Handhabung & Technik Stoppinen und Barockfeuerwerk

Gelegentlich gibt es Beschwerden, daß meine Fontänen nicht anbrennen oder ganz und gar explodieren.

Ich hab da mal ein bißchen geforscht:

ALLE derartigen Vorkommnisse passierten im Zusammenhang mit gedeckter Stoppine.

Die Fontänen werden und wurden sowohl von mir als auch von der BAM auf Herz und Nieren getestet.

NIE gab es diesbezüglich Probleme.

Schlussfolgerung: Vielleicht liegt es an der Stoppine?

Daß gedeckte Stoppine gerne mal weg geschlagen wird ist bekannt. Wieviel, zunächst kalte, Luft aus der Stoppine kommt, zeigt sehr anschaulich das folgende Video von Wolfgang Stabe:

[yt=Gedeckte Stoppine]4f2EGlPjdV0[/yt]

Logisch. Kalte Luft zündet nix. Und wenn die kalte Luft die Stoppine abreißt bevor da Feuer ans Pulver kommt - Pech gehabt.

Nun die Frage: Wieso "explodieren" die Fontänen bzw. wieso brechen die Teile gelegentlich in der Mitte durch OHNE daß der Satz zündet?

Mein Kumpel Marc Speer ist in seinem PYROLAB der Sache auf den Grund gegangen und hat festgestellt, daß gedeckte Stoppinen die Gase durchaus mit Überschallgeschwindigkeit aus dem Schlauch treiben können und dabei eine kleine Detonationswelle erzeugen können. Dieser Effekt tritt gelegentlich - aber nicht immer auf.
Ob und warum genau das passiert ist unklar, vermutlich liegt es an der Menge des abgeriebenen Pulvers im Zusammenhang mit Lage und Anordnung und Knickung der Stoppinen.
Einen Videobeweis für dieses Phänomen gibt es eventuell demnächst. Hochgeschwindigkeitsaufnahmen von Dingen die nur gelegentlich auftreten lassen sich leider nicht auf Kommando anfertigen....

Auf Grundlage dieser Erkenntnis habe ich eigene Experimente angestellt:
Ich habe mir ein Werkzeug voll (49 Stück) Dummys aus hundsgemeinem Katzenstreu gepreßt. Eine Substanz die nun ganz sicher ganz und garnicht explodieren kann.

Diese "toten Hunde" habe ich nun mit gedeckter Stoppine verbunden. Nachdem ich die Versuche schon fast einstellen wollte ist es dann passiert:

Nur durch den Abbrand der Stoppine ist ein Fontänen-Dummy in der Mitte durch gebrochen!

Was lernen wir daraus?

Die heutigen Stoppinen sind zum verbinden von Frontstücken nur sehr eingeschränkt, um nicht zu sagen nicht, geeignet.
Vermutlich waren "barocke" Stoppinen wesentlich milder und auch langsamer. Ich habe so etwas mal in Fernost erlebt: ein befreundeter thailändischer Feuerwerker hat einen 400 m langen Wasserfall gezündet und die ersten Bränder waren schon ausgebrannt als das Feuer die Letzten erreichte.
Auch gab es noch in den 90er Jahren z.B. bei Oskar Lünig Spezialstoppinen für Lichterbilder. Die heutigen Power-Stoppinen räumen ein Lichterbild einfach statt es zu zünden.

Eine gute Alternative wäre z.B. Wasser- und Funkenbeständiges Blitzband

meint Raini

P:S.:
...ach ja, bevor ich's vergesse: Alle meine Fontänen sind nun mit CE in T1 und F4 lieferbar. Gestern wurden die Ersten ausgeliefert....

 

Jein...
Die Frachtkosten stehen halt bei den üblichen Endverbrauchermengen in keinem Verhältnis.

Außerdem kann ich immer nur ein Ding gleichzeitig tun. Solange ich mich mit Einzelhandel und Schächtelchen verschicken beschäftige kann ich keine Fontänen machen.

Es ist also zweckmäßig den Händler des Vertrauens auf mich zu hetzen...

Bei den 6er Packungen für den privaten T1-Connaiseur klemmt es momentan noch an der Schachtel. Kommt aber im Verlauf der nächsten Wochen.

meint Raini

 

Da muß ich noch etwas forschen. Die alte Ausführung hatte verschiedene Probleme. Sie funktioniert z.B. nur mit grottenschlechtem Salpeter. Frag mal irgendeinen Lieferanten ob er auch richtig schlechte Ware hat... Außerdem war sie in der Herstellung ziemlich giftig.

Dann muß ich bei der BAM eine neue Familie anmelden. Wasserfälle haben im Gegensatz zu Fontänen keine Düse. Und wenn ich eine düsenlose Familie mache, ist es nicht wesentlich teurer gleich mehrere Effekte anzumelden. Es wird also mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch eine Art Silber-Wasserfall geben.

Das ist aber eine Winterarbeit, da ist es eher dunkel und es ist auch ein mehr Zeit für die Forschung. Zur Zeit muß ich mich ranhalten damit ich ein bißchen was liefern kann.

Düsenlose Fontänen sind vorerst nicht für T1 vorgesehen.

meint Raini

 

Bei mir heult nur der Hund.... mitsamt der Hütte.....

Pfeiff- und Heuleffekte wird es von mir nicht geben. Mein chinesischer Kumpel hat mir seinen Schutzwall zwischen Pfeiff-Abteilung und dem resttichen Werk gezeigt. 9 m dick. Du glaubst doch nicht, daß ich mich da freiwillig auf die "heiße" Seite stelle....:shocked:

Komm doch mal rum.... in Seiffen....
viel Spaß
wünscht Raini

 

Kein Wunder. Das Zeug ist mindestens so heftig wie BKS und dazu mechanisch empfindlicher UND elektrostatisch empfindlich wie Hölle....
Die übliche Phlegmatisierung mit Mineralöl macht das zwar handhabbar, klebt aber wie Nutella an allem und jedem...... Nein Danke!
meint Raini

 

Vor etwa 2 Jahren hatte ich's etwas gut gemeint mit Anzündsatz. Das Zeug funktioniert als Anfeuerung für Sterne exzellent (höllisch heiß!) aber für Fontänen entwickelt es etwas viel Gas und das Unschöne: mit steigendem Druck brennt es exponentiell schneller ab. Wenn man das also schön dicht macht und noch eine zusätzliche Lage Aluband drüber macht, wurde die Anzündmischung so heftig daß es die Fontäne gelegentlich zerrissen hat.
Für historisch interessierte: Dieser Satz hatte eine ähnliche Charakteristik wie der Pfeiffersche Satz. Besagter Pfeiffer (nich der Jupp) hatte um 1890 die Idee ein Schwarzpulver zu machen welches sich ähnlich wie Nitropulver verhält, also unter Einschluß richtig heftig wird. Und diesen Satz hatte ich unwissentlich nach-erfunden.
Dazu der besagte heftige Gas-Stoß und der "Skandal" ist perfekt.

Der aktuelle Zündsatz für die F4 Ausführung ist von einem deutschen Patent aus dem 2. Weltkrieg inspiriert. Die wollten ja auch daß ihnen die Granate nicht schon im Lauf knallt und haben einen heißen aber extrem gasarmen Glühsatz entwickelt. Das Zeug funktioniert klaglos.

Bei T1 ist das ohnehin kein Problem, die werden ohne extra Anzündsatz direkt mit der Zündpille angefeuert.

Übrigens: gelegentlich kann bei den Fontänen überschüssige Anzündung auch mal abfallen. Die Fontänen zünden dann trotzdem. Der Satz in der Düse reicht völlig. Ich vermeide jetzt die großen Kleckse möglichst. Die kriegen bloß Spannungen und platzen beim Transport manchmal ab. Ist aber auch gar nicht so einfach so eine winzige Menge Satz gleichmäßig und optisch ansprechend aufzubringen.
Außerdem habe ich jetzt noch 2% Weichmacher in den Satz gemacht. Seither platzt der Zündlack nicht mehr so leicht und riecht beim auftragen nach lecker Hustenbonbon...

....weil ich den "Trommelwirbel" liebe....
Aber wie Du dem Artikel entnehmen kannst: Ich schwöre gerade ab...

Besserwissermodus: In Alkohol löst sich nix. Keine Probleme und schon gar kein NC... Das Zeug wird zur Phlegmatisierung sogar in Alolloll aufbewahrt.
Aceton und ähnliche polare, aprotische Lösungsmittel sind da schon besser geeignet. Und Atze verfliegt so schnell, da kann man die Stoppine in einem Arbeitsgang ziehen und in die Hülsen däumeln und sofort versandfertig aufwickeln. Ein Traum für den Technologen.
Kann halt nur Probleme in der Anwendung verursachen wie Toivo schon schrieb und wie sich auch bei den Frontstücken zeigt.
meint Raini