Literatur Sylvestertraum von F. Nietzsche

Dieses Thema im Forum "Literatur" wurde erstellt von Clef, 5. Dez. 2009.

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  1. Hallo,

    mal etwas besinnliches zu Silvester. Ein Gedicht von F. Nietzsche.

    Doch was seh ich auf meinem Bett? Dort liegt jemand – er stöhnt leise, röchelt – ein Sterbender!
    Und nicht allein! Herum wie Schatten steht und schwebt es. Ja die Schatten sprechen. "Du böses Jahr, was
    hast du mir verheißen und was gehalten? Ich bin elender als je, und du sagtest mir, daß ich Glück haben sollte.
    Sei verflucht!" "Du liebes Jahr, du schautest mich zuerst so finster an, aber dein Mai tröstete mich, und dein
    Herbst war des Maies wehmütiger Nachklang. Sei gesegnet!" "Du altes Jahr, viel Mühe hast du mir gemacht,
    aber hast mich auch entschädigt. Wir sind uns nichts schuldig, lebe wohl!" ... Ich hörte eine Stimme:
    "Ihr Thoren und Narren der Zeit, die nicht und nirgends ist außer in euren Köpfen! Ich frage euch, was habt ihr
    gethan? Wollt ihr sein und haben, was ihr hofft, worauf ihr harrt, so thut, was euch die Götter als Probe vor
    den Kampfpreis gestellt haben. Wenn ihr reif seid, wird die Frucht fallen, eher nicht!
     
    badunclebob und Milo gefällt das.
  2. Ich erweiter einfach mal mit Mondfeuer: :)))

    Herbsttag

    Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
    Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
    und auf den Fluren lass die Winde los.

    Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
    gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
    dränge sie zur Vollendung hin und jage
    die letzte Süße in den schweren Wein.

    Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
    Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
    wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
    und wird in den Alleen hin und her
    unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

    (Rilke)
     
  3. Ein Herbstgedicht möchte ich noch anfügen, das mir schon immer sehr gut gefallen hat - wenn es gestattet ist! :)

    Lied im Herbst

    Wie Krieger in Zinnober
    Stehn Bäume auf der Wacht.
    Ich taumle durch Oktober
    Und Nacht.

    Blut klebt an meinem Rocke.
    Mein Weg ist weit und lang.
    Des Tales dunkle Glocke
    Verklang.

    Auf einem schwarzen Pferde
    Reit ich von Stern zu Stern.
    Die Sonne und die Erde
    Sind fern.

    Ich bin von vielen Winden
    Zu Gott emporgereicht.
    Werd ich den Frühling finden?
    Vielleicht...

    (Klabund)
     
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