Sicherheit Wer hat Erfahrung mit Hydrex

Dieses Thema im Forum "Professionelle Technik, Sicherheit, Handhabung" wurde erstellt von ignicon, 15. September 2002.

  1. Hallo,

    Hydrex ist ein Polymerzusatz, der Wasser gelartig bindet und dadurch ein Ablaufen sogar auf vertikalen Flächen verhindert.
    Dies bewirkt durch die langanhaltende Kühlwirkung einen sehr effektiven Löscherfolg. Laut Hersteller lässt sich z.B. ein brenneder Reifen, der ja mit Wasser wegen der Rückzündung nur schwer zu löschen ist mit nur 0,4l Hydrex-Wassergemisch löschen. Auch im vorbeugenden Brandschutz können brennbare Objekte durch aufsprühen einer Hydrexschicht z.B. vor Funkenflug beim Feuerwerk oder insbesondere auch bei Feuereffekten im SFX-Bereich geschützt werden.

    Nun meine Frage:
    Wer hat Erfahrung mit Hydrex? Hält diese "Schutzschicht" z.B. auch Magnesiumsterne ab? Lässt es sich rückstandslos entfernen?
    Ist das Watergel / Stuntgel ähnlich oder sogar identisch?
    Wer kann etwas über Vor- und Nachteile von Hydrex berichten?

    Erfahrungen von Euch wären mir wichtig, da ich evtl. ein Hydrexlöschsystem anschaffen werde.
     
  2. Watergel / Stuntgel

    Hallo Ignicon,

    Hydrex ist ein super Material das wir hin und wieder auch verwenden um Gegenstände gegen Wärmestrahlung, kurzzeitigen Flammenbeschlag oder Funkenflug zu schützen. Bei Großfeuerwerkssternen aber schätze ich wirst Du mit Hydrex nicht mehr viel ausrichten können. Ausserdem ist das Säubern von Requisiten mit eingebrannter Hydrexschutzschicht relativ zeitaufwendig.

    Deine Idee Watergel oder Stuntgel zu verwenden ist generell nicht verkehrt. Allerdings ist das bei größeren Flächen natürlich nicht gerade billig. Wie wärs denn alternativ mit Ultraschallgel? Das funktionniert genau so, riecht nur nicht so gut. ;) Im Apotekergroßhandel ist das Zeug auch noch relativ günstig. Außerdem ist es klar, und damit relativ unnauffällig. Dazu kommt noch das es kaum austrocknet und sich somit recht gut wieder entfernen lässt. Stuntgel wurde ich dir eher nicht empfehlen, weil es...

    a) noch teurer ist als Watergel,
    b) auch nicht mehr Schutzwirkung bringt als Watergel,
    c) anfangs weiß ist und nicht durchsichtig,
    d) sich nicht sonderlich lange lagern lässt,
    e) stinkt wie sau,
    f) eine schwer entfernbare Kruste hinterlässt.


    Gruß, Andreas
     
  3. Hallo Andreas,
    Davon gehe ich auch aus, jedoch behauptet der Hersteller, Zitat: "Ein Magnesiumstern würde sich auf Hydrex tottanzen".
    Ich gehe jedoch eher davon aus, dass er metallisches Magnesium meinte, welches ja tatsächlich bei der Reaktion auf Wasser tanzt.

    Jedoch denke ich, das Hydrex gegen Funken und glühende Pappreste durchaus resistent sein wird.
    Am 13. Juli hatte ich ein Feuerwerk, bei dem der Veranstalter (und ich auch) um das mit Folie bedeckte Flachdach eines Gebäudes bangte. Kurz vor dem Feuerwerk klärte jedoch ein enormer Wolkenbruch die Sache mit dem Flachdach von selbst.
    Das Feuerwerk lief jedoch durch :cool: exzellentes Abdecken hervorragend.

    Womit tragt Ihr Hydrex auf?
    Es werden ja zwei Systeme angeboten, ein sündhaft teures Hochdrucksystem mit 200 Bar Betriebsdruck und eine preiswerte Alternative, die an ein Gloria Pumpsprühgerät erinnert. Die dritte alternative mit der Kübelspritze (soll funktionieren) kann ich mir eher weniger vorstellen.

    Zur Reinigung sagt der Hersteller, dass trockenes Hydrex leicht abgekehrt werden kann und andernfalls durch UV Strahlung komplett zerstört wird und sich auflöst, nur wie lange das dauert bleibt fraglich. Bei Löscharbeiten wird das ungiftige, umweltneutrale Polymer einfach mit dem Brandschutt entsorgt.
     
  4. Hydrex

    Zu deiner Frage wie wir Hydex auftragen: Wir leihen uns das Hochdrucksystem. (ist nämlich wirklich sauteuer!!!) Die Kübelspritzenalternative kenne ich nicht, allerdings denk ich mal das man damit relativ lange braucht um einen Schutzfilm auf große Flächen aufzutragen.

    Was die Reinigung angeht: Wenn es sich um einen glatten Untergrund handelt und das Hydrex komplett ausgetrocknet ist geht das sicher. Aber wenn Du beispielsweise einen Baumstamm schützen willst hast Du mehr Arbeit beim putzen.

    Schau doch mal auf die Seite "www.actionfeuerwehr.de" Das ist eine Firma die sich auf vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz für Dreharbeiten, Veranstaltungen und Feuerwerke spezialisiert hat. Die Jungs sind ziemlich fit was neue Löschtechniken, etc. angeht. Vielleicht haben die ja noch eine bessere Idee. Einfach mal ne mail hinschreiben.

    Andreas
     
  5. Firesorb

    Hallo Ignicon,

    Hab noch ein Konkurenzprodukt zu Hydrex im Internet gefunden. Soll auch nicht schlecht sein. Lässt sich vor allem mit einnem normalem Zumischer für Schaummittel einsetzen.

    Nähere Infos unter "www.firesorb.com"

    Gruß, Andreas
     
  6. Ich kenne Hydrex als optimales Löschmittel für Kunststoffbrände, habe mit der Herstellerfirma öfters Kontakt gehabt und mir dabei mehrere sehr überzeugende Löschvorführungen von Kunststoffbränden angeschaut. Ob das Material für die Pyrotechnik geeignet ist, würde ich direkt beim Hersteller erfragen.
    Als Lösch-bzw. Imprägmiermittel habe ich Diammoniumphosphat als wässrige Lösung empfohlen bekommen und bereits mehrfach erfolgreich verwendet. Einmal wollte mein Regisseur, dass bei einer Theatervorführung direkt aus einem kleinen Heuhaufen mehrere Fontänen gezündet wurden. Der Feuerwehr standen die Haare zu Berge!! Wir haben dann den Heuhaufen mit der Phoshatlösung besprüht und konnten ihn dann selbst mit direkt ins Heu gerichteten Fontänen nicht mehr zünden!
    Diammonphosphat ist eine sehr billige und absolut untoxische Chemikalie, die im wesentlichen als Dünger eingesetzt wird, deshalb auch nicht wassergefährdend ist.Bei einem Regenguss wird sie aber sofort abgewaschen..!
    Dr. Alchimist
     
  7. das mit dem ammoniumphosphat kann ich so nicht gelten lassen! sicherlich ist die chemiekalie nicht akut toxisch aber gerade in wasserschutzgebieten solltest du damit vorsichtig umgehen. phosphate haben nämlich die böse eigenschaft besonders wenn sie leicht wasserlöslich sind (was beim ammoniumphosphat gegeben ist) zu einer eutrophierung der gewässer oder des grundwassers beizutragen.

    gruß aus bayern
    *STROBE*
     
  8. Bleiben wir bei den Tatsachen:

    Diammoniumphosphat ist nicht offiziell hinsichtlich einer Wassergefährdung eingestuft! Von den Herstellern, bei denen ich nebenbei bemerkt 10 Jahre als Betriebsleiter gearbeitet habe, erfolgte eine vorsorgliche freiwillige Einstufung in WGK 1.
    In jedem Pulverfeuerlöscher ist als wesentliche Wirksubstanz Diammoniumphoshat enthalten!
    Im den Empfehlungen zum Umgang mit diesem Stoff (beispielsweise in der bes. zuverlässigen Stoffdatenbank Gestis) wird betont, dass nur beim Austritt großer Mengen im Wasserschutzgebiet Maßnahmen erforderlich sind.

    Bei der von mir gedachten Verwendung wird Diammoniumphosphat in Mengen eingesetzt, die max. der eines großen Feuerlöschers entsprechen.
    Natürlich gibt es das Problem der Eutrophierung von Gewässern, wenn größere Mengen dauerhaft ins Wasser kommen, das ist bei dem von mir gedachten Einsatz aber nicht gegeben.

    In sehr vielen der zugelassenen Brandschutzmittel, die man für teures Geld kaufen kann ist, wie im Feuerlöscher die Wirksubstanz Diammoniumphosphat enthalten!!
    Fassen wir zusammen: mit dem Einsatz von DAP kann man sehr, sehr kostengünstig einen guten Brandschutz praktizieren, die Umweltbelastung ist nicht höher als bei der Verwendung von teueren Brandschutzmitteln.

    PS Ich hoffe die Hersteller von Brandschutzmitteln erschlagen mich jetzt nicht, wenn ich eine kostengünstige Alternative zu ihren Produkten beschreibe...!
     
  9. @ Dr.Alchimist: Ich glaube, die "Firmen" hätten kein Recht Dich zu erschlagen :)

    Spaß beiseite: Was sich als hervorragende Imprägnierungschemikalie erwiesen hat, ist nach wie vor Wasserglas (Na-silikat).
    Auch bin ich überzeugt davon, daß viele Firmen diese Chemikalie ihren Imprägnier- oder Brandschutzmitteln zusetzen.
    Ob eine Na-Silikatlösung zum Löschen besser geeignet ist, müßte man mal ausprobieren...

    Auf jeden fall ist das Zeug absolut nicht toxisch (dennoch hoher pH-Wert - Vorsicht!) und enthält auch keinerlei Ammoniumverbindungen. Das beste kommt noch hinzu
    - es ist spottbillig!
     
  10. nur mit der reinigung wirds beim wasserglas schwierig, wenns erstmal trocken ist...

    grüße
    pyrol
     
  11. Nach dem ich Gestern diesen Thread gelesen habe, hier die praktische Erfahrung mit Ultraschallgel:

    Bei hohen Temperaturen verliert es seine Gelstruktur und wird flüssig. Wenn man einen brennenden Magnesiumspan auf eine mit Ultraschallgel bestrichene Pappe fallen läßt, so brennt sich der Magnesiumspan in unter einer Sekunde durch.
    Das Gel verhindert jedoch ein größeres Feuer, da es die entstehenden Flammen erstickt.

    zusammengefasst:
    Vorteil: relativ billig, mit Wasser vollständig abwaschbar.
    Nachteil: Schützt wahrscheinlich Bühnendekoration aus Pappe und Pappmache nicht ausreichend.

    mfG

    Boule


    So, und wer jetzt noch sagt, die Nachtschicht hat eine schwerwiegende mentale Störung.............. der hat recht!
     
  12. Betr. HYDREX

    Hallo Ihr Fachleute!

    Bin durch Zufall auf euer Forum gestossen und darf mich hiermit als Hersteller von HYDREX outen.
    Grundsätzlich: Das Produkt ist zugelassen für die Brandklasse A und zeigt aber auch sehr gute Wirksamkeit bei Hybridbrandstoffen (Kunststoffe, Elastomere u. Duroplaste) die bei Hitzeeinwirkung schmelzen oder stabile, wasserabweisende Rußschichten bilden. Der Löscheffekt beruht auf der Verzögerung der Wasserverdampfung, die - im Gegensatz zu reinem Wasser- mit HYDREX durch die Gelbildung sehr viel langsamer abläuft. Das Wasser klebt sozusagen am Brandgut und läuft nicht mehr ab. Dadurch erreichen Gelbildner eine Löschwirkung, die bis zu 30mal effektiver funktioniert als reines Wasser, dass ja zu 95% in den Gully läuft. Nach dem Einsatz zerfällt HYDREX innerhalb von 12-15 Tagen zu Kohlendioxid und Wasser. Von Oberflächen lässt es sich mit klarem Wasser abspülen, ist das HYDREX-Polymer aufgetrocknet, nässe ich es mit Wasser, warte 10 Minuten und spüle dann mit Wasser.

    HYDREX kann selbstverständlich keine Magnesiumbrände löschen, das haben wir auch nie behauptet. Da ich aber auch an der Materie Feuerwerk interessiert bin, kann ich hier aber gerne meine kostenlose Mitarbeit zu dem Thema anbieten (auch praktisch). Meldet euch einfach, dann pack ich mir mal mein Auto voll und wir machen mal für euch kostenlose Brandversuche. Was wir brauchen würden, wäre natürlich eine Feuerwache oder ein kontrolliertes Gelände, rumzündeln in der freien Natur is nich.

    Übrigens: Man kann dem Polymer auch Diammoniumphosphat oder bromierte Salze beifügen, dann läuft das nicht in die Umwelt. Bei Wasserglas habe ich heftige Bedenken wg. seiner Toxizität für Kleinkinder. Kann leicht mit Sirup verwechselt werden.

    Wer kostenlose Materialproben für Forschung oder Lehre möchte, kann mich hier auch telefonisch erreichen: 06055-9156-0.
     
  13. Cool (im wahrsten Sinn des Wortes)! Aus chemischer Neugier, ist in HYDREX auch das gleiche drin wie in Babywindeln (Ultra Pampers etc.) und im slush powder (zum Zaubern), also Natriumpolyacrylat (Sodium Polyacrylate)?
     
  14. Polymere

    Hallo Vesuvio,

    na klar, solche Polymere sind auch in Babywindeln oder auch in Duschgel als Verdicker, beispielsweise. Es gibt allerdings verschiedene Rohstoffe und Körnungen. Derzeit gibt es drei unterschiedliche Produktionsverfahren und ca. 30 - 50 verschiedene Körnungen, vom feinen Staub bis hin zu splittartigen Granulaten.

    Die Polymere unterscheiden sich auch in ihrer Reaktionsfähigkeit mit Wasser und in Ihrer Haltbarkeit. Wir verwenden für HYDREX z. B. ein definiertes Gemisch von Polymeren und Reaktionsboostern, die in dieser Zusammensetzung besonders schnell mit Wasser reagieren, damit vorne am Strahlrohr bei der Feuerwehr auch wirklich Gel rauskommt. Und das muß vor allem auch mit kaltem Wasser funktionieren. Mit warmem demineralisiertem Wasser (Watex-Funktionstest) funktioniert nahezu jedes Polymer einigermaßen zufriedenstellend.

    Flüssigpolymermischungen weisen hingegen nur eine eingeschränkte Lebensdauer von ca. zwei bis drei Jahren auf, weshalb wir auf diese Konzepte nicht zurückgreifen. Die Feuerwehr kann heutzutage nämlich ihre Löschmittel nicht mehr alle 2 Jahre wegschmeißen!
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden