Historie Eissprengungen mit Kanonenschlägen 1860

Dieses Thema im Forum "Museum, Firmen, Historie" wurde erstellt von Pyromartin, 27. Februar 2020.

  1. Im Jahre 1859 wurden im Städtchen Dirschau, Regierungsbezirk Danzig, das ein Eisenbahnknotenpunkt war, 2 neue stählerne Eisenbahnbrücken gebaut. Zu deren Sicherung mußte die Weichsel begradigt werden. Bis zum Winter war diese Begradigung nur bis eine halbe Meile unterhalb Dirschau, fortgeschritten. Durch den extrem kalten Winter entstand bei Palschau eine Eisstopfung bis nach Neufähr, wo durch einen Dünendurchbruch, die Weichsel direkt in die Ostsee mündete. Die Brücken in Dirschau waren in großer Gefahr. Da befahl die königliche Regierung in Danzig das ein Kommando von 13 Mann des 1. Pionier Bataillons der Stadt helfen sollte. Man schlug mit Äxten 3-eckige Löcher ins Eis, in die man, mit Hilfe einer Holzstange an deren Spitze Kanonenschläge (hölzerne, mit Seil umwickelte Kistchen)eingeschleift waren, hinunter stieß. Am anderen Ende der Stange war eine eiserne Öse eingelassen, durch die eine Querstange geschoben wurde, die auf dem Eis auflag, sodas die Holzstange nicht verloren ging. Die Kanonenschläge von 1, 2, 3 und 5 Pfund Schwarzpulver wurden mit dem standardmäßigen, preußischen 20 Sek. Holzzünder (ähnlich ganz dicker Bickford) gezündet. Am Eisloch zündete ein Pionier den Zünder mit einer Lunte an und stieß den Kanonenschlag, an der Holzstange, stangentief unter Wasser. Das Querholz auf dem Eis verhinderte ein abtreiben. Das Wetter damals war so schlecht (Sturm, Schneetreiben u.s.w.), das alle Lunten gelöscht wurden. Feuer, bei diesem Wetter, konnte nur in den Sturmlaternen erhalten werden. Nach vergeblichen Versuchen die Eisstopfung von Flußaufwärts zu lösen, fing man, mit Hilfe von 300 Arbeitern flußabwärts bei Neufähr an zu sprengen. so konnte das Eis abfließen. In 5 Tagen schaffte man 2 Meilen bis Rothebude. Dann wurde das Wetter aber so schlecht, gerade offengesprengte Kanäle froren sofort wieder zu, das man erst im März die Arbeit beenden konnte.
     
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  2. Hier noch ein paar weitere Erklärungen. Zum Einbringen eines Schusses arbeiteten 1 Uffz. und 3 Mann. Der "Zünder" mit der Lunte, ein Mann mit Bootshaken, der den Kasten ins Loch leitete und der "Träger" der Stangen und des Kanonenschlages. Beim Kommando "Feuer" mussten sich alle Leute, außer "Träger" und Uffz., 20 !!! Schritt zurück ziehen. 20 Sek. waren genug Zeit, sodas sich "Träger" und Uffz., nach dem platzieren der Ladung, zu den anderen zurück ziehen konnten. Selten flogen Sprengstücke (Eisbrocken und Holz) umher. Diesen konnte man auf 20 Schritt ausweichen !!! Wer sich maltesische Arbeitsweise beim Bombenschiessen mal genau angesehen hat, erkennt die gleiche Arbeitsweise. Nr.1 der "Träger(Läufer, Lader), Nr.2 der "Wischer"(stellt sicher das keine Glutreste im Rohr liegen) und Nr.3 der "Zünder" mit seiner Lunte. Aber, dort hat man keine 20 sek. Zeit in Deckung zu gehen. Mein malt. Freund Mike erzählt heute immer noch gerne die Geschichte, das er mich nach dem Zünden einer 125er am Kragen in Deckung ziehen mußte, da ich nicht schnell genug einen Rückwärtsdreher zur Deckungsmauer links, gemacht hatte.
    Hier nun noch die preussische Definition von "Kanonenschlag". Dies sind meist kubische Kästchen aus Pappe oder Holz, die meist noch mit Seil umwunden waren. Kleine Kanonenschläge waren Imitations-/ übungs-mittel während die großen zum Sprengen benutzt wurden. Kanonenschläge erzeugen keine gefährlichen Splitter und haben reine Gasdruckwirkung.
     
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