Handhabung & Technik Kunststoffe für die Pyrotechnik

Dieses Thema im Forum "Professionelle Technik, Sicherheit, Handhabung" wurde erstellt von Gipsbombe, 1. März 2009.

  1. Jetzt habe ich doch noch diesen Thread aufgemacht, weil ich denke, daß das Thema ganz interessant sein könnte. Mir geht es hier natürlich nicht so sehr darum, daß ein Gehäuse für die Zündelektronik statt aus Metall aus Kunststoff gefertigt ist. Ebenso sind ja die Plastikraketen von Comet allseits bekannt, allerdings ist diese Kunststoffumhüllung nicht unbedingt für die Funktion wichtig.
    Mir ist jedoch aufgefallen, daß z.B. die "Pyromaxx" - Goldflitter-Raketen eine Treiberhülse aus Kunststoff besitzen. Übrigens habe ich von diesen etliche Stück beseitigen müssen, da diese durch ihre irrsinnigen Flugbahnen nicht sicher handhabbar waren. In diesem Fall hätte ich jetzt darauf getippt, daß das an den Kunststofftreibern lag.
    Für welche Zwecke wird also in der Pyrotechnik auf Kunststoff gesetzt und wo ist dieses auch sinnvoll?
    Danke für die Antworten!:)
    GB
     
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  2. Wir haben aus Kuststoff:
    Aufstiegszünder, Bombenschalen für 150mm und 200mm, Spitzkappen für Raketen , mehr fällt mir im Moment nicht ein weil man Kuststoff bei Feuerwerken deswegen vermeidet um keine Rückstände als biologisch abbaubar zu hinterlassen.
    Bei manchen Festivals oder Wettbewerben ist Kunststoff in der oben beschriebenen Form verpönt bis verboten.

    In meiner Anfanszeit (1967 ) war das ganz was Anderes !! Da war Kuststuff DER Hit. Bombetten, Mörser, Hülsen für Raketen und Treiber, Hülsen für Stoppinen (wirkliche Plastkröhrchen die heute noch wo in einer Wiese herumliegen) und was weis ich noch Alles gabs aus "Plastik".
    Sinnvoll dagegen war Polyurethan ein Werkstoff der zahlreich in der Herstellung von Hilfsmitteln zum Einsatz kam.
    Ich erinnere mich da an die Zeit wo wir Leuchtspurpatronen Cal 4 fürs Bundesheer zu 100 000 den produzierten.
    PU - Brettchen mit entsprechenden Löchern in die man jeweils 100 Leuchtspurpatronen hineinstecken konnte um diese zu befüllen und abzuschließen( meine Arbeit war die Dinger mit einer ,entsprechend der Farbe der Sterne gefüllten Kunststoffspritzflasche gefüllten Nitrolack nach dem verschließen zu versiegeln).
    Diese Brettchen waren natürlich wesentlich formbeständiger als die aus Holz und auch leichter zu reinigen.
    Auch andere Werkzeuge besonders Presswerkzeuge für wenig Druck konnte man sich da leicht selbst anfertigen.
     
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  3. OT
    Es gab ja auch mal eine Zeit, und die meinst Du wahrscheinlich, Anton, da hat man buchstäblich ALLES Alte (z.B. Sachen aus Holz, man denke an Metallspielzeug, Röhrenradios in "Grundig-Barock" mit Holzgehäuse) weggeworfen und ersetzt durch "Plaste und Elaste, Cassettenrecorder, japanische Transistorradios usw.." Wie Du so treffend schreibst: "Kunststoff war DER Hit."
    Wir "alten Dackel" haben das halt miterlebt und auch erlebt, wie dann diese von allen verpönten Sachen plötzlich sehr wertvoll, und auch wegen ihrer Robustheit und Praktikabilität wieder stark nachgefragt wurden.
    Im Feuerwerkbereich sieht man ja auch diesen Run auf Raritäten, wobei da doch zu hinterfragen ist, ob dieses Alles auch solche Preise rechtfertigt.
     
  4. Wir schweifen zwar wieder mal ab aber auch DAS hat 2 Seiten.
    Wenn ich an die Entwicklung in meinem zweiten Erstberuf, Nachrichten .-und Vermittlungstechnik denke, wäre heute ohne Kunststoff vieles gar nicht möglich .
    Da war in der Anfanszeit als Isolationsmaterial Pertinax das einzige .
    Man stelle sich ein Handy vor mit einem Gehäuse aus dem stinkenden Material.

    Es war halt die "plastikgläubige" Zeit wo man ALLES draus machen wollte -sogar Autos wurden doch bei Euren Brüdern damals draus erzeugt. Was man aber nicht bedacht hat weil nicht in Erwägung gezogen war das Altern diese Materials das ursprünglich eher für nicht möglich gehalten wurde .
     
  5. Pertinax und das damit verwandte Bakelit. Da sind die heutigen Kunststoffe schon ein großer Fortschritt.
    Aber zurück zum Thema.
    Du schreibst, daß "Hülsen für Raketen und Treiber" aus Kunststoff verwendet wurden. Hat sich denn, abgesehen von der Nichtverrottbarkeit, die ja nicht erwünscht ist, dieses Material bewährt? War es genügend hitzestabil, und
    wird das heutzutage denn noch verwendet?
     
  6. Wir haben Treiber immer nur in Metall bzw. Papphülsen gepresst.
    Manchmal tauchen noch Treiber in Kunststoffhülsen auf wobei man nie weis wie alt die sind.
    Meist waren das kleine Kaliber die schnell abbrannten und der Kunststoff die 2 Sekunden hielt.
    Dass heute wer noch sowas macht ist nicht unmöglich eher wahrscheinlich !

    Da fällt mir übrigens noch was ein, das immer aus Kunststoff war und das auch spielend ausgehalten hat nämlich die Becher für die Stoßladung bei Bomben bis 100mm.
    Ich hab die , wenn die Becher im Rohr geblieben sind sogar oft 2 x verwendet. Waren zwar etwas angesengt und rauh aber nicht zerbrochen.
    Was ich noch mit Kunststoff vor 35 Jahren probiert habe .
    In Nitro-Verdünnung Plastikteile aufgelöst bis die Flüssigkeit dick wurde und darin kurz 2-3 mal Litze getaucht . Die brannte dann zwar etwas schneller war aber (fast) wasserdicht !
    Ähnliches habe ich auch mir Wasserfallbränder gemacht nachdem ein E-Zünder eingebaut war . Da konnte man den Wasserfall montiert tagelang im Regen stehen lassen.
     
  7. Hallo!

    Raketentreiber aus Plastik, bzw mit Plastikinnenhülse, kenne ich heutzutage vor allem aus China, da sind sie durchaus verbreitet. Pfeifen und ähnliche Artikel werden dort oft in Plastik gepresst. Und auch Fontänen aus europäischer Produktion kenne ich in Plastkhülsen. Ich versuche allerdings selbst, so wenig Kunststoff wie möglich einzusetzen, obwohl es da teils wirklich verführerisch-einfach zu verarbeitende Teile gibt :)

    tschüß
    Alex
     
  8. Habt Ihr eine Ahnung, welche Kunststoffart da verwendet wird?
    PTFE ist ja ziemlich robust, aber nicht gerade billig.
    PP und HDPE günstiger, aber sind die für Treibsätze geeignet? Anton schreibt hier von etwa 2 Sekunden Brenndauer, da mag das noch ausreichen, aber länger?
     
  9. Mag sein, daß das Plastik-Zeug dem Hersteller irgendwas spart und somit für uns billiger wird (wenns stimmt...).

    Jedenfalls sind die Äcker voll mit den ausgebrannten Treibern der Hofer-Rakteten (Helios glaube ich...). Die Halbwerts-Zeit ist wahrscheinlich hundert Jahre.

    Gnade Gott wenn die Kuh sowas in ihren dritten oder zehnten Magen kriegt, es soll schon eine an sowas gestorben sein und der Pyro ist dann kräftig zur Kasse gebeten worden.

    Als Pyrotechniker ist man aufgerufen, Schäden zu vermeiden. Es entsteht so schon genug Dreck durch ein Großfeuerwerk, die ganzen Kartonfussel kann kein Mensch einsammeln.
    Aber das verrottet wenigstens bald.

    Weg mit dem Kunststoffmist.

    -helmut
     
  10. Alle Klasse 2 China Treiber sind aus Plastik. Nur haben die meistennoch Pappe drumgewickelt. Sieht man wenn man die Kappe abmacht und unten reinschaut, oder aber nach einem veregneten Silvester, wenn die Kunstoffhülsen auf der Straße liegen.

    Das die Goldflitter Raketen so unkontrolliert fliegen, liegt ganz allein an dem schiefen, krummen Leitstab, der meistens noch schief angeklebt ist.

    75er und 100er aus Plastikschalen hatten wir auf dem letzten Feuerwerk auch dabei. Außerdem sind die Vorbrenner von Pyroclock aus Plastik.
     
  11. #11 Gipsbombe, 13. März 2009
    Zuletzt bearbeitet: 14. März 2009
    Danke "Giga",
    aber, ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Raketen gut fliegen können, weil es doch an der nötigen Düsenform fehlt. Ich willl jetzt nicht genauer darauf eingehen, aber um einen geradlinigen Ausstoß zu erreichen, muß doch eine gewisse Düsenform eingehalten werden.???
     
  12. hmm was ist denn bei der Düse anders als bei großen Treibern?:dontthinkso:
     
  13. #13 Gipsbombe, 13. März 2009
    Zuletzt bearbeitet: 14. März 2009
    Es fehlt die Düsenform, eine "Plastikrak" ist nur ein Zylinder mit Loch ganz unten...???
     
  14. ...Wo aber auch meistens Ton mit reingepresst ist... war zumindest bei den Überresten meiner ausgebrannten Raketen dieses Silvester zu erkennen.
     
  15. Ohne Gewähr, aber ich glaube bei den "Pyromaxx" war das nicht der Fall.
     
  16. Plastik hat nicht unbedingt schlechte Eigenschaften auch nicht als Düse. Man verwendet dann eigentlich Duroplast Kunststoffe diese Verformen sich nicht bei Hitze. Sind billig und leicht in die perfekte Form zu bringen. Die Firma Aerotech fertigt ihre Treibsatz Düsen auch aus Duroplast her. Die düsen könnte man sogar mehrmals verwenden. Sonst bleibt fast nur noch Grafit als Material übrig muss aber extra gedreht werden und das material selber ist auch teurer.

    Sicherlich ist beides für die kleinen Treibsätze für die Pyrotechnik nicht unbedingt notwendig.

    Das es nicht verrottet ist wahrscheinlich das Hauptproblem, das machen aber die meisten Raketenspitzen auch nicht.
     

  17. Da gibt aber auch Kunststoffe die Biologisch abbaubar sind (Biokunststoffe), die sind aber teuerer als die uns bekanten.
    Es wird wohl aber noch ein paar Jahre oder Jahrzehnte dauern bis sich diese wieder durchsetzen.

    Gruß
    Roli
     
  18. Wer weiß, vielleich ist so etwas sogar die Zukunft, wobei die "Papp/Papier" - Hülsen ja schon immer biologisch abbaubar waren:blintzel:
     
  19. Die Biokunststoffe sind aber zur zeit noch reine Thermoplaste oder ???

    Also erstmal für unsere Zwecke nicht nutzbar.
     
  20. Da steht es aber auch nicht so genau drin. Für teile die nicht im ständigen Kontakt mit einer Flamme sind geht es aber für eine Düse?
     
  21. Gedankenspiel:
    Bakelitdüse mit E14 - Gewinde zum Einschrauben in eine PTFE-Röhre; Pfandhöhe: Fuffzisch Cent für die Düse; 1,00 € für die PTFE-Röhre.
    Dazu noch ein Kunststoff-Raketen-Stab aus Polypropylen mit Edelstahl-Seele und schmutzabweisender Teflon-Beschichtung, Pfandbeitrag: € 0.60.
    Vorteil: Kein Müll,
    Nachteil: Keine "Müllbilder" mehr in "Alles Müll oder was?"
    LG:D
     
  22. Welches Plasik ist Für Feuerwerk gut ?

    Sehr geehrte Freunde:

    Hier spricht der Praktiker. In Deutschland (in meiner Lehrzeit also) habe ich nur Pappe (nicht einmal Alu-hülsen) verwandt. In Spanien habe ich Plastik kennen und lieben gelernt. In Brasilien habe ich schliesslich Plastik perfektioniert: hauptsächlich für Japanbombenschalen. Aber ist auch gut für andere Dinge:

    Hochschlagfestes Polystyrol (ein Copolymer aus Styrolund und Butadien) ist umweltfreundlich, wenn man auf jeden Farbstoffzusatz und ander Füllmittel verzichtet. Der ultraviolette Anteil des Sonnenlichtes (in Brasilien besonders stark) macht dem Plastik in Brasilien unter freiem Himmel nach etwa 6 Montaten den Garaus. Das ursprünglich weisse Plastik wird beige-farben und knusprig, brüchig also, wie ein trockener Keks. Einfaches Unterpflügen, und es bereichert als ungiftiges Granulat den Sanduntergrund. Ich habe es selbst jahrelang benutzt und beobachtet.
    Farbstoffe und Füllstoffe sind dabei darum hinderlich, weil sie das ultraviolette Licht, das den Kunststoff zerstören soll, vorher unschädlich machen.

    Vorteile der Kunststoffe:
    #Zusammenbau der Teile passgenau und narrensicher (sie müssen aber von einem Berufsfeuerwerker und nicht bloss von einem Plastikfritzen, der keine Ahnung hat, entworfen worden sein, das ist leider oft nicht der Fall. Ich habe eigene Plastikpassteile entworfen und die Spritzgussmatrizen dafür selbst anfertigen lassen.) Wer je in einer Feuerwerksfabrik gearbeitet hat, weiss, wie das ist: Stückakkord und Arbeiter mit ganz geringer oder überhapt keiner Schulbildung, die schnell alles falsch machen, wenn die Arbeit zu schwierig ist.
    #Gegenüber Pappteilen eine Ersparnis von Arbeitszeit und Lohnkosten, die zwischen 50% und 90% liegen kann. Ich habe das selbst bei meinen Arbeitern festgestellt.
    #Bomben aus Pappe, lassen am Himmel nach ihrer Explosion glimmende Papierfetzen zurück, die oft vom Wind kilometerweit getragen werden. Das gibt es bei Kunststoffschalen nicht.
    #Plastik ist wie eine Konservendose, die den Satz (meist vor Feuchtigkeit) schützt: besonders nützlich bei Tropenklima und in (Meeres-)Küstennähe.

    Trotz dieser Argumente ist die Mode, auch hier, contra-plastik. Wir tun dem Kunden den Gefallen, müssen aber leider den Preis höher schrauben, wenn er Pappe den Vorzug gibt.

    Plastik hat auch Nachteile:
    # Es verhält sich physikalisch ähnlich wie Glas: interne Spannungen, sorgen für vorzeitiges Brechen. Man muss also genau auf passen, wenn man die Spritzgussform entwirft und die Ware bei einer vertrauenswürdigen Firma spritzen lassen. Wer nämlich die Kühlung der Matritze auf "Vollgas" stellt und den Kunststoff mit möglichst niedriger Temperatur einspritzt, nur um Zeit zu sparen, erzeugt reichlich innere Spannungen.
    # Plasik ist schmelzbar: man sollte daher Pulverpresslinge (Bombenzeitzünder, Raketentreiber, Aufstiegsterne für Bomben) mit einer dünnen Schicht Pappe (die man oft sogar in die Spritzgussmatritze, vorm Spritzen tun kann) von der Plastikoberfläche trennen.

    Grüsse aus Brasilien:

    Toivo:)
     
    takeo gefällt das.

  23. Und wie schaut es in Europa aus?
    In 6 Monaten wird bei uns nicht viel passieren, oder?

    Kennst du Kunststoffe die sich bei uns schnell zersetzen und noch dazu Umweltfreundlich sind ?
    Ich meine solche die nicht aus Erdöl hergestellt werden, sondern aus Mais-Stärke oder so was in der art. ?????????




    Stimme dir voll und ganz zu!




    Na ja, das jeder Berufsfeuerwerker eine Form mit der richtigen Temperierung Konstruieren kann, bei Spritzen die richtige Massetemperatur, Einspritzdrücke, Einspritzzeiten, den richtigen Nachdruck, die richtige Formtemperatur usw. usw. so das man weniger bis gar keine Spannungen erhält, wage ich zu bezweifeln.

    So was kannst vielleicht du, und noch eine handvoll andere Leute und das war‘s dann aber schon.:)


    Man muss halt klare Anforderungen stellen dann klappt es auch, zumindest bei uns in Deutschland!


    Gruß
    Roli
     
    dr. toivo willmann gefällt das.
  24. Lieber Roli:

    # Maisstärke-Kunststoffe (ich nenne sie spassenshalber "Nudelmasse") sind toll und eine Alternative.
    Die Hersteller sollten aber die Preise verbraucherfreundlich senken

    # Ob hochschlagfestes Polystyrol ohne Zusätze in Deutschland sich umweltfreundlich zersetzt oder nicht,
    müsst ihr auf einem Testgelände selber aus probieren. Selbst wenn aus 6 Monaten 6 Jahre würden, ist
    das noch immer ein annehmbarer Wert. Selbst die sonst so gelobte Pappe braucht Jahre, um zu verrotten.

    # Was die Konstruktion von Spritzgussteilen und deren Einspritzparametenr betrifft: es ist kein Fehler, wenn
    man als Feuerwerker Chemie studiert hat. Diese Bemerkung soll Kollegen mit Ehrgeiz, unter den Lesern, als
    Anreiz dienen.

    Grüsse::)
    Toivo
     
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