Wettb. | Festival [Sanremo/Italien] Fiori di Fuoco 2003

Hallo Leute,
wie einige von euch wußten habe ich die letzten zwei Wochen beim Feuerwerksfestival in Sanremo an der italienischen Riviera verbracht.
Um euch ein wenig an dem Event teilhaben zu lassen werde ich nun nach und nach meine (aufgearbeiteten) Notizen zu den Feuerwerken und einige Bilder vom Abbrennplatz veröffentlichen.
Später folgen dann natürlich auch noch Fotos von den Feuerwerken selbst.

Um gleich Klarheit zu schaffen : Es hat sich gelohnt !

Vorab noch ein großes Lob an die Firma Parente für die nette Aufnahme. Ein toller Event ! Vielen Dank !

*Stardust*

 

[Festivalinfos]

7° Campionato Mondiale di Fuochi Artificio " Fiori di Fuoco " 2003
7. internationaler Feuerwerkswettbewerb von Sanremo / Italien


Allgemeine Informationen :

Sämmtliche Feuerwerke des Festivals finden im Hafen von Sanremo statt. Der Abbrennplatz ist die Süd-Mole, die von Westen nach Osten relativ parallel zur Küste verläuft.
Die Mole ist selbst ca. 600 - 700 m lang, wobei aber als Abbrennplatz lediglich die letzten ca. 200 m genutzt werden dürfen.

Geschossen werden die Feuerwerke aus vielen Metall- und GFK-Mörsern, die normalerweise von der Firma Parente Fireworks gestellt werden.
An Kalibern bekommt man Kugelbomben bis 300 mm und Zylinderbomben bis 150 oder 200 mm zu sehen. Ausserdem werden Wasserbomben bis 125mm (?) aus speziellen Gestellen auf das Hafenbecken geschossen.


Gestell für Wasserbomben

Die Mörser werden alle in Racks o.ä. befestigt und diese teilweise wiederum mit Sandsäcken stabilisiert.
Ein "eingraben" von großen Kalibern oder das komplette Abschirmen von Mörsern durch sehr viele Sandsäcke ist in Sanremo nicht üblich.
Das Publikum wird durch eine ca. 1,2 m hohe Holzwand von den Mörsern, bzw. etwaigen Defekten abgeschirmt. Auch ist der Sicherheitsabstand zum Publikum sehr ordentlich.

Gezündet werden die Feuerwerke aus eim kleinen "Verschlag" mit Sichtfenster, der sich auf einem Ausleger in der Mitte des Abbrennplatzes befindet.


"Zündbunker"

Als Zündsystem kam in diesem Jahr immer das Funksystem "Firemaster" von Parente Fireworks zum Einsatz, welches ebenfalls in ausreichender Stückzahl gestellt wurde.


Firemaster Slaves beim Laden

Die Jury und die geladenen Gäste verfolgen das Spektakel aus einem eigens errichten Areal auf einem Ausleger, der von Norden nach Süden den Hafen in Porto Vecchio und Portosole teilt.




Areal für Jury und geladene Gäste

Von dort aus hat man bei Cocktails und allerlei ladenstypischen Spezialitäten die beste (nah (ca. 300 m) und parallel zum Abbrennplatz) Sicht auf das Feuerwerk.

Die Jury besteht zum einen Teil aus Feuerwerkern und Feuerwerksexperten und zum anderen Teil aus Vertreter der Stadt und der Sponsoren.
Unter anderem sind in der Jury Manuel Reyes (Pyrotechnica Reyes - Mexico), Ettore Contestabile (International Symposium of Fireworks - Canada) und natürlich Romualdo Parente von Parente Fireworks (Italien) vertreten.


Romualdo Parente und Ettore Contestabile (v.l.)

Die Wettbewerbsbeiträge werde alle nach der jeweiligen Nationalhymne gegen 22:30 Uhr gezündet und haben eine Mindestlänge von 25 Minuten, wobei der Auftaktsalut und die drei Schlussalute nicht gezählt werden.

 

[Feuerwerk Nr. 1]

Montag 30.06.2003 La Tirrena die Ferraro

Das Feuerwerk des letztjährigen Gewinnerteams aus Italien begann standesgemäß mit Titansalutschlägen.

Die Show war sehr von Zylinderbomben geprägt, die es sowohl als Stutata als auch als Mehrschlagvariante zu sehen gab. Die Schussfolge der großen Kaliber betrug teilweise unter 4 Sekunden.
Als besonders schön sind mit die Zylinder in Gelbflimmer und Blau in Erinnerung.


geladene Metallrohre für 300mm Bomben

Die Italiener nutzten ebenfalls die große Wasserfläche vor der Abbrennplatz durch viele Wasserbomben. Leider hat mir die Art der Anwendung nicht gefallen, so wurden immer viele Wasserbomben abgeschossen während kein anderes Feuerwerk brannte und man musste dann einige Momente warten bis überhaupt wieder etwas passierte.

Die meisten Wasserbomben sahen von Effekt her eher aus wie Feuertöpfe, ob das ein gewollter Effekt oder das Ergebnis einer zu großen Eintauchtiefe war ist mir leider nicht bekannt.

Weitere Wasserbomben waren schwimmende Bränder in Rot Weiß und grün.
Diese Bildeten auf dem Wasser die Italienische Nationalflagge, was natürlich für Applaus sorgte.

Ausserdem gab es noch eine Wasserbombenfront aus schwimmenden Titanfontänen.

Bei den „nicht-farbigen“ Bomben haben mir persönlich die silbernen sehr gut gefallen, bei den goldenen blieben mir die Kamuros mit weißen Spitzen in Erinnerung.


Vom Publikum weg geneigte Mörser

Eine besonders tolle Bombe war das Malteser Kreuz, dabei handelt es sich um eine grüne (Kugel ? -) Bombe mit rotem Pistil und weißem Kreuz als Pistil. Diese Bombe sorgte ebenfalls für Applaus.


Malteser Kreuz

Weitere schöne Effekte waren rote und grüne Hummer und Blaue Peonies mit Goldglitterpistil.

Eine schöne farbintensive Sequenz wurde wohl mit gefächerten Cakeboxen realisiert. Die Boxen brannten auf der gesamten Front und wechselten alle relativ gleichzeitig die Farbe, wobei der Effekt relativ konstant blieb. Unter anderen nahm die Front die folgenden Farben an : Rot, Gold, Orange, Aqua und Weiß.


Blick über den Abbrennplatz

Alles in Allem ein tolles Feuerwerk, das in einem sehr intensiven Peonie und Titanfinale endete, allerdings waren mir persönlich einige Pausen zu lang und die Sequenzen zu vorhersehbar. Auch wurden nur sehr wenige Römer an nur drei Positionen eingesetzt, was der Breit des Platzes nur wirklich nicht gerecht wurde.

 

[Feuerwerk Nr. 2]

Mittwoch 02.07.2003 Prestatech Artifices

Der Franzose Jean-Louis Morancé arangierte mit seinem Feuerwerk ein absolutes Kontrastprogramm zum Feuerwerk des ersten Wettbewerbsbeitrages, so gab es keine italienischen Zylinderbomben und keine großkalibrigen Kugelbomben zu sehen.


Jean-Louis Morancé beim Eingeben der Show in den Master

Dafür gab es ein Feuerwerk von sieben Positionen zu sehen, das unter anderem durch hochwertige Römische Lichter (Igual, Pyrofantasia,...), tolle Feuertöpfe (Igual , Multicolor wie Argentinien in Hannover 2002) und viele Cakes aus China zu sehen.


diverse Römische Lichter


diverse Cakeboxen

Die verwendeten Kugelbomben bis 150 mm stammten zum Teil aus französischer und zum Teil aus chinesischer Produktion.

Das Feuerwerk nutze vielmehr die Breite, als die Höhe und wurde damit der Form des Abbrennplatzes besser gerecht.

An besonderen Highlights muß mal eine tolle Goldsequenz erwähnen, die aus vielen gefächerten Römer, zig Positionen gefächerter Cakeboxen und vielen Kugelbomben (golden Willow ?) bestand.

Diese Sequenz und die an anderer Stelle geschossenen goldenen Wasserfallbomben, die bis ins Wasser fielen erhielt Szenenapplaus.

Weiterhin gab es gesteppte Feuertöpfe, Purple Peonies und jede Menge Ringbomben zu sehen.

Alles in Allem hat mir die Show selbst recht gut gefallen, aber es war nicht der richtige Ort für eine solche Show. In Hannover oder Versailles würde ich diese Art von Show jederzeit begrüßen.

In Italien gewinnt man nicht ohne Druck ! und damit meine ich Schalldruck
Crackling und Titan haben fast gänzlich gefehlt und große Bomben mit entsprechendem break wurden auch nicht genutzt.

In Übereinstimmung mit dem Feuerwerker kann man die Show als schön und minimalistisch bezeichnen.

 

[Feuerwerk Nr. 3]

Freitag 04.07.2003 Privatex Pyro

Das Feuerwerk der Slowaken rund um den Dipl. Ing. Lubomir Masár könnte man als gute Kombination der bereits beschriebenen ersten beiden Feuerwerke bezeichnen.


Dipl. Ing. Lubomir Masár

So gab es sehr viele Positionen, die über den gesamten Abbrennplatz verteilt lagen.
Die größere Menge an Cakes befand sich an 10-12 verschiedenen Plätzen, die allerdings nicht alle gleichzeitig brannten.


diverse Cakeboxen

Die Mörser verteilten sich auf 5 Positionen der Mole, lediglich alle großen Zylinder und Kugelbomben wurden von der mittleren Position aus geschossen.


geladene Mörser

Zusätzlich zu den Bomben und Cakes gab es noch ca. 100 Römische Lichter (China) und eigene Wasserbomben zu sehen.


Römische Lichter


verladene Wasserbomben

Auch ein Teil der kleineren Zylinderbomben stammt aus eigener Produktion.

Besonders zu erwähnen sind tolle Bomben mit "Dark-Change" Effekt, die soweit ich mich erinnere teilweise zunächst als Ring zerlegten und sich dann zur vollen Kugelbombe wandelten.

Auch der Einsatz von vielen italienischen Blinkerbomben war eine Augenweide.

Eine sehr schöne, wenn auch sehr kurze Sequenz aus gesteppt gezündeten goldenen Single Shots die "ineinander laufen" zeigte gut die Leistungsfähigkeit des Teams und auch des Zündsystems, so ähnelte die Sequenz stark dem Demo-Video von der Showdirector-Webseite.

Die Show wurde dann mit einem großen, lauten und bunten Finale aus Kugelbomben, Cakeboxen und jede Menge Saluten beendet.

 

[Feuerwerk Nr. 4]

Sonntag 06.07.2003 Fuochi S.r.l. di Chiarenza

Das Feuerwerk des italienischen Feuerwerksmeisters 2003 war durchweg von qualitativ hochwertiger europäischer Ware geprägt.

So gab es eine Vielzahl toller Zylinderbomben aus eigener Produktion zu sehen, auch die Kugelbomben bis 300 mm wiesen eine tolle Radialsymmetrie auf, die besonders den Ringbomben zu gute kam.

Die schönen Römischen Lichter (Panzerra ?) waren gut auf dem Platz angeordnet und wurden durch eine Vielzahl von Singleshots und Feuertöpfen unterstützt.


Fächer aus 21 Römischen Lichtern

Für die Singleshots wurden eine Vielzahl spezieller Gestelle genutzt, die es ermöglichten tolle Bilder zu zeichnen.


Singleshot-"Rotor"


Singleshot-Fächer

Erwähnenswert ist es, dass in diesem Feuerwerk sogar Platz für ein „Barockelement“ in Form von Fontänen am Laternenmast Platz war. Leider waren die Fontänen für meinen Geschmack etwas unterdimensioniert, auch weil sie keine geometrische Figur darstellten.


Fontänen

Eine Sequenz aus sehr vielen golden Crackling Willow Bomben erhielt Szenenapplaus.

Das Feuerwerk endete dann mit einem "italienischen" Finale aus Kugelbomben bis 12“, Cakes, Wasserbomben und vielen Zylinderbomben.

 

[Feuerwerk Nr. 5]

Dienstag 08.07.2003 Hanwha Corporation

Das Feuerwerk der Südkoreaner bestand aus ca. 1200 Kugelbomben bis zu einem Kaliber von 300mm. Geschossen wurden diese aus 5 Positionen.
Zylinderbomben gab es in diesem Feuerwerk (leider) überhaupt nicht zu sehen.
Ebenso wurden keine Wasserbomben verwandt.

Die Römischen Lichter wurden auf sieben Positionen verteilt.

Neben den bekannten Großfeuerwerksartikeln bauten die Asiaten noch einiges an Bühnenpyrotechnik (von Astro) mit auf.


diverse aufgehängte Bühneneffekte


Bühnenpyrotechnik

Eine technische Besonderheit war eine Steppersequenz, die mit „Shock Tube“ (NoMatch) realisiert wurde.

Der Eindruck vom Aufbau spiegelte sich auch im Feuerwerk wieder, so gab es allerhand kleine Effekte, die aufgrund der großen Distanz einfach nicht wirken konnten.

Auch waren Fehler im Aufbau zu erkennen, so schoß ein Römer in die falsche Richtung, da wohl ein Rack verkehrt herum stand.

Auch die Verkabelung war wohl nicht ganz fehlerfrei, so gab es an einer Position vertauschte Farben bei den Römischen Lichtern.

Schöne Effekte waren z.B. die roten Ringbomben mit goldenem Wasserfall-Pistil, aber die Highlights waren sicher die 300mm Bomben mit "rising flowers".


"Nick" beim Verladen einer 300mm Bombe mit Rising Flowers

Alles in allem kam mir das Feuerwerk sehr konfus vor, insbesondere der ca. 20 Positionen Stepper mit NoMatch als Verzögerer ist wohl als Test zu werten.


Stepper mit Shock Tube (NoMatch)

Was mag das wohl gekosten haben ? Und warum nur ???

 

[Feuerwerk Nr. 6]

Donnerstag 10.07.2003 Apogèe Fireworks

Der letzte Wettbewerbsbeitrag in Sanremo wurde durch den Canadier Alain Carbonneau geschossen.


Alain Carbonneau beim Verkabeln

Der Aufbau bestand aus wenig Ware, die aber schön zusammengesetzt gewesen war.
So gab es 3-4 Positionen mit Bomben und einige Positionen mit Wasserbomben.
Dazu kamen Raketen in mir bisher unbekannten Abschussvorrichtungen und 3 x 20 Steigende Kronen.


Raketen in Abschussgestellen


Steigende Kronen

Neben den obligatorischen Cakeboxen gab es Römische Lichter (China, Panzerra) und Single Shot zum setzten von Akzenten.


Single Shot Fächer

Die Canadier nutzten ebenfalls die Laternenmaste und weitere Gestelle zum Anbringen von Frontstücken.
So gab es 10 Positionen mit je 2 X übereinander zu sehen.


Frontstücke X

Tolle Passagen im Feuerwerk waren u.a. die Gold und Blau Sequenz, die schönen Shell of Shell Bomben und das gewaltige Gold und Titansalutfinale.

Letzteres war für meinen Geschmack (und in Anbetracht der Show) schon etwas überdimensioniert, aber sicher ein wichtiger Punkt bei der Entscheidung der Jury.

 

[Die Entscheidung]

Samstag 12.07.2003 Preisverleihung

Am Samstag Abend fand vor dem angekündigtem Pyromusical des Organisators Parente Fireworks die Preisverleihung des Festivals statt.


Der Siegerpokal aus Murano-Glas, hergestellt von Angelo Zennaro

Das offizielle Entscheidung der Jury war die folgende :

1. Fuochi S.r. l. Di Chiarenza
2. Apogèe Fireworks
3. alle anderen Teams

Vor der Übergabe der jeweiligen Auszeichnung wurde noch ein kurzer Ausschnitt aus dem Feuerwerk des Teams gezündet, so dass sich das Publikum nochmals einen kurzen Eindruck von der Show machen konnte.

Neben der offiziellen Auszeichnung gibt es noch zwei Pokale des italienischen Supermarktes "Conad", deren Gewinner anhand von Stimmzetteln, die im Publikum verteilt werden, ermittelt werden.

Hier ging der erste Pokal an die Slowaken von Privatex Pyro, der zweite Pokal ging wieder an den "offiziellen" Sieger Chiarenza.

 

[Abschluss Pyromusical]

Samstag 12.07.2003 Parente Fireworks

Das Parente Pyromusical enthielt eigentlich fast alle der Effekte, die man bereits in den vorangegangenen Feuerwerken bewundern konnte.


Laden und Verkabeln von Bomben


Römer-Fächer


Frontstücke

Der Aufbau auf dem Platz war durch ein modulares System an Baugerüstrohren sehr flexibel, so konnte fast jedem Single Shot, jedem Feuertopf und einer Vielzahl von Römischen Lichtern ein eigener Winkel gegeben werden.


"Racksystem" aus Baustellenrohren

Von der VIP-Area aus wurde dann das Pyromusical "Melody of Fire" mit Parente Firemaster per Funk gezündet.

Das Feuerwerk begann zu "Reflections of earth" von Disney.
Hier gab es tolle Feuertöpfe und Kometen, die taktgenau gezündet wurde.
Danach folgten "Stairway to Heaven" in einer "mystischen" Version und „Beautiful Life“ von Noa.
Anschließend wurde eine sehr beeindruckende Goldpassage zu "I Surrender" von Celine Dion gezündet.
Einen tollen Wasserfall, der zunächst wie eine Bränderkette von Rot nach Grün aussah gab es dann noch zu "May it be" von Enya zu sehen.


Romualdo Parente beim Anbringen des 140 m Wasserfalls

Weitere Musiktitel kamen von Era und Queen und das Feuerwerk endete dann mit lautem Applaus zum einem Titel von Prince Igor.