Handhabung & Technik Fragen zu Platine und Löttechnik

Dieses Thema im Forum "Professionelle Technik, Sicherheit, Handhabung" wurde erstellt von Sandoril, 17. Sep. 2023.

  1. Hallo liebe Technikfans,

    aus dem Mitlesen vieler Threads weiss ich, dass einige von euch sehr gute elektrotechnische Kenntnisse und professionelle Lötskills haben. Daher hoffe ich, ihr könnt mir helfen, da mein elektrotechnische Wissen eher rudimentär und meine Lötskills eher auf Anfängerniveau sind.

    Ich habe meine Funkzündanlage im Koffer transportiert und habe dabei den Akku nicht richtig befestigt und er ist gegen die Platine gerauscht und hat diese beschädigt:wall:. Neben ein paar verbogenen Pins und einem beschädigten Spannungswandler (Traco Power TSR 1-2450), hat es auch einen Kondensator (Panasonic 220 VFK 2L1) abgerissen. Dabei ist leider auch eines der Lötpads mit abgegangen.
    Nun habe ich den Spannungswandler getauscht, das hat auch soweit gut funktioniert, ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an @Jenny für das tolle Tutorialvideo, das hat mir sehr geholfen und es hat super geklappt!

    Das eigentliche Problem ist nun der Kondensator, diesen habe ich beim Versuch ihn zu befestigen leider kaputt gemacht (Bein abgebrochen) :( Ersatz ist bestellt.
    Dabei habe ich gelernt, dass man den Kondensator nicht einfach auf die Platine "kleben" kann, wenn kein Lötpad da ist:dontthinkso:
    Kann man das irgendwie reparieren? Die zweite Frage wäre jetzt direkt, brauche ich das überhaupt, für mein Laienauge sieht es so aus, als wenn das zweite (abgerissene) Pad gar nicht an irgend eine Leiterbahn angeschlossen ist. Kann das sein? Können Kondensatoren nur mit einem Anschluss betrieben werden?

    Hier der betroffene Ausschnitt der Platine, auf der Rückseite ist an dieser Stelle nichts zu sehen:
    upload_2023-9-17_20-46-32.jpeg

    1) Anschluss für 12 V Bleiakku
    2) Anschluss für Schlüsselschalter
    3) erste Lötstelle des Kondensators
    4) Lötstelle für den Spannungswandler
    an der mit dem Pfeil markierten Stelle fehlt das zweite Lötpad für den Kondensator, diese Stelle scheint mir aber nicht mit dem restlichen Board verbunden oder übersehe ich da etwas?

    Für Hilfe wäre ich euch sehr dankbar, es ist natürlich das Mastermodul gewesen, was sonst.

    Beste Grüße
    Sandoril
     
    Jenny gefällt das.
  2. Hi,

    wenn ich das richtig sehe, dann ist das abgerissene Pad auf GND-Potenzial.

    Klebe den neuen Kondensator fest, löte das rechte Pad und ziehe eine Verbindung (dünnes Kabelchen) vom linken Kontakt des Kondensators an den mittleren Kontakt des aktuell nicht montierten Spannungswandlers.
    Fertig.
     
    Mathau, Sandoril und Christoph gefällt das.
  3. Erstmal vielen Dank für die schnelle Antwort! Da kommt mal wieder der Laie durch, was ist denn ein GND-Potenzial?
    Die Lötreste auf dem abgerissenen Pad sind von meinem kläglichem Versuch, das Teil einfach auf die Platine zu "kleben", sind also keine offizielle Verbindung zu dem dunklen Bereich auf der Platine...glaube ich zumindest
     
  4. Also das Lötfeld ist nicht auf "nichts" sondern wahrscheinlich auf Masse ("minus") gezogen. In der Platinen herstellung ist es Möglich das die gesamte Platine auf Ground oder auf V+ bezogen ist
    Dadurch spart man sich sehr viele Leiterbahnen.

    Als erstes suchst du eine Stelle sie ebenfalls ins nichts führt z.b bei einen Widerstand oder Kondensator.

    Schnapp die dann Sicherheitshalber ein Multimeter und versuch an den kleinen Löt Klecks der beim Kondensator noch da ist eine Verbindung zu testen. Ist diese da kannst du anfangen..
    (Kannst du das nicht nachmessen würde ich das Risiko eingehen da es sehr wahrscheinlch ist)


    Dann suchst du dir ein kleines Einadriges Kabel und lötest es an das Bein der Komponennte das ins nichts führt ran.


    Als nächstes nimmst du dein Kondensator und lötest es auf der einen Seite fest.
    Auf der nun lockeren Seite lötest du nun das Kabel heran.


    (Denk aber dran das, dass dann wahrscheinlich die CE erlischt)
     
    Jenny und Sandoril gefällt das.
  5. Wenn man dem Datenblatt des Spannungswandlers glaubt, kann der komplett ohne externe Kondensatoren arbeiten. Es schadet sicher nicht, den Kondensator auf der Platine zu haben, um die Eingangsspannung des Reglers gegen Masse zu puffern, aber wahrscheinlich wird die Schaltung auch ohne funktionieren.
     
    Mathau und Sandoril gefällt das.
  6. Hallo ihr Lieben,
    vielen Dank für die schnellen und ausführlichen Antworten!
    Verstehe ich das richtig, dass es eine verdeckte Leitfläche gibt, auf der dann alle Anschlüsse, die zum Akku zurück gehen zusammen angeschlossen werden? Somit müsste ich den "Abfluss" des Kondensators dann einfach irgendwo an diese Fläche anschliessen, richtig?
    Um das zu bestätigen müsste ich mit dem Multimeter dann Durchgang von einem dieser Anschlüsse an diese Leiterplatte zum + Pol des Akkuanschlusses haben, oder?

    Beste Grüsse
     
  7. Ne Minus.

    Die großen dunkelgrünen Flächen sind gnd -, und die kleinen dünnen dunkelgrünen Bahnen sind +. Der Kondensator ist parallel auf -. Eigentlich fließen die Elektronen von minus nach plus, trotzdem spricht man in der Elektrotechnik beim Abfluss von minus.
     
    Jenny, Sandoril und Blitzcracker gefällt das.
  8. #8 Jenny, 18. Sep. 2023 um 13:33 Uhr
    Zuletzt bearbeitet: 18. Sep. 2023 um 14:10 Uhr
    Hallo Sandoril,
    vielen Dank erst einmal für Dein Lob. Genau dafür habe ich das Video gemacht.

    Wenn Du Dir die Platine um das abgeissene Pad an siehst, siehst Du, dass die Platine oberhalb und unterhalb kofortabel viel Kupfer mit dem passenden Potential hat. Der Entwickler hat offenbar "Wärmefallen" benutzt. Ich persönlich mag so was nicht. Alles was Du tun musst, ist die Kupferfläche an einer passenden Stelle vom Lötstopplack zu befreien. Am Besten geht das mit einem Glasfaserradierer, den man füher bei Tuschezeichnungen benutzt hat. Es geht aber auch, mit einem Skalpell/Cuttermesser den Lack sauber weg zu schaben. Ich würde den Kondensator um 45 Grad drehen und dort das neue Pad frei kratzen.

    Was auch geht, ist die beiden Kanten, wo das Pad war, etwas weiter frei zu kratzen und den neuen Kondensator mit viel Flussmittel und gut Lötzinn in die ursprüngliche Position löten. Vorteil: man sieht die Reparatur nicht. Nachteil: mögliche Haarrissbildung bei mech. Beanspruchung, wenn nicht geklebt.

    Da bei dem Regler Traco die Stützkondensatoren eingebaut hat (guter Regler) und Traco nur irgendeinen 22uF-Kondensator vorschreibt, könntest Du auch einfach einen bedrahteten 22uF/25V Elko liegend an die Lötanschlüsse des Reglers löten.

    Bei dem Layout muss ich fast weinen.

    Wie Du richtig erkannt hast, muss ein Kondensator immer mit beiden Anschlüssen angelötet werden.
    Wichtig ist bei Elektrolytkondensatoren die Polung (+/-).
    Ich würde den neuen Kondensator nach dem Anlöten mit einem Klecks Heisskleber oder Epoxykleber gegen Vibration sichern.

    Ich bin mir sicher, dass Du das schaffst!

    Formal ist das CE-Thema ein Topic. Aus der Sicht ist vielleicht die Variante einen gleichen Kondensator (gleiche Bestellnummer->Kapazität, ESR, ESL gleich) an die gleiche Position zu löten.
    Kleben nicht vergessen!
    Wenn aber der Hersteller mit dem Layout durch die EMV gekommen ist, ist es ohnehin unkritisch.
    Nebenbei bemerkt, ich habe den Traco Regler selbst in einigen Modellflugzeugen, ohne Probleme.
     
    Sandoril und chr gefällt das.
  9. Vielen Dank, dass ihr euch Zeit für mein Problem genommen habt, ich habe viel dazugelernt und warte nun erstmal auf die Kondensatoren.

    CE ist für mich als Hobbyzündler jetzt nicht sooo entscheidend.

    Ich habe heute mal ein wenig herumgemessen und ihr habt alle recht:good::good::good: Es wundert mich aber ein wenig, dass ich auch von dem Pad auf der Leiterbahn ein Signal zum Abflusspol ("-" oder?) bekomme, allerdings ist der Widerstand deutlich höher als z.B. bei einem anderen Widerstand, der keine Leiterbahn hat. :dontthinkso:
     
  10. #10 Jenny, 18. Sep. 2023 um 21:39 Uhr
    Zuletzt bearbeitet: 18. Sep. 2023 um 21:45 Uhr
    Das mit dem CE sehe ich auch so. Es ist ein experimenteller Prototyp der der Erforschung dient. Meine Zündanlage ist komplett selbst gebaut und dient der Untersuchung des Abbrandverhalten von Zündpillen während der Jahreswende.

    Du legst mit Deinem Multimeter beim Messen eine kleine Spannung an, die dann auch einen geringen Strom fließen lässt. Es wird ein hoher Widerstand angezeigt.
     
  11. Soooo, also ich habe heute meine neuen ElKo bekommen und habe jetzt leicht versetzt mit dem Skalpell etwas Lack von der Platine genommen und mir somit quasi ein eigenes Pad gebastelt. Durchgang zum Pin vom Akku war da:good:
    Das Festlöten selbst war trotz ordentlich Flußmittel und Lötzinn irgendwie schwieriger als erwartet und hübsch ist das Teil definitiv nicht befestigt, aber es ist auf beiden Seiten fest und hat guten Kontakt, mehr will ich ja gar nicht.
    Die Anlage läuft, wie sie soll, alles funktioniert:good::good::good:

    Ich danke euch ganz herzlich für eure Hilfe und ich habe viel von euch gelernt!:love:

    Beste Grüsse
    Sandoril
     
    KLONK gefällt das.
  12. Aus genau diesem Grund werden sehr häufig die von @Jenny angesprochenen Wärmefallen (thermals) bei Pads mit Verbindung zu großen Kupferflächen verwendet. Mechanisch und elektrisch können die zwar nachteilig sein, für die Aufbautechnik haben sie allerdings ihre Berechtigung, denn selbst mit qualitativ durchaus hochwertigen Lötkolben ist es schwierig, die notwendige Hitze am Lötpunkt zu halten, wenn da ein paar cm² Kupfer perfekt angebunden sind, welche die Hitze direkt abführen.

    Professionelle Löttechnik mit dauerhafter Unterhitze oder eine Dampfphasen-Lötanlage haben wohl leider nur die wenigsten von uns im Keller.

    Freut mich auf jeden Fall zu hören, dass deine Zündanlage wieder läuft und du sie reparieren konnest!
     
    Sandoril und Jenny gefällt das.
  1. Wir verwenden Cookies, um die technisch notwendigen Funktionen der Forum-Software zur Verfügung zu stellen und registrierte Benutzer angemeldet zu halten. Wir verwenden dagegen keine Cookies zu Statistik- oder Marketingzwecken. So analysieren wir weder die Seitennutzung noch das Suchverhalten der Benutzer und bieten auch keine personalisierte Werbung an. Wenn du dich weiterhin auf dieser Website aufhältst, akzeptierst du den Einsatz der essenziellen Cookies, ohne die das Forum technisch nicht richtig funktioniert.
    Als angemeldeter Benutzer kannst du diesen Hinweis dauerhaft ausblenden.
    Information ausblenden