ob ihr Verbesserungsvorschläge für mich habt. Ich habe keine Möglichkeit das Würgeseil an einer Wand zu befestigen. Ich nutze zur Zeit zwei geriffelte Rundhölzer, um die ich die Würgeschnur aufwickle. Gibt es keine Möglichkeit, eine Hülse mit einem umgebauten Werkzeug zu hämmern? Oder mit einer halben Unterlegscheibe und einer Schraubzwinge? Wie mache ich die Würgungen ohne Schnur? Ich würde mich freuen, wenn ihr mir weiterhelfen könnt.

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  15. Es....

    ....gab / gibt etwas aufwendigere Würgemaschinen die nach dem Prinzip der Irisblende (Lamellenblende) funktionieren. Ein Feuerwerksfreund hatte mal Bilder davon in seinem Album....aber diese hat er leider gerade wieder alle gelöscht!:(
     
    Raketenwerfer gefällt das.
  16. So ein Bild von einer Würgemaschine würde mich schon interessieren. Am liebsten "offen".
    Vielleicht würde ich versuchen, so eine Maschine nachzubauen. :joh:
     
  17. ??? :dontthinkso: ... na für meine Begriffe ist das eine sehr schöne Würgung ..... Gratulation!

    Eventuell nochmal mit einem bzw. 2 ballig gedrehten Hölzchen in der Hülse probieren. Aber viel besser geht schon fast nicht. Etwas anfeuchten? Könnte eventuell auch noch was bringen.

    Die zylindrischen Böller wie abgebildet, sind ja nun nicht klassisch gewürgt sondern werden rotierend in konische Formen gepresst. Automatenarbeit.

    Auf jeden Fall: Tolle Arbeit!
    meint Raini
     
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  18. Raketenwerfer möchte noch etwas dazu lernen

    Ist die Würgung doch so gut geworden...:dontthinkso::joh::D
    Scheinbar habe ich mir mal wieder zu hohe Ziele gesetzt. Danke sehr für das Lob. Das Problem ist nur, das wenn ich die Hülse nun noch weiter zuziehen möchte, sodass sie ganz verschlossen ist, muss ich Wasser nehmen. Aber dadurch sieht die Hülse ein wenig ausgefranst aus. Ich nutze zur Zeit Papier mit einer 160iger Grammatur. Was für ein Papier wurde denn bei den alten Zyl. Kanonenschlägen, wie z.B den Ofi Riesenkanonenschlag D verwendet? Ich denke, das ich mit anderem Papier ein besseres Ergebnis erzielen kann. Welcher Klebstoff wurde denn zum rollen der Hülsen benutzt? Kennt jemand einen Kleber, der wie Hautleim mit Wasser und Wärme klebt und bei erneutem nass machen wieder flüssig, bzw. weich wird und anschließend bei erneutem trocknen wieder fest wird? Das ganze soll nämlich flüssiger als Hautleim sein. :blintzel: Wurde an den Enden der alten Zyl. Kanonenschläge, die teilweise eine Art Klebstoff an der Ober und Unterseite haben, auch Glutin Leime verwendet, wie z.B Hautleim, Knochenleim, Hasenleim, Fischleim? Welcher wurde in der Regel genommen, bzw. welches Gemisch?

    Beispiele: (Bilder sind aus dem Album von unserem Alten Knaller) :joh:
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    Auf dem 2. Bild des Phönix-Schlags wirkt es so, als ob man billiges, weiches und dennoch dickes Pappe Artiges Papier verwendet hat. Wo bekommt man so dicke und dennoch halbwegs bewegliche Pappe, die zudem noch so schön blass eingefärbt ist? Was ist das eigentlich für eine blaue Substanz an der Lunte? Etwa Wachs?
     
    B!zzY, tribun77 und Lutzmannrollerfahren gefällt das.
  19. Echt interessant das Thema Würgung das ist ja echt ne Wissenschaft für sich. Hab jetzt auch grad total lust bekommen sowas mal selbst zu probieren, das werde ich die nächsten Tage auch mal in Angriff nehmen:D
     
  20. Nur zu. :)
    Würde mich freuen, wenn ich bald mal eine Zyl. Kanonenschlag Attrappe von dir sehen würde.
    Ich habe mir mittlerweile mein eigenes "Werkzeug" zusammen gesucht. Kann ich nur empfehlen. Ist zwar sehr anstrengend, aber mit der richtigen Motivation und Ausdauer klappt es ganz bestimmt. :blintzel:
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  21. Hast du die Holzstäbe extra mit der Rille genommen um die Struktur der Würgung zu bekommen? Oder kann man auch glatte nehmen?
     
  22. Raketenwerfers Erfahrungen

    Nach meiner Meinung sing Glatte besser, um eine nahezu perfekte Hülse zu rollen. Dafür ist das Rollen an sich schwieriger, weil der Stab eben glatt ist und beim Rollen schnell verrutschen kann. Dann hat man eine schiefe und Luftige Hülse. Oder anders gesagt, keine gute Hülse. Nimmt man nun so wie ich die geriffelten Holzstäbe, dann hat man wesentlich mehr halt beim Rollen. Also das Rollen der Hülse ist wesentlich einfacher mit den geriffelten Stäben. Aber wenn man zu fest drückt, sieht man die Riffeln auch auf dem Papier. Ich habe die Stäbe in 2cm lange Stückchen gesägt, damit ich diese kleinen Stückchen zum Würgen in das äußere Enden stecken kann. Damit bekomme ich eine bessere Würgung hin. Gleichzeitig muss man aber auch fester ziehen, um die Würgung überhaupt zu schaffen. Natürlich sollte man im Idealfall auch den langen Stab im gleichen Durchmesser beim Würgen in der Hülse habe. Am besten ist es, zumindest nach meinen Erfahrungen, wenn man den geriffelten Holzstab auf dem Stuhl , auf dem man beim Würgen sitzt, andrückt, sobald man die ersten 1-2mm der Hülse gewürgt hat. Denn wenn er beim würgen leicht heraus rutscht, dann ist es sehr wahrscheinlich, das die Hülse einige Millimeter bis Zentimeter einknickt. Das ist dann nicht mehr besonders schön anzusehen und ähnelt dann eher der Würgung eines Ofi Kanonenschlag B.
    Aber dafür ist die Würgung dann erfahrungsgemäß "weiter zugezogen".

    Das Bild ist von unserem PyroOlli. :blintzel:
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    Die Hülsen selbst klebe ich mit dem Ponal Holzleim Classic. Ich nehme einen Kunsthaar Pinsel und tauche ihn in den Leim und anschließend in ein Glas Wasser, damit sich der Leim besser verteilen lässt und er leicht in das Papier einzieht. Aber erst nachdem ich das Papier einmal um den geriffelten Holzstab gerollt habe und zur Sicherheit etwa 1cm weiter gerollt habe, fange ich an, den Leim zu verteilen. Keine Sorge, nach 1-3 Tagen ist die Hülse, je nachdem wie dick sie wird, wirklich steinhart.
     
  23. sehe ich auch so, sieht echt super aus :shocked: :)
     
  24. hm.....

    ..probiere es doch mal mit einem noch dickeren Seil für die "Vor-Würgung" (Ergibt wie gesagt sanftere Radien und damit weniger einreiß-Gefahr für das Papier!) und dann im zweiten Durchgang mit Deiner dünneren Schnur Würgen bis "Exitus" ....äh zu ist.....:joh:
     
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