Sonstiges Kann ein Brückenzünder einfach auslösen ?

Dieses Thema im Forum "Pyrotechnik allgemein, Erfahrungen, Tipps" wurde erstellt von pyro-michel, 22. August 2021.

  1. Morgen in die Runde, ein bekannter Pyrotechniker von mir hatte am Freitag ein Feuerwerk. Er hat die Batterien mit E-Zünder von StarTrade verwendet. Bei Tragen der Batterie auf den Abbrenner hat sich die Batterie von Argento selbst entzündet. Nun die Frage wie kann so etwas passieren ? Brückenzünder Fehlerhaft ? Brückenzünder zu Press eingeführt ? Ich hatte noch nie von so etwas gehört oder gelesen.

    Danke Michael
     
  2. Das ist in der Tat extrem selten, passiert aber leider dennoch...

    Das könnte vielerlei Ursachen haben! Vom offenen Litzenende des Anzünders in Verbindung mit hoher elektrischer Feldstärke wie sie bspw. an und um Hochspannungsleitungen zu finden ist (aus diesem Grund sind die Litzenenden immer verdrillt also kurzgeschlossen) ...
    An elektrostatischer Aufladung, mechanischer Belastung usw!

    Sehr schwer hier eine eindeutige Aussage zu treffen!

    Gott sei dank ist nix schlimmeres passiert!
     
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  3. Waren die Kabelenden verdrillt?

    Wenn nein, dann denke ich schon, dass soetwas im extremste ungünstigen Fall durch Induktion erfolgen kann.
     
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  4. Alle mir bekannten Fälle von ungewolltem Zünden eines elektrischen Anzünders sind nie durch elektrische Energie, sondern immer durch mechanische Energie (Schlag-Reibung) erfolgt. Die Zündpillensätze sind sehr, sehr empfindlich.
     
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  6. Hallo pyro-michel,

    wie meine Vorredner schon geschrieben haben ist das äusserst selten.
    Ich kenne die Brückenzünder von StarTrade nicht, deshalb kann ich zu denen nichts sagen.
    Es gab vor einigen Jahren mal günstige Brückenzünder aus China, da war die Zündpille so reibungsempfindlich, dass diese durch blosse Reibung ausgelöst hat.
    Auslösung durch elektrostatische Aufladung (evtl. synthetische Kleidung) usw. ist theoretisch möglich, allerdings mir noch nicht bekannt.
    Es ist immer schwer, bis fast unmöglich, die Ursache zweifelsfrei zu ermitteln.

    Ich hoffe, es ist nichts weiter passiert.
     
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  7. Falls rote Litze dazwischen geschaltet wurde - könnte vielleicht der Draht darin an der Zündpille gekratzt haben?
     
  8. #8 anton, 22. August 2021
    Zuletzt bearbeitet: 22. August 2021

    Genau das ist der Irrtum. Um einen Induktionsstrom zu erzeugen, braucht es einen geschlossenen Stromkreis.
    Induktionsstrom entsteht dadurch, das um eine in sich geschlossene Drahleitung , meist eine Spule in der sich ein Magnet befindet, ein Induktionsfeld aufgebaut wird. Das ist aber noch zu wenig.Es muss sich auch noch was bewegen. Entweder der Magnet oder die Leitung. Es genügt aber auch, wenn es sich um einen "bewegten" Strom handelt, also Wechselstrom. Da wird dann wechselweise ein Induktionsfeld aufgebaut, das wieder zusammen fällt und in die Gegenrichtung aufgebaut wir. Ist jetzt etwas einfach dargestellt aber es ist so.

    Kann jeder der ein Fahhrad hat, selber testen. Der Fahrraddynamo hat eine Spule und einen Dauermagneten. So lange sich der Dynamo nicht dreht, tut sich gar nichts. Erst bei Drehungen liefert er Strom der die Lämpchen zum leuchten bringt. Ist der Stromkreis unterbrochen, kann sich der Dynamo noch so drehen, die Lämpchen werden nicht leuchten. Und es ist egal, wo die offene Stelle ist. Meist ist bei einem kaputten Dynamo die Spule hin. Genau so ist es bei einem E-Zünder. Induktion allein wirkt erst, wenn der Stromkreis geschlossen ist, also die Enden verdrillt sind und sich der Zünder sich entweder in einem bewegten Magnetfeld befindet, oder der Zünder in einem Magnetfeld bewegt wird.
     
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  9. Schön erklärt Anton. Da kann man Induktionsstrom fast immer ausschließen ( beim Tragen einer Batterie z.B.). Die Diskussion gibt es schon seit vielen Jahrzehnten und es sind viele wissenschaftliche Veröffentlichungen darüber, erschienen. Theoretisch ist eine ungewollte elektrische Zündung immer möglich. Beim Sprengen nahe Starkstromleitungen muß vorher gemessen werden (siehe das Messgerät im Museum). Unsere pyrotechnischen elektrischen Anzünder sind nie empfindlicher als ein "A-Zünder", den man so als Grundlage für Berechnungen nehmen kann. Wie gesagt stellten sich alle mir bekannten Fälle, vorgeblich durch Elektrizität verursachten ungewollten Zündung später als durch mechanische Einwirkung erfolgte, heraus.
     
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  10. Sorry, aber jetzt muss ich noch etwas Senf dazu geben: Neben dem geschlossenen Stromkreis benötigt ein induktives Zünden auch noch eine Fläche, durch die das sich ändernde Magnetfeld durch geht. Da die beiden gelben Drähte eng beieinander liegen, ist da die Fläche sehr klein.
    Am Zündempfänger oder beim seriellen Verschalten von Zündern entsteht eine Schleife, die einen Strom induzieren kann. Beim Empfänger kann man aber getrost davon aus gehen, dass bei den für einen Zündstrom nötigen Induktionsstrom auch einen Empfänger stören wird, wenn der nicht explizit für den Einsatz in solchen Feldern entwickelt wurde. Die Feldstärke geht auch mit dem Abstand quadratisch runter.
    Was auch eine Rolle spielt, ist die Geschwindigkeit, mit der sich das Magnetfeld ändert. Bei einer Hochspannungsleitung sind ja 50Hz drauf, ein E-Techniker liest bei 50Hz Zeitung. Ich habe früher einmal kleinere EMP-Pulse ausgelöst (150kV auf 0V in Nanosekunden, koaxiale Energiespeicher), die im Umkreis einiger Meter die elektronischen Geräte gegrillt haben, aber selbst da war deutlich weiter weg die Welt wieder in Ordnung. Ein direkter Blitzeinschlag ausgenommen, halte ich es auch für schwer einen Brückenzünder versehentlich mit ESD oder elektrischen Feldern zu zünden.
     
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  11. Ich schreibe mal ein Erlebnis, ich denke das gibt´s hier schon einmal.
    Wir machten mal vor Jahre auf einem Pharma-Gelände ein Firmenfest-Feuerwerk.Neben einer ?Blechhütte?, was da drinnen war weis ich nicht, es müssen aber eher dicke Erdkabel hinein bzw. herausgeführt haben.Dann passierte Folgendes: Wie schon 1000X lief die Verkabelung so ab, dass Einer mit dem Drahtenende zur Batterie ging die von einer Drahtrolle abgewickelt wurde und wenn der dort war, wurde der Draht am Zünder angedrillt, beim Zündverteiler abgezwickt und dort angeschlossen.Wie schon geschrieben 1000de Male so. Nur Plötzlich beim Abzwicken des schon am Zünder angeschlossenen Draht krachte es und die Batt. ging los.Meine Erklärung ist diese: Durch das abzwicken des Drahtes - natürlich beide Leiter gleichzeitig, entstand durch die Metallzange kurzzeitig ein Kurzschluss, also im Millisekundenbereich ein geschlossener Stromkreislauf. Sollten jetzt, was wir aber nier erfahren haben unter dem Beton starke Ströme vorhanden gewesen sein und damit auch starke Magnetfelder womöglich noch Wechselstrom-Magnetfelder die stark genug waren in unsere Leitung eine Induktion hervorzurufen, wäre das eine Erklärung. Eine Andere fällt mir bis heute nicht ein. Ich habe in meinem Pyro-Leben sicher hunderttausend Zünder in Händen gehabt aber das war der einzige Vorfall der unfallfrei abgegangen ist.
     
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  12. Um eine um Zünden ausreichende Energie mittels Induktion zur Verfügung zu stellen, ist auch nicht nur ein geschlossener Stromkreislauf nötig, sondern auch eine Potentialdifferenz.
    Wie @Jenny schon völlig richtig ausgeführt hat, spielt hier auch die Fläche der Magnetfeldeinwirkung eine wesentliche Rolle - und da beide Drähte sich faktisch denselben Raum bzw. Fläche teilen, würde in beiden auch dieselbe Spannung induziert werden - womit eben die Potentialdifferenz an der Zündkapsel fehlt.

    @Jenny: Wir haben Ende der 80'er, Anfang 90'er bei Kort Elektronik Lautsprechermagnete selber magnetisiert.
    Die Vorrichtung dafür war in etwa kühlschrankgroß, bestand aus einigen hundert Kondensatoren, die über Gleichrichter an Netzspannung auf ca. 320V aufgeladen wurden. Dieser Vorgang hat ca. 2-3 Minuten gedauert, in dieser Zeit hat die Kiste um die 2kW gezogen.
    Entladen wurde der Spaß durch Thyristoren, die normalerweise in E-Loks zum Einsatz kamen - in eine hand gewickelte Spule mit (iirc) 10mm² Leitungsquerschnitt und etwa 30cm Spulendurchmesser. Diese Spule war liegend (nach oben offen) auf dem Gerät montiert, man hat zu zweit den zu magnetisierenden Ferritring des Lautsprechers mittels Holzstücken in der Spulenmitte fixiert und einer von beiden hat die "Feuer-Taste" gedrückt.
    Sollte im Umkreis von ca. 2m jemand eine Armbanduhr getragen haben, war diese hin. Ein aus Spaß lose in die Spule gelegtes 5DM-Stück steckte nach dem Auslösen in etwa zu drei Viertel in einem Holzbalken der Hallendecke.

    Ja, und die Befestigung der Spule selber hat durch ihre Magnetostriktion bestenfalls um die 60-80 "Schuss" gehalten.
     
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  13. Die Potentialdifferenz (vulgo "Spannung") entsteht ja durch die Durchflutung der geschlossenen Leiterschleife: U = -dPhi/dt, also die Spannung berechnet sich durch die zeitliche Änderung des magnetischen Flusses, der wiederum dem Produkt von magnetischer Flussdichte und Fläche entspricht. In einem anderen Thread hatte ich schon einmal eine Rechnung dazu aufgemacht, mit dem hier bereits mehrfach erwähnten Ergebnis, dass es sehr schwer werden dürfte, über Induktion eine ausreichende Zündenergie in einen kurzgeschlossenen Anzünder einzuspeisen.

    ESD-seitig könnte es schon passieren, dass sich ein Mensch mit einer Kapazität von etwa 100 pF so weit auflädt, dass die nötige Energie zum Auslösen eines A-Anzünders erreicht wird (nötige Spannung liegt bei etwa 10 kV), aber dann müsste man auch dafür sorgen, dass diese Energie nur über den Zünddraht und sehr niederohmig zur Erde abfließen kann.
     
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  14. Jetzt haben wir alle möglichen Theorien gelesen, die am Ende eigentlich zu nichts geführt haben.Laut den verschiedenen Gesetzen der Elektrotechnik einerseits und den Angaben der Zünderhersteller andererseits kann eine ungewollte Auslösung eines Zünders durch Umgebungsmagnetfelder NICHT erfolgen. Bleibt das Restl Ungewissheit beim Zünder sowie bei der Feuerwerkerei... "Man weis es nicht".

    Und deshalb vertrete ich die Meinung, dass man selber zu 100% arbeiten muß. Das Restrisiko ist da noch nicht dabei.
     
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  15. Vielleicht ein bisschen OT, aber dennoch passend zum Thema.

    Weil ich bisher noch nie etwas davon gehört hatte, folgende Frage:
    Wie viele "Unfälle / Auslösungen" gab es schon beim Versand von Brückenzünder / Elektrische Anzünder?
    (z.B. bei Bestellungen von Shops / Pyrotechniker oder aber deren Kunden)

    Und weil ich bisher noch nie etwas davon gehört hatte, bin ich eher ein Freund davon, das man beim Anbringen der Brückenzünder die Plastikkappe über der Zündpille belässt, damit diese besser gegen mechanische Belastungen geschützt bleibt.

    Denn viele machen es leider so, oder ähmlich (auch Pyrotechniker):


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    Bilder stammen aus folgenden Thema (hatte auf die schnelle nichts Neueres gefunden):

    Handhabung & Technik - Wie E-Zünder an Batterie befestigen

    Bei Röder Feuerwerk kann man nachfolgende PDF finden, wo es mit Kappe gezeigt wird, aber Achtung, diese Anleitungen gelten oftmals nur für Pyrotechniker!

    So zündet man Feuerwerkskörper elektrisch (von Thomas Perthen)

    Und auch hier hatte ich auf die schnelle nichts Neueres gefunden.

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  16. Bei der professionellen Anwendung wird die Hülse i.d.R. einfach über den Draht zurück geschoben, weil sich dann die Zündpille besser in die Stoppine einbringen lässt. Und weil man eine ungewollte Auslösung nie ausschliessen kann, ist es ratsam, eine stabile Zugentlastung anzubringen. Es kann ja sein, dass jemand über das Kabel stolpert und den Satzauslöser ruckartig dabei über z.B. die Stoppine zieht. So geschehen bei einem kleinen Fw in Oberhausen. Gut, dass sich danach nur eine Minisonne gedreht hat.
     
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  17. Es hat aber in Italien vor Jahren einen tödlichen Unfall genau mit diesem Problem gegeben. Beim entzündern einer stehengebliebenen Bombe von einem Feuerwerk wurde der Zünder aus der Stoppine rausgezogen und...BUMMM !
     
  18. Hallo Leute,


    Ich kann mir den Unfall nur so vorstellen: Batterie bezündert, hochgehoben, ein paar Schritte gelaufen, Kabel fällt auf den Boden, Fuss drauf und ratsch.
     
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  19. Gut, dann muss der Verunglückte aber auch seinen Kopf über den Mörser gehalten haben.

    Wer das bei geladenen Mörsern macht, dem ist auch nicht mehr zu helfen und Darwins "Gesetz" schlägt gnadenlos zu.
     
  20. Jetzt sind wir schon wieder bei einer nicht belegbaren Theorie.

    Nein, sowar das nicht. Die Bombe lag schon mit dem Zünder zu Hause am Arbeitstisch. Da passierte auch mehr als ein Todesopfer.

    Ist aber auch egal. Bedenklos oder Gewohnheit, nicht Wissen oder Schlamperei, Ahnungslosigkeit oder Huddelei.....Alles rächt sich in der Feuerwerkerei früher oder später.
     
  21. Das macht es aber alles Andere als Besser.
    Sehr traurig, das durch ein solches Verhalten, eine verzünderte Bombe (nach anscheinenden "Defekt") noch nach Hause zu schleppen (oder vielleicht sogar zu fahren) auch noch unbeteiligte Dritte zu Schaden gekommen sind.
     
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  22. Na sehen wir das einmal aus der Praxis. Was ist so schlecht daran, wenn man eine verzünderte Bombe transportiert?. Die war ja ursprünglich pyrotechnisch nicht deffekt, sonder nur die Zündleitung unterbrochen. Jeder Single-Shot ist auch verzündert. Viele kommen so wie auch andere Artikel auch aus China. Der Unfall ereignete sich beim Herausziehen des Zünders.
     
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  23. Heute kam von StarTrade die Rückmeldung das man die Plastikkappe nicht entfernen darf sondern diese mit verladen muss.
     
  24. Gäbe es Kl2-FW alternativ mit fest eingebauten E-Zünder würde ich nur noch solche kaufen. Ich traue den E-Zündern und ich muss zum Zünden nicht neben der Batterie stehen und verzweifelt versuchen die Visco an zu bekommen, währen Honk und Donk Böller auf die Straße werfen und Raketen auf dem Boden liegend zünden. Gäbe es Böller mit E-Zünder wäre das auch nicht schlecht :)
     
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  25. #25 localhost, 24. August 2021
    Zuletzt bearbeitet: 24. August 2021
    @Jenny: 100% Zustimmung. Zumal ich das "im Eifer des Gefechts" auch oftmals gar nicht so einfach finde, die Visco eines PTGs, der auf dem Boden steht/liegt zu entzünden - und dabei eben nicht mit meiner Rübe im Wirkungsbereich sowjetzonaler Minen ... aehm - also über dem PTG zu sein.
    Dabei fällt mir ein: Ich habe hier noch so einen Unkraut-Abflammer rumfliegen: https://s7g10.scene7.com/is/image/aldi/202103020079

    Das Ding hat Piezozündung und an das Rohr könnte man ne Taschenlampe oder ne LED-Beleuchtung dran dengeln.
    Eigentlich ne prima Idee. PTGs zünden ohne sich zu bücken. Nur das Flammbild des Brenners ist noch ein wenig ... "überdimensional"
     
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