Historie Schöne, präzise alte deutsche Feuerwerkersprache

Dieses Thema im Forum "Museum, Firmen, Historie" wurde erstellt von Pyromartin, 31. Mai 2021.

  1. #1 Pyromartin, 31. Mai 2021
    Zuletzt bearbeitet: 31. Mai 2021
    Schwärmer und Raketen sind seit Jahrhunderten bekannt und die Fertigungstechnik war schon vor 300 Jahren sehr ausgereift. Unsere modernen Raketen sind ja keine traditionellen, sondern Industrie Produkte, die in Massen, ohne Seele gepresst werden. Sie haben deshalb auch keine Würgung mehr. Anbei mal 300 Jahre alte Zeichnungen von einer Knall-und einer Versatz-Rakete. Die Würgung wurde über die jahrhunderte als "Hals"-"Kehle" oder "Bund" bezeichnet. Das Ende als "Kopf". Die "innere Wölbung des Kopfes" wurde auch "Höhlung"-"Kessel" und vor dem 18.Jhdt. allgemein als "Gewölbe" bezeichnet. Die sächsischen Feuerwerker scheinen sehr christliche Menschen gewesen zu sein. sie nannten das "Gewölbe", "Kapelle". Die Bezeichnung "Kapelle" ist mir in Sachsen 1820 zum 1.Mal unter gekommen.
    Man muß ja auch erst mal in einer Kapelle gewesen sein um das alte "Gewölbe" dann als "Kapelle" zu bezeichnen.

    Knallrakete 1748.PNG Versatzrakete 1748.PNG
     
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  2. Da hast du dich aber gut gehalten!;)
     
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  3. Ja, ja, das sagen die Kollegen auch immer.
     
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  4. Da gäbe es neben der "Seele" auch noch die"Zehrung" bei Raketen. Das ist vergleichsweise das, was bei Bomben der Aufstiegszünder ist. Die Würgung wurde nicht nur bei Treibern gemacht. Wir würgten unsere Hülsen für Böller und Blitzknaller auf den Durchmesser der Bickfordzündschnur die dann in das kleine Loch eingeleimt wurde. Brander und Treiber wurden auch nicht gepresst sondern geschlagen. Die Anleitung zum Schlagen war da genau einzuhalten.
     
  5. Hallo @anton,
    es grenzt heutzutage fast an ein Wunder von jemand "live" zu hören, der diese traditionellen Feuerwerkskörper mal selbst gemacht hat. Fast alle jüngeren Menschen haben noch nie eine tradionelle Rakete gesehen. In D kenne ich niemanden der solche Raketen noch herstellt. In Portugal , Spanien und Mexiko weiß ich es nicht genau, es könnte noch sein. In den USA gibt es noch ein paar Raketenliebhaber wo man solche Raketen noch sehen könnte. Das wars meines Wissens nach, weltweit
     
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  6. Wir haben, ich bin 1967 dazugekommen, so ziemlich Alles für Feuerwerk und Bundesheer gemacht. Auch Zündlichter für Handsprengungen. Hört sich jetzt mal recht abenteuerlich an, war aber eher eine eintönige und oft auch schwere Arbeit.

    Das fängt schon bei der Herstellung von Stoppinen an, wo man höchst konzentriert vor so einer Hanshaspel sitzt. Einer holt die angefeuerten und noch nassen Fäden aus dem Weidling, der Andere dreht die Haspel wo die Fäden aufgezogen werden. 1000 m an einem Vormittag kamen da schon zusammen. Oder Sterne anfeuern - händich im Freien. Da war dann die Produktion der Raketen schon fast sowas wie Erholung. Magnesium Fackeln stopfen. Da konnte man wenigstens sitzen dabei. Auch im Freien wegen der Staubentwicklung. Die Masken die wir heute Alle tragen hatten wir schon damals. Eine schöne, wenn auch fade Arbeit war die Herstellung von Zylinerbomben und Bombetten. Ebenso die Produktion von cal 4 Signal und Fallschirmpatronen fürs Heer. Auch das Anstaben von Raketen war so ne Sache, aber wenigstens drinnen. Meine erste Arbeit damals war die Mischung von Nebelpulver fürs Bundesheer. U. A. wurde da feinstes Zinkpulver in Betonmischmaschinen gemischt. Natürlich im Freien. Das Pulver kam in übergroßen Milchkannen welche fast 200 kg wogen. Eine scheii ß Arbeit. Hochsommer, geschwitzt wie ne Sau und grau vom Staub wie ne Hausmaus.
    Das Pulver wurde dann in Büchsen gefüllt und in Kisten verpackt.
    Sehr gefährlich wegen der leichten Entzündbarkeit war die Herstellung von Zündlichtern für Sprengarbeiten im Bergbau mit einer Brenndauer von 50s und 60s.Das wurde auch in einem weiter entfernten Holzhaus gemacht. zu Tausenden. Wir verwendeten Diese auch dann bei Feuerwerken zur Handzündung die damals noch üblich war.

    Nach fast 55Jahren fällt einem erst beim Schreiben immer noch Was ein aber ich denke es ist jetzt mal genug.Nur noch Eins zum Abrunden. Die Feuerwerkerei ist eine fade, gefährliche und trotzdem nervenzehrende Arbeit. EIN Fehler wird da nicht oft verziehen.
     
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