Handhabung & Technik Pulvermühle

Dieses Thema im Forum "Effekte, Feuerwerkskörper, Technik, Hilfsmittel" wurde erstellt von chrisz2204, 1. Dez. 2008.

  1. Hi,
    ich muss am Mittwoch meine Abschlusspräsentation halten, und habe mich für das Thema " Schwarzpulver und farbgebung bei pyrotechnischen Sätzen" entschieden.
    Eben ist mir aufgefallen, dass die Zutaten leicht feucht in die Pulvermühle kommen.

    Meine Frage:

    Wieso kommen die Zutaten leicht feucht in die Pulvermühle ?

    MfG
    Chris
     
  2. Die Anfeuchtung dient zur Bekämpfung übermäßigen Staubens und auch der Sicherheit, wobei es mehrere verschiedene Möglichkeiten des Pulvermahlens gibt. Es gibt Walzmühlen, Radmühlen, Ballmühlen, berührungslose Wirbelzerstäubung mit Druckluft, usw. In unserem Feuerwerks-Wiki findest du weitere Infos und auch einige Bilder: http://wiki.feuerwerk.net/index.php/Schwarzpulver

    Etwas Feuchtigkeit hilft auch dabei, daß sich das Kaliumnitrat innigst mit dem Kohlepulver verbindet, idealerweise wird beim Mahlen das Nitrat in die poröse Kohle gepreßt, je inniger, desto besser.
     
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  3. Wobei man zwischen mahlen in einer Mühle und /oder gleichzeitiges mischen schon unterscheiden könnte.
    Seinerzeit 1967 hatte mein Meister ein ganz tolles Ding - eine kleine Kugelmühle.Das war ein langsam laufender Motor der waagrecht links und rechts eine Welle hatte auf der man (liegend) je ein ca. 3 l fassendes Gefäss ähnlich eines Einmachglases mit einem Deckel der elyptisch ausgestaltet von innen wie bei manchen Kaffekannen zu verschliessen war und zusätzlich mit einer Metallspange mit Gewinde wie bei einem Abzieher den Deckel nach außen zog und so dicht verschloss.
    (das hat sich jetzt kompliziert angehört war aber ganz einfach) da hinein kamen der zu mischennde Satz UND einige Steinkugeln von ca. 3-4 cm Durchmesser. Das ganze drehte sich dann einige Zeit, wobei der Satz vermischt und gleichzeitig gemahlen wurde. so langsam , dass man die Kugeln immer anschlagen hörte. Große Mengen konnte man damit nicht machen, das ganze wurde eher zu Probemischungen gebraucht.

    Im Gegensatz dazu haben wir jetzt in unserer Firma zum herstellen von Mehlpulver eine Kollergang der besonders anfangs einen Höllenlärm macht.

    Angefeuchtet wird und wurde bei UNS heute und damals allerdings nur beim Sterne rollen und anfeuern bzw. beim pressen von Zylindersternen und Sternkuchen.
     
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  4. Solche Ballmühlen sind für kleinere Mengen durchaus praktisch, als Mahlmedium würde ich aber eher zu Hartblei-Kugeln (Antimonblei) greifen, denn Steinkugeln oder gar große Glasmurmeln (manche Leute kommen auf die absonderlichsten Ideen) können bestimmte Sätze kontaminieren, besonders feiner Glasstaub kann auch zu einer drastischen Steigerung der Reibungsempfindlichkeit führen.

    Es gibt darüber hinaus noch verschiedene "Philosophien" bei der SP-Herstellung, was das gemeinsame oder getrennte Mahlen der Komponenten betrifft. Kohle + Nitrat muß immer zusammen gemahlen werden, der Schwefel kann allerdings erst im Tumbler- oder Kollergang zugesetzt werden, um das Explosionsrisiko zu minimieren.

    Über die Sache mit der Wirbelzerstäubung habe ich mal div. Dokumente eines Herstellers einsehen können, dabei werden die Komponenten durch hohe Luftdrücke innerhalb eines isolierten Containers sowohl vermengt, als auch zerkleinert, das Resultat ist staubfeines SP-Mehl erster Qualität. U. a. wurde diese Methode zumindest in den 90ern noch von einigen US Army-Kontraktoren angewandt.

    Was den Unterschied zwischen Mischen und Mahlen betrifft, ist der m. E. fließend bzw. nicht wirklich entscheidend, außer in sehr kleinen Mengen oder zu experimentellen Zwecken, wo man sich ja meist nicht die Mühe des stundenlangen Mahlens macht, sondern mit der Reibschale arbeitet (für experimentelle Darstellung genügt das ja, obwohl das resultierende "grüne Pulver" eigentl. nicht viel mit SP zu tun hat). Der Kernpunkt ist jedenfalls die möglichst dichte Vermischung von Oxidator und Holzkohle, der Schwefel dient in seiner Eigenschaft als Brennstoff eher der leichteren Entflammbarkeit und muß theoretisch nicht so dicht eingearbeitet werden.
     
  5. Was soll da kontaminiert werden? Der Abrieb ist wohl so gering das er nicht weiter ins Gewicht fällt und was für absonderlichste Ideen, klär mich mal auf.
     
  6. In Experimenten verschiedener Pyros mit Herstellererlaubnis hat sich herausgestellt, daß bei langen Mahlvorgängen (mehr als 24h) mit herkömmlichen Murmeln aus Glas (ca. 2cm Durchmesser) soviel staubfeines Glas in den Satz geriet, daß er im Reibungstest (Schlitten mit Gewichten, "Reibtesthobel") hinterher nahezu doppelt so empfindlich war wie zuvor. Nicht umsonst werden Reibflächen für Streichhölzer aus rotem Phosphor und Glasstaub hergestellt.

    Wenn du mit so'nem Pulver einen Bränder schlägst (soll ja noch Leute geben, die das am Holzstock per Hand durchführen), könnte das blöd laufen, bei Verwendung als Anfeuerung o. ä. ist das natürlich nicht so wichtig.

    Und... ...absonderliche Ideen? Nun, es soll ja schon Leute gegeben haben, die Kugellagerkugeln aus Stahl in die Ballmühle geschmissen haben und sich dann wunderten, daß ihre Bastelbude in die Luft flog... :)
     
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