Handhabung & Technik Reibkopf

Dieses Thema im Forum "Professionelle Technik, Sicherheit, Handhabung" wurde erstellt von matze83, 19. Dezember 2005.

  1. Hallo Leute,
    ich hoffe Ihr könnt mir weiterhelfen!
    Ich suche schon seit ner Weile nach der genauen Zusammensetzung der Reibköpfe von Reibkopfknallern...!
    Was mich interessiert, welche Inhaltsstoffe und in welchen Mischungsverhältnis.

    Gruß, Matze83
     
  2. Bevor es jetzt hier gleich wieder knallt: Diskussionen über chemische/physikalische Aspekte der Pyrotechnik sind im Forum durchaus in Ordnung. Bastelthemen nicht. Die Grenze ist schwer zu ziehen. Bitte beachtet das bei euren Antworten auf dieses Thema.

    Weitermachen.
     
  3. Das ist mit Sicherheit bei jeder Firma anders.

    --->Es gibt keine eindeutige Antwort. ;)

    Der Reibkopf von Streichhölzern besteht meines Wissens nach zumeist aus Kaliumchlorat , Schwefel und Antimon(III)sulfid .
     
  4. hatte mal gehört das Schwefel nicht mehr verwendet wird
    es soll so ein anderer stoff sein weiss aber den namen jetzt nicht
     
  5. Könntest recht haben nur mit dem kaliumchlorat weiß ich nicht... ich glaub das da natriumchlorit verwendet wird weil das mit dem roten Phosphor an der reibfläche viel häftiger/schneller reagiert! bedeutet das es viel schöner zünden müsste!
    theoretisch müsste eine mischung aus schwefel und kaliumchlorat/natriumchlorit und einem bindemittel genügen!
    Noch dazu sind die Hölzchen mit einer gesättigten kaliumchloratlösung getränkt worden damit sie besser brennen! *klugsch*****
     
  6. Hallo Matze38,
    wie Du siehst, hat sich Matchbox hier gleich eingeklinkt und gewarnt. Nun, ich finde das auch richtig. Falls Dich derartige Dinge interessieren, dann wirst Du das nicht in der gewünschten Form hier erfahren. Prinzipiell sind die Reibköpfe ähnlich denen von Zündhölzern. Tiefgründigere Antworten darfst Du hier nicht erwarten. Ich als Chemiker bin zwar kein Pyrotechniker, aber ich muß Dich warnen - falls Du's doch irgendwie heraus bekommen solltest - die Mischung ist reibungsempfindlich und kann Dir gewaltig um die Ohren fliegen!!

    Nix für ungut - aber laß' ma' lieber...
     
  7. die "mischverhältnisse" machen mich "mischtrauisch" ;) ansonsten würde ich gern was
    dazu sagen wenn ich ahnung hätte =) mich interessiert es auch...
     
  8. Hmm, wirklich fummliges Thema. :dontthinkso:
    Ich entscheide mich für die Information: :blintzel:

    Ein Viktor Obendrauf hat mal einen wissenschaftlichen Artikel (Oberstufe ?) mit dem Titel:"Mit Köpfchen und Reibfläche; Microscale-Experimente mit Zündhölzern" verfasst.
    Das Teil existiert als *.doc im www und ist imho frei von groben Schnitzern.

    LG
    Thomas
     
  9. Hallo,

    also die Reibköpfe eines Reibkopfknaller unterscheiden sich im wesentlichen nicht von einem Streichholzkopf. Sonst wäre der Witz ja weg, dass man sie an einer normalen Streichholzschachtel entzünden kann. Das Funktionsprinzip eines Streichholzkopfes halte ich aber durchaus für so interressant, dass man es hier einmal ansprechen kann.
    Generell unterscheidet man zwischen "Überallzündern", das sind Streichhölzer die wegen ihrer Zusammensetzung an jeder rauhen Fläche zünden (mit dem entsprechenden Gefährdungspotential) und Sicherheitszündhölzer. Gerade letztere haben einen recht interessanten Aufbau und entsprechen auch dem eines Reibkopfes. Die Reaktionspartner sind dabei räumlich getrennt (daher Sicherheitszünder).

    1. Reibfläche
    Diese besteht aus

    - (wenig) rotem Phosphor und
    - Glassplitter
    - Binde/Haftmittel

    Durch die Glassplitter wird die Reibung an der Fläche erhöht -->Wärmeentwicklung. Der rote Phosphor ist sehr leicht entzündlich (es ist aber so wenig, dass eine Reibefläche nicht brennt).

    2. Streichholzkopf. Dieser bestand früher tatsächlich aus

    - Antimonsulfid,
    - Schwefel und
    - Kaliumchlorat.
    - Bindemittel

    Das Antimonsulfid sollte sich aber schon lange nicht mehr darin finden, da das bei der Verbrennung entstehende Antimon(III)oxid als krebserzeugend gilt.
    Heutzutage besteht der Streichholzkopf entweder aus einer Mischung von

    - Kaliumchlorat
    - Schwefel und
    - Bindemittel sowie
    - ein paar Substanzen, die für eine gleichmässigere Verbrennung sorgen (Mangandioxid, Eisenoxide).

    Alternativ gibt es die moderneren schwefelfreien Streichholzköpfe (zu denen die Informationen erheblich dünner gesäht sind, fast alle Beschreibungen im Netz (Wikipedia...) basieren auf den schwefelhaltigen oder sogar noch ganz alten (ca. 1850) Mischungen), die

    - Kaliumchlorat
    - Kolophonium (ca. 5%) ODER
    - Ferrophosphor (Phoshphoreisen, "FeP") (ca. 5%) und
    - Bindemittel sowie die o.g. Verbrennungsregulatoren

    enthalten.
    Das Kaliumchlorat dient dabei ganz klar als Oxidationsmittel, der Schwefel oder das Kolophonium bzw. das Phosphoreisen (und die Bindemittel) als "Brennstoffe", die schnell und energiereich verbrennen.
    Bei der Zündung geschieht nun folgendes: Man reibt den Kopf über die Reibfläche, dabei bleibt etwas Phosphor an dem durch die Glassplitter aufgerauten Kopf hängen. Gleichzeitig erhitzt sich lokal durch die Reibung der Streichholzkopf. Durch die Reibungswärme oder die Reibung an sich wird der Phosphor durch das Kaliumchlorat oxidiert. Die enstehende Hitze genügt um die eigentlich brennbaren Substanzen des Streichholzkopfes zu entzünden, die durch das Kaliumchlorat heftig oxidiert werden und dadurch rasch abbrennen und das Holz entzünden.

    Natriumchlorit verwendet man sicher nicht, da die Chlorit-Schwefel Mischung nicht stabil genug wäre, um sie überhaupt zu Mischen, geschweige denn im Streichholzkopf zu transportieren, ausserdem zersetzen sich Chlorite wenn sie feucht werden.

    Perchlorate können nicht verwendet werden, da Sinn und Zweck eines Streichholzes ja eben ist, bei Reibung zu entzünden.

    Zur leichteren Entzündbarkeit haben manche Streichhölzer an der Spitze noch etwas Phosphorsulfid.

    Das Holz der Streichhölzer ist übrigens mit einer flammHEMMENDEN substanz getränkt (und gerade nicht Kaliumchlorat), damit sie auch schnell verschlöschen, wenn man sie auspustet, und nicht nachglühen (und Funken auf den Boden fallen). Dafür nimmt man meist Ammoniumphosphat oder Natrium(hydrogen)phosphate. Das Holz an sich ist rel. harzreich (Fichte z.B.) damit es trotzdem noch brennt und überhaupt schnell Feuer fängt.

    Reibkopfknaller dürften eher die billigere Schwefel-haltige Kopfmischung enthalten, da es im Freien bzw. bei einem Böller nicht gerade stört wenn es nach Schwefel stinkt.

    Gruß,

    ivhp

    PS: Was das ausprobieren angeht schliesse ich mich meinen Vorrednern an - gerade da die Mischung Chlorat enthält ist es absolut nichts womit man rumexperimentiert. Weitere Informationen zu Chlorat und seinem Gefährdungspotential gibts hier
     
  10. Herzlichen Dank für Eure Tipps.

    Mir gehts mehr darum welches Bindemittel dort verwendet wird.
    Vielleicht habt Ihr in dieser Hinsicht noch Ideen...?!
    Mfg.Matze83
     
  11. der chemiker hat gesprochen und ich bin nun um ein wenig schlauer als vorher (wobei mir das eher wenig bringen wird):D
     
  12. Gegen Mischungsverhältnisse ist grundsätzlich nichts einzuwenden, finden sich auch in jeder Pyro-Literatur. Nur liegt, wie Matchbox schreibt, sehr schnell der Verdacht nahe, dass man damit selbst basteln will - und dagegen haben wir sehr wohl etwas.

    Ich denke die sehr ausführlichen Erklärungen von ivhp - vielen Dank dafür - reichen an dieser Stelle...
     
  13. Hallo,
    eine kommerziell für Knaller eingesetzte Reibkopfmischung bestehht z.B:aus:KCLO3, K2Cr2O7,KNO3,ZnO,Talkum,Gummi arabicum,Gummi Acaroides und Farbstoff.Diese Technologie ist natürlich auch Pyrotechnik obwohl sich kaum jemand dafür zu interessieren scheint.Wen's interessiert dem kann ich nur wärmstens die beiden Bücher,meiner Meinung nach mit das Beste was weltweit darüber publiziert wurde,von Hans Hartig empfehlen:1.)"Zündwaren"VEB Fachbuchverlag Leipzig 1965(sehr schwer zu bekommen,ein reines Technolgiebuch) 2.)"Unterhaltsames über Zündwaren",VEB Fachbuchverlag Leipzig 1986(ein schönes Unterhaltungsbuch).
     
  14. Bäh. Ich hoffe das ist Vergangenheit. Die krebserzeugende Wirkung von (di)Chromaten steht wohl nichtmehr zur Disposition.

    LG
    Thomas
     
  15. Hallo,

    vielen Dank für die Buchtipps!
    Was das Dichromat angeht stelle ich allerdings auch in Frage, ob das heutzutage noch durch BAM geprüftes Feuerwerk kommt und vermute mal, dass auch da eine modernere, schwermetallfreie Mischung verwendet wird.

    Gruß,

    ivhp
     
  16. Vielen Dank Pyromartin!

    Ich werde mir diese Technologie-Bücher auf jeden Fall besorgen.In all meinen Büchern wird nie auf dieses Thema eingegangen.Ich finds ziemlich Schade, schließlich ist der Reibkopf ein ziemlich weitverbreitetes Anzündmittel, und außerdem sicherer und zuverlässiger als Zündschnüre.Man kann sie zwar nicht überall einsetzen,aber wo die Möglichkeit besteht sollte man dies tun.

    Gruß,
    matze83
     
  17. Worüber man trefflich streiten kann: eine Visko zündet nicht durch und nach dem Anreiben, hat man schließlich einen brennenden pyrotechn. Gegenstand in der Hand ...:dontthinkso:


    LG
    Thomas
     
  18. Übrigens: Natriumchlorit ... das kann ich mir nur schwer vorstellen. Zu instabil denke ich. Chlorate und Perchlorate sind da auf jedenfall die bessere Wahl. Das Antimon(III) krebselt höre ich heute zum ersten mal. Sicher ist es nicht gesund, intravenös sogar gleich giftig wie Arsen, aber ... naja, darüber kann man streiten.

    rhodium

    P.S. Die Handgranatenreisszünder hatten wohl auch so eine Mischung .. ?
     
  19. Bin zwar, was die Chemie angeht nicht so bewandert, aber soweit ich weiss, sind Chlorate doch etwas zu instabil vorallem in Knallartikel. Da Chlorate doch gerne mit vielen Stoffen spontane verbindung eingehen die u.a. in pyrotechnischen Erzeugnissen sicher auch enthalten sind. Meines wissens nach bestehen zumindest die Reibköpfe auf Zündhölzern aus Bariumnitrat + Festiger usw... ! (NItrate sind doch weitaus stabiler,...)
     
  20. Hallo!

    Ich kann die Zusammensetzung, wie sie Pyromartin beschrieben hat, bestätigen. Das ist, was heute meist für Reibköpfe verwandt wird. Kaliumdichromat ist als einer der bestgeeignetsten Katalysatoren für die Pyrotechnik unerlässlich und wird in vielen Sätzen eingesetzt. Ebenso ist es bei etlichen Mischungen, die Magnesium enthalten, von Nöten.

    stay green
    Alex
     
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