Historie [Historie] Hintergrund der China Böller Labels

Dieses Thema im Forum "Museum, Firmen, Historie" wurde erstellt von CaMa08, 3. November 2019.

  1. Wow das hat Spaß gemacht zu lesen. Beeindruckendes Wissen.
    Vielen Dank dafür
     
    peeves, TOMQX und Mathau gefällt das.
  2. Nachdem alle Labels aus der Zeit der Kulturrevolution hier behandelt worden, stelle ich heute ein neueres vor, welches gestalterisch den Vorgängern ähnelt.

    Flower Basket China Knaller Löwentanz.png


    Das abgebildete Motiv zeigt den Kopf eines Tieres, aus welchem zwei menschliche Beine hervorragen. Umgeben ist diese Gestalt von einem Jungen, der tanzend sich auf diese zubewegt und zahlreichen kleinen Explosionen, welche durch eine herabhängende, brennende Knallkörperkette verursacht werden. Die entstehenden roten Papierschnipsel fallen zur Erde. Über der Gestalt weht ein dreieckiger, rosafarbener Wimpel, auf dem das Flower Basket Brand prangt. In der unteren linken Ecke steht in großen schwarzen Lettern 花篮牌 (Flower Basket Brand), in der oberen Super-Charged Firecracker, KNALLKÖRPER und in einen gelbem Kasten THUNDER. Neben der widersprüchlichen Angabe auf Knaller mit „angefeuertem“ Schwarzpulver (Super-Charged) bei gleichzeitiger Thunder (Schwarzpulver) Nennung, sticht vielmehr das deutsche Wort Knallkörper hervor. Eingerahmt wird die Szenerie mit einem dicken weißen Rahmen, an dessen oberen Rand die Größe (2“) und Stückzahl 8s vermerkt wurde. Im Unteren Bereich die übliche Ortsangabe, Made in Kiangsi, China (heute Jiangxi).

    Das Label zeigt den „Löwentanz“ (舞狮), welcher jedes Jahr zum chinesischen Neujahrsfest aufgeführt oder aber auch als Glück bringendes Ritual, bei z.B. Geschäftseröffnungen gezeigt wird.

    Der südliche Löwe, auch als „Jahresmonster“ (年兽)bekannt, stammt aus einer Legende, welche zur Zeit der Qing-Dynsatie vom Kaiser Qianlong (grob 18. Jh) stattfand. Der Kaiser träumte von einem mythischen Wesen, welches ein Horn auf den Kopf hatte und ihn mit funkelnden Augen anschaute. Die zur Deutung befragten Gelehrten kamen zum Schluss, dass es sich dabei um einen Löwen gehandelt hat, der den Kaiser gleichgestellt sein soll und gaben ihn den Namen „Glückslöwe“ (瑞狮). Später schufen Bewohner der Stadt Lingnan (Provinz Guangdong) einen neuen Löwen, den sie „Fushan Shi“ nannten und einen Tanz zur Belebung selbigen entwickelten.

    Eine andere Legende berichtet vom Monster Nian (年). Die äußere Gestalt ist gekennzeichnet durch lange Tentakel, scharfen Zähnen und grimmigen Augen. Nian lebt auf den Meeresboden und kommt jedes Neujahr an Land, um Vieh und Menschen zu verschlingen. Deshalb flohen alle Bewohner des Dorfes in der Silvesternacht in die Berge, um sich vor Nian zu verstecken. Den Überlieferungen nach kam Silvester einst ein alter gebrechlicher Mann in das Dorf, welches gerade in Vorbereitung für die Flucht war. Außer einer alten Frau, die sich um ihn kümmerte und Essen gab, ignorierte ihn die restliche Dorfgemeinschaft. Daraufhin bat der alte Mann darum, die Nacht in ihrem Haus verbringen zu dürfen, im Gegenzug würde er das Monster vertreiben. Trotz der Versuche der Frau den alten Mann zu überzeugen, mit in die Berge zu flüchten, blieb er im Dorf. Als Nian das Dorf heimsuchte, war die Tür des Hauses der alten Frau mit rotem Papier bedeckt, zudem brannten zahlreiche Kerzen. Dadurch fing das Monster an zu schreien und am ganzen Körper zu zittern. Der alte Mann, nun in einer roten Robe gekleidet, trat lachend aus dem Haus heraus und Nian floh sogleich aus dem Dorf.

    Am Morgen des Neujahrstages kamen die Bewohner zurück und fanden ihr Dorf wiedererwarten vollkommen unbeschadet vor. Die alte Frau erinnerte sich an das Versprechen des alten Mannes und so kam die Gemeinschaft zu ihrem Haus. Sie sahen das rote Papier an der Tür, erloschene Kerzen und einen Haufen verbrannter Bambusrohre. Dieser entgegnete ihnen, dass Nian sich vor der Farbe Rot, Licht und Explosionen fürchtet. Seitdem stellte jede Familie des Dorfes am Silvesterabend brennende Kerzen auf, hing rote Stoffbahnen um das Haus und verbrannte Bambusrohre.

    Aufgrund dieser Legende besitzen die Farben Rot und Gold im chinesischen Kulturkreis unter anderem eine positive Bedeutung. Nachdem man Anfangs zur Lärmerzeugung „Bambusknaller“ verwendet hat (Bambusrohre, welche auf offenes Feuer gelegt wurden und durch Wärmeeinwirkung laut aufplatzten) werden seit der Erfindung des Schwarzpulvers von Li Tian auch herkömmliche Böller verwendet. Dies ist m.M.n. auch ein Grund, warum Celebration Cracker und somit auch viele andere Böller rot gefärbt sind. Neben den gewünschten akustischen Effekt, wird, wenn auch kurzzeitig, Licht erzeugt, sowie natürlich rote Papierfetzen verteilt. Bis zur Kommerzialisierung und teilweise noch darüber hinaus waren die chinesischen Knallkörper in rotes Papier eingeschlagen und mit einem roten Label, meist mit goldenem Aufdruck, versehen.

    Im Gegensatz zu den bisherigen vorgestellten Labels wird hier eine kulturhistorische chinesische Tradition dargestellt, welche, bedingt durch chinesische Einwanderer, in vielen Teilen der Erde alljährlich zelebriert wird.

    Das Flower Basket Brand wurde 1978 eingeführt und nutzte Anfangs die gleichen Labeldesigns wie Red Lantern, einzig mit dem Unterschied des angepassten Brand Logos, dem stilisierten Blumenkorb. Zeitig wurden diese Labels durch eigene ersetzt, neben den bekannten blau-weißen THUNDER Crackers Label auch durch das oben abgebildete Abbild des Löwentanzes. In deutschen Katalogen finden sich leider keine Abbildungen dieses Labels, was vermutlich der kurzen Nutzungszeit sowie der Tatsache geschuldet ist, dass Anfang der 1980er Jahre immer mehr Importeure ihre eigenen Darstellungen nutzten. Die bekannten Weco Corsair mit einem Piraten („Störtebeker Label“) von Flower Basket besitzen dasselbe Backlabel- und Banderolendesign wie die vorgestellten Böller. Zudem sind die bis jetzt erhaltene Exemplare des Löwentanzlabels ausnahmslos von Pyrotechnik-Hamburg importiert worden und weißen noch die dreistellige Flower Basket Artikelnummer auf, worauf sich der Verwendungszeitraum auf die erste Hälfte der 1980er Jahre eingrenzen lässt.

    Neujarhsmonster.png
    Quelle: Fireworks of China, Rückseite (Katalog, vermutlich erschienen zwischen 1966-1969)

    Da es thematisch gerade wunderbar passt, möchte ich meine Theorie zu der Namensbedeutung der Shi sing/Shi sheng Knaller vorstellen. Leider konnte ich keine belastbaren Aussagen zu der Bezeichnung finden, daher kann meine Annahme auch falsch sein.

    Auf den Labels steht 时升炮 (Pinyin: Shí shēng pào) was wörtlich übersetzt Zeit (时), Aufstieg (升) und Kanone (炮) bedeutet. Die Zeichen 时升 bedeuten Stundenanstieg, 炮 Knaller oder Böller, alle in Kombination „Böller der die Zeit anhebt“.

    Mit dem Hintergrundwissen der Geschichte des Jahresmonsters (es werden am chinesischen Neujahr Böller zur Vertreibung dessen eingesetzt) könnte man dies auch mit Neujahrsknaller übersetzen (die Zeit [Jahr] steigt an = Neujahr).

    Die Aussprache von 时 (Pinyin: Shí) und der Zahl 10, 十 (Pinyin: Shí) ähnelt sehr. Passenderweise sind in einem Päckchen Shising 10 Böller enthalten, was im Vergleich zu allen anderen Sorten (Ketten ausgenommen) deutlich mehr als üblich ist. Da viele der Silvester- und Neujahrsbräuche die doppelten Bedeutungen berücksichtigen, ist dies ein weiteres interessantes Detail.

    Natürlich haben wir (CannonCracker recherchiert in der Hinsicht auch) auch Chinesen befragt und erhielten zwei unterschiedliche Antworten. Eine Aussage war, dass es sich um einen Namen handelt, der nicht übersetzt werden könnte. Die andere eben jene des Neujahrsknallers. Was nun stimmt oder ob alles falsch ist, habe ich bis jetzt nicht in Erfahrung bringen können.
     
  3. Super Geschichtsstunde und Hinergrundinfos wieder!
     
  4. Dieser Thread muss irgendwie weitergeführt werden !
    Vielleicht gibt es ja tatsächlich zu anderen Labels (Dragon Banger, Weco Piratenscene oder Kreuzfahrer-Schiff usw) eine Hintergrundgeschichte.
     
  5. Moin miteinander,

    auch wenn ich grundsätzlich nicht derjenige bin, der sich mit Geschichtlichen Dingen auseinandersetzt, und auch nur durch den letzten Re-post von Maniac auf diesen Thread aufmerksam geworden bin.
    So wollte ich doch trotzdem mal ein Riesen Kompliment hier lassen für den Aufwand an Recherche/Fotomaterial etc. den ihr hier betreibt um anderen diese Dinge näher zu bringen.

    Also meinen größten Respekt, und macht weiter so.:good:
     
  6. Mein derzeitiger Plan ist es, noch zu zwei weiteren Labels zu recherchieren, bzw. etwas zu schreiben. Ein paar Informationen habe ich schon. Die Dragon Banger und andere Labels dieser Zeit haben bestimmt keine tiefere Bedeutung, dafür sind sie von der Gestaltung her zu simpel.

    Zum Thema Weco Corsair habe ich schon mal etwas geschrieben, leider ist durch die Forumsumstellung die ganze Formatierung zerstört worden. Also wird es Zeit das Thema mal wieder näher zu betrachten.
    [​IMG]
     
  7. Genial, was Du hier ablieferst!!!
    Vielen Dank für diesen Beitrag und das enthaltene Wissen!!!!
    Ich sauge es förmlich auf. :)

    Jetzt verstehe ich endlich, woher die Tradition kommt und vor allem warum Böller in rotem Seidenpapier verpackt werden/wurden und warum die typischen Knallketten rote Böller enthalten.
     
  8. #58 CaMa08, 10. Januar 2021
    Zuletzt bearbeitet: 10. Januar 2021
    Weiter geht es mit einem weit verbreiteten und äußerst beliebten Label, welches damals und heute zahlreiche Enthusiasten begeistert und sowas wie das Synonym für China Böller von Weco ist.

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    Auf diesem Label befindet sich in der unteren rechten Ecke eine Person, mit blauem Helm und Kettenhemd, welche gerade eine Kanone abgefeuert hat. Ziel ist ein einmastiges Schiff, welches offensichtlich durch diesen Treffer in Brand geraten ist und zu sinken droht. Die rechte Bildseite wird durch ein großes weißes Segel dominiert, im Vordergrund ist eine schwarz-weiße Piratenfahne mit Totenkopf zu sehen. Das Meer als auch der Himmel wird in einen leuchtend roten, beziehungsweisen orangen Farbton dargestellt. Durch dieses Farbenspiel wirkt die Szenerie sehr bedrohlich, ja gerade zu martialisch. In der oberen linken Ecke befindet sich das damalige quadratische Weco Warenzeichen auf orangenen Grund.
    Je nach Variante befindet sich darunter die üblichen Anwendungshinweise auf weißem Grund, oder in einem gelben Kasten in der unteren linken Ecke oder gar nur ein Flower Basket Brand Zeichen, eingefasst in einem weißen Rahmen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Beschriftung in deutscher und französischer Sprache, was damals nur Weco aufgrund des Exportmarktes gemacht hat.

    Diese Szenerie sollte das erste eigenständige Label von Weco sein, zudem mit europäischem Hintergrund und vermutlich eine Antwort auf die Eigenkreationen des Mitbewerbes F. Keller. Erstmalig ist es im 1983er Weco Katalog zu sehen, hier werden die China Böller D sowie die Super Böller I und II mit diesem Label offeriert. Ein Päckchen China Böller B ist in einem undatiertem Red Lantern Katalog abgebildet, welcher in etwa zur gleichen Zeit erschienen sein müsste.
    Je nach Hersteller sind von diesem Label unterschiedliche Varianten gefertigt worden, welche sich gestalterisch unterscheiden. Red Lantern nutze zum Beispiel nur ein Frontlabel, wodurch das Abbild deutlich kleiner ausfällt, um genügend Platz für die deutschen und französischen Anwendungshinweise zu schaffen. Diese wurden zentriert gefasst, ebenso wie das Weco Warenzeichen.
    Horse Brand als auch Tiger Head Brand verwendeten ebenfalls kein Backlabel, nutzen jedoch die komplette Größe der Szene aus und fügten den Begleittext in einen kleinen, kompakten gelben Kasten ohne Warenzeichen ein. Die französisch sprachige Version fand im Meer zwischen den beiden Schiffen Platz.
    Als einziger Hersteller verwendete Flower Basket ein Backlabel, welches sich nicht von den anderen Frontlabelvarianten unterscheidet. Dadurch konnte die Szenerie in ihrer ganzen Größe gedruckt werden, lediglich ein kleiner weißer Rahmen mit mittig angeordneten Brand Logo gibt Aufschluss über den Hersteller.

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    @aggROBerlin fand damals heraus, dass dieses Bild auch bei dem Buch „Klaus Störtebeker: Eine Erzählung aus der Zeit der Hansa“ von Gustav Schalk verwendet wurde. Diese Sonderausgabe erschien erstmalig 1962 im Tosa Verlag Wien (ISBN: 3899960599) und wurde mindestens bis 1970 in diesem Design gedruckt.
    Aufgrund der frappierenden Ähnlichkeit wird dieses Buchcover die Vorlage für das obige Label sein. Man erkennt aber bei genauerem Hinsehen, dass das Bild detailgetreu nachgezeichnet wurde, aber trotzdem Unterschiede aufweist (andere Position der Piratenfahne, Kanonenkugelkorb, Rauchschwaden und fehlen der beiden anderen Piraten).

    Diese mutmaßliche Bildpiraterie wird dazu geführt haben, dass dieses Label nur ein, unter Umständen auch zwei Jahre verwendet wurde. Aufgrund der weiter unten aufgeführten Fakten, wäre nachfolgendes denkbar. Zum Jahreswechsel 1982/1983 kamen erstmalig Päckchen mit diesem Label im Verkauf, wodurch wahrscheinlich der wahre Urheber des Bildes darauf aufmerksam wurde und vermutlich rechtliche Schritte gegen Weco eingeleitet hat. Dieses haben dann eine Neugestaltung beauftragt, währenddessen die Chinesen ihre Restbestände an Etiketten weiterverarbeitet haben. Im Herbst 1983 war ein neues Design fertig, sodass nun dieses verwendet wurde. Aus markenrechtlichen Gründen wird Weco dieses Bild geschützt haben, sodass kein anderer Importeur dieses für sich nutzen konnte. Genaueres kann man wohl leider nicht mehr dazu sagen, für diese These spricht jedoch die äußerst geringe Verbreitung solcher Päckchen, ein Blister mit beiden Labelvarianten als Befüllung und 30er Mini-Cracker Päckchen, welche unter dem Label Reste des lilafarbenen Yuexiu-Park Label aufweisen.
    Bereits am 14.11.1983 meldete die Weco Pyrotechnische Fabrik GmbH aus 53783 Eitorf unter der Registernummer 1065754 nachfolgende Marke beim DPMA an:

    Weco_Corsair_DPMA.png
    Quelle: DPMAregister | Marken - Registerauskunft aufgerufen am 10.01.2021

    Dieses Bild zeigt ebenfalls die Versenkung eines Segelschiffes durch Piraten, gegenüber der Vorgängerversion aber gestalterisch deutlich verändert. Weiterhin befindet sich der Kanonier in der unteren rechten Bild Ecke, dieses Mal aber in piratentypischer Kleidung mit Augenklappe, Schwert und roten Hemd. Neben ihn befindet sich ein zweiter Kanonier, der ebenfalls gerade seine Kanone abgefeuert hat, da diese noch aus dem Lauf qualmt. Er ist in einen hellen brauen Hemd mit Zopf dargestellt. Das große weiße Segel der Vorgängerversion ist verschwunden, die Piratenfahne aber geblieben. Aus dem einmastigen Schiff wurde ein zweimastiges Segelschiff, welches in Flammen steht. Das Meer als auch der Himmel sind in kühlen Blautönen gehalten. Oben rechts befindet sich eine rote Schleife, auf welcher mittig mit schwarzer Schrift Corsair prangt.

    Weco_Corsair_Label_Umpack.jpg


    Offensichtlich war dies die Reaktion von Weco, nachdem mutmaßlichen Urheberrechtsverstoß, eine Neuinterpretation zu schaffen. Die Szenerie ist die gleiche, jedoch wurde durch die Kleidung und der realitätsnaheren Darstellung der Umgebung ein stimmigeres Gesamtbild geschaffen. Durch Verzicht auf das plump eingefügte Weco Warenzeichens und Eingliederung in der deutlich prägnanteren Schleife (sicherlich inspiriert vom Bo-Peep Label) wirkt dieses Label deutlich realitätsnaher und gerade auf die jüngere Zielgruppe ansprechender.
    Am 12.07.1984 wurde diese Marktendarstellung im Markenregister eingetragen und hat vorerst bis zum 30.11.2023 Bestand, auch wenn zahlreiche chinesische Produzenten in ihren Katalogen Artikel mit genau diesem Layout offerieren. Weco selbst verwendet meiner Kenntnis nach, dieses Design nicht mehr, jedoch existieren auch heute noch China Böller unter der Corsair Schleife und Weco nutze noch lange die Piratendarstellung (siehe Weco Blitzkracher Art.-Nr.: 1309), wenn auch den aktuellen zeitlichen Stil angepasst.

    Weco_Corsair_Schleife_DPMA.png
    Quelle: DPMAregister | Marken - Registerauskunft, aufgerufen am 10.01.2021

    Auch dieses kleine Detail auf dem Label hat sich die Weco Pyrotechnische Fabrik GmbH als Wort-Bildmarke beim DPMA schützen lassen. Anmeldetag war der 19.01.1994, die Eintragung im Register erfolgte bereits am 27.04.1994 und genießt vorerst bis zum 30.11.2023 Schutz. Warum dies erst zu spät erfolgte kann ich nicht nachvollziehen, vielleicht sind auch die alten Daten bereits vorher aus dem Register gelöscht worden.
    Dieses Label unterscheidet sich, je nach Alter, in Details, sodass man meistens die Päckchen zeitlich gut einordnen kann. Die ersten werden 1984 nach Deutschland gekommen sein, vermutlich oft mit einem gelben Textfeld (vermutlich aus drucktechnologischen Gründen) und wurden später viele Jahre im gleichen Layout weiter importiert. Die einzige Abweichung betrifft die Bezeichnung des Artikels, sowie des Herstellers (China Nat. F3 /K4/A5) und des Importeurs (Weco/J+J Hamburg/F.K.W.). Vermutlich am Ende der 1980er Jahre schufen die neuen Fabrikanten eine weitere Variante, die sich nur marginal unterscheidet. Am auffälligsten wird dies am Hosenbund des rechten Kanoniers deutlich, dieser besitzt nun einen leichten Absatz auf der linken Seite, welcher vorher nicht vorhanden war. Zudem gibt es Unterschiede bei der Kanone und den Flammen. Horse /Tiger Head Brand nutzten diese Variante offensichtlich nicht.

    Weco_Corsair_Unterschiede.png


    Um 1990 herum änderte sich die Gestaltung in Form der Anwendungshinweise, welche eine andere Schriftart aufweist, sowie ein oftmals fehlendes Weco Warenzeichen auf der linken Seite. 1992 wurde die Schrift meist in schwarz abgedruckt, da seit 1990 die Schriftfarbe für Feuerwerkskörper nicht mehr vorgeschrieben war (für PII grün). Seit Anbeginn des neuen Jahrzehnts variierte ebenso die Gestaltung der Banderole. Einst im klassischen grün-weißen Design mit den für Weco so charakteristischen horizontalen Linien oder bei den J+J Hamburg Importen ohne, gab es auch rote oder rot-schwarze Varianten.

    Weco_Corsair_460er_Varianten.jpg

    Abbildung zeigt die 82/83er Urversion, daneben die überarbeitete von 1984-1989, 4 v.l. mit anderer Schriftart um 1990, 5 v.l. von 1991 mit rot-schwarzer Banderole und rechts die letzte Version von 1992 mit schwarzer Schrift


    Folglich labelten alle großen Hersteller die für Weco bestimmten Böller mit diesem Label, neben den bekannten Horse/ Tiger Head Brand (Herst.: China Nat. K4), auch Red Lantern und Flower Basket (China Nat. F3) und zumindest auch West Lake Brand (Abbildung aller „Black Powder Crackers“ in einem Katalog von 1996 mit Corsair Label). Neben den zahlreichen Herstellern unterscheidet sich die Bezeichnung und die Banderole der einzelnen Produkte, welches ich bereits hier ( Weco Corsair China Kracher, Knaller, Cracker, etc. | FEUERWERK Forum ) mal erläutert hatte. Dies alles macht es fast unmöglich den Hersteller sowie den Produktionszeitraum sicher zu bestimmen. Ebenso verhält es sich mit der Qualität der Böller, waren die ersten noch sehr gut verarbeitet mit exzellenter Wirkung, so wurde auch im Laufe des Jahrzehnts der Verfall deutlich spürbar und letztlich ein reines Glücksspiel, ob man nun gute Ware erhielt oder nicht.
     
  9. Danke! Eine toller historischer Abriss zu meinem Lieblingslabel!

    Was den Qualitätsverfall der Böller betrifft, kann ich dies absolut bestätigen. Ich habe Weco Böller seit den frühen 80ern in einer Drogerie gekauft und kann mich noch lebhaft an die frühen 90er erinnern, weil ich sehr enttäuscht war, wenn aus diversen Päckchen mehr heiße Luft kam, als der satte Knall, den ich einst gewohnt war.
     
    ViSa, ThommyZink, CaMa08 und 4 anderen gefällt das.
  10. Wieder einmal sehr interessant. Vielen Dank. ;)
     
    CaMa08 und matzeW gefällt das.
  11. Was für eine tolle Aufbereitung der Historie bezüglich des Labels. :):good:
    Wieder eine Menge Recherche und Arbeit, die Du erledigt hast. Ich hoffe, Du hattest- und wirst weiterhin- Freude daran haben.
     
  12. Wieder mal ein toller Bericht @CaMa08 ! 1985 habe ich zum ersten mal diese Päkchen mit dem Label kaufen dürfen, fast in allen Größen, der Laden hatte nur Weco Ware. Bei uns waren sie doch relativ selten im Gegensatz zum Boo Peep Label, daß die meisten Verkäufer hatten. Zumindest als Päkchen aus einem Schinken, ohne Blister oder im Sortiment.
     
    ViSa, westfeuer und CaMa08 gefällt das.
  13. Ein sehr schöner Beitrag. Vielen Dank dafür!!!
     
    vronex, CaMa08, ViSa und einer weiteren Person gefällt das.
  14. Einfach Klasse wiedermal!!
     
    CaMa08 gefällt das.
  15. Welch schöner Bericht. Ich bin damals 17 gewesen wo ich das erste Mal so ein WECO China-Böller Päckchen in der Hand gehalten habe. Eine Drogerie in meiner Stadt hat jahrelang WECO Corsair China-Böller Schinken im Angebot gehabt.
    DANKE :good: für diese Erinnerungen.
     
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  16. Tolle Story. Mich würde immernoch die Geschichte hinter dem gezeichneten Münchhausen-Label interessieren...
     
    Blast Maniac, D-Böller und Mathau gefällt das.
  17. Wow, CaMa08, welch Freude, Erläuterungen zu meinem absoluten Lieblingslabel, dem "Löwentanz-Label", sehr gute weiterführende Informationen, mal wieder. Ich hatte zum Jahreswechsel 1983/84 B-Böller mit diesem Label. Der gelbe Ausschnitt mit der "Thunder-Angabe" war bei meinen Exemplaren weiß mit der Größenangabe 4" x 9/16", super-charged waren die natürlich nicht, aber trotzdem sehr gut.

    Zu dem Corsair-Label:
    Typisch für Weco, viele Varianten über die Zeit, gehörte aber nie zu meinen Favoriten, war mir zu "unchinesisch".
    Um alle Klarheiten zu beseitigen, zeige ich hier mal ein Label von meinen allerersten Superböllern, erworben am 28.12.1984 in einem Deko-Haus. Wenn die markenrechtliche Registrierung am 12.07.1984 erfolgte, dürfte es sich wohl um die erste in den Handel gekommene Variante dieses Typs handeln.

    Weco Piraten Superböller II.jpeg


    Die Eigenarten (Corsair-Schriftzug, schwarze Piratenflagge) könnten ihre Erklärung in einem Fehldruck haben, nicht aber die Angabe des Importeurs, Georg Richter. Es fehlt leider eine Herstellerbezeichnung, sowohl auf dem Label als auch auf dem Böller selbst.
    Bauartbedingt muss es sich um K4 (Tiger Head/Horse Brand) handeln, da die Böller am unteren Ende mit einem eingedrückten Ton/Gips-Pfropfen verschlossen sind, nicht gekrempelt. (Habe noch ein Fehlzünder-Exemplar)
     
  18. #68 Blast Maniac, 18. Januar 2021
    Zuletzt bearbeitet: 18. Januar 2021
    Weco soll oldschool Böller in P1 nach Funke Qualität herstellen und das Piratencover draufklatschen.

    Die Teile würden weggehen wie geschnitten Brot !
     
  19. Weco hat doch noch einen dicken Knaller mit max. NEM in der Schublade. Vielleicht ist es kein Kanonenschlag sondern ein 6g Superböller II mit Alten Corsair-Label * träum* . Ich wünsche mir eine schöne Optik mit Schnipselregen :)
     
    Tisie, Blast Maniac und Pyromania92 gefällt das.
  20. Hmmm... ich erinnere mich eher an ein Statement von Weco irgendwann auf der Spielwarenmesse... Der große Weco Kanonenschlag ist nicht leiser geworden, nur die Böller der Konkurrenz lauter... :rofl:
     
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  21. Genau das wurde mir persönlich bei der Spielwarenmesse 2019 auch am Weco Stand gesagt. Als ich darauf hinwies, was Funke mit den Böllern hinbekommt, wurde auf P1 verwiesen. Als ich daraufhin erklärte, dass die Funke C- Böller in F2 seien und jeden Knallartikel von Weco in die Tasche steckten, wurde ganz schnell auf den nächsten Geschäftsparter zugegangen und ich freundlich um Verständnis gebeten, dass man jetzt einen wichtigen Geschäftstermin habe...o_O
    Ein Schelm, der hier böses vermutet!

    Ich wundere mich zwar sehr selten, würde mich aber sehr gerne wundern, sollte Weco in den nächsten 5 Jahren einen Knallkörper mit 6 Gramm auf den deutschen Markt bringen. Ich glaube nicht mehr dran.
    Falls doch kaufe ich sie aber. :D
     
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  22. naja, 6g NEM ist aber keine Garantie, daß die auch richtig knallen....
    Ich sage nur "Beast Cobra" von Pyrofactory - die hatten sich 2017 für 'ne Knalllkette in 2018 "qualifiziert" (bloß weg mit dem Rotz)
     
  23. @CaMa08 Wieder wunderbar zusammengefasst und geschrieben!

    @Tornado2k Die Vorlagen basieren auf den Filmen. Das alte Motiv symbolisiert Hans Albers aus den Film von 1943 und das neue Motiv John Neville von der Neuauflage aus dem Jahr 1988.
    2015-07-18 16-43-38 - DMC-LX100.jpg
    Vielleicht stammte jemand bei Keller aus Bodenwerder ;)
     
  24. Sehr schöne Geschichten, toll erzählt. Bin gerade durch Zufall in diesem Thread gelandet und habe mit Faszination die Informationen zu den Labels gelesen.

    Vielen Dank für die Teilhabe daran! Auch ich würde ein Buch erwerben, gäbe es eins in Zukunft ;)

    Der Grund, warum ich hier gelandet bin, war meine Suche nach Informationen zu dem Seidenpapier, das zu Verpackungszwecken genutzt wird.

    Ich habe den Eindruck, es werden unterschiedliche Materialien oder Papiersorten verwendet oder sie werden mit der Zeit etwas starrer/steifer. Auch die Dicke wäre interessant, so scheint mir das Papier doch zum Teil entweder gestrichen oder imprägniert zu sein.

    Falls jemand da Informationen hat, wäre ich dafür sehr dankbar!

    Viele Grüße
     
    smg_getriebe und westfeuer gefällt das.
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