Handhabung & Technik Maschinelle Produktion von Feuerwerkskörpern

Dieses Thema im Forum "Professionelle Technik, Sicherheit, Handhabung" wurde erstellt von yzdani, 12. Mai 2019.

  1. Hi,

    hab vor kurzem gehört das durch neue Sicherheitsauflagen viel Fabriken in China geschlossen haben. Angeblich soll es nur noch 4 große Werke und ein Hafen geben von dem pyrotechnische Artikel verschifft werden dürfen.
    So weit ich mitbekommen haben werden Produkte mit Hilfe von Maschinen aber nicht mit Maschinen produziert.
    Warum nicht???? Welche Aufgaben können Maschinen bei der Produktion NICHT übernehmen und warum?
    Wenn die Produktion möglich wär, wovon ich auch überzeugt bin, könnte mann ja wieder leicht bei uns im Lande produzieren. Diverse Importeure hätten sicherlich mehr als genug Budget um da die Entwicklung voran zu treiben.
    Container muss nicht mehr auf das Schiff, kurze Transport weg, Maschine ist nicht anfällige gegen Feinstaub, 100mm Bombe geht in der Maschine hoch. und? Produziert am nächsten tag wieder. Politisch kritische Situation in China können uns da dann auch egal sein.
    Was sagt ihr zur Maschinellen Produktion?

    Schön Grüße,
    Daniel
     
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  2. Also ich habe da sicher keinen Überblick aber A sind Sicherheitsregularien in Deutschland so hoch, dass um eine Produktion erstmal in die Gänge zu bekommen viel Geld in die Hand genommen werden muss und B müsste für wenige Produzenten diese Maschienen neu erstellt werden, was bedeutet dass Entwicklung und Erstellung von kleinen Firmen finanziell getragen werden muss. In China hast du bisher noch Arbeiter, die für weniger Geld und mit weniger Regularien und routinierter Handarbeit für einen Bruchteil des Geldes im Akkord die Poison zusammenkleben...
     
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  3. Ein interessantes Thema, aber ich glaube da stecken wir "Normalos" nicht wirklich tief genug in der Materie drin, deshalb würde ich mir hier mal wünschen das vllt der ein oder andere Fachmann dazu Stellung beziehen könnte.

    Wie mein Vorredner schon erwähnt hat, es bedarf für maschinelle Produktionen in dieser kleinen Branche, Einzelanfertigungen von Maschinen, da werden die Forschungs- und Entwicklungskosten schon alleine einen Millionenbetrag verschlingen. Kosten-Nutzen usw.
    Frage ist, ob man nicht alt bewährte Technik aus den 90er auf den heutigen notwendigen Standard modifizieren kann?!
    Nächstes Thema wären die gesetzlichen Bestimmung, die einzuhalten sind. Arbeitssicherheit etc. da ist China wahrscheinlich attraktiver trotz Off- Season und politisch bedingten Arbeitsaussetzungen.
    Skalierbarkeit der Produkte wird auch noch ein Thema sein, kann eine Maschine 24/7 durchlaufen ohne das es zu Problemen kommt und wir die nötige Masse erreicht.

    Klar gab es mal deutsche Firmen wie Piepenbrock (Feistel, Moog) die das bewerkstelligen konnten und WECO produziert ja auch ein paar Artikel in DE, aber es wird schon genügend Gründe geben (die wir nicht kennen), warum China als Herstellungsland gewählt wurde.
     
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  4. Ja, der Preis!
    Löhne, Sozialleistungen, Rohstoffpreise, Herstellungskosten, Fabrikgelände, Bewilligungen, Auflagen.. etc.. hier in Europa alles deutlich teurer als in China..
    Vielleicht kann @JGWB etwas dazu schreiben?
     
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  5. Für einen Thermomix für Feuerwerk könnte ich mich auch begeistern ....
     
  6. Es kommt darauf an, was mit "maschineller Produktion" gemeint ist.... Maschinen haben wir etliche, Dragiertrommeln, hydraulische Pressen, Mischer, das ist eigentlich Standard. Im Sinne von vollautomatisch wirds schon schwieriger. Sicherlich wäre es machbar, eine Maschine zu bauen, die Bomben vollständig selbst zusammenbaut, aber was soll so eine Maschine dann kosten? Das rechnet sich glaub ich nicht.... Und ich denke, manches kann eine Maschine auch schlichtweg nicht leisten, gerade zb bei geschnürten mehrschlagbomben kommt es sehr auch auf das "Gefühl" an
     
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  7. Hi,

    da in China die Werke schließen, die Sicherheitsauflagen schärfer werden, werden die Preise auch Steigen. Grundstücke sind Teils in Europa auch noch nicht teuer.
    Mehrschlag-Bomben sind ja eher auch ein Kunstwerk, keine Stangenware. Wenn ich für einen Container 10 000€ Versand zahle, wird eine solche Maschine ja eher rentabel. Nächste Vorteil ist das keine Promoter, Reisen nach China notwendig sind. Produkt updates lassen sich vermutlich auch einfacher einbringen. Singleshots und Boxen würden sich vermutlich leicht produzieren lassen. Und Maschinen brauchen keine Sozialleistungen.
    Ich meine wirklich eine Maschine bzw. Linie welche fertige Produkte auswirft.
    Produkt müssen eventuell neu designed werden. Aber ich glaube sehr an die Machbarkeit
     
  8. Ich schätze 1 Schinken Retroböller würde in Deutschland ca. das 3-4-Fache kosten.
    Nur mal gerechneter Mindestlohn + Gefahrenzuschläge,alleine die Sozialleistungen pro Mitarbeiter,Sicherheitsbeauftragte usw.
    Die Lohnkosten in Deutschland sind schon weit über dem 4 Fachen als in China.
    Das ist aber nur ein Bruchteil des Kuchens.
    Die Fabrik brauch einen Sicherheitsdienst mit Pförtner,Objektüberwachung etc...ich kenne das weil ich mal direkt neben Weco gearbeitet habe.
    Das siehst Du an den Weco Raketen mit "Made in Germany" die teurer sind als die reine Chinaware,und das obwohl die Rohstoffe aus China kommen,denn "Germany" ist hier nur die Montage per Maschine.Die Rohstoffe kommen bis auf die Treiber alle aus China.
     
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  9. #9 Mathau, 12. Mai 2019
    Zuletzt bearbeitet: 12. Mai 2019
    Interessantes Thema! Ich bin ja auch ein Befürworter maschineller Produktion in dem Bereich.
    Ich hoffe sehr, dass sich bald etwas tut, wenn die Preise in China steigen und dadurch hoffentlich wieder mehr Produkte in Europa gefertigt werden.

    Hier mal ein Video aus China, in dem man einige Maschinen bewundern kann, darunter auch eine "Krempelmaschine" (bei 9:33 min).

    Da ließe sich sicherlich noch viel verfeinern/optimieren, aber die Ansätze sind da.

    https://youtu.be/q2C460IXP-4

    Und Weco behauptet, sie könnten Kanonenschläge nicht maschinell würgen? Ich weiß nicht, da fehlt m.E. nur der Wille zur Investition.

    Explosionsgefährlichkeit ist natürlich so ein Thema, aber zumindest bei der reinen Schwarzpulververarbeitug sollte das durchaus beherrschbar sein.

    Aber es geht anscheinend, wenn man möchte. Ich denke da z.B. an Bugano bei Euch - und die Schweiz ist ja noch mal teurer als Deutschland.
    Klar, Bugano hat eine Nische besetzt, das Beispiel zeigt m.E. aber, dass man selbst im Discounter, hochwertige, recht hochpreisige Artikel absetzen kann.

    Ich denke, für Neueinsteiger ist es aufgrund der Auflagen wirklich extrem schwierig, in dem Bereich Fuß zu fassen.

    Was ich aber gar nicht verstehen kann ist, dass große Firmen wie Weco und Nico den Standort Deutschland derart vernachlässigen, obwohl sie ja schon alle Auflagen erfüllen (oder im Falle von Nico wohl eher erfüllten).
     
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  10. Italien und Spanien hat ja doch noch etwas an Fertigung. In der Türkei wird auch schon für uns produziert.

    Ich denke die Explosionsgefährlichkeit ist in einer gut gebauten Maschine um einiges sicherer. In einer Maschine kannst du ein sehr gutes ESD level erreichen. Und wenn es in der Maschine mal brennt - aus welchem Grund auch immer, dann kommen die beschädigten Teile raus und Neue rein.

    Ich sehe momentan kein Nachteil der Maschinellen Produktion. die Halb automatischen Fertigungsstätten wie man von Weco in Deutschland kennt find ich um einiges gefährlicher. "Besser einer als alle" ja klar ist das besser, aber besser die Maschine ausgebrannt wie ein toter Mitarbeiter.

    Ich finde auch als Pyrotechniker sollt man den schaden an der Umwelt bewusst sein. Die Dämpfe und der Feinstaub lassen sich ja nicht wirklich Vermeiden. Transportwege aber auf jeden Fall.

    Wenn ich eine Box oder Singleshots wieder einschicken kann um diese neu zu befüllen wie eine Flasche Bier wäre das in meinen Augen echt super. Und mit einem vernünftigen System wäre das auch durchaus realisierbar.

    Die Produktion wieder in Haustür nähe hohlen ist sowieso ein Thema, nicht nur in der Pyrotechnik.

    Anderes Thema:
    Was für einen Durchsatz kann man auf eine Person rechnen in einem China Werk?
    x Cakes, x Singleshots, x Böller /Tag (12H?)
     
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  11. Ich denke die Chinesen sind wohl auch schon länger mit dem Thema "Automatisierung" im Bereich der Feuerwerkerei in Gange.

    Hier werden wohl Bombetten befüllt, ist wohl eine Vorführ-Maschine, oder sogar ein "Prototyp"?



    Bombetten in die Pyrmould Batterie, könnte z.B. die Lesli Brutus sein.

     
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  12. Und gehässig gesagt, ein in die Luft geflogener Chinese hat halt weniger gekostet als eine extra angefertigte und entwickelte Produktionsstraße. Zusätzlich sind halt einige Handwerkliche Schritte eben nicht einfach in die Maschine umzusetzen.


    Das Problem in der Umsetzung der Sicherheit zwischen "händischen" und "automatischen" Produktionsstraßen liegt i.d.R. darin, wie viele Schritte man automatisieren will oder meint zu können. Die Videos zeigen ja, das die Bestückung der Maschinen noch per Hand erfolgt und i.d.R. die Hopper der Sätze selbst auch noch nachgefüllt werden müssen.
    Solange man ausreichend einfache Feuerwerkskörper herstellt sollte eigentlich kein Problem entstehen:
    - Böller mit BKS
    - Bombetten
    - einfache Treiber (z.B. Silvesterrakete)
    Auch eine "Würgung" aufzubringen stellt kein technisches Problem dar, wird bei Schrotpatronen seit über 100 Jahren ja auch schon praktiziert.

    Schwierig wird es halt bei zunehmender Komplexität der Produkte oder wenn man mit staubenden Sätzen zu tun hat.So wird die komplett autonome Fertigung von Sternen mit Farbwechsel (rollen) sicherlich nicht ganz einfach werden, das Gleiche gilt auch für das dreidimensionale Anordnen von Effekten in Kiugel- und Zylinderbomben. Staubende Sätze stellen ein ganz besonderes Problem dar da man zwar einen Arbeitsplatz zwischen den einzelnen Arbeitsschritten abwischen kann, in einer Maschine sich aber gerne Stäube an unzugänglichen Stellen sammeln und wenn da Metallpulver und Oxidatoren zusammenkommen ist der heiße Auszug garantiert.

    Lustige Sachen kann man schon machen, z.B. in einem Schritt Sätze herstellen und Sterne pressen, diese auch als Halbschalen oder Ringe mit Sollbruchstellen so dass man sie direkt in eine Bombe einfüllen kann. BKS binär einfüllen mit einer Station Metallpulver + Zwischenmittel, einer Station Oxidator, Kappe drauf und dann Rüttelplatte und verpacken. Irgendwann ist aber die Komplexität so hoch und die Stückzahl niedrig, so dass sich die Automatisierung nicht lohnt.

    Na bei dem Gewicht des Verpackungsmaterials macht eher das Wiederbefüllen mit verkapselten Effekten ala Blackboxx Bullets mehr Sinn. Technisch alles kein Wunderwerk aber praktisch hat es sich nicht durchgesetzt.
     
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  13. Die Idee der Blackboxx Bullets sind ja schon nicht verkehrt, da es sich aber um Verladeartikel handelt hat der normale SIlvesterkonsument 0 davon. Und der macht ja den Löwenanteil am Jährlichen Feuerwerksumsatz aus.
     
  14. Ja, gerade bei den Silvesterartikeln wirt Du da aber einen deutlichen "Verlust" haben. Überleg einmal wie bereits die Batterien nach einmaligem Einsatz beschädigt sind. Pyromould und Regen oder Schnee vertragen sich gar nicht, die traditionellen Pappröhren sind bereits vom Transport her unten nur noch mit Sand statt Ton gefüllt. Dazu kommen noch diverse Schäden beim Abschuss und danachfolgende Feuerspuren. Wenn Du wirklich Mehrwegware aus Kl. 2 machen willst - viel Glück. Dafür ist entweder der Ausschuß zu groß oder es stapeln sich stinkende Pappberge bei der Wiederannahme!

    Verladeartikel in Kl. 2 ala Bullets wäre da schon eher die Lösung. Aber selbst dann vermutlich eher mit Wegwerfrohr als das man vom Kunden erwartet für einmalige Nutzung im Jahr die Plastikformen zu lagern.
     
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  15. Hmmm, komisch, das das viele Jahre in Österreich, Frankreich,..., mit den Reloadabel-Shells in 50mm geklappt hat.
     
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  16. So was liest man gerne. @weco : Jetzt gibt's keine Ausrede mehr bzgl. der Kanonenschläge :whistling:;)
     
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  17. Haha genau :sneaky::D:D:D:D
     
  18. #18 Mathau, 18. September 2020
    Zuletzt bearbeitet: 18. September 2020
    Ich stell's mir für einen Maschinenbauer auch nicht soooo schwierig vor... Aber auch nicht einfach!

    Einen klassischen chinesischen Papierböller könnte man mit deiner Matrizenmethode m.E. nicht herstellen. Zumindest verstehe ich nicht ganz, wie da die Umkrempelung (das Verschließen durch Eindrücken der inneren Papierschichten) funktionieren sollte. Bin aber auch nur "Bitschubser" und mir fehlt womöglich das Vorstellungsvermögen.

    Hier sieht man, wie eine (offensichtlich) chinesische Maschine die Krempelung der Hülsenunterseite bewerkstelligt (bei 9:33 min):
    Museum - China Böller - Aufbau, Unterschiede, Besonderheiten

    Bei der Zündschnurseite würde es dann aber noch mal komplizierter...
     
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  19. Der Stempel greift sich seitlich die Papierschichten die dann nach innen einfallen und presst sie gleichzeit gegen die Matritze zusammen.
    An der Vorderseite ist die Füllung sozusagen die Matritze.
    Wie gesagt, auf dem Papier hört sich das immer so einfach an, irgendwo hier im Forum gab es mal ein Bild von alten maschinellen Böllerpressen.
    Ehrleich gesagt bevorzuge ich persönlich lieber einen Handgefertigten Böller.
     
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  20. Jetzt könnte ich's verstanden haben, bin aber immer noch nicht sicher, ob das so funktioniert :oops:
     
  21. Es gab hier im Forum tatsächlich mal ein Bild von so einer Böllerpresse:)
     
  22. Der Film im 9. Beitrag zeigt ja Blitzknallerproduktion für den chinesischen Markt. Die "automatische", Misch-Füll- und insbesondere die"Medizinrecycling"- Anlage ist im Westen undenkbar. Ich glaube auch, das der Film schon ein paar Jahre alt ist. Aufgrund solcher Anlagen sind wohl die meisten heute nicht mehr existent. Ein Funke und die ganze Anlage fliegt in die Luft. Moderne automatische Fertigung sieht da ganz anders aus. Aber solche, schon seit Jahrzenten im gebrauch befindliche Automaten haben ihren Preis. Solange es in Europa Länder gibt wo Menschen für 230,-Eu./Monat arbeiten, lohnt sich kein Automat. Die Chinesen, sagte man mir, würden nicht unter 550,-Eu./Monat in einer Feuerwerksbude arbeiten.
     
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