Sonstiges [Zusammenfassung] Links und Anregungen zum Raketenmodellbau

Dieses Thema im Forum "Pyrotechnik allgemein, Erfahrungen, Tipps" wurde erstellt von Harald, 8. Juni 2003.

  1. Raketenexperimente in Cuxhaven und Zingst

    Hat zwar nichts direkt mit Feuerwerken zu tun, dürfte aber sicher bestimmt viele interessieren, denn sie zeigt deutlich, daß zumindest theoretisch in Deutschland ganz andere Dinge möglich sind:

    Es ist heutzutage fast ganz vergessen, daß auch in Deutschland zivile Forschungsraketen gestartet wurden. So wurden zwischen 1957 und 1964 im Wattengebiet von Cuxhaven über 500 Raketen, angefangen von kleinen Flugkörpern für die Seerettung bis hin zu Dreistufenraketen, die über 100 km hoch flogen konnten, von der "Herrmann - Oberth - Gesellschaft e.V." und "Bertold - Seliger – Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH" gestartet. (Letztere Gesellschaft baute Dreistufenraketen, deren Erststart am 2.5.1963 erfolgte und die über 100 km Höhe erreichten. Höchstwahrscheinlich war diese Rakete sogar voll wiederverwendbar im Unterschied zu den amerikanischen und russischen Geräten).
    Im Juni 1964 wurden die Raketenstarts im Cuxhavener Wattengebiet mit einer einstweiligen Verfügung ausgesetzt (sie sollten wiederaufgenommen werden dürfen, sobald neue Sicherheitsvorschriften erarbeitet worden sind, was aber bis heute nicht geschah!), nachdem es bei einer Raketenvorführung von Gerhard Zucker (der kein Mitglied der "Herrmann - Oberth - Gesellschaft e.V." und der "Berthold - Seliger – Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft e.V." und auch mit beiden Gesellschaften nicht zusammenarbeitete) in Braunlage (es ist sowieso erstaunlich, daß eine solche Vorführung im damaligen Zonenrandgebiet stattfinden durfte) einen tödlichen Unfall gab.
    (Bei den Starts der "Herrmann - Oberth - Gesellschaft e.V." und der "Berthold - Seliger – Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft e.V." gab es nie einen Unfall. Die "Herrmann - Oberth - Gesellschaft e.V." genoß sogar bei ihrer Versicherung hohes Ansehen und das ist für einen Verein von "Amateuren"[ oder wie soll man sonst in einem Verein ehrenamtlich tätige Menschen nennen?] der Raketen baut und in Höhen von bis zu 50 km schießt, schon beachtlich!)
    Vielmehr dürfte der wahre Grund für die Einstellung des Raketenstartbetriebs im Cuxhavener Wattengebiet eine Vorführung der "Berthold - Seliger – Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft e.V." vor ausländischen Militärangehörigen aus Nicht-NATO Staaten im Dezember 1963 gewesen sein und man wartete nur noch auf den nächsten geeigneten Anlaß, um diese Starts, die bei der Bevölkerung recht beliebt waren (man konnte an manchen Starttagen Briefe und Postkarten mit Raketen befördern lassen. Diese Briefe und Postkarten erhielten einen Sonderstempel und sind begehrte Sammlerobjekte!) zu verbieten.
    Wer weitere Informationen hierzu finden möchte, besucht die Internetseite http://www.modellraketenbau.de/countdown/cdo030301.htm oder
    http://forum.modellraketen.net/showthread.php?8&threadid=455

    Aber auch in der Ex - DDR wurden –so gar noch nach der Wiedervereinigung!- zivile Forschungsraketen gestartet und zwar vom ehemaligen NVA - Übungsplatz Zingst. Die von diesem Platz gestarteten russischen Raketen des Typs MMR06-M ereichten Höhen von bis zu 80 km. (Weitere Informationen hierzu auf http://home.t-online.de/home/RMT.EB/raketen/zingst/zingstar.htm und auf http://forum.modellraketen.net/showthread.php?threadid=893 ).
    Wenn man sich vor Augen führt, mit welchen Elan die sowjetische Besatzungsmacht versucht hat, Ende der 40er Jahre Peenemünde zu zerstören (schöne Bilder von dem, was dort noch übrig ist, findet man auf http://forum.modellraketen.net/showthread.php?8&threadid=546 ), ist es schon verwunderlich, daß Ende der 80er Jahre russische Forschungsraketen vom Territorium der Ex-DDR gestartet werden konnten!
     
  2. Luftaufnahmen mit einer Rakete selbst gemacht!

    Warum nicht einmal selbst Luftaufnahmen machen? Am Einfachsten und Billigsten geht das mit der Modellrakete "Astrocam" von Estes (Preis ca. 40 Euro, in zahlreichen Modellbauläden erhältlich, auch bei NORIS [ http://www.norrisraketen.de ] bestellbar). Die "Astrocam" kann ganzjährig lizenzfrei geflogen werden (bitte Sicherheitsbestimmungen beachten, siehe http://www.modellraketen.de und http://www.raketenmodellbau.de ) und benötigt für jeden Start einen fertig konfektionierten Treibsatz (Estes empfiehlt C6-7, doch dann kann der Aufschlag vor der Öffnung des Fallschirms kommen, ich empfehle eher C6-5 oder B6-4 Treibsätze).
    Die "Astrocam" steigt bis zu 200Meter hoch. Was sie kann, ist auf http://home.t-online.de/home/RMT.EB/raketen/lutz1/index.htm zu sehen, allerdings gelingen nicht immer die Bilder so gut, denn die "Astrocam" ist nicht steuerbar!
    Aber experimentieren mit ihr lohnt sich allemal, denn sie hat auch ein schönes Flugbild!
    (Bitte immer daran denken, daß Modellraketen leicht verloren gehen können, was bei einer "Astrocam" mit vollen Film sehr ärgerlich ist!)
     
  3. Eine originelle pyrotechnische Aktion der DERA alljährlich am 3. Oktober

    Der 3. Oktober ist nicht nur der Tag der deutschen Einheit, sondern auch der inoffizielle Tag der Weltraumfahrt, denn am 3.10.1942 um 15.58Uhr startete in Peenemünde vom "Prüfstand VII" zum ersten Mal eine A4-Rakete, die als erster von Menschenhand geschaffener Flugkörper mit einer Höhe von 84,5km den "Weltraum" (wo der Weltraum anfängt ist schwer zu sagen, Fakt ist, dass man in Höhen über 50 Kilometern nur mit Raketen vorstoßen kann) erreichte.
    Um diesem Ereignis, dass den Beginn des Zeitalters der Raumfahrt (aber auch der Fernlenkwaffen, wenn auch noch viel Entwicklungsaufwand geleistet werden musste und mehrere hundert A4-Raketen zu Versuchszwecken verschossen werden mussten, bis am 6.9.1944 diese Rakete unter der Bezeichnung V2 als Kriegswaffe eingesetzt werden konnte!) markiert, zu würdigen, führt der Modellraketenverein DERA ( http://www.dera.de ) alljährlich eine ziemlich originelle Aktion durch: einige Mitglieder dieses Vereins starten am 3. Oktober vom Areal des ehemaligen "Prüfstands VII" in Peenemünde, von dem nicht mehr viel übrig geblieben ist (http://www.raketenmodellbau.org/showthread.php?threadid=546&perpage=10&pagenumber=4 ) und immer noch Sperrgebiet ist, mehrere A4-Modelle ( siehe http://home.t-online.de/home/spacesense/peenem99.htm und http://home.t-online.de/home/spacesense/peenem00.htm )!
    Auch wenn das mit dem 3. Oktober als inoffizieller Tag der Weltraumfahrt nicht allen passt, so sollten wir einiges nicht vergessen:
    - die am 3.10.1942 gestartete A4-Rakete hatte keine Sprengladung an Bord
    - die A4 (die spätere V2) brachte trotz ihres späteren Kriegseinsatzes den Durchbruch des Raumfahrtgedankens und der Krieg ist halt einmal leider der Vater aller Dinge!
    - Moderne militärische Raketen sind Feststoffraketen und nicht wie die A4 schwer handhabbare Flüssigkeitsraketen! Allerdings für Raumfahrtzwecke werden überwiegend Flüssigkeitsraketen (auch mit flüssigem Sauerstoff als Oxydator wie bei der A4) verwendet
    Man kann sagen was man will, irgendwie ist es schon originell wie die Mitglieder der DERA dieses historische Ereignis feiern!
     
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