Sicherheit Bks Knallkörper durch Nässe selbstentzündbar?

Dieses Thema im Forum "Professionelle Technik, Sicherheit, Handhabung" wurde erstellt von Pat92, 28. November 2021.

Schlagworte:
  1. Mir ist gerade zu Ohren gekommen, dass Bks Knallkörper sich selbst entzünden können falls sie falsch (nass) gelagert werden.
    Kann mir ein Experte hier erklären wie das genau funktioniert? oder ist das eine Falschmeldung?
     
  2. Bin jetzt nicht der Megaexperte,aber es gibt einen chemischen Versuch : mit Eis Feuer machen, hierzu wird Ammoniumnitrat mit Zinkpulver gemischt und Ammoniumchlorid als Katalysator.und eben h2o...also ähnliche Zusammensetzung wie einige bks Mischungen,Nitrat und unedles metallpulver+katalysator....Das Feuer entstzündet sich von selber.
    Also ich würde davon ausgehen,zumindest wenn Aluminium oder Magnesium im Satz ist.
     
  3. Die Mischung wie von dir oben beschrieben ist aber nicht in den BKS Sätzen enthalten. Ich bin zwar nur Organiker, aber bei den gängigen BKS-Sätzen wird es sich meiner Meinung nach um reine Metallpulver/Kaliumnitrat-Mischungen handeln. Ich glaube nicht, dass Ammoniumnitrat in Feuerwerk verwendet wird, weil es stark hygroskopisch (wasseranziehend) ist.
    So ein Nitrat-Metallpulversatz sollte mit Wasser einfach nicht mehr gut funktionieren. Selbstentzündung halte ich da für ausgeschlossen.
    Selbstentzündliche Mischungen sollten in Verbraucherfeuerwerk auch verboten sein, nehme ich an.
     
    Huber gefällt das.
  4. Hallo @pat24,
    da hat dir jemand einen Bären aufgebunden. Nässe vernichtet alle Feuerwerkskörper. Blindgänger sollen sogar in einem Eimer mit Wasser vernichtet werden. Man sollte zwar nicht ein Feuer von Magnesium oder Magnalium Pulver mit Wasser löschen, da dadurch Wasserstoffgas entstehen kann, das bei Entzündung sehr gut knallt. Aber dafür muß erst mal Feuer da sein. Ein nasser Knallkörper Satz zündet überhaupt nicht mehr.
     
  5. Ich habe dazu folgendes auf die schnelle gefunden:
    Metallpulver
    Gröbere Pulver von Aluminium, Blei, Eisen oder Magnesium können leicht oxidiert werden. Die Pulverform bedeutet zugleich eine große Oberfläche der Masse, die infolge der Oxidationswärme aufglüht und schließlich entflammt. Auch Eisenspäne, die mit zur Selbstentzündung neigenden Ölen benetzt sind, kommen zum Glühen. Lagernder Zinkstaub kann sich unter Einwirkung von Feuchtigkeit selbst entzünden. In der Gefahrstoffverordnung werden als an der Luft selbstentzündlich angegeben: Magnesiumpulver, Aluminiumpulver, Zinkpulver und Zirkoniumpulver. Angesammeltes Aluminiumpulver kann durch Nachoxidation zur Selbstentzündung und somit zu Bränden und Explosionen führen.
    Man darf nicht vergessen,dass der Sauerstoff schon im Gemisch enthalten ist.
    Ich habe bei Aluminiumpulver rausgefunden,das man die Oberfläche phlegmatisiert,d.h.unsensibler gegen oxidation macht.
     
  6. Ich werfe mal theoretisch:

    Blink/Silber-Sternsätze mit Schwefelverbindungen und separat gelagert/zugehörigem PtG mit BKS in den Raum.

    und da dann durch feuchte sich (auch nur über die feuchte ohne Zersetzung der PtG Einheit) "mischende" Satzbestandteile !MIT! anschliessender Trocknung.

    Aber da wären wir bei extremer Eventualitätentheorie mit Worst-Casing
     
  7. Dann müsste auf den Containerschiffen ja immer ordentlich Party sein.. :lol:
     
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  8. #8 localhost, 28. November 2021
    Zuletzt bearbeitet: 28. November 2021
    @Pat92: Rein theoretisch wäre das bei Verwendung von hochfeinem MG-Pulver in Anwesenheit der genau richtigen Feuchtigkeitsmenge denkbar, das sich das Mg mit dem Wasser umsetzt und dabei eine gewisse Wärmeentwicklung entsteht. Diese würde aber nicht ausreichen, um den Zündpunkt zu erreichen.

    Allerdings enthält industriell hergestelltes BKS üblicherweise kein/wenig Mg, sondern Al, welches sich sofort bei Luftkontakt durch eine hauchdünne aber sehr widerstandsfähige Oxid-Schicht passiviert.

    Man darf bitte auch nicht pyrophore Stoffe (zu denen einige Metallpulver gehören)an der Luft mit dem Entzünden in einem Stoffgemenge (BKS) vergleichen, weil im Oxidationmittel ja "bereits Sauerstoff vorhanden ist".
    Ja, ist er - allerdings ist er gebunden. Weder Kaliumchlorat,- perchlorat oder nitrat geben bei Raumtemperatur Sauerstoff ab.

    Mein (persönliches) Fazit: theoretisch denkbar, praktisch nicht einmal unter Laborbedingungen gezielt erreichbar.

    Nachtrag: Bei Wikipedia steht z.B. zu Natriumpersulfat u.a., das es "besonders in unreinem oder feuchtem Zustand – zum Zerfallen unter Sauerstoffentstehung neigt, dürfen das Salz und seine Lösungen wegen Berstgefahr niemals in dicht verschlossenen Behältern aufbewahrt werden."
    Ich weiß nicht, wie viele Kilo Natriumpersulfat ich in meinem Leben zum Ätzen von Platinen bereits verarbeitet habe - während meiner Zeit bei Kort Elektronik dürften es gut 40-50kg gewesen sein. Da ist nie irgend etwas aufgebläht oder gar geborsten aufgrund von spontanem Zerfall. Und "sauberes Arbeiten" war das damals als 16-20jähriger sicherlich nicht immer.
     
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  9. #10 Lavastion, 29. November 2021
    Zuletzt bearbeitet: 29. November 2021
    Da es viele unterschiedliche Mischungen gibt, die unter den Begriff BKS fallen, gibt schon BKS-Mischungen, die bei Feuchtigkeit zur Selbstentzüdnung neigen.
    Diese werden aber nie in geprüften, im Handel befindlichen Böllern eingesetzt.
     
  10. Gab es nicht mal einen Unfall mit selbstentzündender Stoppine beim Trocknen?
     
  11. Es gibt so ein paar Sätze, die können unter Kontakt mit Feuchtigkeit wesentlich empfindlicher werden und dann schon bei leichtester mechanischer Belastung zünden. Permanganate mit Resten von Phosphor oder Schwefel gehören dazu..... Chlorate können auch unter bestimmten Umständen in Gegenwart von Schwefel sehr unangenehm werden. Diese zünden aber nicht durch die Feuchtigkeit sondern dann eher durch Reibung nach weiterer Sensitivierung.

    Beide Sätze gehören aber in den Bereich von Amateur- und Hobbypyrotechnik und werden eigentlich nur noch aus historischen und chemischem Interesse diskutiert. In kommerziellem Feuerwerk, auch wenn es irgendwo kostengünstig zusammengeschustert wird, finden sich typischerweise Perchlorat oder Nitrat basierte Knallsätze. Diese werden bei Feuchtigkeit inaktiv.


    Unter interessante Unfälle beim Trocknen kommt übrigens auch das Problem der Selbstentzündung in der Sonne. Netterweise wurden Sterne nach dem Rollen in der blanken Edelstahlschüssel schön in die Sonne gestellt damit sie schnell trocknen. Die Kombination aus Hochsommer und einer Schale, die als Brennspiegel wirkte, hat erst zur raschen Trocknung geführt, danach zur Zündung.
     
  12. Grundsätzlich ja und nein.
    Eine Selbstentzündung eines Gemisches aus Metallpulvern und Oxidationsmitteln, das zur Erzeugung von grellem Licht und hohen Schalldrücken verwendet wird, kann bei Zutritt von Feuchtigkeit potentiell stattfinden.
    Das passiert immer dann, wenn die freigesetzte Energie im vorlaufenden Zersetzungsprozess die Aktivierungsenergie des Satzes übersteigt. Ob das Ereignis eintritt hängt von mehreren Faktoren wie Umgebungstemperatur, Isolierung oder der Satzmenge ab. Insbesondere ausschlaggebend ist jedoch der Faktor, ob bei Feuchtigkeitszutritt durch Dissoziation ein basisches oder saures Medium entsteht, das den Prozess triggert. Dann startet ein Teufelskreis, da die freigesetzte Wärme den Reaktionsprozess exponentiell beschleunigt. Verschieben die Reaktionsprodukte den pH-Wert in die eine oder andere Richtung, nimmt der Vorgang zusätzlich Fahrt auf. Es gibt Nitrat-Magnesiumsysteme, bei denen die Anlaufzeit im Sekundenbereich liegt, solche Gemische finden in der Praxis jedoch keine Anwendung.
    Jetzt die gute Nachricht: Sätze, die in zugelassenen Feuerwerkskörpern verwendet werden, dürfen nicht selbstentzündlich sein. Daher zaubern die Hersteller mit allen Tricks, wie z.B. amphoteren Puffern oder Inhibitoren, um solchen Ereignissen vorzubeugen, falls ein solches Risiko absehbar erscheint.
    Aber nur sicher ist wirklich sicher. Daher lautet die Devise: Kühl und trocken lagern.
     
  13. Grundsätzlich ja und nein.
    Eine Selbstentzündung eines Gemisches aus Metallpulvern und Oxidationsmitteln, das zur Erzeugung von grellem Licht und hohen Schalldrücken verwendet wird, kann bei Zutritt von Feuchtigkeit potentiell stattfinden.
    Das passiert immer dann, wenn die freigesetzte Energie im vorlaufenden Zersetzungsprozess die Aktivierungsenergie des Satzes übersteigt. Ob das Ereignis eintritt hängt von mehreren Faktoren wie Umgebungstemperatur, Isolierung oder der Satzmenge ab. Insbesondere ausschlaggebend ist jedoch der Faktor, ob bei Feuchtigkeitszutritt durch Dissoziation ein basisches oder saures Medium entsteht, das den Prozess triggert. Dann startet ein Teufelskreis, da die freigesetzte Wärme den Reaktionsprozess exponentiell beschleunigt. Verschieben die Reaktionsprodukte den pH-Wert in die eine oder andere Richtung, nimmt der Vorgang zusätzlich Fahrt auf. Es gibt Nitrat-Magnesiumsysteme, bei denen die Anlaufzeit im Sekundenbereich liegt, solche Gemische finden in der Praxis jedoch keine Anwendung.
    Jetzt die gute Nachricht: Sätze, die in zugelassenen Feuerwerkskörpern verwendet werden, dürfen nicht selbstentzündlich sein. Daher zaubern die Hersteller mit allen Tricks, wie z.B. amphoteren Puffern oder Inhibitoren, um solchen Ereignissen vorzubeugen, falls ein solches Risiko absehbar erscheint.
    Aber nur sicher ist wirklich sicher. Daher lautet die Devise: Kühl und trocken lagern.
     
  14. Freunde nee. Ich mag unser Feuerwerk wirklich sehr gerne, aber beim lesen des Themas wird mir einmal mehr bewusst, warum ich in Physik und Chemie immer eine 5 hatte :D
     
    Pyro tha dragon und Passion gefällt das.
  15. Nitrat wird im professionellen Fertigungen eher selten verwendet, mehr dazu unten.

    Ich würde hier gerne nochmal den Begriff bzw die Abkürzung BKS diskutieren, da im Forum ja oft drüber geschrieben wird aber jeder was anderes daruter versteht.

    Für mich ist ein Blitzknallsatz ein Pyrotechnischer Satz auf Basis eines Oxidators (Nitrat, Chlorat, Perchlorat, Peroxid, Chromat oder Permanganat oder eines Metaloxids in Verbindung mit einem Brennstoffs, in dem Fall ein Metallpulver.

    In Knallsätzen hat sich Perchlorate & Aluminium durchgesetzt, da dieser Satz gut zu händeln ist und gleichzeitig kostengünstig ist. Nitratsätze wären im Vergleich dazu weniger anfällig gegen Schläge, ziehen aber wieder Wasser an und sind schwächer.
    Choloratsätze wurden früher verwendet, wurde aber vom Perchlorat verdrängt, da sie zu empfindlich sind.

    Wie @Boule schon schrieb, sind Permanganat- und Chloratsätze in Feuerwerk defacto tot, da nur für Chemie-/Feuerwerksgeschichts-Begeisterte von Interesse.

    Beste Grüße
     
    FabiSBG und EselTreiber gefällt das.
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