Besucher Abbrenngeschwindigkeit

Dieses Thema im Forum "Kurze Fragen, schnelle Antworten" wurde erstellt von Shodan, 20. Februar 2018.

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  1. Hallo, ich bin absoluter Laie und habe eine Frage zu einem Youtube Video welches ich neulich gesehen habe. Wenn man schießpulver aus einer Patrone entnimmt, in einer linie auflegt und anzündet, so brennt es relativ 'gemütlich' ab - so zu sehen in dem Video. Wenn das Pulver aber in einer Patronenhülse eingedämmt ist und man die Patrone dann in einer Pistole zündet, so 'explodiert' das Pulver und das Geschoß wird durch die sich schlagartig ausdehnenden Gase durch den Lauf beschleunigt. Ich weiß nun also, dass das Pulver in einer Eindämmung (Patrone) explodiert, wenn es aber offen in einer Linie aufgelegt und angezündet wird aber bloß (sogar ziemlich langsam) Abbrennt. Warum verhält sich Pulver gerade unter Eindämmung so rasant und brennt nicht bloß genauso (langsam) in der Patrone ab wie wenn es offen liegend angezündet wird? Bzw. warum genau hat die Eindämmung offenbar Einfluss auf die Brenngeschwindigkeit des Pulvers ? Danke und lg
     
  2. Hallo Shodan

    Nur ganz kurz ein Link ins Feuerwerk-Wiki: Verdämmung - FEUERWERK Wiki

    Dort ist es in kurzer Form gut erklärt. Falls weitere Fragen bestehen, nur zu, melde Dich wieder.

    Grüsse
     
  3. Was du gesehen hast war kein Schwarzpulver sondern Nitropulver. Das brennt unverdämmt "gemütlich" ab. Schwarzpulver ist da um einiges schneller unterwegs und deflagriert mit ~600m/s auch unverdämmt.

    Edit: zur Veranschaulichung ein kleines Video:


    https://www.youtube.com/watch?v=12CWueWw_ow
     
  4. Danke! Ich denke ich habs jetzt: Durch die geschlossene Patronenhülse kann also das entstehende heiße Gas nicht sofort entweichen und 'staut' sich nach und nach in der Hülse (Druckaufbau, Hitzeaufbau) , wodurch sich der Brennvorgang des Pulvers weiter beschleunigt, noch mehr heißes Gas entsteht etc..., bis der sich aufbauende Gasdruck so hoch ist dass das Geschoß abgefeuert wird - das angestaute Gas entweicht dann explosiv durch den Lauf. So richtig...? Danke und lg
     
  5. Die beiden Kollegen haben vollkommen recht.
    Und Du musst bedenken, dass z.B. bei einer Gewehrpatrone, abhängig vom Kaliber und Geschoßgewicht, zwischen dem Moment der Zündung und dem Verlassen des Projektils aus dem Hülsenhals, ein Druck von bis zu 4200 bar entsteht.
    Der Druck kann ausserdem durch die Oberflächenbeschaffung und die Trägheit der NC-Pulvers beeinflusst werden.
    Das hängt vielfach vom Verwendungszweck der Waffe ab.
    Mehr sollte ich nicht schreiben.....sonst krieg ich Mecker. Ist hier kein Waffenforum:rolleyes:;)
     
  6.  
  7. Ist klar XD Ich wollte es nur wissen weil ich mich beim Betrachten des Videos gewundert habe warum das Zeug so verdammt langsam brennt.
     
  8. Fast alle pyrotechnischen Sätze oder energetische Materialien weisen die Eigenschaft auf, dass die Abbrandgeschwindigkeit vom Umgebungsdruck abhängt. Das ganze folgt dem sog. Gesetz von Vieille:
    r = a*p^n

    r = Abbrandgeschwindigkeit in mm/s
    a = Vorfaktor
    p = Druck in bar
    n = Druckexponent

    Je nach Substanz/Mischung ist dieses "n" unterschiedlich groß, es gibt an in wie weit die Abbrandgeschwindigkeit beeinflusst wird.

    Aber warum ist das jetzt eigentlich so?
    Beim Abbrennen eines energetischen Materials haben wir das jungfräuliche, noch nicht reagierte Material, dann eine kleine Zone in der festen Phase wo Reaktionen stattfinden, danach eine gasförmige Zone wo sich die am Anfang entstehenden Produkte durchmischen und eine weitere Reaktionszone bilden (das ist das, was man gemein hin als Flamme sehen kann). Dort wo Reaktionen stattfinden, entsteht Energie - und zum Weiterbrennen muss ja das noch nicht abreagierte Material aufgeheizt und auf Zündtemperatur gebracht werden. Das geschickt durch die Übertragung von Wärme aus den beschriebenen Reaktionszonen - wie gut die Wärme übertragen wird, hängt sehr stark von der chemischen und ohysiklaischen Zusammensetzung des Materials ab.
    Und wenn ich jetzt noch Druck in der Umgebung habe, dann wird durch den höheren Druck die gasförmige Reaktionszone (= Flamme) näher an die Oberfläche des brennenden Materials hingedrückt -> die Flamme ist näher am unreagierten Material -> die Wärmeübertragung ist besser -> das unreagierte Material wird schneller auf Zündtemperatur geheizt -> Die Abbrandgeschwindigkeit steigt.

    Das ganze hängt natürlich noch von der Korngröße und Kornform ab, deswegen kann man nicht pauschal sagen das Schwarzpulver offen mit soundsoviel m/s abbrent. Generell ist SP aber relativ langsam wenn es unverdämmt als lose Bahn abgebrannt wird.

    Durch die Züge wird ein Geschoss immer in der Vorwärtsbewegung abgebremst, die Energie wird (mit ordentlich Verlust) in Rotationsenergie umgewandelt. Das sorgt dafür, dass das Geschoss stabil fliegt.
    Moderne Glattrohrkanonen hat man, weil die Durchschlagsleistung von Hohlladungen ohne Rotation wesentlich höher ist und weil Treibspiegelgeschosse mit Flügel stabilisiert sind, die brauchen eine Geschwindigkeit die so hoch wie möglich ist.
    Der Challenger-Panzer der Briten hatte im Übrigen (bis ca 2006) keine Glattrohrkanone, weil die Briten auf einen anderen Munitionstyp (HESH) gesetzt haben.
     
    el_Diabolo gefällt das.
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