Pyrotechniker [war: Bindemittel bei Effektsätzen von Raketen] Aspekte der Herstellung

Dieses Thema im Forum "Beruf Pyrotechniker" wurde erstellt von Sebihepp, 3. Januar 2009.

  1. Hallo,

    ich weiss inzwischen, dass bei den Effektsätzen von Raketen Pulvergemische
    aus einem Oxidationsmittel, einem Reduktionsmittel und einem Farbgeber
    benutzt werden. Ich meine natürlich die schönen, farbigen Kugeln, die die meißten
    Raketen ausstoßen. Aber wie kommt das bitte in so eine Kugelform?
    Also mit was wird das Pulver gebunden, ohne die entflammbarkeit zu beein-
    trächtigen? Ansonsten könnte man ja Mehl oder so nehmen... nur kann man das
    Pulver dann nicht mehr entzünden, da Mehl ja "inert" wirkt.

    Gruß und frohes Neues
    Sebihepp
     
  2. Es kommen da verschiedene Bindemittel zum Einsatz.

    Zum Thema Herstellung von Sternen empfehle ich den passenden Wiki-Eintrag

    Nur rein vorsichtshalber der Hinweis: Selber Basteln ist verboten....
     
  3. Ich hatte zwar nicht vor etwas selber draus zu basteln, da ich meine Hände noch
    zum Programmieren brauche, aber trotzdem danke für den Hinweis. :)

    Das selbe Prinzip sollte ja auch bei anderen Dingen, wie Beispielsweise
    Sicherheitszündhölzern, sein, oder?
     
  4. Kein Thema - Diksussionen über den Aufbau und die Funktionweise von Feuerwerkskörpern sind hier ausdrücklich erwünscht - aber die Grenze zum Bastelthema ist da leider (zu) schnell überschritten.

    Im Prinzip schon.
     
  5. Das kann ich natürlich nachvollziehen. Auch wenn ich denke, dass jeder selber
    entscheiden muss, welchen Gefahren er sich aussetzt. Dennoch muss der Staat
    und damit jeder einzelne die Gesellschaft schützen. Aber ich will hier keine neue
    Diskussion losbrechen...

    Eine Kleinigkeit in dem Wiki-Artikel über Bindemittel hat mir sehr geholfen.
    Gummiarabikum und Dextrin habe ich schon oft gehört. Allerdings dachte ich
    immer, dass der Satz nicht mehr Zündfähig ist, wenn er mit Wasser gemischt wird.
    An Alkohol hatte ich dabei nicht gedacht... Peinlich! :D

    Trotzdem Danke!
     

  6. ja hätte dir auch nur mit dextrin antworten können
    aber sag mal wie kommst du denn drauf dass der satz nich mehr zündfähig is wenn er mit wasser gemischt wird?
    das verdampft genauso wie alkohol nur eben etwas langsamer
     
  7. Ich bin unter anderem auch Hobbie-Chemiker.
    Zur Beruhigung: Meine Experimente belaufen sich auf das kalte Licht mit Luminol,
    Estern, Ethern, Säuren, Basen, usw. Manchmal auch einem Magnsiumband.

    In der Schule hatten wir mal ein Gemisch aus Schwefel- und Magnesiumpulver gezündet. Damals habe ich den Lehrer angesprochen, ob wir das Gemisch in einem weiteren Versuch irgendwie binden und formen könnten. Als wir es mit Gummi-
    arabikum und Wasser versuchten, mussten wir feststellen, das es selbst mit einer
    Wunderkerze nicht mehr zündete.

    Das ist mir jetzt wieder eingefallen und ich dachte ich frage jetzt mal, wie das in der
    Feuerwerkerei gemacht wird.
     
  8. hi bei der zusammensetzung werden auch nartürliche stoffe verwendet wie z.b reiskörner
     
  9. Wenn man Magnesiumsätze mit Wasser anfeuchtet, bleibt von dem Mg nach dem Trocknen nicht viel übrig. Daher nimmt man hier immer Öle, Harze usw. Kein Wunder, dass da nichts mehr ging. Von solchen Bastel-Versuchen ist einfach nur abzuraten, denn wer arbeitet hier schon unter Sicherheit wie in der Industrie? Mit einer Selbstentzündung muss bei solchen leichtsinnigen Laboraten immer gerechnet werden.
     
  10. Na da wir ja schon wieder einiges durcheinander gebracht.
    Eine der Fragen war von Sebihepp wie das in Kugelform gebracht wird , eine andere von knalljäp nach Reiskörnern.
    Das Ganze läuft so ab:
    Es werden die Leuchtsätzen erst mal trocken gemischt ,teilweise schon mit Bindemittel und (so machten es wir) ein Kaffelöffel voll im Freien angezündet ob die Farbe passt. Dann kommt das trockene Pulver in eine Dragiertrommel und bei uns Rapskörner dazu . Dann wird die Trommel eingeschaltet (fast wie eine Mischmaschine) und durch die Drehbewegung der Trommel beginnen die Rapskörner zu rollen. Nun wird das Ganze mit einer Sprayflasche in der Spiritus oder ein Wasser-Spiritus-Gemisch oder reiner Alkohol in dem auch wieder ein BIndemittel aufgelöst sein kann immer wieder angefeuchtet.
    Das Ergebnis ist, dass sich auf den rollenden Rapskörner der angefeuchtete Satz festklebt. Nun wird so lange gerollt , bis die gewünschte Größe erreicht ist und die Sterne herausgeholt gesiebt getrocknet und angefeuert d.h. mit einer dünnen Schicht Anfeuerungssatz - leicht entzündlicher Satz - überzogen. Das hat den Grund weil manche Sätze sehr schwer zu brennen beginnen. Will man Verwandlungssterne rollt man 2 oder 3 Farben in umgekehrter Reihenfolge.
    Man kann zum Rollen auch Reiskörner verwenden, allerdings ist es so, dass je kleiner der innere Kern ist desto mehr sichtbare Farbe bringt man in die gleiche Größe einer Kugel.
    Angefeuerter Reis, das ist Reis mit einer Schwarzpulvermasse überzogen wird auch als Füllstoff für Figurenbomben verwendet. Kann sich aber auch in billigen Raketen als "Zerleger oder zusätzliches Feuer " wiederfinden.

    Irgendwer hat erst vor kurzem hier im Forum alles Mögliche in einer Stoßladung einer 75mm Bombe gefunden. War sicher auch Reis dabei.
     
  11. Ihr habt den Farbton am losem Pulver getestet? Ist da der Abbrand nicht völlig anders als wenns in der fertigen Sternform ist? Die Sterne sehen doch im Flug meist anders aus als ihr loses Pulver oder sollte ich mich da irren.
     
  12. ja schon z.b. der schweif und so den siehst du halt nich aber sonst is ja eigentlich kein unterschied d.h. es kommt nichts dau was die farbe noch verändern könnte es bekommt nur ne andere form
     
  13. zur Ergänzung: Bilder zum Thema sind unter http://technik.feuerwerk.net/ -> Herstellung -> Sterne und Zerleger
    zu finden

    Gruß
    gecko
     
  14. Schönes Thema, bitte weitermachen! Und danke an Anton für die Erklärungen aus der Praxis.

    @agent1 und microstar
    Es gibt sehr wohl Sternmischungen, die am Boden und lose völlig anders verbrennen, oder gar "versagen", als in der Luft im freien Flug. Dies gilt für die meisten Schwarzpulver-ähnlichen Sätze, und hier vor allem auch für Glitter. Am Boden brutzelt und schmurgelt es meist nur, nach Bindung und im Flug entstehen die begehrten Spritzel von Glitter.
    Auch bei Farbsternen kann es Mischungen geben, die erst nach Binden/Rollen und dann im freien Flug am besten funktionieren. Dies gilt meiner Meinung nach immer, wenn das Oxidationsmittel (s.o.) oder ein Bindelmittel wie RedGum oder Shellack erst angelöst werden müssen, um sich dann mit den anderen Bestandteilen des Satzen besser zu vermengen/verbinden. Ich kenne z.B. blaue Sternsätze, die ebenfalls lose am Boden nur gurgeln, als Stern aber schön blau abbrennen.

    Dieses Verhalten gilt aber lange nicht bei allen Sätzen - insofern können Hersteller durchaus öfters "trocken" üben...
     
  15. Hallo!

    Ich habe auch einige Farb- bzw Effektsätze, die nur in gerollter oder gepresster Form und in der Luft den gewollten Effekt erzeugen. Oftmals ist aber auch das "Nicht-Funktionieren", bzw wie die Verbrennung am Boden abläuft, Hinweis genug um zu sehen, ober der Satz sich richtig verhält. Bei Farbsternen muß man beispielsweise von der Brenngeschwindigkeit her aufpassen, die ändert sich oftmals von Boden zu Luft. Aber einen "Schnelltest" am Boden in Pulverform machen wir auch meistens, da läßt sich drauß schon recht viel sagen. Und wenn die Sterne in der Luft getestet werden sollen, hab ich oft schon Klasse-II-Raketen damit aufgefüllt :)
    Zum dragieren selbst wird genau wie bei Anton Wasser oder ein Wasser-Alkohol-Gemisch verwendet, für spezielle Sätze auch Aceton.

    tschüß
    Alex
     
  16. Oualitätssicherung.
    Das ist wie beim Kuchenbacken: Der Teig wird auch abgeschmeckt bevor er gebacken wird. Schmeckt zwar total anders als ein fertiger Kuchen, trotzdem merkst Du z.B. vergessenen Zucker und kannst Dein Küchlein noch retten. Ansonsten müßtest Du Dein fertiges Produkt komplett wegwerfen.
    meint Raini
     


  17. ja außerdem bringt ja jeder trockenünungstest sie du sagst etwas weil man schon mal sieht dass es zuminest brennt evtl auch schon in der richtigen farbe damit kann man sich ne menge zeit und arbeit sparen wenn das pulver garnicht erst brennt (weil man zb die mengen falsch gewogen hat oder was weiß ich)
    außerdem macht es doch immer spaß was anzuzünden was dann leuchtet oder?:D
     
  18. Für gerollte Sterne Aceton, da kenn ich nur Wasser, Alkohol oder ne Mische aus beidem ? Gib mal ein Beispiel für gerollte mit Aceton, ich kenn da keins, dachte immer das geht nur bei geschnittenen oder gepumpten, vielleicht noch bei gepressten aber rollen mit aceton kann ich mir nicht vorstellen, das Zeugs verdunstet doch viel zu schnell, da löst es doch nur kurz das Bindemittel an und haftet danach in der Trommel.
     
  19. Ich dachte, das Forum insgesamt sollte KEINE Anleitung zum Basteln sein.

    Natürlich weis ich mehr und genauer Bescheid, nur:
    1.) werden gerade bei unserm Gewerbe viele Rezepturen möglichst geheimgehalten und
    2.) eben manche Details verschwiegen ohne die es aber NICHT funktioniert.

    Glaubt mir die Freude ist dann umso größer wenn man (vielleicht auch erst nach Jahren) selber draufkommt.
     
  20. Na die Arbeit würd ich mir aber machen und ein paar Sterne proberollen und z.B. in ner Rakete testen, bevor ich mir nur das lose Pulver anschaue. dann wäre es nur ne kleine Pleite und nicht ganz so schlimm, als wenn ich mir davon dann einige Kilo gerollt habe. Und brennen sollte das ganze schon, denn so extrem sollten die Zutaten net abweichen, wenn man sich an gewisse Grundrezepte/Regeln hält.
     
  21. Das ist es auch nicht und wir achten schon genau darauf, dass Bastler hier nicht die gewünschten Informationen bekommen.

    Da aber der Betreiber von FEUERWERK.net (ja, ich meine mich ;)) selbst allen technischen Aspekten der Pyrotechnik, und hier auch besonders den chemischen und physikalischen Vorgängen, besonderes Interesse entgegenbringt (einer der Hauptgründe für die Existenz dieser Website), sind solche Diskussionen ausrücklich erwünscht - bis zum Grade des Sinnvollen und Erlaubten.

    "Man nehme..."-Anleitungen soll es also hier nicht geben, alles andere schon - und sogar gerne!
     
  22. Warum verschieben ?? So ein Käse, interessiert doch den einen oder anderen wie sowas funktioniert und bevor irgendwelche Mythen rumgeistern sollte es sachlich diskutiert werden. Wer fundiertes dazugeben kann sollte es tun, wer nix weis schreibt nix und liest nur.
    Ich kann hier keine Anleitung zum basteln erkennen.
     
  23. Um das Thema weiterzuspinnen , andere Formen der Sterneherstellung auch zu streifen weil vorhin auch von gepressten Sternen die Rede war.

    Beim alten Lehrmeister Alfred pressten wir Sterne so:

    Ein quadratisches Holzbrettchen in der Größe von ca. 30x30cm, das auf jeder Seite ein durch Holzdübbel aufsteckbares Holzleistchen hatte ( wie ein Kistchen aber nur ca. 5cm tief) wurde mit Teig engefüllt und unter einer 5 t Spindelpresse zusammengepresst so das der fertige Kuchen ca. 1 1/2 cm hoch war. Der wurde dann auf Würfel mit der gleichen Seitenlänge geschnitten, Das ergab würfelförmige Sterne die besonders kräftig und hellweis brannten. das war ein Satz der sich eben NICHT rollen ließ.

    Eine andere Form von Sternen waren die Presslinge die auch auf dieser 5 t Handpresse hergestellt wurde. Ich stand da tagelang und drehte an der Handkurbel einmal nach links, dann nach rechts....ziemlich eintönig.

    Das ist so ein Beispiel wie vorher genannt. Ich machte die Presslinge und sah die fertige Rakete aber da war was dazwischen das ich damals auch nicht erfahren hab und erst viel später draufkam wie DAS funktionierte.
    Die Rakete bekam den Namen "Skorpion", der Effekt war damals (1970 ) in gold so ähnlich wie heute die Crossettesterne nur wesentlich unsymetrischer aber dafür 4-6 sec immer wieder Skorpion fast wie eine Mehrschlagbombe.

    Ich denke heute kann ich das verraten es sind fast 40 Jahre vergangen.
    Die Presslinge waren ca 4cm im Durchmesser ca 5 cm hoch und hatten ein ca.3cm tiefes Loch das mittels eines Dornes beim pressen entstand und etwa 5mm Durchmesser hatte.
    6 Solcher Presslinge waren in einer Rakete die mit einem 24mm Treiber raufgeschossen wurde.

    Funktioniert hat das Ganze dann so: In das kleine Loch kam eine Spur Zerlegersatz , verschlossen wurde das mit einem Kartonplättchen das in der Mitte ein Loch hatte wo ein Stück schwarze Zündschnur eingeklebt war. Nun wurde 6 solcher Presslinge obereinander in ein Seidenpapier gerollt und verklebt und zwar so, dass der unterste Pressling mit der im Kartonplättchen eingeklebten Zündschnur auf dem Treiber lag, dann der Nächste u. s.w.
    Beim Auswurf am Zenit bekam die "WURST" nur unten Feuer, die Zündschnur brannte fast augenblicklich durch und der Zerlegersatz zerlegte den Pressling auf 5-10 verschieden große Goldschweife die total unsymetrisch auseinanderflogen.
    Fast gleichzeitig (etwa 500ms -800ms später) bekam der nächste Pressling durch das Zerelgen des Ersten Feuer zerlegte wieder und gab das Feuer dem nächsten weiter. So enstand am Himmel ein goldspinnenartiges Gebilde das insgesamt wesentlich länger anhielt .
     
    microstar gefällt das.
  24. klingt sehr interessant...vorallem weils mal nicht symetrisch ist. Aber 6 Stk. zu 5cm Höhe ist doch schon ganz schön heftig, das sind imerhin 30cm Länge.
     
  25. Könnte man Leuchtkugeln nicht auch so herstellen, indem man die entsprechende Masse in Formen gießt?
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden