Fallas [Berichte, Videos, Fotos] Fallas de Valencia 2010

Zwar haben wir schon einen Valencia Videothread, aber ich mache hier mal was neues auf, wo alle Heimkehrer jetzt ihre Sachen posten können, egal ob Video, Foto oder Bericht.

Also, wenn ihr was beizutragen habt, nur her damit!

Ich mache dann mal den Anfang:


Anreise und Tag 1
Das Abenteuer Fallas de Valencia beginnt für mich am 13.03, ich setzte mich um Punkt 12:22 in den Zug nach Berlin und komme völlig aufgeregt bei Benny (Pyrokar) an.
Den Rest des Tages vertreiben wir uns damit seine neue Heimkino Anlage aufzubauen.
Danach: Feuerwerksvideos auf voller Lautstärke gucken bis der Arzt respektive die Nachbarn kommen.
Am nächsten Tag kommt ein weiterer Teil unserer Reisegruppe in Berlin an, Sebastian (Silberschweif) ist bei uns einquartiert, wir schauen Black Hawk Down (viele Explosionen…), lassen die Nachbarn meckern und vertreiben uns den Rest der Nacht mit Bier und Gesprächen über Gott und die Welt. Schlafen fällt aus.
Um 4:30 Uhr steht das Taxi vor der Tür, um uns nach Tegel zu bringen.
Der Rest geht dann ganz schnell, Gepäck und Menschen rein ins Flugzeug und ab nach Mallorca.
Dort 2,5 Stunden auf den Anschlussflug warten und weiter geht’s nach Valencia. Vom Fenster aus kann ich sogar schon den Abbrenner im Flussbett sehen, die Aufregung steigt immer mehr.
Auf dem Flughafen dann das gleiche Spiel, nur rückwärts, Menschen und Gepäck raus, rein ins Taxi und ab zum Hotel. Alle drei Taxis zahlen trotz gleicher Besetzung einen anderen Preis soweit ich mich erinnern kann.
Einchecken geht noch nicht, daher lassen wir unser Gepäck im Hotel stehen und machen uns auf den Weg zum Plaza del Ayuntamiento, die heutige Mascleta schießt Europla.
Währenddessen bekomme ich einen ersten Eindruck von der Stadt Valencia und bin sofort begeistert. Irgendwie sieht dort alles freundlicher und schöner aus als in Deutschland, und auch die weniger gepflegten Straßen und Gassen haben ihren Charme.
Die festliche Atmosphäre ist in der Innenstadt förmlich greifbar, ich verstehe zwar kein Wort Spanisch, aber man hört die gute Stimmung in den Gesprächen trotzdem heraus. Finster dreinblickende Miesepeter findet man hier nicht, auf dem Rathausplatz wird gefeiert, gesungen, sich unterhalten und so vergeht die restliche Zeit sehr schnell.
Um 10 Minuten vor 14:00 Uhr steigt der erste Salut in den Himmel, und als die Falleras Mayores vom Balkon aus mit dem altbekannten Spruch die Mascleta einleiten bin ich extrem aufgeregt.
Ungefähr 10 Minuten später weiß ich, dass sowas nurnoch geil ist.
Die schweren Truenos erzeugen eine Druckwelle, die durch den gesamten Körper geht, und zwar mit einer Gewalt wie ich sie bis dato noch nicht kannte. Das Terratrèmol, zu Deutsch Erdbeben, trägt nicht umsonst seinen Namen, soviel steht fest.
Spätestens da melden die Ohren leichten Widerstand an, was aber nicht so schlimm ist, da man das ganze mehr fühlt als hört.
Kein Video, und sei es noch so gut, wird je auch nur ansatzweise rüberbringen können was bei einer Mascleta abgeht.
Wir Fallas Neulinge in der Gruppe sind noch leicht hypnotisiert, als wir uns auf den Weg zum Flussbett machen, wo wir uns den Abbrenner von Turis anschauen und erstmal was essen.
Nachdem Hunger und Durst gestillt sind erwacht die Gier nach Pyrofutter, und wir suchen die ersten beiden Shops auf.
Erstaunlicherweise kann ich mich noch zusammenreißen und kaufe für ca. 60€ verschiedene Truenos und Knallraketen. Glücklich und bestens ausgestattet fahren wir mit der Metro zum Hotel zurück und können nun auch einchecken. Bis 20:00 Uhr macht dann jeder seins, auspacken, Feuerwerk begrabbeln, einkaufen(Nahrung), duschen, ausruhen, Feuerwerk begrabbeln…
Danach geht’s zum Flussbett, quasi der Spielplatz für alle Böllerheinis und Feuerwerksverrückten. Drei Stunden lang lassen wir es nach Herzenslust krachen und treffen noch auf eine Gruppe Holländer, welche in kürzester Zeit unheilige Mengen Blitzknallsatz vernichten.
So gegen 22:30 Uhr sind wir an "der Hecke" direkt bei der Brücke vor dem Abbrenner im Flussbett.
Der Platz an der Absperrung muss hart umkämpft werden, denn es ist die günstigste Position zum Filmen. Langsam macht sich bei mir die Erschöpfung bemerkbar, nächstes Jahr werde ich wohl vor dem Reisetag doch ins Bett gehen. Fast schlafe ich am Stativ ein, was Rolf (Feuersturm) und Sebastian aber erfolgreich verhindern.
Pünktlich um 24 Uhr legt Turis los und schießt aus allen Rohren. Man war das genial, zwar keine unendliche Materialschlacht, aber trotzdem sehr schön und nicht mit deutschen Verhältnissen zu vergleichen.
Dann gehts zum Hotel, und ab in die Falle.


Tag 2
Der 16. läuft für Fallas-Verhältnisse recht entspannt ab, obwohl das Aufstehen schon schwer fällt. Diesmal sind wir sehr früh am Rathausplatz und sichern uns daher die besten Plätze. Hier bekommt man auch die tolle Mentalität der Spanier bezüglich Feuerwerk zu spüren. Der Deutsche Durchschnittsbürger würde vor so einer Mascleta höchstwahrscheinlich flüchten und alles und jeden für bescheuert halten der sich sowas anschaut und auch noch toll findet.
Nicht so in Valencia. Die Leute freuen sich wirklich sehr auf die Mascletas, und zwar von jung bis alt, und nehmen auch lange Wartezeiten in Kauf.
An diesem Tag muss ich wahnsinnig gewesen sein, denn ich komme auf die blöde Idee den Gehörschutz einzusetzen. Mit den Dingern im Ohr ist es einfach nicht das Gelbe vom Ei, man spürt zwar genauso viel, hört aber zu wenig. Sebastian begeht auch diesen Fehler und wir sind uns einig, dass die Stöpsel zumindest auf dem Rathausplatz in der Schachtel bleiben.
Wie auch immer, Turis liefert ein schönes Ding ab, auch wenn mir Europla am Vortag besser gefallen hat.
Danach ziehen wir wieder durch die Straßen zum Flussbett und schauen uns nebenbei die Fallas Figuren an. Unglaublich was das für Kunstwerke sind, wirklich beeindruckend und auch ziemlich lustig, da die Figuren meistens eine kleine Geschichte erzählen.
Zwischendurch hört man es ständig knallen, die Leute zünden ihren Kram mitten in der Stadt, aber so, dass für niemanden Gefahr besteht, Böllerschlachten wie in Deutschland sieht man dort nicht, die Zündler nehmen Rücksicht und im Gegenzug heult auch keiner rum, sondern man freut sich drüber. Sogar die Kleinsten zünden unter Aufsicht der Eltern teilweise Dinger die deutschen Chinamüll problemlos in den Schatten stellen und… na lassen wir das.
Im Flussbett hat Valenciana ordentlich was aufgefahren, die Pyrotechniker machen gerade eine entspannte Pause im Schatten der Bäume, bei Wein und anderen Getränken.
Auf dem Rückweg zum Hotel machen wir wieder eine kleine Shoppingtour, und ich entdecke die "Atomicos" für mich, kleine Böller mit rotem Vorbrenner, Pfeifen und anschließendem Blitzknall. 10 Stück kosten gerade mal 1,50€, also werden eiskalt 12 Schachteln mitgenommen. Meine absoluten Lieblinge sind aber die Ricasa No. 4 Truenos, sie haben keine echte Verdämmung, weil der BKS selbst schon so schnell ist, dass er keine braucht und sind daher federleicht. Die Bauweise gefällt mir ausgesprochen gut.
Anschließend wird das restliche Wechselgeld in Nahrung investiert, selbige kaufen wir im Konsum (ja, der Supermarkt neben dem Hotel heißt wirklich "Consum")
Abends geben im Flussbett wieder alle Vollgas, ich kann nur sagen, dass Mauerecken sich sehr gut dazu eignen einen Knall zu verstärken…
An der Hecke müssen wir heute etwas länger warten, das Valenciana erst um 1:00 Uhr schießt. Kein Problem, denn heute bin ich fit und lasse mir das gute Amstel Bier schmecken, welches von Straßenhändlern direkt aus der Sporttasche mit Trockeneis verkauft wird. Sehr komfortabel das Ganze.
Das Feuerwerk rockt echt, es ist traumhafte Ware dabei, Mehrschlagzylinder mit mörderischem Abschuss welche gar nicht mehr aufhören wollten ihre Bilder in den Himmel zu malen und noch vieles mehr. Sehr eindrucksvoll wie viel Spaß eine einzige Bombe machen kann.
Wir sind alle noch halbwegs fit in dieser Nacht und treffen uns daher auf einem Zimmer um das Feuerwerk gleich noch mal auf dem Fernseher anzuschauen.


Tag 3
Der 17. verläuft eigentlich genauso wie der Vortag, die Mittagsmascleta von Valenciana haut wieder richtig rein, da wir auf der Finalseite stehen (und der Gehörschutz fehlt…). Noch gibt es nur vereinzelt Straßenmascletas zu hören, weshalb wir uns entschließen heute mal einen auf Kultur zu machen. Wir entscheiden einstimmig die Innenstadt zu verlassen und die "neue Welt" zu besuchen, ein Viertel mit riesigen Monumenten, einer Oper und anderen Sehenswürdigkeiten. Ok, es ist ganz nett anzusehen, aber schon nach kurzer Zeit macht sich der Feuerwerksentzug bemerkbar und wir fahren mit dem Bus zurück. Der Feuerwerkseinkauf verläuft heute schon etwas reibungsloser, da wir unsere Favoriten kennen und auch die Läden auf Anhieb finden.
Im Flussbett findet sich heute eine bestens aufmunitionierte Gruppe Franzosen ein, die Jungs legen ein paar hundert Atomicos bereit, breiten mehrere Tracas aus, stellen Batterien hin und schießen eine kleine aber feine manuelle Mascleta.
Das heutige Castillo wird von Ricasa geschossen und drückt ordentlich, der Materialeinsatz kann sich echt sehen lassen und die Ware ist prima. Bis dato mein Favorit. Das Blitzknallfinale ist sowas von extrem, dass es trotz der relativ großen Distanz durch Mark und Bein geht.


Tag 4
Am 18. lassen wir den Rathausplatz aus und begeben uns auf Mascletajagd durch die Straßen. Die Kunst besteht darin so viele wie möglich zu sehen, denn abgebrannt werden genug. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass die meisten Termine und Orte nicht wirklich bekannt sind, außerdem nehmen es die Spanier mit der Zeit nicht so genau. Unser Reiseleiter Rolf hat das aber alles im Griff und führt uns zielsicher zu den Mascletas, sodass wir in kürzester Zeit 4 Stück sehen können, darunter eine Höhenmascleta. Zwar sind diese Böllerkonzerte kleiner als am Rathausplatz, aber die engen Straßen reflektieren den Schall sehr stark, außerdem kommt man verdammt nah dran und daher auch lautstärkemäßig auf seine Kosten. Einmal habe ich das Glück, dass mich ein sehr netter Spanier hinter die Absperrung lässt, wo ich prima filmen kann. Zwischendurch bewundern wir wieder die vielen Figuren und schauen beim Aufbauen von Mascletas zu, darunter auch eine Minimascleta. Sieht total niedlich aus so ein Teil, hat es aber wohl faustdick hinter den Ohren, schade, dass wir die nicht sehen konnten.
Anschließend teilen wir uns, eine Gruppe besichtigt den Abbrenner, welcher ordentlich vollgestellt ist so wie sich das für die Nit del Foc gehört. Vincente Caballer hat unter anderem 10 (!) Hebebühnen aufgestellt, welche randvoll mit Singleshotfächern für die Stepper sind. Ein wahrhaft beeindruckender Anblick. Ich folge unterdessen der anderen Gruppe zum Plaza de la Virgen, wo die Ofrenda de Flores stattfindet. Dabei wird eine 15m hohe Holzstatue der heiligen Jungfrau aufgebaut, welche dann mit Tonnen von Blumen bestückt wird. Dazu ziehen zwei Tage lang permanent Gruppen aus ganz Valencia zu dem Platz, das Schauspiel kann man überall bewundern.
Ich hab es ansonsten nicht so mit Blumen, aber das ist wirklich sehenswert, keine Frage. Schade ist nur, dass man nicht wirklich rankommt, es sind einfach zu viele Menschen dort.
Der Abend im Flussbett ist natürlich wieder vom Feinsten, nebenbei macht Mark (Knallboss) seinem Namen alle Ehre, doch wir müssen schon früh wieder los, da das Feuerwerk am 18. "recht gut" besucht wird und wir natürlich unsere Logenplätze sichern müssen. Die Absperrung steht noch nicht, also wird sie kurzerhand selbst aufgebaut und in Beschlag genommen. Die Warterei zieht sich, doch die fast vier Stunden lohnen sich als Vincente Caballer loslegt und eine ordentliche Kesselschlacht liefert. Die Stepper machen riesigen Spaß, ich stehe wirklich sehr auf sowas. Ich sehe das Feuerwerk auf einem Level mit dem von Ricasa, beide haben ihre Qualitäten und sind absolute Augenweiden, genauso habe ich mir das gewünscht.
Als die Absperrungen geöffnet werden renne ich mit Basti wie von Sinnen auf den Abbrennplatz, man will ja der erste sein. Von 32 steigenden Kronen finden wir Fünf oder Sechs Stück, eine Gruppe Holländer packt nebenbei Säcke aus und sammelt Müll bzw. Souvenirs auf. Anschließend böllern wir noch ordentlich und genießen die tolle Stimmung der Nit del Foc.


Tag 5 und Abreise
Am 19. setzen wir unsere Mascletajagd fort und schaffen nochmal drei Stück, darunter ein sehr dickes Ding (Bushäuschen), mit ziemlich langen Finaltracas, wo wir prima mitlaufen können.
Am Abend brechen wir schon um 17:30 Uhr auf und gehen zum Plaza Porta de la Mar, wo der Feuerlauf um den Triumphbogen stattfindet. Nachdem die Falleras den Lauf eingeleitet haben beginnt der Umzug, bei welchem Gruppen von verkleideten Spaniern ausgestattet mit Unmengen kräftigen Fontänen und verschiedenen Figuren den Bogen umrunden. Zusammen mit der Musik und dem begleitenden Feuerwerk ergibt sich ein sehr atmosphärisches Bild, es ist ein tolles Erlebnis, was man nicht verpassen sollte.
Danach durchqueren wir die Straßen zum Rathausplatz, und warten ca. vier Stunden auf die Cremà, welche durch ein kleines Feuerwerk zusammen mit einer Mascleta eingeleitet wird. Als die riesige Falla anfängt zu brennen wird es schlagartig warm, und der Platz gleicht einem Flammenmeer, diesen Anblick werde ich so schnell nicht mehr vergessen. Ebenso den Duft, welchen normale Menschen als Gestank bezeichnen, und den Ascheregen. Bei solchem Fall Out und so vielen Schadstoffen wäre in Deutschland sicher die Hölle los. Auf dem Rückweg zum Hotel steigen wir in den falschen Zug, weshalb wir wieder durch die Stadt müssen. Überall sieht und hört man Feuerwerke, welche jede Verbrennung einleiten. Mehrere hundert Kunstwerke gehen in dieser Nacht in Flammen auf, selbst in den engsten Gassen macht man da keine Kompromisse. In Deutschland… ok, ok..
Bei dieser Gelegenheit genieße ich nochmal alle Eindrücke, die Stadt, die Menschen, den Duft von Feuerwerk, die Lichterbögen, einfach alles. Vor dem Hotel haue ich die letzten Truenos raus und liege danach noch ewig wach um dem Sound der Feuerwerke zu lauschen.

Am nächsten Morgen Sachen packen, Frühstück, Taxifahrt, Flug, Mallorca, wieder Flug, Fahrt nach Hause. Sehr extrem, ich kam erstmal gar nicht klar, wieder zuhause zu sein und lief ziellos durch die Bude. Jetzt bemerkt man erst die vielen Eindrücke, und auch die Erschöpfung. Morgen muss ich erstmal umdekorieren, habe haufenweise Schachteln und Tüten mitgenommen. Das gute Tuch werde ich noch eine Weile tragen, ohne fühle ich mich als ob ich was vergessen habe.

Was zurück bleibt sind die viele Erinnerungen an eine super intensive Zeit mit tollen Leuten, ehrlich gesagt eine der besten die ich je erleben durfte. Momentan fühle ich mich zuhause nicht wirklich zuhause, ein Teil von mir scheint in Valencia geblieben zu sein, so blöd es sich anhört.

Fallas 2011 ich bin dabei!!

 

Freut mich wirklich, dass euch der Bericht gefällt!



Ich sagte ja, dass ich umdekorieren möchte...

 

Übrigens: Ich bin dafür, dass wir nächstes Jahr einheitlich gekleidet sind.
Habe dafür mal einen Entwurf zusammengebastelt, Meinungen sind willkommen, etwas Zeit haben wir ja noch...

 

@Jens Das Drucken dürfte nicht das Problem sein, das Motiv besteht nur aus zwei Farben, daher kommen wir sogar recht günstig weg, im besten Fall sinds 15 €, was für so eine kleine Auflage schon zemlich gut ist.
(Umrechnung Geld zu Atomicos: an)

@ Markus Besten Dank für den Hinweis! Das müsste dann irgendwie koordiniert werden, sodass man z.B. was drüberzieht, wenn Schwierigkeiten absehbar werden, denn 4 Leute sind wir nun nicht gerade. Und sind wir mal ehrlich: Nach einem Tag Valencia gehört´s eh in die Wäsche.