Handhabung & Technik Umgang mit Pyro-Bastlern

Aufgrund der hier recht regen Diskussion um illegal vertriebenes Feuerwerk wollte ich einmal meine Gedanken zum Thema illegale Pyro-Bateleien hier zur Diskussion stzellen. Da dies ja ein recht heikles Thema ist habe ich drn folgenden Beitrag vorab Pyro geschickt und "absegnen" lassen. Trotzdem vorweg: Es geht mir nicht darum das ich selbst das Verlangen habe rumzubasteln, mittlerweile kann ich das in gewissen (mir völlig ausreichenden) Umfang ganz legal tun und zu Sylvester reichen mir die völlig legalen Artikel absolut aus. Böllertechnisch habe ich mich bei der Vitrine letztes Jahr noch mehr als ausreichend mit guten Artikeln eingedeckt und es gibt ja den KC. Jedoch hatte auch ich in meiner Jugend (schon >20 Jahre her) eine wilde Zeit, zum Glück sah das damals noch ganz anders aus und man wurde nict als Terrorist eingestuft wenn man mal eine Wunderkerze bauen wollte und in der Drogerie Bariumnitrat kaufte.

Hier also der besagte Beitrag zum Thema:

Ich wollte hier aufgrund einer anderen aktuellen Diskussion einmal das etwas heikle Thema Pyro-Basteleien von nicht berechtigten Personen angehen. Es geht mir dabei nicht darum die Gestzeslage zu diskutieren, die ist eindeutig und daran lässt sich auch nichts ändern. Wir leben hier nun einmal in einer Welt wo ganz spezielle Ängste von Politik und Medien aufgrund der Publikumswirksamkeit ins Unermessliche geschürt werden, daran ändert hier auch niemand etwas.

Mir geht es darum wie man unter gegebenen Bedingungen vielleicht -zumindest in meinen Augen- besser damit umgeht das gerade viele Jugendliche aber auch erwachsene ein sehr hohes Interesse an Pyrotechnik haben und völlig verständlicher Weise auch selbst etwas basteln möchten. Durch die Tabuisierung dieses Themas aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen gibt es leider niemanden der dieses Interesse in vernünftige Bahnen lenkt sondern nur einerseits völlige Ablehnung, welche natürlich das Verlangen zu experementieren noch mehr steigert, andererseits die sehr bedenklichen Infos von selbsternannten Experten mit teilweise hochgefährlichen Anleitungen. So wundert es nicht das immer wieder schlimme Unfälle passieren da ohne jedes Fachwissen gebastelt wird. Da werden alle möglichen Oxidanzien für Privatpersonen verboten mit der Folge das eben auf das zurückgegriffen wird was man selbst herstellen kann oder irgendwie in beliebig verunreinigter Form aus erhältlichen Substanzen extrahiert werden kann. Das ist leider oft viel unberechenbarer und gefährlicher als wenn saubere, sichere Chemikalien und vernünftige Anleitungen mit angemessenen Sicherheitshinweisen vorhanden wären.

Wenn jamand überall gesagt bekommt das Schwarzpulvermischen hochgefährlich ist, dieses einmal macht und feststellt das es sich in der Praxis eher als Problem darstellt überhaupt halbwegs gescheites Pulver zu mischen als das es zu gefährlichen Zwischenfällen kommt wird die Warnung vor gewissen Peroxiden auch für übertriebenes Geschwätz halten.

Zu Recht muss der Zugang zu gewissen Ausgangsstoffen erschwert werden und die beliebige Herstellung von Explosivstoffen durch Privatpersonen darf keinesfalls toleriert werden, ich sehe dabei ganz klare Äquivalente zum Waffengesetz. Auch dort geht es um das Hantieren von Privatpersonen mit hochgefährlichen Gegenständen die im Gegensatz zur Pyrotechnik sogar den eigentlichen Zweck haben andere Lebewesen zu töten oder zu verletzen, die harmlose Verwendung als Freizeitsport ist im Grunde genommen ein Nebenprodukt. Nur wird es eben jedem ermöglicht nach gewissen Prüfungen und Überprüfungen Waffen zu kaufen und auf zugelassenen Gelände aus Jux und Tollerei rumzuballern. Das ist auch gut so, denn so schießt die Masse der Waffennarren (es wird immer einzelne Spinner geben, egal was man macht) eben nur im Schützenverein und nicht im Schrebergarten, schon aus Angst den Schein zu verlieren.

Der Pyrointeressierte Jungendliche wird immer einen Weg finden Knallzeugs zu basteln und macht es (jetzt geht bitte jeder hier mal in sich und erinnert sich an seine Jugend!) die Frage ist nicht ob sondern wie. Und genau hier sehe ich den fatalen Gedankengang durch Verbote und Maßregelung könne man Sicherheit gewinnen. Das Gegenteil ist der Fall. Man muss dieses oftmals sogar sehr positive Interesse (es geht ja auch um das Erlernen von Naturwissenschaften) in die richtigen Bahnen lenken. Hier kommen all jene ins Spiel die aufgrund der vorhandenen Berechtigungen bzw. Ausnahmen die Möglichkeit haben interessierten die Welt der Pyrochemie zu zeigen und dieses Interesse zu erweitern. Unter den bösen Bastlern findet sich sicher sehr kompetenter Nachwuchs für die Pyrobranche. Es ist wichtig gerde Jugendliche an einem Punkt abzuholen an dem sie sich noch nicht durch Unwissenheit oder Übermut (ich sage bewußt nicht Dummheit denn solche unüberlegten Dinge machen die schlausten Köpfe im Jugendalter) Körperteile abgesprengt haben oder durch Vorstrafen ihre Zukunft versaut haben. Das gelingt ganz, ganz sicher nicht durch ständiges Gerede wie gefährlich und unverantwortlich solche Dinge sind. Das zu gleuben ist wirklich Dumm, denn jeder von uns war Jung und weiß ganz genau wie man in dem Alter auf so etwas reagiert.

Ich würde mir wünschen das es eben für Pyro-Interessierte die Möglichkeit gäbe unter Anleitung von Pyrotechnikern oder auch Chemikern an der Uni (überall dort eben wo es legal möglich ist) sicher zu experementieren und dabei auch die Theorie zu erlernen. Es wird grundsätzlich drei Kategorien von Interessenten geben:

Eine Gruppe die offensichtlich keinerlei Interesse an Pyrotechnik hat sondern nur daran ohne viel zu wissen Knallzeugs zu bauen und damit Unruhe zu stiften. Ich denke das ist die Minderheit welche man eben nur versuchen kann darüber aufzuklären wieso das nicht sinnvoll ist. Selbstverständlich bastelt man mit denen keine Böller.

Die Hauptgruppe interessiert sich dafür mal was "richtiges" zu Bauen und zu Zünden, nicht um destruktiv zu wirken, sondern weil das in jedem Mann steckt. Dicke Motoren, große Maschinen, laute Böller - das fasziniert einen eben. Hier kann man ansetzen, mal zeigen wie so etwas geht, warum das eben zu Hause im Keller lebensgefährlich ist, mal selbst etwas unter Anleitung bauen lassen und gemeinsam am Versuchsgelände zünden. Erklären wieso welche Mischungen eben nur für Selbstmörder sind und das so ein BKS-Böller zwar bei sachgemäßer Handhabung keinem Körperteile abreißt aber in einer Engen Gasse allen dort Anwesenden bleibende Gehörschäden bescheren kann. Eben nicht die in den Medien übertriebenen extremen darstellungen der Gefahren sondern eine realistische Einschätzung. Jeder der nur etwas Ahnung hat weiß wie schwachsinnig die gefakten Darstellungen im Fernsehen sind und wird gar nichts mehr glauben. Wird die absolut vorhandene Gefährlichkeit von Feuerwerk differenziert dargestellt glauben das auch die Jungs und bekommen Respekt.
Einige werden nach einiger Zeit einfach das Interesse verlieren, wenn man ein paar mal große Explosionen aus noch vertretbarer aber kleiner Entfernung erlebt hat wird so ein BKS-Böller langweilig, andere werden erst richtig warm und fangen bei den Pyrotechnikern an bzw. werden vielleicht Chemie studieren. Ganz, ganz sicher wird jemand der aus Frust über die ständigen Verbote im Keller basteln will dies nicht mehr tun wenn er im offenen Gespräch mit einem erfahrenen Pyrotechniker ohne hochnäsiges "ich darf aber und Du nicht" erfährt wieso die Sache eben nicht so ohne ist.

Ja und dann wird es diejenigen geben die schon sehr viel echtes Fachwissen sowie sehr gefährliches Halbwissen haben und sehr, sehr aktiv (meist im Bereich Sprengstoff) sind. Hier lauert das größte Potenziel und die höchste Gefahr. Ein klarer Fall für echte Uni-Wissenschaftler aus dem Bereich Sprengstoff. Denen muss man klarmachen das sie eine Karriere im Bereich Sprengstofftechnik/Pyrotechnik vor Augen haben und legal ihr ganzes Arbeitsleben mit diesen Dingen experementieren können dabei eventuell richtig Geld verdienen wenn sie nur jetzt die Bastelei aufgeben und sich dem Thema auf akademischer Ebene widmen. Wenn die Jungs mal gezeigt bekommen wie ein Wissenschaftler auf dem gebiet in einem richtigen Labor sicher die exotischsten Sprengstoffe synthetisiert und diese auch testet, das absolut ohne den Stress der Illegalität und dafür bezahlt werden dann werden diese Jungs ganz schnell ein Ziel vor Augen haben und dafür auch arbeiten sowie Verzicht üben.



Zum Schluss noch zu den für privatpersonen in D illegalen PtGs und den Shops die das vertreiben:

Ja, das ist ein Problem dem man nicht Herr wird. Das Zeug wird immer irgendwie den Weg in Hände finden welche Unfug damit anstellen. Es fehlt der Respekt vor solchen Dingen. Warum? Nicht weil wir hier nur schrott haben, sondern weil in den Medien nicht differenziert wird. Es wird alles in einen Topf geschmissen, wer aus diesem Topf den 1g BKS-Böller nimmt und diesen als repräsentativ nimmt wird beim Zünden einer dicken Kugelbombe am Boden bitter überrascht. Einfach mal aufklären was wirklich wie gefährlich ist, das man auf die NEM/NEC schauen sollte und klarmachen welche Sicherheitsabstände und Sicherheitsvorkehrungen bei welchen Feuerwerkskörpern wirklich, wirklich nötig sind! Ich denke da verhindert man eher Unfälle als durch irgendwelche fraglichen Viedeos "des Polenböllers" in einer Wassermelone. Einfach klarmachen: Jungs, wenn ihr das macht ist das eine Straftat gemäß Sprengstoffgesetz mit entsprechenden Folgen, wenn Euch das nicht juckt achtet wenigstens auf diese Dinge um niemanden mehr zu gefährden als nötig. Wer seine 20g BKS-Böller ende November im Keller hat wird kaum wegen der Fernsehbeiträge am 29.12 davon absehen diese zu Zünden, eventuell könnte man aber erreichen das sich der Böllerfreund vor der Sylvesternacht überlegt welche Böller er auf der Gasse zündet und ob er für die dicken Brocken nicht doch ins Feld geht.


Ja, ein elend langer Beitrag, aber der brennt mir schon ewig unter den Nägeln. Da ich hier auch mit Pyrotechnik arbeite, auch im erlaubten Rahmen für Demonstartionen, konnte ich schon etlichen "gefährdeten" gehörigen Respekt vor kleinstmengen Blitzknallsatz abverlangen. Einer hatte schon -woher auch immer- die Zutaten für ein bekanntes Peroxid besorgt und wollte dieses Herstellen. Ich konnte denjenigen davon überzeugen dies zu lassen, das H2O2 sowie die Salzsäure befindet sich nun in meinem Labor zum Platinenätzen (was er nun auch kann) und ich habe demjenigen nahegelegt sich mehr mit der Theorie zu bafassen und in der Praxis lieber nur Fleisch zu pökeln und dieses hinterher auch nur in Papier einzuwickeln nicht in feste Behältnisse zu verpacken...




Gruß

Thomas

 

Zu den Waffennarren: Der Begriff soll nicht negativ sein, ist vielleicht nicht glücklich gewählt. Denke Dir Waffenbegeisterten anstelle dessen. Ich könnte mir eben vorstellen das einige Waffenbesgeisterte Personen sich andere, illegale und oder gefährlichere Wege suchen würden diesem Hobby nachzugehen wenn es nicht die vorhandenen (legalen) Möglichkeiten gäbe dies zu tun.

Dazu passt was ich damit sagen will:

Es wäre schön wenn es für Pyrobegeisterte die Möglichkeit gäbe irgendwo ihrem Hobby legal nachzugehen ohne das man gleich ein Beruf daraus macht. Das z.B. der Schüler eben in einer art Pyroverein sicher und legal unter Aufsicht mit diesen Dingen Erfahrungen sammeln kann.

 

Kurz zum Ätzen mit HCl:
Ist die schnellste und sauberste Methode, ich habe natürlich entsprechend einen Abzug. Wer das zu Hause macht kann das am besten draußen erledigen(Schönwetterätzer) da die Dämpfe korrosiv sind. Vorher hatte ich eine professionelle Ätzmaschiene mit EisenIIIChlorid, nie mehr wieder die Sauerei!

 

All diese Kommentare zeigen das die Autoren offenkundig keine Ahnung von diesen Dingen haben. Nun ist eben die Frage wie ich solchen Äußerungen begegne und was die Folgen sind. Was spricht dagegen auf die Frage ob Dextrin so entzündlich wie Schwarzpulver ist einfach zu antworten das Dextrin eben nur Speisestärke ist die als Bindemittel dient und vielleicht gleich einmal darzustellen was eine Redoxreaktion ist und warum diese Spaß machen kann.
Ganz heikel die Frage ob BKS schlagunempfindlich ist. Nichts dazu zu sagen ist genauso nachlässig wie nur davor zu warnen das ja nicht herzustellen. Hier gehört der Hinweis hin wie Schlagempfindlichkeit, Reibempfindlichkeit etc. ermittelt werden und wo da welche BKS-Mischung und Schwarzpulver liegt bzw. was das praktisch bei der Handhabung bedeutet. Nicht zuletzt der Hinweis das große Mengen gerade beim Hinfallen sehr viel sensibler sind als Mengen im einstelligen Gramm-Bereich.

Die Sache trifft genau auf den Punkt was mich stört. Auf vermeintlich Dumme Fragen wird noch dümmer reagiert anstelle mal zu überlegen wieso viele so dumm fragen müssen.