Museum China Böller - Aufbau, Unterschiede, Besonderheiten

Dieses Thema im Forum "Museum, Firmen, Historie" wurde erstellt von Raketenwerfer, 3. März 2014.

  1. Farbe...

    Na, evtl. z.B. um wichtige Produktions-Schritte zu kennzeichnen...:
    Mit Schwarzpulver befüllte Hülsen, noch nicht befüllte aber vorbereitete (unten zugekrempelt, geschlagen und mit Dämmstoff befüllt und geschlagen...) Hülsen....:joh:
     
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  2. Zum Papier kann man nichts Genaues sagen, da im Prinzip so ziemlich alles verbaut wurde. Selbst für kleine Kaliber wurde teilweise dickes Papier, welches eher an D- oder Super-Böller erinnert, verwendet. Oder ganz im Gegenteil ziemlich feines, womit sich viel mehr Lagen und anschließend mehr Schnipsel bilden.

    Solch ein Papier bekommt man jedoch nicht zu kaufen. Selbst unser minderwertigstes kaufbares Recycling-Papier ist um Welten besser (reißfester) als das übliche China-Böller-Papier. Die ersten chinesischen Papierböller wurden übrigens mit Strohpapier gerollt.

    Die rote, blaue oder pinke Farbe an den Hülsenenden ist gefärbter Leim (vermutlich Reisleim/Reisstärke). Aber warum? Da ich ja auch schon einige Attrappen gebaut habe, kann ich nur eine Vermutung anstellen:

    Wenn die Hülsenenden gekrempelt werden, die Hülse jedoch nicht sonderlich stark verdichtet wurde, können sich einzelnen Papierlagen wieder rausdrücken. Zudem gibt dies etwas schlabbrigen Hülsen mehr Stabilität. Die Theorie macht aber eigentlich auch nicht viel Sinn, da die Dinger scheinbar seit einer halben Ewigkeit mit dem Hexagon-Prinzip gebaut werden und das Rausdrücken der Papierlagen durch die Arbeitsplatte verhindert werden sollte. Also vielleicht auch nur Stabilität ...

    Die Sache mit dem grau-silbernen Pulver kann ich ebenfalls nur bestätigen. Die graue Lunte war in der Regel bis zur Mitte oder sogar bis fast zum Hülsenende durchgeführt. Trotzdem war das SP (gefühlt) nicht all zu brisant. Übrigens macht alleine der Geruch der Seidenpapier-Lunte jeglichen Frust wieder weg :D Mit einer Pinzette bekam man vermeintliche Blindgänger auch wieder flott.
     
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  3. Zum Papier kann ich noch was hinzufügen. Das Zeug, welches in Baumärkten für das Abdecken von Fußböden für Malerarbeiten benutzt wird (Rollenware) hat ähnliche Eigenschaften, es ist etwas stabiler als Böllerpapier. Ich meine nicht das Malerkrepp, das ist gewellt, es gibt auch glattes Malerpapier.
    Noch ähnlicher ist Dämm und Abdeckfilz, wird z.B. für Fußbodendämmungen bei Verlegearbeiten benutzt (z.B. unter Laminat). Dieses Papier hat eine änlich schlechte Reißfestigkeit wie das Papier von Chinaböllern, ist allerdings etwas dicker und fühlt sich etwas weicher an.
    Schon lustig, überall kommt es auf möglichst gutes Material an, beim klassischen Chinaböller will man das minderwertigste Altpapier ;)

    Wie genau sahen denn Böller aus gerollten Zeitungsresten aus, bzw. wie ist das Zeitungspapier beschaffen? Wenn ich mir so normales Zeitungspapier ansehe, kann ich mir das ab bestimmten Wickelstärken kaum vorstellen, da es viel zu stabil ist (jedenfalls für Schwarzpulver).

    Die ganzen verschiedenen Satzfarben bedeuten sicherlich nicht, daß die helleren Sätze grundsätzlich mit Aluminium angefeuert waren, wahrscheinlich kann Schwarzpulver aus verschiedenen Gründen solche Farbunterschiede aufweisen. Ausnahmen, also falsche (vermutlich versehentlich illegale) Befüllungen gab es aber ja offensichtlich, habe mal was von einer Moog B-Böllercharge gelesen, die kein reines SP beinhaltete.
     
  4. #29 Raketenwerfer, 7. März 2014
    Zuletzt bearbeitet: 7. März 2014
    Grübeln...

    Gestern Abend nach dem Sport in der Badewanne habe ich wieder viel nachgedacht. Ich denke, meine bisherigen Überlegungen bezüglich der Funktion eines starken Schwarzpulvers gehen in die Falsche Richtung. Theoretisch hat man einen sehr guten Böller, wenn man bei reinem Schwarzpulver bleibt, welches zwar sehr fein und nass gemischt wurde, aber dennoch weder zu schnell, noch zu langsam abbrennt.
    In der Theorie sieht es wie folgt aus:

    Man stellt sich nun einen Super Böller II vorstellt, der mit sehr gutem und dünnem Packpapier (etwa 60-100g) gerollt wurde, einen Innendurchmesser von 1cm hat und dazu eine Wandstärke von 3cm besitzt. Nun nimmt man ordentliches und hochwertiges Schwarzpulver, welches etwas langsamer abbrennt, als das der heutigen Böller. Man stopft die Hülse am unteren Ende und schmiert auf die Stopfung noch einen ordentlichen Klecks Harz drauf. Dann schlägt man noch einen Dämmstoff, welcher mit bindenden Kleber vermischt wurde, hinein. Nach dem trocknen füllt man das gute Schwarzpulver ein, bis man eine ausreichende Menge hat. Nun sollte man wieder Dämmstoff hinzufügen. Nicht schlagen, sondern vorsichtig pressen. Dann wieder Krempeln und wieder mit Harz verschließen.

    Durch dieses Aufbau sollte sich in der Hülse, die mit möglichst feinem Papier sehr stramm gewickelt wurde und keinerlei Luft oder Lücken zwischen den Papierschichten hat, einem gewissen Druck standhalten. Also in der Theorie brennt dann das Schwarzpulver bereits 1-2 Sekunden, bevor die Hülse durch den Druck mit einem satten und tiefen Knall explodiert.
    Ich kam auf diesen Gedanken, da ich mich an die Weco Corsair B Böller erinnere, welche ich durch die vielen Blindgänger häufig aufgeknackt und als Fontänen verwendet habe. Ich war bis jetzt erstaunt, wie langsam und lange die Fontäne von so einem B Böller war. Ich konnte bis jetzt nicht verstehen, wieso die Teile so gut knallen, wenn sie zünden, da das Schwarzpulver so langsam abbrannte.
    Aber nun ergibt das Sinn! :)
    Zudem sollte bei einer Befüllung mit geschätzten 10g Schwarzpulver erst 3g abgebrannt sein, sodass das restliche Schwarzpulver in einem kleinen Feuerball unmittelbar nach dem Knall explodiert.

    Weiß jemand, wie ein 80iger Jahre Böller nach dem aufknacken abgebrannt ist? Eher schnell, oder langsam?
     
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  5. Also das "Zeitungspapier" war hellbraunes Papier das wie Altpapier der ersten Generation aussah. So ein Papier auf den man mit einen Füller nicht schreiben kann weil alles verläuft. Als wir als Grundschüler nach Ost Berlin mussten sah ich in Forum Kaufhaus ein ähnliches Papier.... So ein wenig wie braunes Löschpapier. Und halt beschriftet... War bestimmt nicht immer beschriftet... Aber daran erinnere ich mich halt noch.
     
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  6. @ Raketenwerfer

    Ich dachte bis jetzt eigentlich immer das SP sollte für Knallkörper möglichst schnell abbrennen. Ich mein auch gelesen zu haben, daß Schwarzpulver ohne Verdämmung grundsätzlich sehr viel langsamer abbrennt, als in einem geschlossenen Behältnis (in dem Fall der Hülse).Dann denke ich, daß Packpapier viel zu stabil ist, um als Böllerwandung in solchen Wandstärken (1cm) zu taugen.
    Das typische Böllerpapier ist sehr spröde und zerreist bei kleinsten Krafteinwirkungen. Packpapier hingegen ist deutlich stabiler.

    Ich glaube Chinaböller sind schon eine kleine Kunst, was die Produktion angeht jedenfalls. Ein Kanonenschlag stelle ich mir da leichter vor.
     
  7. nicht....

    ......sag mal....Du liest nicht zufällig in den alten China-Böller-Themen??
    Da wurde so etwas schon mal angesprochen....
    links z.B. hier:
    http://www.feuerwerk-forum.de/showthread.php?p=627679#post627679

    hier auch lesen....:
    [​IMG]

    hier auch ein Herstellungsvideo verlinkt im Text:
    [​IMG]

    Das "Nachbrennen" wird hier beleuchtet:
    [​IMG]

    hier was zum Thema : wie brennen aufgeknickte China-Knaller mit Kernkanal ab?:
    [​IMG]



    hier draufdrücken!
    [​IMG]



    Andere Forums-Insassen haben natürlich auch viel gutes und besseres Wissen über China-Knaller abgegeben, allerdings kenne ich mich in meinen Beiträgen halt am besten aus.....;)
    am besten Du liest erst mal ne Woche oder so und spekulierst dann weiter. Deine oben gemachten Überlegungen könnten schon zutreffend sein....:joh:
     
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  8. #33 Raketenwerfer, 8. März 2014
    Zuletzt bearbeitet: 8. März 2014
    Nein Bilsom,
    ich habe bis gerade wirklich nicht in den alten Themen gelesen, da ich nicht einmal wusste, das diese existeiren. Vielen Dank für die extrem nützlichen Links. :joh:
    Ich bin also nah dran gewesen, aber auf die Seele wäre ich noch lange nicht gekommen.

    Die Seele als solche habe ich auch erst heute morgen richtig wahrgenommen. Ich dachte zuvor immer, das die Seele nichts weiter sei, als ein China Böller, der über nahezu die gesammte Länge mit Pulver gefüllt sei. Aber dabei ist es eine Art gepresster Dorn im Pulver. So lernt man wieder etwas dazu. :joh::cool:
     
  9. Ja, ich kann mich ziemlich gut erinnern das es langsam abgebrannt ist. Als ich mal einen Moog-Nico Raudi Reibeknaller aufgeknackt habe, verbrannte ich mir einen Finger ziemlich dolle, weil das Schwarzpulver in dem deutschen Knallkörper viel viel schneller abgebrannt ist als ich es bei den China Krachern gewohnt war.

    Ich kann mich Erinnern das die einzelnen China-Brands auch ziemliche Qualitätsunterschiede hatten:

    Meiner Meinung waren Red Lantern und Flower Basket fast immer Top vom Knall und der Verarbeitung.
    Tiger Head Brand war auch ziemlich gut und hatte meist einen mineralischen Propfen an dem Ende des Böllers was auch oft zu Plöppern und Durchzündern geneigt hat.
    Horse Brand war fast so änhlich wie Tiger Head Brand aber doch mieser in der Verarbeitung: schlecht oder schief gerollt. Öfters dreckig, ultraschneller Luntenabrand, viele Versager.

    Am meisten Vermisse ich das man die alten China Böller sehr gut hochschmeissen konnte und dann nach dem Knall ein schöner Konfettiregen nach unten geregnet ist.
     
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  10. Hallo zusammen,
    um dieses schöne und wichtige Thema mal wieder in den Vordergrund zu rücken, möchte ich einige Anmerkungen beisteuern und meine Erfahrungen kundtun. Das gesamte Feld der klassischen China Böller- Entwicklung wurde durch die Bemühungen einiger Hersteller in der letzten Zeit zum Glück für uns alle endlich wiederbelebt. Ich denke, ich muss nicht weiter darauf eingehen, wir haben das alles verfolgt.

    Meine ersten China Böller habe ich 1976 verballert und etwa seit den späten siebziger Jahren besteht auch mein Interesse an Aufbau, Wirkung, Größen und Herkunft dieser Teile. Nun, im Prä-Internet-Zeitalter war es aufwendig und schwierig an irgendwelche Informationen zu gelangen. Also habe ich in den Tagen nach Silvester unzählige Böller gesammelt, begutachtet (vor allem die Aufdrucke, Herkunft, Import etc.) und schließlich zerlegt.

    Dabei fällt einem natürlich einiges auf und man macht sich seine Gedanken. Als ich dann hier das Forum entdeckte, stellte ich einerseits fest, dass die Erfahrungswerte der, ich nenn sie mal Ü-45-Fraktion, nahezu deckungsgleich sind und andererseits meine Überlegungen von damals in ihrer ganzen kindlichen und jugendlichen Naivität durch die wahren Spezialisten hier weitreichend bestätigt und erweitert wurden.

    Ich möchte dies hier mal ganz klar sagen, bitte ohne, dass es als Schleimerei verstanden wird, und ohne andere wichtige Beiträge anderer Mitglieder abzuwerten, die Darstellungen und Ausführungen von Mr. Röntgen-Pyrotechniker Bilsom gehören für mich mit zum Besten was das Forum zu dieser Thematik je hervorgebracht hat.

    Nun gut, bevor ich hier zu sehr in Schwafelei und Lobhudelei verfalle, werden wir mal konkret:

    Richtig, bei allen Böllern, aller Größen, die ich damals auseinandergepfriemelt habe, war nie etwas verklebt. Es waren Lagen von Papierstreifen, wenn ich mich recht erinnere so 20-30cm lang, die eben sehr dicht und fest gewickelt waren. Besonders fest nach meiner Erfahrung waren die B-Böller gewickelt, die habe ich praktisch nie ordentlich auseinandergekriegt.

    Nun, dann schaut mal hier:

    DSCN0134.JPG

    Diese Papierstreifen habe ich, ich glaube Anfang Januar 1983, aus diesen hübschen Knallerchen "entwickelt". Die Länge, zumindest für die 440er, lag so um 20cm, für die anderen Größen kann ich keine genauen Angaben mehr machen, da ich sehr häufig das Papier nur fetzenhaft loskriegte. Dies sind auch die einzigen Streifen, die ich von damals aufgehoben habe. Die Fetzen habe ich irgendwann weggeschmissen.
    By the way, wurden hier im Album oder sonstwo schon einmal Bilder von Zeitungspapier in Knallern hochgeladen? Habe jetzt nicht explizit danach gesucht.

    Also das Zeitungspapier, wie auf dem Bild zu sehen, hat eigentlich die gleiche Beschaffenheit wie unser hiesiges Zeitungspapier der damaligen Zeit. Das sonstige Wickelpapier war ein bräunliches, noch sehr verholztes minderwertiges Zeug ohne große Festigkeit, in der Tat ähnlich wie ein Löschpapier.

    Noch eine Anmerkung zu den einzelnen Brands:

    Mir fällt auf, dass manche hier im Forum eine Art "Hitliste" bezüglich der Qualität versuchen aufzustellen.
    Ich hatte rückblickend bis auf Flying Fairy praktisch irgendwann mal jedes Brand. Am häufigsten Tiger Head und Red Lantern.
    Alle hatten über die Jahre Qualitätsschwankungen, die besten 440er hatte ich Silvester '79/'80 und die waren von, ich glaube, Tiger Head.
    Die besten B-Böller waren '82 von Flower Basket und Ende der 80er von Tiger Head.
    Die besten Paket Cracker hatte ich auch von Tiger Head (vorzüglich verarbeitet, dick, ein Augenschmaus).
    Die schlechtesten 440er hatte ich von Red Lantern 1985 (Keller orange mit weißem Balken), die knallten zwar gut, aber pro Packung 4-5 Fehlzünder und immer, weil die Lunte beim Einkrempeln zu sehr gequetscht wurde.
    Superböller II hatte ich nur einmal 1984 (Weco Piraten, lila Banderole), ich glaube von Red Lantern, die waren teuer, aber nicht besser als meine damaligen D-Böller. Seitdem meide ich Superböller II.

    Will sagen, es gibt meiner Erfahrung nach nicht das "Über-Brand". Wenn, liegt für mich am ehesten Tiger Head vorne.

    So, bis dahin erstmal, man schreibt und schreibt und die Zeit verfliegt und die Erinnerungen werden wieder so schön lebendig.
     
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  11. @Tinki : Vielen Dank für diesen tollen Beitrag - solche "Zeitungspapierböller" habe ich tatsächlich noch nie gesehen (immer nur davon gelesen)!

    Mal eine Frage an die Spezialisten zu folgendem Abschnitt:
    Warum werden die Hülsen eigentlich aus mehreren Streifen gewickelt? Wäre es nicht einfacher, die Hülse einfach aus einem einzelnen, langen Streifen zu wickeln? Oder hat das negative Auswirklungen auf den Knall?

    Gruß
    Mathau
     
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  12. Danke für die Info! Hat jemand eigentlich einen Plan wie diese Böller hergestellt werden? Also welche Maschinen und Techniken zum Einsatz kommen?
     
  13. Also die Bauform mit den 20-30cm langen Streifen ist ja quasi die (alte) "Standardbauweise". Da gibt's eine ganz gute Doku auf Youtube; kann ich gerne heute Abend mal raussuchen.
     
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  14. Ein sehr hilfreicher Beitrag von dir Tinki, historisch besonders wertvoll sind die Streifen der Zeitung nebst den Böller. Es würde mich freuen, wenn du das Bild noch in dein Album oder in das Museums-Album hochladen könntest. Hier wurde schon oft davon gesprochen, aber noch nie hat jemand ein Bild dazu gehabt. Die Verwertung anderer Sachen für die Feuerwerksproduktion ist ja gang und gebe, besonders in China wurden und werden alte Verpackungen und ähnliches anderweitig weiterverwendet, siehe z.B. hier:
    [​IMG] [​IMG]

    Weißt du noch welche Version des Piraten Covers es war? Eine lila Banderole spricht eher für Tiger Head/Horse Brand.
    Allgemein wäre es klasse, wenn du deine Erinnerung an die Labels und Böller mit den dazugehörigen Cover oder Hersteller in Verbindung mit einer ungefähren Jahresangabe niederschreiben könntest.

    Bezüglich der Qualität der einzelnen Brands ist es schwierig allgemeingültige Aussagen zu treffen, da durch die zig Fabriken und Chargen es ja immer ein Lotteriespiel war und ist, ordentliche Böller zu bekommen. Vielleicht nur soviel, durch den anderen Aufbau der Tiger Head/Horse Brand Böller, wodurch eine längere Schwarzpulverseele möglich ist, ergibt sich ein lauterer Knall. Aber nur wenn die anderen Parameter stimmen.

    In einem Video wurden die komplette Herstellung eines "Chinese Double Bang" gezeigt, dieser unterscheidet sich ja nicht sonderlich von einen normalen Böller. Dort wird auch ausführlich das Herstellen der Hülse und das Zukrempeln gezeigt, leider ist das Video auf YouTube gelöscht wurden (bilde mir aber ein das es auf einen anderem Portal mal hochgeladen wurde). Hier ein ähnliches, welches die Produktion in Macau zeigt:
    https://www.youtube.com/watch?v=bw6u69qrcwc


    Es ist deutlich schwieriger eine Hülse aus einen Streifen zu rollen, da das Papier nach einem gewissen Weg "verläuft" und somit die Parallelität der Hülse nicht mehr gewährleistet ist. Zudem geht es vermutlich schneller aus mehreren kleinen Streifen den erforderlichen Durchmesser zu erreichen. Ansonsten gilt: Einfach mal selber ausprobieren.
     
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  15. Ich hab's natürlich schon ausprobiert - als ambitionierter Attrappenbauer. Ich fand's jetzt gar nicht sooo schwierig, daher auch die Frage. Vor allem könnte man den Vorgang so wesentlich besser automatisieren.
     
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  16. #41 widofnir, 29. Januar 2018
    Zuletzt bearbeitet: 29. Januar 2018
    Ein bekanntes Videos mit sehr schönen Aufnahmen der Herstellung war jahrelang auf Youtube unter dem Titel "Firecrackers - The Exploding Bamboos" zu finden. Das Video wurde aber wie schon von @CaMa08 erwähnt gelöscht. FWK-ART hat das Video jedoch auf seinem Kanal wieder hochgeladen, es lässt sich aber leider unter den früher bekannten Suchbegriffen "Exploding Bamboo" nicht mehr so leicht finden.




    Nachtrag - Auf dem Kanal von Dennis Manochio findet sich das gleiche Video.
     
  17. #42 Mathau, 29. Januar 2018
    Zuletzt bearbeitet: 29. Januar 2018
    @widofnir: Danke für das Video, genau das hatte ich gemeint!

    Das maschinelle Wickeln (Teil 1) + händische "Krempeln" (Teil 2) kann man in folgender Doku sehen:


    Bei den Maschinen wundert es mich jetzt nicht unbedingt, dass da keine "steinharten" Hülsen rauskommen, das muss doch besser gehen...
     
  18. Die Videos sind sehr interessant.
    Schaut recht simpel aus, ist es aber mit Sicherheit nicht. Vielleicht kann uns Malte aka Mr.Magic Funke ja mal bischen was über die Produktion erzählen wenn er mal Zeit dazu haben sollte.
     
  19. Also die Wickelmaschinen finde zumindest ich nicht so simpel - hab noch nicht ganz verstanden, wie die funktionieren :oops:
    Sollte jemand dazu weiterführendes Anschauungsmaterial haben, würde ich mich sehr freuen.

    Aber das Ergebnis dieser Teile kennen wir ja: weiche "Labberhülsen"...
     
  20. Durch das wickeln mit mehrlagigem (auch durch gefaltete und dadurch verdoppelte Anzahl der Papierbahnen) Papier spart man sich je nach nach Papierstärke und Anzahl der Lagen, die zum erreichen der geforderten Knallerdurchmessers nötigen "Wickelumderehungen". Auch lässt sich so per Hand etwas genauer arbeiten, weil ja beim wickeln mit weniger Umdrehungen, das nicht ganz genau im 90° Winkel zum Wickelkern liegende Papier nicht mehr die Möglichkeit hat, so weit aus der parallelen Wicklung zu laufen, als wie das sonst bei mehr nötigen Umdrehungen möglich wäre.
    Ich denke auch das dadurch das "Nachziehen" (Verdichten) der Wicklungen mit dem Winder leichter fällt.
    In dem Bild des Super Böllers A von F.K.W., kann man sehen das er mit nur zwei Windungen gewickelt ist. Siehe auch den Text zum Bild:
    [​IMG]
    [​IMG]
     
  21. Zum Glück bin ich nicht Radiologe geworden... Es ist mir ein Rätsel, wie man solche Details auf einem Röntgenbild erkennen kann :eek:
    Danke für den wieder einmal sehr aufschlussreichen Beitrag!
     
  22. @Tinki
    Danke für die Bilder.
    Ich kannte die Zeitungsschnipsel nur noch aus Erinnerungen.
    Echt Klasse das du das Bildlich festhalten konntest.
     
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  23. Ich freue mich über die positiven Reaktionen auf meinen Beitrag, wollte das mit den Zeitungsstreifen schon vor Jahren mal posten, mir hat nur das rechte Thema dazu gefehlt. Ich denke, hier passt es sehr gut rein.
    Das Bild habe ich jetzt auch mal ins Museum hochgeladen, so dass wir eine Art Referenzbild haben bis vielleicht doch noch jemand Ergänzendes oder Besseres dazu zeigen kann.

    Das mit der Niederschrift der Böller nach Labels und Jahresangabe dazu könnte ich natürlich machen :)D, habe schon als Kind sehr gerne etwas dokumentiert, aber das das hier mal landet...), es gehört aber eigentlich nicht hier in das Thema rein. Hier soll es um Merkmale und um noch so kleine Details der klassischen China Böller gehen, Steinchen um Steinchen zusammentragen, um möglichst ein umfassendes Gesamtbild für die Nachwelt zu erhalten.
    Werde vielleicht doch mal ein Album anlegen, muss aber erst noch Bilder erstellen.

    Zum Superböller II:
    Ich habe vor einiger Zeit hier im Album schon mal ein Bild von diesem lilafarbenen Typ, den ich meine, gesehen, weiss nicht mehr wo..., habe eben kein Bild parat. Es war die zweite Version des Piratencovers, die etwa bis zur Wendezeit vorlag (Bilsoms Schautafel zeigt es gut).
    Du hast vermutlich recht und ich war zu voreilig, denn es sprechen viele Merkmale für Tiger Head/Horse Brand, also Code F4 bzw. K4
    Erstens, hinten nicht gekrempelt, sondern mit Gipspfropfen verschlossen, kein gefärbtes Böllerende (dazu werde ich auch noch mal etwas schreiben),
    zweitens, Hinweise auf dem Packungslabel: Weco hat in den späten 80er Jahren offenbar diese Böller selbst importiert (Imp.Weco, dann mit Code F3, also Red Lantern), bis Mitte der 80er Jahre wurde auch über J+J Hamburg oder Georg Richter bezogen, hier dann mit Code F4.
    Das Label meiner damaligen Superböller hilft leider nur bedingt weiter, Angabe Import Georg Richter über Y.L., also Yuen Loong Hong Kong, leider kein Provinzangabecode vorhanden.
    Zusammengefasst ist wohl Tiger Head/Horse Brand wahrscheinlich.

    Zum Thema Streifen, Wickeln, Hülsen... wurde alles Nötige gesagt, habe nichts hinzuzufügen.

    Zum Thema Videos, schön, dass die hier wieder aufgetaucht sind, habe vor längerer Zeit mir auch mal einiges angeguckt, nur leider neigen die ja nach einiger Zeit zum 'Broken Link', also weg und schwer wieder auffindbar.
     
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  24. Ich finde das Philosophieren um die Böllerbaukunst so interessant und das erstreckt sich schon über tausende von Seiten über mehrere Jahre hinweg.

    Wenn einer von uns mal im Lotto gewinnt, spendet derjenige mir bitte 3x Jahresgehälter. Ich begebe mich dann nach China und suche den Dr. Chefingenieur der alten Schule, den absoluten Böllergott. Denjenigen, der alle Feinheiten ohne Messgeräte und Waage per Pi mal Daumen abstimmt und perfekte Ergebnisse erzielt. Ihn lasse ich dann all sein Wissen niederschreiben und zwar gleich direkt hier im Forum.
     
    Mesk28 gefällt das.
  25. Funke hat bei der Charge 2017/2018 der Superböller II wie in obigem Beitrag zu sehen die Verdämmung verändert; oben sind diese nun mit (einer geringen Menge) roter Tonerde verdämmt.

    Da stellt sich mir die Frage, ob das schon immer so war, oder ob es tatsächlich auch (nennenswerte) Chinaböller gab, die ausschließlich mit Papier verdämmt waren (gekrempelt/gestopft/evtl. auch geleimt)?
     
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