Weiter im Thema. Die Kapazität von Multicore zu berechnen ist extrem schwierig, wenn es nicht zusammenhängende Aderpaare sind. Bei Zweidrahtleitung wie Telefonleitung darf man grob 100 pF pro Meter ansetzen. Sind die Adern weiter auseinander, verringert sich entsprechend die Kapazität. Gehen wir von 100 pF aus, sind es bei 50 m 5000 pF oder 5 nF. Es wurde genannt, daß ein Elko mit 1000 µF auf 12 Volt aufgeladen reicht, damit ein Brückenanzünder auslöst. Um die gespeicherte Energie zu berechnen, nimmt man diese Formel: E = 1/2 x C x U² Mit 1000 µF und 12 Volt kommt man auf 0,072 Ws. Soll unser Zweidrahtgebilde mit 5 nF die gleiche Energie speichern, sind gut 5000 Volt notwendig. So eine hohe Spannung in unserer Zweidrahtleitung ist unrealistisch, da wird es vorher zum Überschlag zwischen den Adern kommen, wenn nicht schon vorher die Ladung durch hochohmige Ableitung, beispielsweise hervorgerufen durch Luftfeuchtigkeit, verschwindet. Eine einfache Zündung von einem alten Moped dürfte so etwa mit 5000 Volt arbeiten. Da ist das Kabel zur Zündkerze schon recht dick isoliert, damit sich nicht der Zündfunke seinen eigenen Weg sucht. Es wurde die Induktion genannt, z.B. in einer aufgerollten Kabeltrommel. Die dürfte hier uninteressant sein, weil sich zwischen den einzelnen Adern im Kabel keine Spannung bildet. Das magnetische Feld wirkt ja in dem Fall auf alle Adern im Kabel gleich! Wer was gegen eventuelle statische Ladungen machen möchte, sollte mit hochohmigen Widerständen arbeiten, Gegend 100 kΩ ... 1 MΩ. Dioden würde ich nicht nehmen. Liegt hohe Spannung in Sperrrichtung an, können sie durchschlagen oder zumindest durchzenern. Ich würde bei einer einfachen Zündanlage 12 oder 24 Volt alle beteiligten Adern über die hochohmigen Widerstände auf einen gemeinsamen Punkt legen, am besten die Gehäusemasse, wenn man ein Metallgehäuse verwendet. Damit erreicht man zusätzlich Ableitung gegen Erde, verhindert somit die Aufladung des ganzen Zündsystems gegen Erde. Kurt
Hallo Kurt, also wenn ich deinen Text richtig interpretiere schliesst du (rechnerisch) eine Zündung durch aufgeladenes Kabel aus. MfG Hercooles
Super Kurt, danke für die durchdachte und ausführliche Lösung. Ich war bei meiner vereinfachten Rechnung zwar auf eine geringere Spannung gekommen. Denn Du hast die (m)Ws einfach aus einem potentiell erfolgreichen Zündvorgang abgeleitet. Ich habe mich auf die Tabelle im Wiki bezogen: http://www.feuerwerk.net/wiki/Elektroanzünder Ansonsten hab ich mal mein Kapazitätsmessgerät genommen und an dem noch 100 m langen Kabel wahllos ein paar Adern paarweise gemessen. Dort kamen Kapazitäten von 12 bis 14 nF heraus. Über das Problem Multicore wollte ich gar nicht nachdenken (schwebende Masse, mehrere Kreise in Reihe o.ä.). Das alle Adern normalerweise halbwegs gleich geladen werden sollten, klingt überzeugend. Das mit den 100 kOhm hört sich doch trotzdem sehr gut und günstig an, würde dann sogar 2*220 kOhm parallel nehmen, kostet ja nicht die Welt. Wahrscheinlich braucht man es nie, tut aber nicht weh. Zusätzliche Halbleiter, der Punkt gefällt mir auch, würde ich ebenfalls nicht nehmen. Nachher geht davon mal wieder einer auf Ganzleiter, dann hab man andere Probleme. Super. Gruß Frederik
Momentan bin ich unterwegs. Ich vermute, die Angaben im Wiki zur Zündenergie werden Werte sein, ab wann mit einem Auslösen zu rechnen ist. In einer anderen Rechnung kam ich auf 4700 µF und 12 Volt, um drei Anzünder mit einigen Metern Kabel sicher zünden, wenn für 10 ms der Nennstrom laut Wiki nicht unterschritten wird. Frederik, deine gemessenen Werte decken sich ganz gut mit dem, was ich angenommen habe. Von der NF-Technik kenne ich Kabel bis etwa 300 pF/m. Hercooles, es ist recht unwahrscheinlich, daß ein Brückenanzünder durch statische Spannung zündet, wenn Du die thermische Auslösung durch den Glühdraht meinst. Die Gefahr, daß ein Funke vom Brückenanzünder gegen Erde springt, sehe ich eher gegeben bei sehr ungünstigen Umgebungsbedingungen. Ich schrieb ja zuvor von der Antenne auf dem Hochhaus, die selbst noch mal 20 m Länge hat. Erdnah, Draht auf der Wiese verlegt, wird da kaum erwähnenswerte Ladung entstehen. Kurt
Gut, will ich auch mal hoffen. Oder entstehen da jetzt Potentialdifferenzen, weil die 50m auseinanderliegenden Punkte möglicherweise eine "Schrittspannung" aufbauen? Ein ein oder beidseitiger leitfähiger Übergang zum Untergrund durch Feuchtigkeit kann ja nicht 100% ausgeschlossen werden
Frederik, die Möglichkeit mit der Schrittspannung gibt es auch. Die ist aber praktisch auszuschließen, wenn man nicht gerade lebensmüde und total weggetreten ist. Diese Spannung entsteht, wenn man in unmittelbarer Nähe einen Blitzeinschlag hat und kann sehr wohl zu einer Zündung führen, thermische Auslösung beim Brückenanzünder. Ein halbwegs normaler Mensch wird kaum mitten im Gewitter ein Feuerwerk aufbauen oder veranstalten wollen... Kurt