Handhabung & Technik Theorie der Verbrennung und Herstellung von Schwarzpulver

Dieses Thema im Forum "Professionelle Technik, Sicherheit, Handhabung" wurde erstellt von Gipsbombe, 1. Mai 2009.

  1. Kenn ich - ist der Hammer
    Nur wurde von flächig verteiltem Schwarzpulver geschrieben...

    Die Wasserfälle haben mich allerdings auch verblüfft. In der Menge durchaus als militärisch einzusetzen...
     
  2. Richtig... nur - wer bezahlt es?
    Heimisches Feuerwerk ist wesentlich teurer.
    Wenn man ein 1000 Euro-Netto-Budget hat kriegt man mit deutschem Feuerwerk wesentlich weniger hin wie mit Chinaware... und die Importeure sind ja gleichzeitig die Hersteller. Haben sich also selbst den Ast abgesägt.

    Das Gefahrenpotential könnte man einfacher lösen wenn die NEM-Menge je auf Strasse bewegtem Container reduziert werden muss.

    Gruss
     
  3. Ach du grüne Neune !

    Das darf doch wohl nicht wahr sein, dass in Deutschland jedwede neue Idee mit einem "das geht ja doch nicht ! " abgesägt wird.

    Das hört sich ja an, als wenn es vor den chinesischen Importen in Deutschland kein Feuerwerk gegeben hätte. Wie, in aller Welt, haben wir bloss damals Grossfeuerwerke ("nur" mit deutscher Ware !) abgebrannt ?

    Dass sozialische Planwirtschaft (heute in China) unlauterer Wetbewerb auf dem Weltmarkt darstellt, hätten wir spätestens seit der deutschen Wiedervereinigung gelernt haben müssen. Eine ostdeutsche DDR-Spiegelreflex Praktika MTl5 kostete
    vorher umgerechnet 100,- Euro. Nach der Wiedervereinigung stellte sich heraus, dass ihre Weiter-Fertigung total unrentabel war: sie wäre unter kapitalistischer Firmen-Leitung teurer als eine Leica ! Mit dem China-Feuerwerk ist das genau so.

    Dass der Delinquent (deutscher Hersteller und Abbrenner) dem eigenen Henker (China) Applaus spendet, schlägt doch dem Fass den Boden aus !

    Grüsse aus Brasilien: Toivo

    Ich mache da nicht mit ! Bis zum letzten Atemzug !
     
  4. #54 Gipsbombe, 13. Mai 2010
    Zuletzt bearbeitet: 14. Mai 2010
    Hier noch mal etwas aus „Hermann Römpp“, „Chemische Experimente die gelingen“ (32.-37 verbessertes Tausend)
    Copyright 1939 by Frankh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co. Stuttgart
    (da war übrigens fast Kriegszustand).
    Neuauflage Oktober 1941
    Überschrift des Kapitels lautet: "Die Bändigung der Dämonen.“:cool:

    Unter 4. S87 ff steht (mit Auslassungen meinerseits aus verständlichen Gründen:joh:):
    "In diesem Abschnitt soll von Explosivstoffen die Rede sein. Der Leser wird darin zwar keine kurzgefaßte Anleitung zur Herstellung von Dynamit, Knallquecksilber, Nitroglycerin oder sogenannten Höllenmaschinen finden; dafür mag er aber einiges Wichtige über das Wesen der Explosionen vernehmen und damit die leider so häufigen Unglücksfälle beim Umgang mit Feuerwerkskörpern, Sprengstoffen, Munition u. dgl. Vermeiden lernen. Angesichts der allgemeinen Rüstungen ist es durchaus nützlich, von der Eigenart der Explosivstoffe eine Ahnung zu haben.“
    Hier gibt es nun einige interessant Versuche, welche die „Dämonen“ hervorzaubert.
    Also nun noch die „Erklärung“ von Hermann Römpp, die ich eigentlich fürs Erste gar nicht mal so schlecht finde:

    "In den Versuchen 2 und 3 (die Versuche 2 und 3 wurden aus bestimmten Gründen hier nicht publiziert:))
    sind brennbare Stoffe wie Kohle und Schwefel mit Hilfe des sauerstoffreichen Kalisalpeters momentan zu Gasen (Kohlendioxyd bzw. Schwefeldioxyd) verbrannt worden.
    Beim Entzünden des Schwarzpulvers spielt sich folgende Hauptreaktion ab: 4 KNO3 + S2 + 6 C = 2 K2S + 2 N2 + CO2.
    Nach Einsetzen der Atomgewichte würde dies besagen, daß z.B. 404 Gramm Kalisalpeter in Mischung mit 64 Gramm Schwefel und 72 Gramm Kohlenpulver (die Zahlen stimmen nicht genau mit den bekannten Prozentsätzen aus 75KNO3,15C,10S überein, da sich neben der obigen Hauptreaktion noch verschiedene verwickelte Nebenreaktionen abspielen), nach der Entzündung 220 Gramm Kaliumsulfid, (dieses gibt mit Kohlensäure etwas Schwefelwasserstoff nach der Gleichung K2S + H2CO3 = H2S * K2CO3 ; daher riecht die Luft nach der Explosion so unangenehm, ferner 56 Gramm Stickstoff und 264 Gramm Kohlendioxyd geben.
    Da nach den Gasgesetzen 28 Gramm Stickstoff bzw. 44 Gramm Kohlendioxyd (1 Mol) bei 0 Grad und 760 Millimeter Druck den Raum von 22,4 Liter einnehmen, so würde man (immer für 0 Grad berechnet) insgesamt achtmal 22,4 = 179,2 Liter Gas aus (404+64+72) 0 540 Gramm Schwarzpulver erhalten. Ein Gramm Pulver würde demnach 179,2:540=rund 330 Kubikzentimeter Gas liefern.
    Da nun 1 Gramm Pulver etwa den Raum von einem einzigen Kubikzentimeter einnimmt, so möchten sich die Gase bei der Explosion auf 330 Kubikzentimeter ausdehnen; wird ihnen diese verwehrt – wie es bei eingeschlossenen Pulvern der Fall ist -, so üben die Pulvergase einen Druck von 330:6=55Atmosphären auf jeden Quadratzentimeter Wandfläche (z. B. innerhalb eines Kubus) aus, falls man sich 1 Gramm Schwarzpulver in einen würfelförmigen Behälter eingeschlossen denkt.
    In Wirklichkeit ist der Druck noch viel größer, denn bei der Entzündung von einem Gramm Schießpulver steigt die Temperatur der Gase auf 3450 Grad; dies würde zu einem Druck von 880 Atmosphären je Kubikzentimeter führen, da die Gase beim Erwärmen um 273 Grad bekanntlich ihr Volumen jedesmal verdoppeln.
    Beim Abschuß von Geschützen erreichen die Pulvergase einen Druck von 2000 Atmosphären. Brennt man Pulver dagegen an offener Luft ab, so ist ihre Wirkung viel harmloser.
    Im Kalisalpeter ist über 1500mal so viel Sauerstoff enthalten als im gleichen Raumteil Luft, daher verlaufen bei seiner Anwesenheit Verbrennungsvorgänge aller Art mit außerordentlicher Geschwindigkeit. "

    Hier folgt nun im Römpp eine Versuchsanweisung, welche ich aus bekannten Gründen nicht veröffentlichen möchte (sollte).

    LG
    Gipsi:joh:
    Viel Spaß, und ich hoffe auf (chemische) Reaktionen:cool:
     
  5. #55 Gipsbombe, 14. Mai 2010
    Zuletzt bearbeitet: 14. Mai 2010
    Noch etwas Schwarzpulver-Zugabe, damit das Gemisch endlich mal rischtisch losgeht:
    Zur Entwicklung des Drucks, was immer man sich darunter vorstellt.
    Mann Leuts, habt Ihr nix anderes im Köpple??:D;)
    Es geht nicht darum, was das Kindle aufm Töpsche entwickelt;)

    Es geht doch darum:p:
    Ich zitiere mal wieder aus dem uralten Römpp:
    Mit der raschen Ausdehnung großer Gasmassen ist eine starke Abkühlung verbunden. Entstehen bei chemischen Umsetzungen nur feste Reaktionsprodukte, so bleibt die freiwerdende Wärmemenge auf einen sehr kleinen Raum beschränkt. Aus diesem Grund verbrennt Magnesium unter Weißglut (über 2000Grad!), während Kohle oft nur auf 600-1000 Grad erwärmt - obwohl das Gramm Kohle bei vollständiger Verbrennung 8, das Gramm Magnesium dagegen nur 6 Kalorien liefert.
    Infolge der raschen Erhitzung läßt sich Magnesium auch zu Entzündung von Gemengen verwenden, die erst bei hohen Temperaturen miteinander reagieren (z.B. Thermite).
    Im Kalisalpeter ist über 1500mal so viel Sauerstoff enthalten als im gleichen Raumteil Luft., daher verlaufen bei seiner Anwesenheit Verbrennunengen aller Art mit außerordentlicher Geschwindigkeit.
    Man könnte dieses nun an verschiedenen Beispielen demonstrieren, z. b. indem man verschiedene andere Oxidationsmittel oder Brennstoffe verwendet.
    Den Rest laß mer mal.


    LG
    GB:joh:
     
  6. na, das Problem ist doch eher die "Geiz ist Geil"-Mentalität.
    a.) von den Importeuren:
    ja, genau. Die dachten sich, kaufen wir beim Chinesen, ists schön billig und die Marge ist hoch. Ging nach hinten los
    b.) von den Kunden:
    warum ein Feuerwerk für 5000 DM wenn es auch eines für 3600 DM tut, mit "mehr bunten Effekten" und länger.

    Natürlich haben die Chinesen einen Plan gehabt - aber sowohl die Privatkunden (Silvester wurden eben Chinakracher deutschen Qualitätsböllern den Vorzug gegeben) als auch die Kunden von Großfeuerwerk wollten lieber billig.

    Heute ist es nicht mehr so einfach, "neu" einzusteigen. Es gibt ja hier einige leuchtende Beispiele.

    Als 27er (Hobbypyro) habe ich ja die Möglichkeit Qualität zu schiessen. Nur - auch da sind die Chinesen oft besser als die "Deutschen" - bei erheblich geringeren Preisen. Und viele Sachen gibt es "aus Deutschland" so garnicht.

    Es ist eben nicht ganz so einfach
     
  7. Eine Bitte; könnte jemand in meinem ersten Post im fünften Absatz den Namen "Schuschkow" in "Schischkow" ändern. Ich habe heute eine Anfrage zu dieser Person erhalten und bemerkt, daß der Name falsch ist.
    http://www.feuerwerk-forum.de/showpost.php?p=295839&postcount=1
    Danke!
    Gipsi
    P.S. Ich habe heute etwas über "Schischkow" im Internet nachrecherchiert, aber fast nichts gefunden, außer daß dieser mit Bunsen zusammengearbeitet haben muß.
    Falls jemand noch mehr über den Chemiker "Schischkow" (lebte im 19. Jh.) herausfinden könnte und hier ein bißchen was reinschreiben möchte, würde ich mich freuen.
     
  8. Der Link ist tot !

    Liebe Freunde:

    der Link www.chaf.info/ ist tot. Kommt was anderes. Weiss einer, was los ist ?
    Wo sind die schönen und schrecklichen Videos, über die wir geredet haben,
    geblieben ? Einfach gelöscht ? Kann ich nicht glauben !

    Grüsse:

    Toivo
     
  9. Also doch !

    Liebe Freunde:

    erinert ihr euch ? "... in 250 m Entfernung Zug von den Schienen geweht ..."
    Einige hielten das für eine Übertreibung. Es war keine.
    Wir hatten hier in Brasilien, Santo Antônio do Monte - MG vergangene Woche einen ähnlichen Fall: "nur" ca. 3.000 Kg Schwatzpulver explodiert, die Druckwelle hat in immerhin 400 m Entfernung ein einstöckiges Wohnhaus baufällig geschossen. Türen und Fenster samt Rahmen eingedrückt, sämtliche tragenden Ziegelmauern gerissen. Das Haus steht noch, muss aber abgerisssen werden.
    Einen Eisenbahnwaggon zu entgleisen, ist relativ leicht: er bietet der Druckwelle eine grosse Angriffsfläche, sein Schwerpunkt liegt sehr hoch, die Spur ist deutlich schmaler als die Fahrzeugbreite. Die Pulvermenge war höher, die Entfernung kürzer.
    Was ist in Brasilien geschehen ? Eine Pulvermühle (Holztrommel mit Pockholzkugeln) mit etwa 100 kg Mehlpulver hat gezündet. Vom Gebäude in "leichter Bauart" (einzige in brasilianischen Feuerwerksfabriken erlaubte Bauweise) hat das Feuer auf das 50 m entfernte Pulverlager (leichte Bauart mit Erdwall rundum) mit ca. 3.000 Kg übergegriffen: bumm ! Es blieb vom Pulverlager nur ein Krater übrig.
    Wie kam es zur Zündung ?
    1.) Aus reiner Faulheit waschen die Brasilianer nicht ihre Holzkohle vorm Mahlen des Mehlpulvers. Es bleiben vereinzelt rostige Nägel und Kieselsteine als Verunreinigungen. Wenn die aneinanderschlagen, gibt es Funken: bumm !
    2.) Schwarzpulver ist nicht reib- wohl aber schlagempfindlich (den genauen Wert bei der BG Chemie oder der BAM erfragen). Beim ca. 24 stündigen Mahlen heizt sich das Mehlpulver auf (40 bis 50 Grad C). Das dürfte die Schlagempfinlichkeit deutlich erhöhen, denn die kommt vom Schwefelanteil, dessen chemische Reaktivität mit der Temperatur drastisch zunimmt. Wenn dann die Holzkugeln aneinanderknallen, kommt es bisweilen zur Zündung. Man sollte deshalb niemals Salpeter, Kohle und Schwefel gemeinsam kollern, sondern die Hälfte der Kohle in einer Trommel mit dem Schwefel mahlen (überhaupt nicht explosiv) und die andere Hälfte mit dem Salpeter (wegen des fehlenden Schwefels wesentlich weniger empfindlich). Man Lässt beide Binärmischungen auskühlen und mischt sie in einer kleinen Mischtrommel mit ganz wenigen Kugeln nur 1 - 2 Stunden. Das ist sicherer. Darauf aber hat unser brasilianischer Unglücksrabe gepfiffen.

    Grüsse und Jesu Segen: :)

    Toivo
     
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  10. Hallo Toivo,

    das klingt echt heftig, was da vorgefallen ist. Hoffe es ist niemand zu Schaden gekommen.

    In der Fachliteratur wird häufig im Rahmen von Mahlgängen ein Zusatz von 1-5% Wasser empfohlen.
    Dabei ist die Frage:
    1) Inwieweit senkt die Zugabe von Wasser die Empfindlichkeit der Mischung
    2) Wird das in der Realität (also bei euch) auch so praktiziert?

    Ein geringer Wassranteil steigert ja angeblich die Abbrandgeschwindigkeit/ Zündreudigkeit des Pulvers, da die Wärmeleitfähigkeit verbessert wird.


    LG
     
  11. niemand verletzt !

    Lieber Freund:

    Nur Sach-, keine Personenschaden: Glück im Unglück. Es hat zweimalgeknallt, und man konnte es kilometerweit hören, hörte sich an wie eine Sprengung im Steinbruch.

    Bloss kein Wasser ! Mit ganz, ganz wenig Wasser bereits backt das Mahlgut zusammen, als wäre es eine Art Nougat und mahlt dann nicht weiter.

    Nein, die Lösung: gewaschene Holzkohle und das Arbeiten mit den beiden Binärmischungen, das haut hin und ist relativ sicher.

    Grüsse:

    Toivo
     
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  12. ....sag ich doch. Hätte mich auch gewundert, wenn ein alter Silberhütter mir da einen Bären aufgebunden hätte...;)

    Schießpulver ist kein Niespulver.

    Zur Frage "Feuchtigkeit": Die US-Army hat zu einer Zeit, als noch mit Schwarzpulver geschossen wurde, einige Forschungen betrieben. Dabei wurde u.A. herausgefunden, das Schwarzpulver tatsächlich bei geringer Feuchtigkeit zündwilliger und "schärfer" ist als im komplett trockenen Zustand. Die Forschung betraf aber mehr die Verwendung, das heißt, es wurde erforscht, ob Pulver verdirbt wenn es der Soldat längere Zeit in seiner Pulverflasche transportiert und somit der Luftfeuchtigkeit aussetzt. Fazit war: unkritisch bzw. sogar leicht förderlich.
    mfG
    Raini
     
  13. #65 Harzer Pyromane, 27. August 2010
    Zuletzt bearbeitet: 27. August 2010
    Hallo Dr.Tovio! Ich will auch meinen Senf dazugeben.Du hast geschrieben,das es vorteilhaft ist,Kohle,Salpeter(Kali) getrennt zu kollern.und hinterher beide Bimärmischungen zusammen kollern.Da kommt bei mir die Frage auf wer soll das bezahlen.Natürlich ist die Sicherheit erstes Gebot!!! Wie soll das von statten gehen bei rund 100Tonnen Pulver.Die Wasserzugabe hängt auch von dem Feuchtigkeitsgrad des Kalis ab.Ist der Kali trocken sollte,mehr Wasser zugefügt werden.Bei einen Kollersatz 100kg 1%-1,5% Wasser ist die Menge sehr gering.Ganz ohne Wasser bindet das Gemisch schlecht,durch den Wasseranteil erreicht man schon eine geringfügige Verdichtung.Nach dem kollern,wird der Pulversatz erst mal getrocknet,bevor er weiter verarbeitet wird. Mehlsorten sind sehr fein,und enthalten einen hohen Staubanteil.der das ganze noch empfindlicher macht.Es kommt aber auch auf die Sorten an die gemischt werden.Welches Mischungsverhältnis? 75%Mehl1 49%Goldregenmehl Beispielsweise 68%Rocket enthält sehr viel Schwefel aber nur5% Kohle wobei es ein feinkörniges Pulver ist.Dann wär die Zündempfindlicheit noch grösser.Zurück zur Fertigungsmenge,Bei Wano wurden schon Sorten überproduziert,das die Lagerbunker voll waren.2Bunker mit jeweils75000kg Bei so grossen Mengen wär es undenkbar jeden Kollersatz so zuproduzieren.
     
  14. Unfug

     
  15. Jeder stellt es anders her,ohne Wasser kenn ich es nicht! Mit Bronzekugeln habe ich auch noch nichts gehört.Es wird einige verschiedene Verfahren geben,mit dem Wasseranteil ist von dir,vielleicht umstritten.
     
  16. #68 Gipsbombe, 28. August 2010
    Zuletzt bearbeitet: 29. August 2010
    Alt, aber im Gegensatz zu manchen als „Alt“ bezeichneten Böllern:D sehr interessant:

    4.1.5.2 Mahlen der Rohstoffe

    Die Schwarzpulverherstellung beruht grundsätzlich auf der intensiven Mischung der gut gemahlenen Komponenten und der Verarbeitung des entstandenen Gemisches auf die geforderte Dichte und Form (schneller brennendes Pulver hat ein feineres Korn als langsam brennendes Pulver, das andererseits eine größere Dichte hat). Deshalb werden die Rohstoffe folgenden Arbeitsgängen unterzogen:

    1. Mahlen der einzelnen Bestandteile,
    2. Mischen der Bestandteile,
    3. Pressen,
    4. Körnen und Endbehandlung (Trocknung, Polieren und Sieben).

    Je nach Tradition unterscheiden sich in den Betrieben sowie in den einzelnen Ländern die verwendeten Verfahren und Einrichtungen. Teilweise geht die Vielseitigkeit der Arbeitsvorgänge auch daraus hervor, daß angesichts der Gefahren der Schwarzpulverherstellung manche Länder besondere spezifische Methoden entwickelt haben, um diese Gefahr zu verringern. Bestimmte Grundsätze sind jedoch allgemein gültig und bindend.

    1. Jede Komponente wird selbständig gemahlen,
    2. Es werden immer zwei Komponenten gemeinsam gemahlen; Kohle mit Schwefel und Kohle mit Salpeter.

    Der Salpeter wird nach dem Trocknen bei 100 bis 110 Grad Celsius und Abkühlen in Kugelmühlen mit Stahlkugeln, Tellermühlen oder Desintegratoren gemahlen.
    Die Kohle mahlt man meistens in Kugelmühlen oder in Desintegratoren. Am Anfang kann man die Kohle in Kollergängen mahlen.

    Der Schwefel wird in ähnlichen Einrichtungen gemahlen, in manchen Ländern hauptsächlich in Kollergängen oder Walzen. Da sich der Schwefel beim Mahlen stark auflädt, gibt man ihm eine kleine Menge Salpeter zu, um die elektrische Leitfähigkeit zu erhöhen. Dadurch wird die Gefahr der Explosion des Gemisches von Luft mit Schwefelstaub stark verringert. Bevor diese Maßnahme eingeführt wurde (bis zum Jahre 1881), waren Explosionen von Schwefelstaub sehr häufig. Aus den gleichen Gründen müssen alle Mahleinrichtungen – besonders für Holzkohle –geerdet werden.

    Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts stampfte man die Komponenten in Stein- oder Holzmörsern mit hölzernen, mechanisch betriebenen Stampfern.
    Die Produktivität solcher Einrichtungen war verständlicherweise sehr klein.
    Man verwendete diese Anlagen auch zum Mischen und bereitete auf diese Weise die Pulvermasse vor. Dieses Verfahren hat sich aber als gefährlich erwiesen und wurde in einigen Ländern (z.B. in Großbritannien) gesetzlich verboten (etwa 1772).

    In manchen Ländern (Frankreich, Schweiz) herrscht die Ansicht vor, daß das Mahlen von Kohle allein gefährlicher ist als das Mahlen ihrer Gemische im geforderten Verhältnis. Auch den Salpeter mahlt man gemeinsam mit der Holzkohle, da die Zugabe dieses Gemisches zu der Kohle-Schwefel-Mischung sicherer ist als die Zugabe von Salpeter allein. Das Verhältnis Kohle zu Salpeter im Gemisch soll nicht größer sein als 1:15.

    Es entstehen so die die sogenannten Binare (zweikomponentige Gemische), und zwar:

    1. Das Schwefelbinar (Schwefel mit Kohle),
    2. Das Salpeterbinar (Salpeter mit Kohle).

    Da diese Gemische gegen Schlag und Reibung nicht empfindlich sind, kann man sie in Stahltrommeln (Durchmesser 1,2m, Länge 1,5m) mit Bronzekugeln herstellen. Die Trommeln sind innen mit Querleisten versehen, die das Mischen sowie Mahlen erleichtern. Sie ermöglichen, daß die Bronzekugeln die Masse gut durchmischen und mahlen.
    Die Trommel ist mit einer Klappe versehen. Zur Sicherheit des Arbeitsraumes vor der Trommel ist die ganze Einrichtung in einem Blechgehäuse untergebracht, das im unteren Teil mit einem Trichter zu Entleerung versehen ist. Die Trichteröffnung ist mit einem weitmaschigen, festen Messingsieb verschlossen, unter dem ein engmaschiges Sieb mit 0,65mm Maschenweite, das beweglich ist, gelagert ist.
    Das Sieb ist mit der Ausschüttöffnung durch eine Ledermanschette verbunden.

    Der Inhalt der Trommel beträgt 80 bis 180 kg.

    Salpeterbinar:

    Salpeter………………...155kg
    Holzkohle………………..10kg

    Schwefelbinar:

    Schwefel ………………50kg
    Holzkohle………………35kg

    Außerdem enthält die Trommel 100 bis 150 kg Bronzekugeln mit einem Durchmesser von 8 bis 15 mm. Man mahlt bei 18 bis 20 U/min. Das Mischen und Mahlen dauert 4 bis 6 h. Dann wird die Trommel abgestellt, die Klappe geöffnet und der Inhalt durch langsames Drehen entleert. Die Kugeln werden durch das Sieb zurückgehalten, das durch das Sieb abgehaltene Material fällt in den dicht abgeschlossenen Blechbehälter.

    Zur Herstellung von Salpeter- und Schwefelbinaren sind zwei getrennte Mühlen notwendig. Besonders wichtig ist es, darauf zu achten, daß der Vorratsbehälter für das Schwefelbinar dicht verschlossen ist, da der fein gemahlene und durch den Mahlprozeß erwärmte Schwefel bei der Berührung mit Luft oxydieren und sich letzten Endes auch entzünden kann.

    In den Fabriken in Spandau, Hanau, Ingolstadt und Freiberg verwendete man das getrennte Mahlen von Salpeter und Holzkohle und das getrennte Mischen gleicher Anteile von Salpeter mit Schwefel.

    Aus Urbanski Band III, 4. Treib und Schießmittel, letzte Auflage 1963.

    LG
    Gipsi
     
    Harzer Pyromane gefällt das.
  17. Dank dir Gibsi! Hast dir ja wieder eine Arbeit gemacht:shocked: Nur ganz ohne Wasser kenn ich es nicht! Tovio verwendet gar kein Wasser:dontthinkso: MFG.Frank:)
     
  18. Neinnein, das war ja noch nicht alles.
    Es gibt noch ein Kapitel "Mischen und Verdichten", bei welchem das Anfeuchten der Komponenten auch vorkommt.
    Bitte Geduld, ich bin auch net der Obertastatur-Freak, mit meinem zweieinhalb Finger-Daumen-Hack-System:joh:
    LG
    GB
     
  19. #71 Gipsbombe, 24. September 2010
    Zuletzt bearbeitet: 25. September 2010
    4.1.5.3 Mischen und Verdichten Teil1

    Das Verdichten und Mischen aller drei Komponenten ist eine der gefährlichsten Operationen bei der Schwarzpulverherstellung.
    Soll nur das sogenannte Mehlpulver für pyrotechnische Zwecke hergestellt werden (z.B. für Signalpatronen oder als Zünderfüllung),
    so genügt für diesen Zweck das Mischen in der Trommel.

    Soll es zur Herstellung von gekörntem oder geformtem Pulver dienen, ist es notwendig, einen Walzenstahl zu verwenden.
    In bestimmten Fällen wählt man anstatt des Walzenstahls Trommelmühlen mit Holzkugeln (Toivos Hinweis!)

    Mischen in der Kugelmühle.

    Zum Mischen von drei Komponenten zu Mehlpulver verwendet man Holztrommeln von 1,5 bis 1,7 m Durchmesser, die innen mit Holzleisten versehen sind.
    Bei der Verwendung von solchen Leisten genügt eine Drehzahl von 17 bis 19 U/min (ohne sie von 25 bis 26 U/min).
    Nach Beendigung des Mischens nimmt man den Deckel der Ausschüttöffnung ab, setzt auf diese ein Sieb auf und trägt bei kleiner Drehzahl den Inhalt unter gleichzeitigem Sieben auf. Damit ist das Gemisch für pyrotechnische Zwecke fertig. In manchen Werken wird diese Operation vor dem Läufern als Vorbereitung dazwischengeschaltet.
    Manchmal mischt man auch die mit 8 bis 10% Wasser angefeuchteten Komponenten in Holztrommeln mit Holzkugeln.
    Die Kugeln verdichten das Material auch und können bis zu einem bestimmten Maße das Läufern ersetzen.

    Die notwendige Wassermenge wird der Trommel durch ein besonderes Rohr zugeführt.
    Die feuchte Masse wird nach der Entnahme aus der Trommel zu Platten, ähnlich wie nach der Entnahme aus dem Kollergang, gepreßt.

    Verdichten und Mischen im Kollergang.

    Der Kollergang oder das Läuferwerk oder Rundläufer besteht aus zwei 500 bis 600kg schweren Stahlwalzen (Läufern) mit einem Durchmesser von annähernd 1,5 m und einer Breite von 0,5m.
    Die Läufer befinden sich auf einer sich nicht drehenden Welle, die durch einen Schenkel mit der senkrechten Welle so verbunden sind,
    daß man die Welle mit dem Läuferwerk heben und senken kann.
    Die senkrechte Welle (Königswelle) läuft in dem Spurlager, das sich in der Mitte des Tellers befindet.
    Vor den Läufern sind Bronzeschaber befestigt, die sich bei der Umdrehung gemeinsam mit den Rädern bewegen und das Material unter diese schieben.
    Die einen Schaber sind den Rädern so befestigt, daß sie das Material vom Tellerrand nach der Mitte hin schieben, die zweiten neben der sich drehenden Welle so angeordnet,
    daß sie das Material von der Mitte des Tellers in Richtung der Läufer bewegen.
    Auf diese Art gelangt das Material ständig unter sich drehenden Läufer. Die Höhe der Schaber kann man einstellen.
    Die Läufer können um die Welle mit zwei Geschwindigkeiten laufen: mit einer normalen (10 bis 15 U/min) und einer kleinen (1/4 bis ½ U/min).
    Aus Sicherheitsgründen müssen alle Schraubenmuttern und andere Bestandteile mit Kupfersplinten befestigt sein, damit sie sich bei ständigen Betrieb nicht lockern, auf den Teller fallen und eine Explosion hervorrufen können. Damit sich der Inhalt des Tellers nicht mit statischer Elektrizität auflädt, muß der Kollergang gut geerdet sein.
    An der senkrechten Welle ist ein Rohr für die Zuleitung der notwendigen Wassermenge auf den Teller befestigt. Der Vorratsbehälter und das Regelventil für Wasser sind in neueren Betrieben im Nachbarraum, von dem aus das Läuferwerk bedient wird, untergebracht.
    Beim Läufern darf der Zwischenraum zwischen den Rädern und dem Teller nicht kleiner als 4mm sein, um die Gefahr der Reibung zu verringern.
    Die Höhe wird nach der Menge der Füllung und der geforderten Dichte der Gemisches eingestellt.
    Je größer die Enddichte sein soll, umso kleiner muß der Zwischenraum sein. Der Druck der Räder auf die Masse ist dann größer.

    Hängende Läufer begann man erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu verwenden.
    Früher war die Verdichtung in den Rundläufern die gefährlichste Operation der ganzen Schwarzpulverherstellung.

    In manchen Werken verwendete man aus Sicherheitsgründen Holzteller, die sich jedoch rasch abnutzten.
    In vielen Werken wurden die Kollergänge vollkommen verworfen, da es bei ihnen sehr oft zu Explosionen kam; das Läufern wurde durch das Mischen in Trommeln ersetzt.
    In manchen Werken wurde die Verwendung von Läuferwerken nicht wieder eingeführt.
    Die Konstruktion eines Gebäudes, in dem die Läuferwerke arbeiteten (erspare ich mir jetzt, gez. Gipsi), aber nun weiter:

    Die Arbeiter tragen Schuhe mit Filz- (oder Gummisohlen), die am Eingang des Raums stehen, damit kein Sand hineingetragen wird.
    Bei normalem Gang des Rundläufers darf der Raum nicht betreten werden.
    Die Verdichtung erfolgt so, daß man die gemahlenen Bestandteile entweder alleine oder als Binare in Holzkästen oder Holzfässer mit Griffen einwiegt.
    Zu dem abgewogenen Material gibt man etwa 8% Wasser (im Sommer und trockenen Tagen 10%) und rührt mit einer Schaufel von Hand durch.
    Das angefeuchtete Material wird gleichmäßig in den Teller des Rundläufers eingeschüttet, wobei die Schicht nicht dünner als 1 cm sein darf…
    …Die Walzen verdichten, verteilen und mischen dann das Material. Gleichzeitig verdichten sie es auch durch den Druck.

    Die Temperatur der durch den Kollergang bearbeiteten Pulvermasse steigt infolge der Reibung bis auf 30 Grad Celsius, weshalb das verdampfte Wasser ersetzt werden muß.
    Das Wasser wird immer dann zugegeben, wenn das Material zu stauben beginnt, was bei einem Absinken des Wassergehaltes auf 2 bis 4% eintritt.

    Hören aus einem bestimmten Grunde die Räder auf, sich um ihre Achse zu drehen, so kommt es zu einer großen Reibung zwischen der Oberfläche der Räder und dem Gemisch.
    Eine solche Funktionsstörung an der Einrichtung kann zur Zündung des Gemisches führen (z.B. nach Austrocknung der Oberfläche).
    Sie wird dadurch verhindert, daß das Läuferwerk nur mit kleiner Umdrehungszahl arbeitet (bei diesem Gang ist die Sicherheit ausreichend) und unter die Räder auf die Pulvermasse Leder gelegt wird.



    Demnächst die Fortsetzung, liebe Leut.:joh:
    Und Thanx Toivo, für Deine interessanten Hinweise!
    LG
    Gipsi:cool:
     
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  20. Hallo Gipsi!
    Was für ein Beitrag:shocked:
    Die Wassermenge hängt von der Feuchtigkeit des Kalis ab!
    Bei zu viel Wasser, hat man nur eine Pampe! Tovio setzt gar kein Wasser zu!
    Beim Verdichten ist es eine Einstellungssache.(Welche Sorte)
    Zum Beispiel, 75%er WK. (Weichkorn) bedarf es einer geringfügigen Verdichtung!
    Zum einen weil diese Sorten wiederrum mehr für Goldeffekte genutzt werden,langsamer Abbrand.
    Genauso sieht es mit Sorten aus wie,49%er Goldsterne,49%erGoldregenmehl.
    Zum Beispiel SFG90(Schwefelfrei) wird nur von Hand gemischt,es ist ein sehr aufwendiges Verfahren was das Pulver auch so teuer macht.

    Die Sorte ist zwar nicht so schnell reaktionsempfindlich wie alle3Bimärkomponenten zusammen,das soll nicht heissen das
    man leichtsinnig "unvorsichtig" wird.
    Das Pulver fühlt sich an als würde es schwimmen da es keinen Schwefel enthält,hat es kaum Gewicht!
    Der Schefel wiederrum bringt das Gewicht ins Gemisch.
    Alle 3Komponenten sind hochexplosiv,vor einigen Jahren bei Wano,gab es an einen Läufer eine Verpuffung,den Kollegen
    hat es schwer erwischt dritten bis vierten Grades Verbrennungen,es konnte bis heute nicht aufgeklärt werden
    wie es dazu gekommen war.

    Brauch man hohe Vedichtungen,So wird das Gemisch auf einer Stapelpresse 4-5 mal gepresst,es ist eine ganz schöne
    Stapelei.
    Es muss bei dieser Arbeit,auch mit Bedacht vorgegangen werden.
    Aluplatte ca.10mm ein Leinentuch, darauf kommt ein Gummiring,Pulver einfüllen gleichmässig verteilen,dann wieder ein
    Leinentuch Aluplatte usw.
    Bei einen Läufer das Gemisch auf Leder setzen,wird auch dann vollzogen ,wenn ein Gewitter im Anzug ist,dann heisst es
    schnell handeln,und den Arbeitsplatz zügig verlassen.
    Falls es jemanden Interessiert,aus 1kg.Pulver 68%er feine Zündschnur (Litze)lassen sich 1000Meter herstellen!

    LG:Frank:)
     
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  21. Interessant wäre auch die Überlegung, Schwarzpulver mit etwas Metallpulver "anzupfeffern". Inwiefern gibt es darüber Anwendungen oder Erfahrungen? Wo oder in welchen Feuerwerkskörpern verwendet man diese Gemische, und inwiefern brennen diese anders ab, als reines SP:blintzel:?
    LG,
    Gipsi:joh:
     
  22. Schw.pulver + Metall

    Liebe Gipsbombe:

    Alter Hut ! 90% feines Kornschwarzpulver (Jagdpulver, aber nicht graphitiert) +
    10% Aluminium-Pyroschliff = deutscher Zelegersatz für Japanbomben und Kl. IV-Raketen.
    Wer (welche Firma) den Satz benutzt (nicht ich), bleibt mein Geheimnis.

    Grüsse:

    Toivo
     
    Gipsbombe gefällt das.
  23. Es gab mal Sparkling Tapematch (ich bin nicht sicher, obs das immer noch gibt (wenn ja wär nen Link oder so per PN nett, QS muss nicht), das war offensichtlich mit Metall versetzt. Zum einen hatte man etwas mehr Funken beim Abbrand, Hauptvorteil meiner Meinung war aber der heissere Abbrand und länger wirkende Hitze.
    Super also zum Beispiel zum Anbrennen von Lichtlanzen.
     
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